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In diesem vielstimmigen Roman erzählt Jagoda Marinic poetisch und sensibel von Heimat und Identität als Voraussetzung für ein erfülltes Leben und die Freiheit, seinen Ort in der Welt zu finden. Mia ist am Ziel ihrer Wünsche: Sie erreicht in Kanada endlich den Durchbruch als Fotografin. Aber mit der ersten großen Auszeichnung, die sie ins Herz der Künstlerszene katapultiert, stellt sich nicht das große Glück ein, sondern die Blockade. Rafael, ihre große Liebe, überredet sie zu einer Reise nach Berlin, der Stadt, in der sie aufgewachsen ist. Als junges Mädchen war sie vor allem an einem Ort…mehr

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Produktbeschreibung
In diesem vielstimmigen Roman erzählt Jagoda Marinic poetisch und sensibel von Heimat und Identität als Voraussetzung für ein erfülltes Leben und die Freiheit, seinen Ort in der Welt zu finden. Mia ist am Ziel ihrer Wünsche: Sie erreicht in Kanada endlich den Durchbruch als Fotografin. Aber mit der ersten großen Auszeichnung, die sie ins Herz der Künstlerszene katapultiert, stellt sich nicht das große Glück ein, sondern die Blockade. Rafael, ihre große Liebe, überredet sie zu einer Reise nach Berlin, der Stadt, in der sie aufgewachsen ist. Als junges Mädchen war sie vor allem an einem Ort glücklich: Im Restaurant Dalmatia ihrer Tante Zora im Wedding. Dorthin kehrt sie zurück und diese Rückkehr wird eine Reise ins Gestern, ins Westberlin der Wendezeit und nach Kroatien, das Land ihrer Eltern. Eine Suche nach Mias Jugend beginnt und es entsteht das Porträt charakterstarker Menschen wie Zora und deren Sohn Ivo, Mias Großmutter und Mutter, und wie nebenbei erzählt sich die Geschichte zweier Länder Europas, mit denen ihre Leben verwoben sind. Denn all diese Geschichten sind auch Mias Geschichte ... »Jagoda Marinic ist eine großartige Schriftstellerin, ganz nach meinem Herzen.« Michael Krüger
Autorenporträt
Jagoda Marinic ist gebürtige Kroatin und deutsche Autorin und Kolumnistin. Mit ihrem Erstling "Eigentlich ein Heiratsantrag" (2001) landete sie mit nur 23 Jahren einen großen Erfolg bei Kritik und Publikum. Für den Erzählband "Russische Bücher" (2005) erhielt sie den Grimmelshausen-Förderpreis. Ihr Roman "Die Namenlose" war für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert und wurde vom Magazin "Der Spiegel" zu den wichtigsten Neuerscheinungen des Jahres 2007 gezählt. Nach längeren Aufenthalten in Zagreb, Split, New York und Berlin lebt und arbeitet Jagoda Marinic derzeit in Heidelberg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Allzu selten bekommt Sibylle Birrer so etwas zu lesen. Wenn die in Kroatien geborene, in Deutschland lebende Jagoda Marinić über Identitätsverlust und Identitätssuche schreibt, von Heimatlosigkeit und fast beiläufig von den großen Verwerfungen erzählt, die der Balkankrieg oder der Mauerfall in Berlin bedeuten, spitzt Birrer die Ohren. Auch wenn ihr die Bezeichnung "Roman" für dieses Buch zu hoch greift, das ohne ausgestaltete Konstruktion auskommt und eher skizzenhaft, situativ, in der Weise von Momentaufnahmen Vergangenheit und Gegenwart zwischen Split, Berlin und Toronto sowie Figurenporträts präsentiert - der Ton des Ganzen stimmt, findet sie. Und in der Brüchigkeit der Konstruktion spiegelt sich für Birrer schließlich auch das Thema dieser Autorin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.09.2013

Einmal Balkanteller für Hartgesottene, bitte
Vom Berliner Wedding nach Toronto und wieder zurück: Jagoda Marinic bringt das schwierige Erbe des ehemaligen Jugoslawien auf den Tisch

Zugegeben, der Balkan-Grill um die Ecke gehört hierzulande nicht gerade zu jenen kulinarischen Tempeln, die selbsternannte Gourmets massenhaft stürmen. Was in Restaurants mit Namen wie "Split" oder "Dubrovnik" über die Theke geht, ist meilenweit entfernt von der neudeutschen Haute Cuisine oder dem angesagten vegetarisch-veganen Lifestyle des urbanen Hipsters. Beim Jugoslawen, wie es bis heute heißt, gibt es Seelennahrung für Hartgesottene, Fleischberge mit eingelegten Zwiebeln und Bohnensalat. Diese Restaurants sind ein museales Relikt der Gastarbeiterepoche, die seit 1968 auch Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien zu Abertausenden nach Deutschland strömen ließ.

