Marktplatzangebote
23 Angebote ab € 1,00 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Monaldi & Sorti - das neue italienische Autorenduo von internationalem Rang.
Rom im Frühjahr 1501: Der schöne Frauenheld Salaì, ein dickköpfiger Dieb und Lügner, trifft mit seinem Stiefvater aus Florenz ein. Was dieser nicht weiß: Salaì hat den Auftrag, ihn auszuspionieren und einen unbekannten Herrn aus Florenz auf dem Laufenden zu halten. Durch den blutigen Mord an einem päpstlichen Skribenten stoßen die beiden auf einen seltsamen Klub deutscher Prälaten, Bankiers und Literaten, der mit allerlei Fälschungen die größte Revolution aller Zeiten vorbereitet. Was Salaì hier aufdeckt, war schon…mehr

Produktbeschreibung
Monaldi & Sorti - das neue italienische Autorenduo von internationalem Rang.
Rom im Frühjahr 1501: Der schöne Frauenheld Salaì, ein dickköpfiger Dieb und Lügner, trifft mit seinem Stiefvater aus Florenz ein. Was dieser nicht weiß: Salaì hat den Auftrag, ihn auszuspionieren und einen unbekannten Herrn aus Florenz auf dem Laufenden zu halten.
Durch den blutigen Mord an einem päpstlichen Skribenten stoßen die beiden auf einen seltsamen Klub deutscher Prälaten, Bankiers und Literaten, der mit allerlei Fälschungen die größte Revolution aller Zeiten vorbereitet. Was Salaì hier aufdeckt, war schon immer für alle sichtbar - aber niemand will davon wissen... Eine allzu gefährliche Angelegenheit für den konfusen, unschlüssigen Stiefvater, der seine Zeit mit bizarren Erfindungen verschwendet: ein gewisser Leonardo da Vinci.
Autorenporträt
Rita Monaldi (geboren 1966), Altphilologin, lebt mit ihren beiden Kindern in Rom und in Wien. Gemeinsam mit Francesco Sorti hat sie mehrere internationale Bestseller verfasst. Nach dem Boykott ihres Debüts durch kirchennahe Kreise in Italien haben sich die Autoren entschlossen, ihre Bücher nicht mehr in ihrem Heimatland zu veröffentlichen.

Francesco Sorti (1964), Musikwissenschaftler, lebt mit seinen beiden Kindern in Rom und in Wien. Gemeinsam mit Rita Monaldi hat er mehrere internationale Bestseller verfasst. Nach dem Boykott ihres Debüts durch kirchennahe Kreise in Italien haben sich die Autoren entschlossen, ihre Bücher nicht mehr in ihrem Heimatland zu veröffentlichen.

Annette Kopetzki, geboren in Hamburg, war Lektorin für deutsche Literatur in Italien und promovierte über literarische Übersetzung. Veröffentlichungen und Seminare über interkulturelle Germanistik und Übersetzungstheorie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2008

Das Tacitus-Komplott

Deutschlands Urtext, die "Germania" von Tacitus, ist eine Fälschung, Leonardo da Vinci ein Stümper und der Borgia-Papst Alexander VI. ein großer Mann: Das behauptet zumindest das italienische Autorenpaar Francesco Sorti und Rita Monaldi. Ihr Roman "Die Zweifel des Salaì" ist in seiner stilistischen Meisterschaft und der genau kalkulierten Komik ein grobianistisches Lesevergnügen. Und der italienische Bucherfolg der Saison.

Von Dirk Schümer

Kein anderer Text hat das deutsche Nationalbewusstsein und vor allem den aggressiven deutschen Nationalismus so sehr beeinflusst wie die "Germania" des Tacitus. Der Traktat des römischen Politikers und Historikers, um das Jahr 100 verfasst, wurde bald nach seiner Entdeckung durch italienische Humanisten von deren deutschen Kollegen als Beweis für Uradel, Reinheit und Überlegenheit der nordalpinen Kultur gegenüber der welschen Verweichlichung herangezogen. Deutsche Romantiker, allen voran Fichte, bedienten sich bei Tacitus-Zitaten zur Treue der germanischen Frau und Frömmigkeit der Krieger ebenso wie die späteren Rassisten Gobineau und Chamberlain, die in dem Germanen partout einen reinblütigen Gegenentwurf zur mediterranen Promenadenmischung erblicken wollten. Und noch Hitler und Himmler versuchten, das älteste erhaltene Tacitus-Manuskript im Zweiten Weltkrieg mit List und Gewalt in ihre Hände zu bringen.

