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Allan Blooms (1930-1992) großer Essay »The Closing of the American Mind« von 1987 hat eine denkbar kontroverse und politisierte Rezeption erfahren, die der philosophischen Intention Blooms oft nicht gerecht wurde. Im Kontext der sog. »culture wars« in den USA war Bloom wegen seiner Kritik am relativistischen Multikulturalismus zu einseitig als konservativer Kulturkritiker gelesen worden. Tatsächlich entwickelte Bloom eine philosophisch radikale Kulturkritik, die sich als Alternative zu den kulturrevolutionären Bestrebungen der sechziger Jahre deuten läßt, sich aber gleichwohl jenseits von…mehr

Produktbeschreibung
Allan Blooms (1930-1992) großer Essay »The Closing of the American Mind« von 1987 hat eine denkbar kontroverse und politisierte Rezeption erfahren, die der philosophischen Intention Blooms oft nicht gerecht wurde. Im Kontext der sog. »culture wars« in den USA war Bloom wegen seiner Kritik am relativistischen Multikulturalismus zu einseitig als konservativer Kulturkritiker gelesen worden. Tatsächlich entwickelte Bloom eine philosophisch radikale Kulturkritik, die sich als Alternative zu den kulturrevolutionären Bestrebungen der sechziger Jahre deuten läßt, sich aber gleichwohl jenseits von liberal und konservativ positionierte.

Der Verfasser unternimmt es, im Durchgang durch die politische Rezeption Blooms die philosophische Intention hinter dessen kulturkritischer Intervention zu bergen. Bloom zieht die politische Philosophie Leo Strauss' für die Analyse des Zustandes der Philosophie in Amerika heran. Er fand über Strauss den Weg zu Platon und Sokrates, deren erotisches Philosophieren sich als paradigmatisch für die philosophische Politik der Freundschaft Blooms erweist.

Blooms Anverwandlung der von Strauss entfalteten Hermeneutik von Esoterik und Exoterik der Philosophie zielt auf die Kernfrage der Philosophie, die Bloom in der Frage nach dem guten Leben erblickt. Blooms Kritik an zeitgenössischen Theorien des Lesens und seine Verteidigung der »großen Bücher« von Homer über Shakespeare und Rousseau bis zu Nietzsche finden darin ihren Fluchtpunkt. Die Analyse Blooms zielt auf nichts Geringeres als die Verteidigung des theoretischen Lebens: Sein Buch ist als eine Mahnschrift zur Philosophie unter den Bedingungen des Nihilismus in seiner amerikanischen Variante zu verstehen. Blooms Kulturkritik ist sowohl politisch als auch philosophisch. Dadurch erweist sie sich als platonisch: Es geht darum, in der geschäftigen Handelsrepublik der Philosophie als Lebensweise, der vita contemplativa, einen Platz zu sichern. Das Philosophenkönigtum liegt allein in den Gesprächen der Freunde, die gemeinsam nach Weisheit streben, sich aber auch um das Schicksal der Republik sorgen.
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Autorenporträt
Till Kinzel, geb. 1968 in Berlin, ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Historiker. 2005 habilitierte er sich für Neuere Englische und Amerikanische Literaturwissenschaft. Er ist dozent an der TU Braunschweig.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Till Kinzels Studien zu Allan Blooms kulturkritischem Opus "The Closing of the American Mind" aus dem 1987, das insbesondere in konservativen Kreisen begeistert aufgenommen wurde, hat dem "tbm" zeichnenden Rezensent recht gut gefallen. Vor allem weil Kinzel nach Ansicht des Rezensenten Blooms Werk "genauer" deutet als die politischen Bewunderer aus der Reagan-Ära. Mit viel Sympathie legt Kinzel den Kern von Blooms Ausführungen frei, lobt der Rezensent: "Offenheit für das Gute und die Verteidigung der Philosophie als Lebensweise". Dagegen ist nichts einzuwenden. Etwas skeptischer scheint der Rezensent allerdings, wenn Bloom politisch wird und Amerika zur philosophischen Selbsterkenntnis auffordert, um die Demokratie zu retten. "Bloom übernimmt", zitiert er Kinzel diesbezüglich, "implizit die Exzeptionalismus-These in bezug auf Amerika, weshalb er Amerika eine besondere welthistorische Mission bei der Bewahrung der Freiheit zuschreibt."

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