Für Mia aus dem zweiten Roman von Jagoda Marinic wird eine solche Kneipe am unfeinen Ende der Brunnenstraße im Berliner Wedding zum Herzstück einer Familiensaga, die sich zwischen Kanada, dem proletarischen Berlin und dem bergigen Hinterland der dalmatinischen Küste bewegt. Als Kind kroatischer Gastarbeiter in Deutschland aufgewachsen, nutzte Mia einen Studienaufenthalt im kanadischen Toronto, um ihre Vergangenheit und die ganze balkanesische Mischpoke elegant loszuwerden: die bleierne Bodenständigkeit der Familie und das graue Deutschland, in dem man auch nach Jahrzehnten noch ewig gefragt wird, wo man herkommt, nur weil der Name nicht klassisch eingeboren klingt.

Im kosmopolitischen Toronto, wo man politisch korrekt frei ist von Indiskretionen zum ethnischen Status, hängt sie das Studium bald an den Nagel und avanciert zur erfolgreichen Fotografin. Nach der ersten großen Vernissage verflüchtigt sich unerwartet die Leichtigkeit des Seins, und eine merkwürdige Leere kommt über sie. Ihr Freund, ganz mit dem Glauben an den pursuit of happiness verwachsen, schickt sie erst zum Therapeuten und danach, als sie schroff ablehnt, empfiehlt er eine Selbsttherapie: Zurück nach Hause, als wäre dieses ,Zurück' ein Ort, der auf einen wartet, der dasteht, selbst wenn man sich verspätet, wie warme Suppe auf Großmutters Herd.

Genauso aber kommt es, als Mia in der Nähe des Rosenthaler Platzes an einem kalten, schneereichen Berliner Januartag eine ungelenke Werbung für einen billigen Mittagstisch entdeckt, die nur von ihrer Tante Zora stammen kann. Wie in einem Puzzle setzt Mia nun aus eigenen Erinnerungen und Erzählungen Zoras die Seelen- und Gefühlslandschaft ihrer Familie und ihrer selbst neu zusammen.

Aus dem trüben Berliner Januarlicht entstehen Bilder der Kindheit im Wedding, der Sommerurlaube im kroatischen Dorf, der Eltern, die als junges Ehepaar nach Deutschland kamen, der Geschwister und der Großmutter, die zwischen Tod und noch nicht tot nicht mehr recht unterscheiden will. Zwischen die Erinnerungsfetzen drängen sich Begegnungen mit alten Bekannten wie Jesús, dem Spanier, der als intellektueller Bohemien in Berlin lebt und inzwischen von Zora mit ihrem schwachen Herzen für hungrige Seelen durchgefüttert wird.

Nach und nach werden Mia die schmerzhaften Leerstellen in der eigenen Gefühlswelt bewusst, die jenem Deutschland geschuldet sind, über das die Eltern nie sprachen, weil es eben nur eine Durchgangsstation war, ein Provisorium. Alles, was sie empfanden, war eine devote Dankbarkeit gegenüber dem Gastland, das nie eine Geste des Dankes zurückschickte. Wo, fragt Mia bitter, ist das Ellis Island Berlins, wo sind die Berliner Geschichten, die leuchten könnten? Gleichzeitig zerfällt das, was in Kanada als Liebe und Halt erschien, vor der Berliner Kulisse zu oberflächlichem Besorgnisstaub.

Hier geht es plötzlich nicht mehr nur um die nordamerikanische Selbstfindung, sondern um komplizierte europäische Geschichten zwischen vielen Kriegen, die wie Schadstoffe vom ungesunden Rauchen in der Lunge kleben bleiben. Was die Teilung und die Wiedervereinigung anbelangt, so scheinen Deutsche und ehemalige Jugoslawen im Konträren doch gleich zu sein. Während die einen nach der Vereinigung zunächst glaubten, sie seien einander zu fremd geworden, um im selben Land zu leben, lamentieren die Völker im ehemaligen Jugoslawien nach dem sie entzweienden Krieg, dass sie einander eigentlich zu ähnlich seien, um in so vielen verschiedenen kleinen Ländern zu leben.

Jagoda Marinic wurde 1977 als Kind kroatischer Eltern im schwäbischen Waiblingen geboren und machte bisher vor allem mit Erzählungen, Essays und Theaterstücken auf sich aufmerksam. Ihr neuer Roman setzt den sogenannten Gastarbeitern aus dem ehemaligen Jugoslawien, die über Nacht zu Serben, Kroaten, Bosniern oder Montenegrinern wurden und über Jahre nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten, ein Denkmal. Das Blutbad in ihrer Heimat verfolgten viele fassungslos vor deutschen Fernsehern und kehrten mit Pässen von neuen Staaten nach Hause zurück.

Eine Freundin eines konventionell an der Handlung klebenden Schreibens ist diese Autorin nicht. Man muss das Buch aufmerksam lesen, um die seelischen Konflikte der Figuren zu entschlüsseln und ein Gefühl zu entwickeln für den Bruch zwischen den Generationen, für jenes Gestern im Heute, das taub mache, wie Mia meint. Wer sich auf die subtile Sprache dieser assoziativ geschriebenen, lyrischen Prosa einlässt, dem wird dies auch gelingen.

SABINE BERKING.

Jagoda Marinic: "Restaurant Dalmatia". Roman.

Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2013. 240 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Jagoda Marinic' Roman
'Restaurant Dalmatia' funkelt vor Erzähltalent. Was die 320 Seiten zum Funkeln
bringt, ist die klare, poetische Sprache. " Katharina Koruhn Stuttgarter Nachrichten, 07.09.2013