Und was wäre, wenn sich das ganze Opus als grandiose Fälschung erwiese? Wenn kein Tacitus dieses Büchlein über eine Unzahl von versumpften Stämmen mit merkwürdigen Gebräuchen geschrieben hätte? Wenn es sich um einen Betrug schlauer, geschäftstüchtiger Fälscher aus dem fünfzehnten Jahrhundert handelte, die mit ihrem getürkten Fund die Nachfrage nach antiken Texten ebenso befriedigten wie die Sehnsucht, irgendetwas Vorzeitliches über Europas neue Wirtschaftsmacht nördlich der Alpen zu erfahren?

Ein ganzes Wissenschaftsgebäude würde einstürzen, Lehrstühle würden wackeln, Editionen der Lächerlichkeit preisgegeben. Und noch bestürzender: Die mächtige, unselige Lehre von germanischem Volkstum und deutscher Wesensart würde sich als schlechter Treppenwitz herausstellen, als Missverständnis von Anfang an.

Die beiden Autoren, die diese Version der Geschichte erzählen, sitzen in Rom im eindrucksvollen Vierkantpalazzo der Delle Rovere, ein paar Schritte vom Vatikan, unter herrlichen Fresken des Pinturicchio aus dem frühen sechzehnten Jahrhundert - heute ein Restaurant. Rita Monaldi und Francesco Sorti haben einen Roman geschrieben, der in diesen Gemächern spielt - oder sozusagen gleich um die Ecke im Rom der päpstlichen Nepoten und Geheimschreiber, welches seit mindestens zweihundert Jahren die Phantasie von Schriftstellern, aber auch Historikern erblühen lässt. Einziger Unterschied: "Die Zweifel des Salaì", das in diesen Tagen auf Deutsch erscheint, mischt die deutsche Frühgeschichte der Renaissance gewaltig auf und nimmt die geifernde Papstkritik der Luther-Zeit wie eine große Büttenrede auf den Arm.

Das Genre des historischen Thrillers bedienen Monaldi/Sorti dabei mit Grandezza: Sie lassen Leonardo da Vinci im päpstlichen Rom des sittenlosen Borgia-Papstes ermitteln, lassen polternde alemannische Intriganten am Papstthron sägen und einen toskanischen Straßenjungen, Leonardos Ziehsohn Salaì eben, die erotischen und kulinarischen Genüsse Roms durchkosten. Den Mythos der "Germania" des Tacitus flechten die beiden Autoren, die bisher eine ganze Romanserie über barocke Diplomatie zwischen Habsburg, dem Osmanenreich und dem Papsttum verfasst haben, en passant in ihre Intrige ein.

Zweifel an der Authentizität des Urbuches allen Germanenkults seien ihr bereits im Studium der Philologie gekommen, erzählt Rita Monaldi. Dass sie damit nicht allein war, sondern dass immer wieder Historiker die "Germania" zur Fälschung erklärten, sei ein gutes Gefühl bei der Arbeit gewesen. Wissenschaftlich hat indes kein Zweifler seine Argumentation überlebt. Wer am Riesenbau der antiken Philologie rüttelte, ob der Brite John Wilson Ross und der Franzose Polydore Hochart im neunzehnten oder Harvard-Professor Leo Wiener im zwanzigsten Jahrhundert, wurde totgeschwiegen.

Dabei ist schon die Auffindung des Manuskripts der "Germania" eine dubiose Geschichte. 1455 gelangte die einzige Handschrift, die das Mittelalter überdauert hatte, vorgeblich aus dem Kloster Hersfeld nach Italien, wo sie Poggio Bracciolini, Humanist und Verfasser erotischer Erzählungen, schnell herausgab. Der Urtext verschwand auf unerklärlichen Wegen, während Italiens Humanisten ihre Editionen und Kommentare versilbern konnten. Das älteste Manuskript des Werkes, der Codex Aesinas, datiert aus dem fünfzehnten Jahrhundert und wurde 1906 zufällig in einer Adelsbibliothek im Marken-Städtchen Jesi entdeckt.

