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Berlin-Mitte - eine große Bühne? Längst wird Politik in den Medien gemacht und allzu leicht wird dabei übersehen, dass die öffentliche Selbstinszenierung vor allem eines offenbart: Der Bezug zur Wirklichkeit geht mehr und mehr verloren, die Kluft zwischen Regierenden und Regierten wird immer größer. In aller Deutlichkeit legt Tissy Bruns den Finger in die Wunde "Demokratieverdrossenheit" und zeigt zugleich, was sich ändern muss - die spannende Analyse einer der bekanntesten Journalistinnen des Landes.

Produktbeschreibung
Berlin-Mitte - eine große Bühne? Längst wird Politik in den Medien gemacht und allzu leicht wird dabei übersehen, dass die öffentliche Selbstinszenierung vor allem eines offenbart: Der Bezug zur Wirklichkeit geht mehr und mehr verloren, die Kluft zwischen Regierenden und Regierten wird immer größer. In aller Deutlichkeit legt Tissy Bruns den Finger in die Wunde "Demokratieverdrossenheit" und zeigt zugleich, was sich ändern muss - die spannende Analyse einer der bekanntesten Journalistinnen des Landes.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.04.2008

Der Trend zum Schrillen
Ein pessimistischer Blick auf die politische Berichterstattung
Nicht nur Medien und Politik, sondern auch die Medien und ihre Konsumenten bewegen sich in verschiedenen Geschwindigkeiten. Je mehr Flexibilität, Mobilität und Veränderungsbereitschaft den Bürgern abverlangt werden, desto schwieriger wird es, die politischen Entscheidungsmechanismen zu verfolgen. Deshalb muss die Politik deutlich machen, was an ihr wichtig ist. Wenn Medien aber Konflikte und Personen ebenso schnell verschwinden wie auftauchen lassen, werden die Ereignisse nicht als bedeutsam wahrgenommen.
Dieses Dilemma sieht die erfahrene Journalistin Tissy Bruns, die sich Augenmerk und Feingefühl für langlebigere Schrittfolgen bewahrt hat, als Gefahr für die Medien: „Das Tempo, das stündlich Neues bieten will, ist in Wahrheit ein großer Gleichmacher, wenn es um Fragen geht, die Wochen, Monate oder Jahre für ihre Entwicklung brauchen.” Der Trend zur Verflachung, zum Schrillen, zur Übertreibung, scheint unaufhaltbar. So erlebt und beschreibt Bruns die Medienlandschaft in Berlin, wo sich die „Wichtigtuer” – Politiker wie Journalisten – ihre eigene Welt schaffen, in der sie einen Kreisverkehr von Neuigkeiten erzeugen, der sich abnutzt und abstumpft. „Die publizistisch-politische Klasse ist betriebsblind geworden, weil sie sich zu viel im eigenen Getriebe bewegt.”
Diese Sichtweise ist pessimistisch, aber nicht fern der Wirklichkeit. Vorzüglich argumentierend, ordnet sie den Wert von Umfragen ein, die für viele Journalisten „leicht verfügbarer Wirklichkeitsersatz” sind. Aus der Demoskopie produzieren sie, folgert Bruns, „einen faden Konformismus, der Zeitungen Magazine und Fernsehsender trotz aller Exklusivitis umgibt”. Statt eigene Fragen zu stellen und mit Geduld in die Parteien hineinzuhören, gäben sich die Medien kurzatmig mit Ansichten der Oberfläche zufrieden.
So ist logisch, dass sie manchmal mehr Fragen aufwirft, als sie Antworten gibt. Das macht ihr Buch glaubwürdig und die Autorin sympathisch. Aber: Wo sind die Lösungen? Hier bietet Bruns, die ja selbst im Zentrum der Selbstbespiegelung in Berlin-Mitte sitzt, berufsethisch beachtliche, aber eher theoretische Ansätze. Der einzige Ausweg, der sich anbietet, ist wohl: ein selbstkritisches Buch schreiben. HELMUT LÖLHÖFFEL
TISSY BRUNS: Republik der Wichtigtuer. Ein Bericht aus Berlin. Herder, Freiburg i.Br. 2007. 224 S., 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Helmut Lölhöffel begrüßt dieses Buch über die politische Berichterstattung, das die erfahrene Journalistin Tissy Bruns vorgelegt hat. Er findet hier eine überaus kritische Auseinandersetzung mit der zunehmenden Geschwindigkeit in den Medien, dem Trend zur Verflachung, der Betriebsblindheit von Politikern und Journalisten sowie dem Umgang mit Umfragen. Bruns' Sichtweise bezeichnet Lölhöffel als "pessimistisch", aber zugleich nah an der Wirklichkeit. Er schätzt ihr Gefühl für "langlebigere Schrittfolgen" und ihre überzeugenden Argumentationen. Dass Bruns mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet, macht für ihn das Buch "glaubwürdig" und die Autorin "sympathisch".

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