Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 4,20 €
  • Broschiertes Buch

Schöne Frauen und schneller Ruhm: Das ist es, was den jungen Arturo Bandini interessiert. Nur geht es mit beidem nicht so recht voran. Doch dann lernt Arturo die eigenwillige Kellnerin Camilla kennen - und zwischen den beiden entwickelt sich eine Hassliebe voller Wut und Leidenschaft ...

Produktbeschreibung
Schöne Frauen und schneller Ruhm: Das ist es, was den jungen Arturo Bandini interessiert. Nur geht es mit beidem nicht so recht voran. Doch dann lernt Arturo die eigenwillige Kellnerin Camilla kennen - und zwischen den beiden entwickelt sich eine Hassliebe voller Wut und Leidenschaft ...
Autorenporträt
JohnFante (1909 - 1983) war der Sohn italienischer Einwanderer. Ging Ende der 20er Jahre nach Kalifornien und begann dort eine Karriere als Autor. Sein Broterwerb blieb jedoch lebenslang das Drehbuch-Schreiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2003

Frag den Staub!
Es war einmal in Los Angeles: John Fantes großartiger Roman "Ich - Arturo Bandini" erscheint in einer neuen deutschen Übersetzung

Dieses Ich ist nicht zu fassen, und das ist ein Glücksfall für die Literatur. Kaum hat es angefangen zu erzählen, spricht es mit sich wie mit einem leibhaftigen Gegenüber, um dann wieder in der dritten Person von sich zu reden wie von einem Fremden. Es wächst und schrumpft, es kann den eigenen Anblick im Spiegel nicht mehr ertragen und sieht sich im nächsten Moment als Nobelpreisträger. Es haßt. Es liebt. Es tobt. Es hungert und deliriert. Es glaubt ein großer Schriftsteller zu sein, weil es mit zwanzig eine Kurzgeschichte veröffentlicht hat, es besingt Nietzsche und geht zur Beichte. Es will eine Frau und wird gequält von Schuldgefühlen, es verehrt und verachtet die Frauen, es wütet gegen die Einwanderer aus Mexiko und leidet, weil es selbst ein verachteter "Dago", ein Kind italienischer Einwanderer, ist. Dieses Ich im freien Fall zwischen Ohnmacht und Omnipotenz heißt Arturo Bandini. Und der amerikanische Schriftsteller John Fante hat es erfunden, der auf den Fotos aussieht wie ein Bruder von Robert Mitchum und dessen Lebenslauf so aussieht wie der von Arturo Bandini, über den er in vierzig Jahren vier Bücher schrieb.

Auch John Fante, 1909 geboren, kam aus Colorado nach Kalifornien, auch er hatte einen Vater, der die Familie tyrannisierte und sie verließ. Er ging in Long Beach aufs College, er las Nietzsche und Spengler und wurde vom großen Welthaß befallen. Er bekam Knut Hamsuns "Hunger" in die Finger, und er schrieb wie im Fieber, während er in einem heruntergekommenen Hotelzimmer in Bunker Hill saß. Was er schrieb, war für das Amerika der dreißiger Jahre zuviel. Sein erstes Buch "The Road to Los Angeles" lehnte der Verlag ab. Es erschien erst fünfzig Jahre später. Fante schrieb weiter, er veröffentlichte 1938 "Warte bis zum Frühling, Bandini" und ein Jahr später den Roman "Ask the Dust", der jetzt unter dem Titel "Ich - Arturo Bandini" in einer neuen, guten Übersetzung des Schweizer Schriftstellers Alex Capus herauskommt, erstaunlicherweise im Goldmann Verlag, von dem man eine solche archäologische Liebhaberarbeit nicht unbedingt erwartet hätte.