Rita Monaldi und Francesco Sorti haben im Nachwort ihres Romans die aufregende Geschichte dieses Codex dokumentiert. Hitler erbat sich den germanischen Urtext vom Duce 1936 als Geschenk, doch die Ausfuhr an die neuen Germanen scheiterte an der Empörung in Italien. 1944 ließ Himmler dann von einer SS-Kunstraubtruppe des "Ahnenerbes" die drei Familienpaläste der Besitzer, der Grafen Balleani, aufbrechen, verwüsten und durchstöbern. Doch das gut versteckte Buch fanden sie nicht. Heute liegt der Codex Aesinas, arg zerstört durch das Hochwasser von Florenz, unter der Registratur VE 1631 in der römischen Nationalbibliothek und ist für jedermann einsehbar.

Quasi nebenbei erinnern Monaldi/Sorti noch daran, dass einer der maßgeblichen Tacitus-Forscher und -Editoren, Herbert Jankuhn, bei Himmler im "Ahnenerbe" als Obersturmbannführer pseudogermanische Funde aus ganz Europa systematisch raubte - und dennoch nach 1945 bis zu seinem Tod 1990 als Professor für Vor- und Frühgeschichte und als Vorsitzender in der Göttinger Akademie-Kommission für Altertumskunde weiter wirkte. Diese wahrhaft nicht untypische Nachkriegskarriere eines Historikers zeugt vom verzweifelten Bemühen, für die oft wirren Angaben des Tacitus irgendwelche archäologischen Fundstücke zum Beweis heranzuziehen.

In der Tat gleichen die Fußnoten, etwa der soliden Tacitus-Edition von Manfred Fuhrmann bei Reclam, einer Pannenstatistik. Allerorten fabuliert oder irrt Tacitus und muss vom Herausgeber korrigiert werden. Daher kam die Forschung zur Vermutung, Tacitus sei nie in Germanien gewesen, erzähle höchstens vom Hörensagen und halte seiner als dekadent empfundenen römischen Senatorenwelt die germanische Unverdorbenheit als Kulturkritik entgegen. Dennoch bleibt der Befund, dass man über Tacitus' Leben fast nichts weiß. Fuhrmann schreibt: "Die taciteische ,Germania' hat in der gesamten antiken Literatur nicht ihresgleichen; sie ist als Spezialschrift über ein fremdes Volk ein Unikum." Dass das Werk in einer mittelalterlichen Handschrift, einem karolingischen Translationsbericht des Rudolf von Fulda, zitiert wird, ist für Monaldi/Sorti kein Grund, es für original zu erachten: Was wäre, wenn ein Humanist um dieses eine Zitat einer ansonsten verlorenen "Germania" ein komplett neues Werk herumfabuliert hätte?

Als Romanciers, die erzählen, anstatt den wissenschaftlichen Beweis durchzufechten, wählen Monaldi/Sorti den Weg der Ridikülisierung. Als ihr Erzähler, der Straßenjunge Salaì, die Ethnographie des Tacitus entziffert, laufen ihm die Lachtränen über die Wangen. Dutzende exotischer Stammesnamen wie Dulgubnier und Naharnavaler und merkwürdige Bräuche lassen den unverbildeten Leser stutzen. Lasen die Germanenpriester, diverse davon in Frauenkleidern, die Zukunft wirklich aus dem Schnauben ihrer Pferde? Liefen die Chatten als haarige Monster durchs Land? Warum schreibt Tacitus nicht einfach von Bier, wenn er ein berauschendes Getränk aus Getreide erwähnt?

In der Romanversion liest sich dieser Tacitus als schlauer Humanistenscherz, der dann schnell eine ungemeine Wirkung bei den echten Deutschen entfaltete, die sich partout eine noble Abkunft verschaffen wollten. Dass der echte oder fiktive Tacitus - sein Name bedeutet "der Schweigsame" - vom widerwärtigen Land, vom ewigen Nebel und von Kälte im Norden schreibt, dass seine Germanen dem Suff und dem Würfelspiel ergeben sind und es als echte Faulpelze zu keiner höheren Lebensart gebracht haben, wurde, anders als das Lob der reinen Rasse, des Mutes und des Ehelebens, lieber ignoriert.

