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Dieser Kanon mit 43 Dramen von 23 Autoren ist repräsentativ für die Typenvielfalt und die Geschichte der deutschsprachigen Dramatik, mit Werken, die überdauert haben, die auf den Bühnen ständig gespielt werden, die bis heute lesbar geblieben sind.
Vom bürgerlichen Trauerspiel zur klassischen Tragödie, vom Geschichtsdrama zum Milieustück, vom sozialen Drama zum Weltspiel, von der Gesellschaftskomödie zum phantastischen Lustspiel, vom epischen Theater zur theatralischen Groteske, vom Volksstück zum politischen Theater reicht das Spektrum.

Produktbeschreibung
Dieser Kanon mit 43 Dramen von 23 Autoren ist repräsentativ für die Typenvielfalt und die Geschichte der deutschsprachigen Dramatik, mit Werken, die überdauert haben, die auf den Bühnen ständig gespielt werden, die bis heute lesbar geblieben sind.

Vom bürgerlichen Trauerspiel zur klassischen Tragödie, vom Geschichtsdrama zum Milieustück, vom sozialen Drama zum Weltspiel, von der Gesellschaftskomödie zum phantastischen Lustspiel, vom epischen Theater zur theatralischen Groteske, vom Volksstück zum politischen Theater reicht das Spektrum.
Autorenporträt
Marcel Reich-Ranicki, geboren 1920 in Wloclawek an der Weichsel, ist in Berlin aufgewachsen. Er war 1960 - 1973 ständiger Literaturkritiker der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" und leitete 1973 - 1988 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Redaktion für Literatur und literarisches Leben. In den Jahren 1968/69 lehrte er an amerikanischen Universitäten, 1971 - 1975 war er ständiger Gastprofessor für Neue Deutsche Literatur an den Universitäten von Stockholm und Uppsala, seit 1974 ist er Honorarprofessor an der Universität Tübingen, in den Jahren 1991/1992 bekleidete er die Heinrich-Heine-Gastprofessur an der Universität Düsseldorf. Seit 1988 leitete er das "Literarische Quartett" im Zweiten Deutschen Fernsehen.
Reich-Ranicki erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem: die Ehrendoktorwürde der Universitäten Uppsala, Augsburg, Bamberg und Düsseldorf, den Ricarda-Huch-Preis (1981), den Thomas-Mann-Preis (1987), den Bayerischen Fernsehpreis (1991), den Ludwig-Börne-Preis (1995), die Ehrendoktorwürde der Berliner Humboldt-Universität (2007), den Henri Nannen Preis für sein journalistisches Lebenswerk (2008), die Ehrenmedaille für Literatur der Ludwig-Börne-Stiftung (2010), den Internationalen Mendelssohn-Preis (2011) sowie den Kulturpreis der B.Z. für sein Lebenswerk (2012).
Marcel Reich-Ranicki verstarb im September 2013.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Hubert Spiegel findet die Auswahl dieses deutschen Dramenkanons (dreiundvierzig Stücke von dreiundzwanzig Autoren) höchst subjektiv. Doch betrachtet er Subjektivität als legitimes Kriterium. Den erstens habe Reich-Ranicki nie behauptet, objektiv zu sein. Und zweitens wäre ein Kanon, an dem es nichts zu beanstanden gäbe, "nicht makellos, sondern langweilig". Kritisch findet der Rezensent allerdings, dass es nach 1945 nur noch "ein Stück je Dramatiker" gibt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.12.2004

Das ist aber nicht objektiv!
Dreiundvierzig Theaterstücke von dreiundzwanzig deutschen Autoren: Marcel Reich-Ranickis Dramenkanon

Der erste Dramenkanon, den Marcel Reich-Ranicki aufgestellt hat, trägt den Titel "Die schönste Zuflucht: Das Theater". So heißt jenes Kapitel im ersten, den Jahren 1920 bis 1938 gewidmeten Teil seiner Erinnerungen "Mein Leben", das die Theatererlebnisse des jungen Marcel Reich-Ranicki im Berlin der dreißiger Jahre beschreibt. Auf zwei Dutzend Seiten erzählt Reich-Ranicki hier von seinen Theatererlebnissen: Der Stehplatz im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt kostete eine Mark, dafür gab es Shakespeare, Molière, Goldoni, Aischylos.