Fantes Bücher bekamen großartige Kritiken - und verkauften sich schlecht. Ihr Autor verschwand in den Schreibbataillonen von Hollywoods Studiosystem, er schrieb mehr als ein Dutzend Drehbücher zu meist vergessenen Filmen, er verachtete, was er tat, und er verdiente damit vierstellige Dollarsummen pro Woche. Anfang der fünfziger Jahre, nach dem Erfolg seines Romans "Full of Life", konnte er sich sogar ein Haus am Pazifik leisten, in Malibu. Er saß nächtelang am Pokertisch, und er trank mehr, als ihm guttat, als wollte er vergessen, daß er ein großer Schriftsteller war, der sich selbst für besser als Hemingway hielt. Als man seine Bücher kurz vor seinem Tod im Jahre 1983 wiederentdeckte, litt er schon lange an Diabetes, er war erblindet und diktierte seiner Frau sein letztes Buch, "Dreams from Bunker Hill", den Schlußstein des Bandini-Quartetts.

Natürlich kann John Fante nichts dafür, daß es Charles Bukowski war, der ihn damals wiederentdeckte und seinen Verleger dazu brachte, Fante neu aufzulegen. In seinen Pennerjahren war Bukowski in der Bibliothek auf "Ask the Dust" gestoßen und glaubte, einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Er muß da etwas verwechselt haben. Daß Fante kein kraftmeiernder Antiliterat war, der glaubte, das pralle Leben ströme ihm ungefiltert auf die Buchseiten, merkt man schon nach den ersten Seiten. "Ask the Dust" ist wild, eruptiv, manchmal grausam, manchmal fast obszön, aber immer fabelhaft genau, und in seinem Stil steckt so etwas wie ein kontrollierter Wahn.

Und so besessen von sich selbst dieser Arturo Bandini ist, so genau blickt er zugleich auf die Stadt, in der er lebt. 1939, das Jahr, in dem "Ask the Dust" erschien, zeitgleich mit Nathanael Wests Roman "Der Tag der Heuschrecke", war das Jahr, in dem der L.A.-Roman geboren wurde, der es schwer hat in einer Stadt, in der Bücher Drehbücher und "writer" und "type-writer" mehr oder weniger dasselbe sind, wie es bei F. Scott Fitzgerald heißt. Fante sah die Stadt der Engel als "traurige Blume im Sand", und er hatte ein Gespür für ihre kollektiven Untergangsängste. "Unter diesen Straßen und um diese Straßen lauerte die Wüste, wartete darauf, daß die Stadt ihr Leben wieder aushauchte, um sie dann wieder zu bedecken mit zeitlosem Sand", schreibt er, und wenn Bandini auch ein Erdbeben in Long Beach sofort als Strafe für eine eigene "Todsünde" sieht, so ist doch seine Beschreibung der Verwüstungen von schrecklicher Präzision.

Bandini treibt das gleiche Phantasma wie Nathanael Wests Helden, einen Maler, der vom Brand von Los Angeles träumt. Und Wests Brandstifter sind dieselben Leute, die Bandini verachtet: alte Leute aus der Provinz, "die ihr Zuhause und ihre Läden verkauft hatten und im Zug oder mit dem Auto hierhergekommen waren ins Land der Sonne, um im Sonnenschein zu sterben, mit gerade so viel Geld, daß es reichte bis zum Tag, an dem die Sonne sie umbrachte". Sie lebten zumeist, wie Bandini und Fante, in Bunker Hill, einem steilen Hügel in Downtown Los Angeles. Einst eine bürgerliche Wohngegend, war es bereits in den dreißiger Jahren ein sterbender Stadtteil, ein verrufenes Viertel, in dem nur noch Rentner und Immigranten wohnten. Heute ist es nach diversen stadtplanerischen Exzessen vom Erdboden verschwunden.

