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Die bedeutendsten psychologischen Experimente des 20. Jahrhunderts haben die tiefsten Fragen des menschlichen Lebens unserer Zeit berührt und Lauren Slater erweckt sie in ihrem Buch zu neuem Leben. Ob es sich um Grausamkeit oder Genozid handelt, um Mitleid oder Liebe, um Erinnerung, Gerechtigkeit oder Autonomie - brillant erzählt und nicht selten auf humorvolle Weise leuchtet Lauren Slater die Experimente und die an ihnen beteiligten Personen aus und legt dabei auch Abgründe der menschlichen Seele frei. Aufs Neue begegnen wir Stanley Milgram, der seine Versuchspersonen erfolgreich anwies,…mehr

Produktbeschreibung
Die bedeutendsten psychologischen Experimente des 20. Jahrhunderts haben die tiefsten Fragen des menschlichen Lebens unserer Zeit berührt und Lauren Slater erweckt sie in ihrem Buch zu neuem Leben. Ob es sich um Grausamkeit oder Genozid handelt, um Mitleid oder Liebe, um Erinnerung, Gerechtigkeit oder Autonomie - brillant erzählt und nicht selten auf humorvolle Weise leuchtet Lauren Slater die Experimente und die an ihnen beteiligten Personen aus und legt dabei auch Abgründe der menschlichen Seele frei. Aufs Neue begegnen wir Stanley Milgram, der seine Versuchspersonen erfolgreich anwies, fremden Menschen Elektroschocks zu versetzen, bis diese sich vor Schmerzen krümmten; David Rosenhan, der Patienten mit erfundenen psychischen Problemen reihenweise in die Psychiatrie einweisen ließ; Harlows Affenmüttern aus Stacheldraht und Metall; Skinners gelehrigen Ratten, für die Alexander in seinem Suchtexperiment einen Vergnügungspark bauen ließ. Wir treffen auf Heilige, auf Sekten und erfahren von der Entwicklung einer ultimativen Glückspille, die uns alles vergessen lässt, was uns psychischen Schmerz bereitet. Lauren Slater zeigt in ihrem Buch, in dem sie einen Teil der von ihr vorgestellten Experimente am eigenen Leib nachstellt, dass die experimentelle Psychologie und ihre vermeintlich sterilen Labors nicht nur das reale Leben spiegeln, sondern reales Leben sind.
Autorenporträt
Lauren Slater ist promovierte Psychologin und studierte in Harvard und Boston in den USA. Ihre Arbeit wurde in die Bände der besten amerikanischen Essays von 1994 bis 1997 aufgenommen und sie gewann 1993 den New Letters Literary Award. Neben zahlreichen Büchern schreibt sie für die New York Times, Harper's, und Elle.
Rezensionen
»Ein wunderbares Buch.« Gehirn+Geist »Ein sehr lesbares und auch persönliches Buch darüber, was wir über die Natur des Menschen wissen - und was nicht. Ein Buch darüber, welche ethischen Fragen sich ergeben, wenn wir versuchen, über uns selbst immer mehr zu erfahren.« New York Times »Wer sich auf den sehr persönlichen und manchmal eigenwilligen Stil der Autorin einlässt, wird mit neuen Einsichten in die Psychologiegeschichte und in das menschliche Verhalten belohnt.« WDR 5 »Die menschlichen Abgründe sind unermesslich tief - sie führen in samtweiches Schwarz oder finsterste Dunkelheit. Mit den unterschiedlichsten Experimenten versuchen Psychologen, diese verzweigten Wege zu ergründen. Lauren Slater stellt die wichtigsten in ihrem Buch vor und beschreibt mit Spannung diese Versuche für Liebe, Grausamkeit oder Gerechtigkeit.« Welt »Von >Ratten und MenschenOpenning Skinner's box<: sie die kiste eine f laien geheimnisvolle. und das macht unkonventionell. denn lauren slater beschreibt nicht nur zehn der bedeutendsten psychologischen experimente des jahrhunderts ordnet historisch ein sondern stellt auch versuchsmacher ausf vor class="additional"> schildert deren Vita, beruflich wie privat und versucht dabei immer zu ergründen, inwieweit die Versuche das Leben der Macher selbst beeinflusst haben. Geschickt haucht die Autorin so den Versuchen Leben ein, holt sie raus aus der entrückten Welt der Wissenschaft und macht sie fassbar. Dabei scheut sie nicht davor zurück, einige der vorgestellten Experimente am eigenen Leib zu wiederholen. All das macht sie so gut, so gekonnt, dass man ihr als Leser gerne folgt.« Deutschlandradio »Ein wunderbares Buch. Es gehört zum Besten, was ich in den letzten Jahren im Bereich der (Populär-)Wissenschaft gelesen habe. Das Buch liest sich dabei wie ein Krimi von literarischer Qualität.« Barbara Ritzert, Bild der Wissenschaft…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.11.2005

Und es sagt plopp im Kopf
Von Scheinpatienten und der Auslotung der Grausamkeit, des Mitleids, der Erinnerung, der Liebe: Lauren Slater präsentiert klassische psychologische Experimente an Mensch und Ratte
Von Wolfgang U. Eckart
Was geschähe wohl heute, wenn sich eine Versuchsperson in einer beliebigen psychiatrischen Notfallambulanz mit einem erfundenen, aber glaubhaft vorgetragenen Leiden vorstellen würde: „Ich höre eine Stimme, und die sagt immer Plopp”? Möglicherweise nicht allzu viel, wohl keine stationäre Aufnahme, vielleicht die Einladung zur ambulanten Beobachtung, eine vorsichtige Diagnose, ein vorläufiger Medikationsvorschlag, ein mildes Beruhigungsmittel? Anfang der 1970er Jahre sah das noch ganz anders aus, wie Lauren Slater in ihrem ironisch-amüsant verfassten und von Andreas Nohl glänzend übersetzten Bericht „Von Menschen und Ratten” enthüllt.
