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Sophia Schliemann in Troja, geschmückt mit dem "Schatz des Priamos". Das Bild ist weltberühmt, doch was weiß man sonst über die Frau an Schliemanns Seite? Hier wird zum erstenmal die dramatische Liebesgeschichte zwischen dem Troja-Entdecker und seiner Frau erzählt, die mehr war als das Anhängsel eines erfolgreichen Mannes.
Heinrich Schliemann wusste genau, was für eine Frau er wollte: Ein griechischer Typ sollte sie sein, schön, mit schwarzem Haar. Und gebildet - für Homer sollte sie sich begeistern. Sophia, auf die seine Wahl fiel, ließ sich aber nicht in sein Wunschschema pressen - der
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Produktbeschreibung
Sophia Schliemann in Troja, geschmückt mit dem "Schatz des Priamos". Das Bild ist weltberühmt, doch was weiß man sonst über die Frau an Schliemanns Seite? Hier wird zum erstenmal die dramatische Liebesgeschichte zwischen dem Troja-Entdecker und seiner Frau erzählt, die mehr war als das Anhängsel eines erfolgreichen Mannes.
Heinrich Schliemann wusste genau, was für eine Frau er wollte: Ein griechischer Typ sollte sie sein, schön, mit schwarzem Haar. Und gebildet - für Homer sollte sie sich begeistern. Sophia, auf die seine Wahl fiel, ließ sich aber nicht in sein Wunschschema pressen - der Konflickt war vorprogrammiert.
Danae Coulmas hat das Leben der ungewöhnlichen Frau erforscht und beschreibt, wie aus der Partnerschaft zwischen Heinrich und Sophia doch noch eine große Liebe entstand, wie Sophia ihre eigene Persönlichkeit gegen den besitzergreifenden, egomanen Heinrich durchsetzte. Eingewoben in die Darstellung ihrer gemeinsamen Entdeckungen erzählt die Autorin die Biografie dieses ungewöhnlichen Paares, das Geschichte gemacht hat.
Autorenporträt
Danae Coulmas, geb. 1934 in Athen, studierte Romanistik, Philosophie und neugriechische Philologie. Sie war publizistisch gegen das griechische Militärregime in intenationalen Medien tätig; anschließend im diplomatischem Dienst ihres Landes beschäftigt. Heute arbeitet sie als Autorin und Übersetzerin. Sie lebt in Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2001

Liebe lernen in Ruinen
Archäologie mit Leidenschaft – am Beispiel von Heinrich Schliemann und seiner griechischen Gattin Sophia
Dass Heinrich Schliemann, der Ausgräber von Troja, ein fragwürdiger Charakter, windiger Geschäftsmann und großer Aufschneider war, hat sich dank etlicher kritischer Biografien längst herumgesprochen. Der Held humanistischer Jugendträume von einst wurde als archäologischer Hasardeur entzaubert; mit seinen räuberischen Grabungsmethoden zerstörte er viele Möglichkeiten der wissenschaftlichen Analyse des Fundortes.
Er war der erste, der 1871 am Hügel Hissarlik in Kleinasien den Spaten ansetzte, weil er sich vorgenommen hatte, die von Homer besungene, von den Griechen belagerte, besiegte und niedergebrannte Stadt zu finden – laut seinen Memoiren stets in Gegenwart seiner Frau Sophia, einer 30 Jahre jüngeren Griechin, die er durch Vermittlung eines Freundes zur Braut bekommen hatte. Doch Sophia war gar nicht dabei, als Schliemann seine größten Funde machte, wie Danae Coulmas anhand der Briefkorrespondenz zwischen den beiden festgestellt hat. Sophia ruhte sich nach einigen Nervenkrisen bei ihren Eltern aus und kümmerte sich um ihr Baby; Schliemann hat ihre Anwesenheit aus demselben Grund erfunden, aus dem er sie überhaupt geheiratet hatte: Er wollte seinen Lebensmythos mit einer dienstbaren Muse schmücken.
Als einer der reichsten Männer Europas konnte er sich die Verwirklichung solcher Männerfantasien leisten: „Sie soll arm, aber gebildet sein”, schrieb er in seinem Bestellbrief an den mit der Mädchensuche beauftragten Freund. Vor allem wünschte er sich blinde und bedingungslose Unterwürfigkeit, doch gerade die sollte er bei der zum Zeitpunkt der Hochzeit knapp 18-jährigen Sophia nicht bekommen. Die Beziehung zwischen beiden – sie eine „Liebesgeschichte” zu nennen, erscheint problematisch – verlief spannungsreich und turbulent, sie bietet allemal Stoff für ein Ibsen-Drama.
Danae Coulmas schildert sie jedoch keineswegs bloß unter Geschlechterkampf-Gesichtspunkten, so naheliegend das wohl wäre. Ihr Buch ist vielmehr von tiefem Verständnis für die seelischen Nöte und Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten dieses sonderbares Paars geprägt. Sie blickt in die Abgründe verkorkster Sexualität und geistiger Unreife, aber sie erkennt in Schliemanns genialischer Besessenheit auch einen menschlichen Wert und in Sophias Fesselung ans Elternhaus auch eine psychologische Entlastung. All dies stellt die Autorin in einem flüssigen, geradezu munteren Stil dar – selten steckt in einem Sachbuch soviel literarisches Talent.