Wer im Sunshine so hartnäckig das Noir sah wie Fante, der mußte nicht nur Bukowski, sondern auch dem Drehbuchautor Robert Towne auffallen, als der Anfang der siebziger Jahre für Roman Polanskis "Chinatown" recherchierte. "Wenn es einen besseren Roman über Los Angeles gibt, kenne ich ihn nicht", hat Towne gesagt. Dreißig Jahre später hat er sich seinen größten Wunsch erfüllt. Aus "Ask the Dust" wird 2004 ein Film, Buch und Regie: Robert Towne. Tom Cruise und seine Firmenpartnerin Paula Wagner produzieren ihn, Colin Farrell spielt Bandini, Salma Hayek die Mexikanerin Camilla, die für den alten Katholiken Bandini Madonna und Hure ist.

So kommt John Fante noch einmal an jenen Ort, an dem er beinahe verzweifelte: nach Hollywood. Als einer der großen Autoren ist er in Amerika längst etabliert. Sogar sein Sohn Dan, der Theaterstücke schreibt und lange auf Alkohol und Koks war, hat sich hingesetzt und einen Roman namens "Chump Change" verfaßt - "ein Liebesbrief an John Fante von seinem nichtsnutzigen, abgewrackten Sohn". Das ist gut gemeint und ziemlich schlecht geschrieben. Aber zum Glück braucht man solche Umwege nicht mehr, um den realen Bandini zu finden.

PETER KÖRTE

John Fante: "Ich - Arturo Bandini". Roman. Mit einem Vorwort von Charles Bukowski. Übersetzt von Alex Capus. Goldmann, München 2003. 224 S., 8,90 Euro.

Dan Fante: "Chump Change. Aus einem verschütteten Leben". Roman. Übersetzt von Ralf Chudoba. GP German Publishing AG, Braunschweig 2003. 206 S., 13,80 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

John Fante war ein erfolgreicher Hollywood-Drehbuchautor - als Schriftsteller jedoch blieb er, wie Frank Schäfer feststellt, ein "großer Unterschätzter der amerikanischen Literatur". Vor allem gilt das wohl für diesen Roman, Fantes Abrechnung mit Los Angeles. Erzählt wird von der "Initiation eines Schriftstellers", sehr viel daran ist autobiografisch. Der Held hat den Willen zur Sünde, aber seine katholische Erziehung kommt ihm ein ums andere Mal "lusthemmend" in die Quere. Er lernt eine verführerische Mexikanerin kennen, verfällt ihr, aber etwas Dauerhaftes wird daraus nicht (oder auch doch: ein Roman nämlich). Bandini, so Schäfer, ist eine hoch ambivalente Figur, zerrissen zwischen "hedonistischer Haltlosigkeit und gottgefälligem Moralismus, zwischen machohafter Großspurigkeit und Minderwertigkeitskomplexen" - und genau darin absolut glaubwürdig.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.07.2019

Romantischer
Welthunger
John Fantes wunderbarer „Arturo Bandini“ ist, dem Blumenbar-Verlag sei Dank, endlich wieder lieferbar. Das hier in einem Band veröffentliche Hauptwerk des 1983 gestorbenen amerikanischen Schriftstellers umfasst drei Bände – „Warte bis zum Frühling, Bandini“, „Frag den Staub“ und „Warten auf Wunder“. Fante erzählt darin die Geschichte Arturo Bandinis, eines jungen, armen Italieners im Los Angeles der Dreißiger, in einer direkten, hochimaginativen Sprache.
Seine schonungslos aggressive Form von romantischem Welthunger ist gespickt mit kleinen Schönheiten, die man nicht vergisst. Ein großartiges Werk – nicht umsonst erklärt Bukowski im Vorwort, er habe „Frag den Staub“ aus der Bibliothek nach Hause getragen „wie ein Mann, der auf der städtischen Müllkippe Gold gefunden hat“
.
JULIANE LIEBERT
John Fante: Arturo Bandini. Die Trilogie. Mit einem Vorwort von Charles Bukowski. Aus dem Englischen von Alex Capus. Blumenbar, Berlin 2019. 608 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de