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Leda ist fast fünfzig, geschieden und Professorin für Anglistik in Mailand. Ihre erwachsenen Töchter leben mit dem Vater in Kanada, und so verbringt sie den Sommer alleine an der süditalienischen Küste. Die heißen Tage am Strand verstreichen ereignislos, bis Ledas Ruhe von einer lärmenden neapolitanischen Großfamilie gestört wird, zu der auch Nina und deren dreijährige Tochter gehören. Beim Beobachten dieser engen Mutter-Tochter-Beziehung wird Leda von ihrer Vergangenheit eingeholt, und der Leser erfährt, dass sie vor vielen Jahren um der Karriere willen ihre kleinen Kinder verlassen hat. Mit…mehr

Produktbeschreibung
Leda ist fast fünfzig, geschieden und Professorin für Anglistik in Mailand. Ihre erwachsenen Töchter leben mit dem Vater in Kanada, und so verbringt sie den Sommer alleine an der süditalienischen Küste. Die heißen Tage am Strand verstreichen ereignislos, bis Ledas Ruhe von einer lärmenden neapolitanischen Großfamilie gestört wird, zu der auch Nina und deren dreijährige Tochter gehören. Beim Beobachten dieser engen Mutter-Tochter-Beziehung wird Leda von ihrer Vergangenheit eingeholt, und der Leser erfährt, dass sie vor vielen Jahren um der Karriere willen ihre kleinen Kinder verlassen hat. Mit einem Mal verdüstert sich die sommerliche Ferienidylle. In einem Akt seelischer Grausamkeit nimmt Leda heimlich die Puppe des kleinen Mädchens an sich und gibt sie auch dann nicht zurück, als sie miterlebt, wie das Kind tagelang um sein Spielzeug weint.
Autorenporträt
Elena Ferrante ist eine äußerst erfolgreiche und zugleich geheimnisvolle Autorin. Von ihren ersten beiden Romanen wurden in Italien jeweils mehr als 100 000 Exemplare verkauft, aber zu Gesicht bekommen hat Elena Ferrante noch niemand. Mal heißt es, sie scheue die Öffentlichkeit und habe sich auf eine griechische Insel zurückgezogen. Mal wird spekuliert, dass der Name ein Pseudonym sei.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Positiv hat Rezensent Martin Krumbholz diesen Roman Elena Ferrantes aufgenommen. Ausführlich rekapituliert er die Geschichte über die erfolgreiche, fast fünfzigjährige Anglistikprofessorin Leda, die sich einst für ihre Karriere von Mann und Töchtern trennte, und nun im Urlaub an der ionischen Küste Bekanntschaft mit einer glücklichen jungen Mutter und ihrer dreijährigen Tochter macht, der sie die Puppe stiehlt. Im Zentrum des Romans sieht Krumbholz die Frage, "was im Sinne einer praktischen Vernunft im Menschenleben als angemessen, was als unangemessen zu betrachten sei". Er bescheinigt der Autorin, diese Frage psychologisch subtil und jenseits aller Klischees in einen Kontext "von tiefer Symbolkraft" zu stellen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2019

Eva Mattes liest
„Frau im Dunkeln“
Bevor sie ins Studio gehe, um zu lesen, hat Eva Mattes einmal erzählt, singe sie sich ein. Die Stimme werde dann geschmeidig und frei, Räusperer, „Frösche“ kämen seltener und sie könne, wie sie es brauche, hoch oder tief oder in der Mittellage sprechen.
Eva Mattes ist zur deutsche Sprechstimme von Elena Ferrante geworden, sie hat den gesamten Romanzyklus für den Hörverlag gelesen, vom ersten Band – „Meine geniale Freundin“ – bis zum letzten, „Die Geschichte des verlorenen Kindes“. Die Geschmeidigkeit ihrer Stimme und die Kunst der kleinen Nuancen bestechen auch im Folgeunternehmen, „Frau im Dunkeln“. Der Roman – „La figlia oscura“ – erschien bereits 2006 in Italien, ein Jahre später in der Übersetzung von Anja Nattefort. Suhrkamp hat sie in diesem Jahr noch einmal veröffentlicht.
Eine Frau, Ende vierzig, beruflich erfolgreich, fährt in den Urlaub an die ionische Küste. Sie braucht Ruhe, um sich selbst keine Last mehr zu sein. Nach einiger Zeit am Strand fallen ihr eine Mutter und deren Tochter auf, sie beobachtet die beiden, spürt etwas wie Neid, vergleicht mit ihrem Leben, ihren Entscheidungen. Ihre Töchter waren zum Vater nach Toronto gezogen, und sie hatte keinen Schmerz deswegen verspürt. Vieles fiel leichter, das Leben wurde entspannter. Oder täuschte sie sich?
Eines Urlaubsvormittags, sie hatte sich nach der fremden Mutter, der fremden Tochter umgeschaut und sie ganz vorn am Wasser entdeckt, nervt sie das Spiel der beiden. Die Kleine begießt die Knöchel ihrer Mutter und die ihrer Puppe mit Wasser. Sie fragt, ob es nun genug sei. Die Antwort der Puppe wie der Mutter lautet „nein“, das stumpfsinnig wirkende Spiel beginnt von vorn. Vor allem die Stimmen, die Mutter und Tochter der Puppe leihen, sind der selbstbewussten Zuschauerin zuwider. Sie stört sich am „gespielt erwachsenen Ton des Kindes“ ebenso wie am „gespielt kindlichen Ton der Erwachsenen“. Es scheint, als verabscheue sie das Ungeschiedene, die Verschmelzung in der Puppenstimme.
Eva Mattes spricht die symbolisch wichtige Szene ohne Ausrufezeichen, aber doch so eindringlich, dass sie im Ohr bleibt. Sie zieht das Tempo an, rhythmisiert die Sätze, hebt die Stimme für Namen, einzelne Substantive, zetert nebenher und halb unernst mit sich und den Fremden. Der Hörer weiß: In dieser Lebensgeschichte gibt es nichts Beiläufiges, der Selbstbeherrschung der Urlauberin, die so genau zu beobachten, so präzise zu benennen weiß, die sich nichts vormachen lässt, ist nicht zu trauen.
JBY
Elena Ferrante: Frau im Dunkeln. Aus dem Italienischen von Anja Nattefort. Gelesen von Eva Mattes. Der Hörverlag, München 2019. 4 CDS, Gesamtlaufzeit 4 Stunden und 29 Minuten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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