Mehr als ein Mannequin
Der Nachwelt überliefert ist Sophia durch das Bild, auf dem sie den sogenannten Schatz des Priamos trägt (der sich seit dem Zweiten Weltkrieg als Beutekunst in Russland befindet). In Wirklichkeit stammt der Goldschmuck aus einer 1000 Jahre älteren Epoche. Dieses Foto, mit dem Schliemann seine Frau in der Rolle der schönen Helena der Weltöffentlichkeit vorführte, ist vieldeutig: Zum einen bestätigt es Sophias Funktion als Zierat – eine Vorwegnahme moderner Mannequin-Werbung. Zum anderen war es aber zumindest für einen solchen Egomanen wie Schliemann ungewöhnlich, dass er auf dem Höhepunkt seiner Karriere einen Schritt zurück trat und einer Frau, die er ganz allmählich zu respektieren lernte, die Präsentation seines wichtigsten Funds überließ.
Sophia wurde Schliemanns Anforderungen und all den lebenspraktischen Besonderheiten einer internationalen Jet-Set-Existenz allerdings auf die erstaunlichste Weise gerecht. Von einer gekauften Braut mit Gymnasialabschluss verwandelte sie sich binnen weniger Jahre in eine selbstbewusste Gemahlin, archäologische Assistentin und energische Fürsprecherin, die notfalls auch politische Reden vor dem exquisiten Publikum des Londoner Royal Archaeological Institute zu halten in der Lage war. Sie berichtete dort über ihre gemeinsame Arbeit in Mykene, Schliemanns zweiten großen Triumph. Diesmal war sie wirklich dabei gewesen, bei der Entdeckung der goldbefrachteten Königsgräber im November 1876.
So spannend wie das Ausgraben jahrtausendealter Schätze aus Ruinen war, so spannungsvoll gestaltete sich die Schliemannsche Ehe insgesamt. Wahrscheinlich verhinderte bloß die Tatsache, dass Heinrich dauernd auf Reisen war und Sophia meistens allein ließ, eine echte Katastrophe. Aber sehr befriedigend war solches Alleingelassensein für eine junge Frau sicherlich nicht. „Dein einziger Fehler: Abwesenheit”, schrieb sie ihm einmal, wobei sie über seine zwei anderen Fehler, nämlich Jähzorn und Geiz, geflissentlich hinwegsah. Besonders die schon fast karikaturale Pfennigfuchserei des Multimillionärs (in London durfte Sophia mit ihrer Tochter erst nach 7 Uhr abends ins Aquarium gehen, weil es dann nur die Hälfte kostete) lässt an den in vielerlei Hinsicht ähnlichen Alfred Nobel denken, der zur selben Zeit in Paris wohnte wie die Schliemanns – so dass es interessant wäre, zu erfahren,ob die beiden eigentlich jemals Kontakt miteinander hatten.
Aber Nobel hatte das Pech, keine Sophia zu finden, sondern nur ein Wiener Blumenmädchen, das geistig weit unter ihm stand und ihn bloß ausnahm. Sophia Schliemann jedoch war fähig, über ihre Situation zu reflektieren und sich dadurch über sie zu erheben; es gab bei ihr Erkenntnisse „jenseits aller Rollen, die ihr auferlegt worden sind”. Auf dem Boden solcher eigenständigen Erkenntnisse konnte tatsächlich so etwas wie Liebe wachsen – nicht die von Schliemann geforderte automatenhafte, sondern eine tiefe und ehrliche Liebe à la Engastroménos (das war Sophias Mädchenname).
Diese Liebe ging sogar so weit, dass Sophia ihrem – wieder einmal fernen – Mann schrieb: „Ich spüre an meinen Ohren Deine Schmerzen”. 13 Jahre später starb er an einem vereiterten Ohrenabszess – fern von ihr, in Neapel.
BURKHARD MÜLLER-ULLRICH
DANAE COULMANS: Schliemann und Sophia. Eine Liebesgeschichte. Piper Verlag, München 2001. 302 Seiten , Abb. , 38 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Begeisterung lobt Burkhard Müller-Ullrich das Buch der Autorin Danae Coulmas über die ebenso absurde wie erfolgreiche Beziehung zwischen dem selbsternannten Archäologen und Wissenschafts-Hasardeur Heinrich Schliemann und seiner "gekauften Braut", der fast dreißig Jahre jüngeren Griechin Sophia Engastroménos. Die Autorin beschreibe anhand des Briefwechsels der Eheleute, dass Schliemann seine Taten mit einer "dienstbaren Muse" habe schmücken wollen: er beauftragte seinen Freund, eine arme, aber gebildete Braut für ihn zu finden. Das Buch zeigt, so Ullrich, wie Sophia vom reinen Ornament zu einer Frau heranreift, die auch eine politische Rede vor dem Londoner Royal Archeological Institute halten konnte und der Schliemann die Präsentation seines wichtigsten Fundes, des angeblichen Schatzes des Priamos, überlässt. "Selten steckt in einem Sachbuch so viel literarisches Talent", so das Fazit des Rezensenten.

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