"Die Zweifel des Salaì" bauen die Fälschungsgeschichte der "Germania" in eine andere Intrige ein: die systematische Schmähung des Borgia-Papstes Alexander VI., vor allem gestützt auf die Tagebücher des päpstlichen Zeremonienmeisters Burkard, eines Straßburgers. Im kompletten Manuskript, das erst nach dem Tod des Verfassers auftauchte, werden dem Borgia die unglaublichsten Missetaten und Orgien zugeschrieben, obwohl es vorher in sechsunddreißig Jahren als Kardinal keine Einwände gegen den Kirchenmann gegeben hatte. Mit über sechzig holte er dann Prostituiertenballette in den Vatikan, machte sich als Giftmörder und Vater seines eigenen Enkels als eine Art Ur-Fritzl einen üblen Namen, der bis in die Schulbücher einen teuflischen Klang hat. Bei einer Ortsbesichtigung in Burkards altdeutsch-trutzigem Palast mitten in der römischen Innenstadt erzählen Monaldi/Sorti amüsiert von der Vorgeschichte des päpstlichen Zeremoniars: Er wurde in seiner Heimat Straßburg wegen gefälschter Manuskripte verurteilt.

Für Monaldi/Sorti beruht indes Burkards Tagebuch selbst auf einer propagandistischen Fälschung. Nur so kommt der Tacitus, der vermeintlich die Römer als verderbt und die Germanen als rein schildert, mit den Intentionen der vorreformatorischen Papstkritik prima auf einen Nenner: Das päpstliche Rom um 1500 wird zur Hure Babylon, von dem sich das missgeleitete Deutschland lossagen sollte. Beruhte also auch Luthers und Zwinglis Reformation auf einer propagandistischen Fabel? Ein dicker Happen für einen einzigen Roman, wenn diese Mutmaßung auch nur mit leichter Hand angedeutet wird. Doch als wären die Rehabilitierung des sprichwörtlich perversen Borgia-Papstes und die Attacke auf den Germania-Mythos für einen Roman nicht schon starke Stücke, nehmen es Monaldi/Sorti auch noch mit dem Universalgenie Leonardo da Vinci auf.

In den Augen seines unartigen Schülers Salaì wird der kitschige Held von Dan Brown hier zum Tölpel, der kein Bild fertiggemalt kriegt und seine Maschinen aus griechischen Manuskripten verkehrt kopiert, so dass die Apparate nie funktionieren können. Vor allem diese Konstellation zwischen dem ewig bankrotten und nach Aufträgen suchenden Genie-Darsteller Leonardo und seinem bauernschlauen Zögling macht "Die Zweifel des Salaì" nicht nur zu einem Historienkrimi auf dem Niveau von Ecos "Name der Rose", sondern auch zu einem grobianistischen Lesegenuss. Wie Monaldi/Sorti mit absichtlich mangelhafter Orthographie im ungebildet-pornographischen Tonfall ihres Erzählers die hehre Welt von Kopernikus und Leonardo konterkarieren, ist selber ein Meisterstück der stilistischen Fälschung; ahmen sie damit doch den Schelmenroman von Renaissance und Barock nach, der über Italien hinaus mit Rabelais, Cervantes, Grimmelshausen gewaltige Meisterwerke hinterließ.

Dass die beiden Autoren bei allem Hohngelächter über die Überlieferung die literarische Tradition hochschätzen, machen die stilistische Meisterlichkeit und die genau kalkulierte Komik von "Die Zweifel des Salaì" sonnenklar. Nur manche Überlieferungen - ob sie nun von Germaniens Recken oder von hurenden Päpsten oder hellsehenden Renaissance-Genies handeln - haben für diese Autoren einen verdächtigen Beigeschmack. Geschichte als Fälschung und Fabel - davon handeln die Zweifel des Salaì. Er kann sie nur zerstreuen, indem er dasselbe tut wie die Fälscher: Er erzählt eine Geschichte.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Für Rezensentin Hilal Sezgin sind Krimis längst die besseren historischen Romane, was ihr auch der neue Wurf des italienischen Autorenpaars aus der Zeit Leonardo da Vincis eindringlich bewiesen hat. Mit ”historischer Üppigkeit, Witz und Respektlosigkeit” hätten die Altphilologin und der Musikwissenschaftler darin über einen Ziehsohn des Renaissance-Künstlers geschrieben, der in eine Verschwörung gegen Borgiapapst Alexander VI. hineingezogen worden ist. Nicht nur die Geschichte selbst scheint außerordentlich gelungen, auch die Akribie, mit der die beiden Autoren ihre Fiktion historisch belegen, beeindruckt die Rezensentin sehr. Besonders die Schilderung Leonardos als ”eitler, alltagsuntauglicher Träumer”, dessen Konstruktionen sich mitunter als ebenso untauglich erweisen, sorgt für das gesteigerte Interesse der Rezensentin an diesem Roman, da sie hier einen Fall von ”Anti-Helden-Geschichtsschreibung” vorliegen sieht.

© Perlentaucher Medien GmbH