Der Psychiater und Psychologe David Rosenhan hatte 1973 acht Freiwillige als vermeintlich schizophrene Patienten mit eben der erfundenen Stimme „Plopp” im Gehirn in psychiatrische Kliniken geschickt, und keinen hatten die Ärzte als Simulanten erkannt. Die echten Patienten der Anstalten identifizierten die gesunden Gäste in ihren gemeinsamen Etablissements allerdings sehr wohl. Ein junger Mann zu einem der Probanden: „Sie sind nicht verrückt. Sie sind Journalist oder Professor”; ein anderer: „Sie überprüfen das Krankenhaus”. Bis zu 57 Tage stationärer Einweisung, zahlreiche Krankheitsdiagnosen im Spektrum zwischen Schizophrenie, manisch-depressivem Irresein und schwerer depressiver Psychose, gelegentliche Schläge und üble Beschimpfungen („Raus aus dem Bett, du Arschloch!”), hatten die Freiwilligen erdulden müssen. Entlassen wurden sie alle überraschend - früher oder später - mit der Diagnose „Spontanremission”.
Rosenhans Experimente zielten auf die Frage, ob die Macht der Psychiater ihrer Kompetenz entsprach, ob ihre Sicht auf den Patienten tatsächlich frei und klar war oder geblendet von der eigenen Subjektivität. Die Antwort lag auf der Hand. Dass sich die so entlarvten Psychiater vehement wehrten, überrascht nicht. Rosenhan sei nicht fair vorgegangen, war ihr Tenor; einer der peinlich berührten Irrenärzte verstieg sich gar in den Vergleich: „Wenn ich einen Viertelliter Blut trinke und - ohne dies zu sagen - in der Notaufnahme irgendeines Krankenhauses auftauche und Blut spucke, ließe sich das Verhalten des Teams doch auch leicht voraussagen”.
Wohl möglich, aber ist die Evidenz des Blutes tatsächlich mit der von „Plopp” vergleichbar? Zu ihrer Ehrenrettung forderten die Indignierten David Rosenhan auf, über drei Monate erneut Scheinpatienten zu schicken. Sie würden sie nun sicher entlarven. Die Monate vergingen, und tatsächlich präsentierte die geballte um Rehabilitation bemühte psychiatrische Kompetenz stolz 41 entlarvte Simulanten Rosenhans. Dieser aber hatte in der fraglichen Zeit gar keine Probanden zu ihnen geschickt.
Lauren Slater hat das Rosenhan-Experiment erst kürzlich wiederholt. Nach Jahrzehnten produktiver Psychiatriekritik sollten die Ergebnisse doch andere sein, hoffte sie. Und so war es. Slater wurde nach der Präsentation ihres „Plopp” überaus zuvorkommend behandelt, nachdem geklärt war, dass ihr die Stimme nie etwas anderes, nie etwas gefährlicheres als „Plopp” zuraunte. Man nahm sie als Patientin zwar nicht mehr stationär auf, aber immer noch durchaus ernst in ihrem Leiden.
Nun allerdings lautete nach einem kurzen Erkundungsgespräch und schwachen Anhalten in der „normalen” Biographie der Simulantin die Verdachtsdiagnose „Posttraumatische Stressreaktion”; ein Nachbar war - plopp - während ihrer frühen Jugend in seinen Swimmingpool gefallen und - glugg - ertrunken. Und für diesen „Hauch von Psychose” und die „leichte Depression”, die in fast allen ausgetesteten Kliniken den Diagnostikern in die Auge stachen, bekam Slater nun Antipsychotika, 25 verschiedene auf ihrer Psychiatrie-Expedition, und insgesamt 60 Antidepressiva.