Gründgens und Hilpert setzten die Klassiker der Weltliteratur auf den Spielplan, weil die Nazis die meisten guten Gegenwartsautoren wie Sternheim, Brecht, Bruckner, Hasenclever, Wedekind oder Barlach verboten hatten. Als Jürgen Fehlings legendäre Inszenierung von "Richard III." am 2. März 1937 Premiere hatte, war der junge Reich-Ranicki, noch keine siebzehn Jahre alt, im Publikum. Die Leibgarde Richards steckte in schwarzsilbernen Uniformen, die an die SS erinnerten, die Mörder des Herzogs von Clarence hatten Braunhemden an. Fehlings Absicht war eindeutig, aber Reich-Ranicki bezweifelt, daß der Protest gegen die braune Herrschaft auch jene erreicht hat, die nicht ohnehin bereits Opposition bezogen hatten. Kein Zweifel, von der politischen und pädagogischen Wirksamkeit des Theaters hatte Reich-Ranicki nie eine besonders hohe Meinung. Für ihn ist die Literatur keine moralische Veranstaltung, jedenfalls nicht in erster Linie.

Aber das Theater hat ihn zeitlebens beeindruckt und begeistert. Der Gymnasiast sah "Emilia Galotti" und "Götz von Berlichingen" mit Heinrich George, Luise Ullrich als "Jungfrau von Orleans" und Käthe Gold als Klärchen in Goethes "Egmont", in die der Fünfzehnjährige sich 1935 Hals über Kopf verliebte. Wenn nun ausgerechnet der "Egmont" die vier Dramen anführt, die Reich-Ranicki von Goethe in seinen Dramenkanon aufgenommen hat, ist das dann nicht ein fatales Indiz dafür, daß jene recht haben, die dem Kritiker vorwerfen, die Auswahl seines Kanons sei in höchstem Maße subjektiv und beruhe auf persönlichen Neigungen und Vorlieben?

Doch, so ist es. Von Anfang an, von den zwanzig Bänden des Romankanons (2002) über die zehn Bände des Kanons der Erzählungen (2003) bis zum neuen achtbändigen Dramenkanon, hat Marcel Reich-Ranicki die Auswahl aus dem Bestand der deutschen Literatur einzig und allein seinen Neigungen, seinen Vorlieben, seiner Erfahrung und seinen Überzeugungen gemäß getroffen. Er hat aber auch nie etwas anderes behauptet. Wer ihm vorwirft, sein Kanon entbehre der Objektivität und könne daher nicht allgemein verbindlich sein, rennt offene Türen ein. Es gibt keinen Kanon, der nicht umstritten wäre, und es kann ihn nicht geben. Ein Kanon, gegen den sich kein Einwand erhebt, ist nicht makellos, sondern langweilig.

Hier also haben wir nun 43 Theaterstücke von 23 Autoren. Dreimal Lessing (Minna, Emilia und Nathan), viermal Goethe (Egmont, Iphigenie auf Tauris, Tasso und Faust I), dreimal Schiller (Wallenstein, Maria Stuart, Wilhelm Tell). Nach Kleist (Zerbrochner Krug, Käthchen, Prinz von Homburg) wird nur noch zwei Autoren die Ehre zuteil, mit drei Dramen vertreten zu sein: Schnitzler und Brecht. Nach 1945 gibt es überhaupt nur noch ein Stück je Dramatiker. Ist das zu rechtfertigen? Von Hauptmann "Die Ratten" und "Vor Sonnenuntergang", aber von Botho Strauß nur "Groß und klein"? Von den zwei Dutzend Stücken Thomas Bernhards nur "Die Macht der Gewohnheit", das geniale Künstlerdrama? Nein, das zwanzigste Jahrhundert ist zu schwach vertreten. Wo ist Elfriede Jelinek, wo Kroetz?

Wer braucht diesen Kanon? Wer liest Dramen? Jeder möge an sich selbst erproben, ob die Lektüre von Theaterstücken wirklich so fade und unerträglich ist, wie oft behauptet wird. Die Sprachmusik von Goethe oder Kleist, der Rhythmus in den Dialogen Thomas Bernhards bedürfen nicht der großen Bühne. Man kann diesen Kanon mit den Worten verschenken, die der unvergessene Georg Hensel einmal als Widmung in seinen Theaterführer "Spielplan" schrieb: Es war der Wunsch, daß der Beschenkte nicht jedes Stück, das hier Erwähnung findet, sehen muß, aber daß er alle sehen kann, die er sehen möchte. Lesen kann er sie jetzt schon.

"Der Kanon". Die deutsche Literatur. Dramen. Herausgegeben von Marcel Reich-Ranicki. Acht Bände und ein Begleitband im Schuber. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2004. 4500 S., br., 98,- [Euro].

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