Insgesamt zehn klassische psychologische und psychiatrische Experimente stellt Lauren Slater in ihrem Buch vor, dessen Ersterscheinen in den USA wegen seiner intimen Aufschlüsse über Experimente und Experimentatoren, auch wegen seiner essayistischen, humorvollen Schreibweise und besonders wohl wegen seines Verzichts auf konsequente Fußnotenbelege für einigen Wirbel gesorgt hat.
Dieser Kritik soll hier nicht nachgegangen werden. Entscheidend ist, dass Slater mit der Darstellung der von ihr treffsicher ausgewählten Experimente bewegende Fragen des menschlichen Lebens unserer Zeit berührt und zu neuem Leben erweckt. Ob es sich um Grausamkeit handelt, um die Angst vor Hilfeleistung in höchster Not, Mitleid oder Liebe, um Erinnerung, Gerechtigkeit oder Autonomie - brillant erzählt leuchtet Slater die Experimente und die an ihnen beteiligten Personen aus, belegt ganz nebenbei die Unverzichtbarkeit des Tierversuchs, und legt noch dazu wenig bekannte oder reflektierte Untiefen der menschlichen Seele frei.
Aufs Neue begegnen wir so nicht nur Rosenhan und seinen Psychiatrie-Experimenten, sondern auch Stanley Milgram, der Anfang der sechziger Jahre seine Versuchspersonen erfolgreich anwies, fremden Menschen auf „wissenschaftliche” oder einfach autoritäre Anordnung hin, rührungslos Elektroschocks zu versetzen. Milgram wollte wissen, warum ganz normale Menschen sich einer Autorität widerspruchslos beugen und offensichtlich inhumane Anordnungen befolgen, warum eine vergleichsweise geringe Anzahl Mächtiger ohne persönliche Blockaden Menschen quälen und morden konnten.
Warum Menschen in Gruppen anderen in akuter Lebensgefahr nicht helfen, versuchten die New Yorker John Darley und Bibb Latané 1964 nach einem grässlichen Frauenmord vor vielen Zeugen experimentell zu ergründen. Sie fanden, dass sozialer Zwang die Hilfsbereitschaft des Einzelnen, der allein sofort geholfen hätte, behindert. Die Gruppe ist wie gelähmt, wenn nicht einer in ihr um diese Zwänge weiß und sie durchbricht. Wir treffen auch wieder auf Burrhus Frederic Skinners gelehrige Ratten und sein Black-Box-Experiment. Man lernt neu an diesem klassischen Beispiel, dass das Verhalten von Ratten - und das der ihnen so ähnlichen Menschen - durch Belohnung und Bestrafung konditioniert werden kann. Ratte und Mensch werden weniger aus freiem Willen als durch die Aussicht auf Belohnung oder die Angst vor verletzender Bestrafung gelenkt: „Once bitten, twice shy”!
Lauren Slater hat ein lesenswertes Buch verfasst, ein kluges Stück Wissenschaftsgeschichte, eine sensible, gelehrte und amüsante Essay-Sammlung, aus der die Seele der engagierten Autorin atmet.
Lauren Slater
Von Menschen und Ratten.
Die berühmten Experimente
der Psychologie
Aus dem Amerikanischen von Andreas Nohl. Beltz Verlag, Weinheim 2005.
345 Seiten, 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Durchaus kritisch betrachtet Rezensentin Sabine Etzold dieses Buch über zehn berühmte Experimente der Psychologie, das Lauren Slater vorgelegt hat. Sie hält der Psychologin zwar zu Gute, redlich zu vermerken, dass keines der Experimente - von Milgrams Gehorsamkeitsexperiment bis zu Harlows Vergewaltigungsmaschinen für Rhesusaffen - ohne begründeten Widerspruch geblieben ist. Auch beschreibe Slater die Gegenpositionen und demontiere so die Ergebnisse. Am eigentlichen Skandal der Tierversuche aber übt die Autorin zur Enttäuschung Etzolds keine Kritik. Sie erwähnt, dass das Buch in den USA für einigen Wirbel sorgte, nicht wegen des Inhalts, sondern wegen der Art und Weise, wie sie einige der heute noch lebenden Experimentatoren darstellt. In diesem Zusammenhang tadelt Etzold die Autorin für ihre "blauäugige Psychologisierung". Grundsätzlich fragwürdig erscheint ihr indes, dass Slater nie den geringsten Zweifel äußere, dass die Psychologie "im 'biologischen Grenzbereich' in die Irre" gelaufen sein könnte.

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