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Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), neben Voltaire der bedeutendste Philosoph der französischen Aufklärung, war ein Vordenker individueller Freiheit und bürgerlicher Emanzipation. Seine Gedanken waren utopisch - und sind doch bis heute aktuell. Monika Pelz führt in sein Denken ein, erschließt neue Quellen und erzählt sein bewegtes Leben packend wie einen Roman. Im August 1749 wandert Rousseau von Paris nach Vincennes. Unterwegs liest er in einer Zeitschrift die jährliche Preisfrage der Akademie von Dijon. Er bewirbt sich mit einem Essay, in dem er das Wesen des Menschen als von Natur aus gut…mehr

Produktbeschreibung
Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), neben Voltaire der bedeutendste Philosoph der französischen Aufklärung, war ein Vordenker individueller Freiheit und bürgerlicher Emanzipation. Seine Gedanken waren utopisch - und sind doch bis heute aktuell. Monika Pelz führt in sein Denken ein, erschließt neue Quellen und erzählt sein bewegtes Leben packend wie einen Roman.
Im August 1749 wandert Rousseau von Paris nach Vincennes. Unterwegs liest er in einer Zeitschrift die jährliche Preisfrage der Akademie von Dijon. Er bewirbt sich mit einem Essay, in dem er das Wesen des Menschen als von Natur aus gut und erst durch die Zivilisation verdorben beschreibt. Bis dahin hatte er Jahrzehnte mit mühsamer Selbsterziehung verbracht, als Vagabund, Hochstapler, Autodidakt und neuerdings Mitautor von Diderots Enzyklopädie. Doch mit seinem Essay erlangt der fast 40-Jährige endlich die erhoffte Aufmerksamkeit. Er wird ein gefeierter und heftig umstrittener Philosoph der Aufklärung. Mit seiner Lehre vom »Gesellschaftsvertrag« und »Gemeinwillen« beeinflusst er das politische Denken weit über die Französische Revolution hinaus. Und mit seinem Roman Emile oder Über die Erziehung formuliert er erstmals eine »Pädagogik der Unabhängikeit«, die an die Stelle von Zwang die behutsam geförderte Entfaltung des Kindes setzt.
Monika Pelz erweckt das galante Zeitalter, die Atmosphäre der Pariser Salons und den Kampf zwischen Absolutismus und individuellem Freiheitswillen zu neuem Leben. Zugleich deckt sie Rousseaus innere Widersprüche auf, seine Selbstzweifel, sein ungeheures Bedürfnis nach Geltung und Applaus. Und sie tut das ganz im Sinne Rousseaus, der wusste, dass seine berühmten Gedanken das Beste waren, »was sich aus meinen Narrheiten machen ließ«.
Autorenporträt
Monika Pelz, geb. 1944 in Wien, studierte Philosophie und Geschichte und arbeitet als Sozialwissenschaftlerin, Journalistin und Schriftstellerin. Sie hat zahlreiche Romane und Erzählungen veröffentlicht. Ihre Erfahrungen als empirische Sozialforscherin verarbeitet sie in zahlreichen Kinder- und Jugendbüchern, die sich durch den Einsatz innovativer Stilmittel und das Ineinandergreifen von realistischen und fantastischen Elementen auszeichnen. Wiederkehrende Motive ihres Schaffens bilden die Identitätssuche junger Menschen, die Auseinandersetzung mit Berufsproblemen und die Situation der Frau in der Gesellschaft. Die sozialkritische Komponente ihres Werkes wurde 1990 mit dem deutschen Heinrich-Wolgast-Preis gewürdigt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Ach", ruft Siggi Seuss mit gespieltem Seufzen, "was waren das für selige Zeiten, als wir den Vordenker der Französischen Revolution noch liebten" und frei von Zweifeln an die "natürliche Erziehung" glaubten. Wer das etwa noch immer tut, dem empfiehlt Seuss Monika Pelz? Rousseau-Biografie, in der Feststellungen des Denkers mit Realitäten des Lebens konkurrieren müssen und gar nicht gut abschneiden. Oder, wie Ludwig Harigs meinte: "Rousseau hätte ja so gerne gehandelt, wenn er nicht immerzu hätte denken müssen." Was die Autorin respektvoll, aber unerbittlich offenbart, so Seuss, sind Rousseaus Übermaß an "Egozentrik, Feigheit und Blindheit" in Bezug auf die Wirklichkeit und das praktische Leben. Seine eigenen Kinder etwa steckte er in Anstalten. Seuss vergibt für dieses Buch eine uneingeschränkte Lektüreempfehlung und legt es besonders den letzten Utopisten und Idealisten ans Herz.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.11.2005

Naiv und brillant
Das Leben des J. J. Rousseau
Wenige Wochen vor seinem Tod trifft Jean-Jacques Rousseau im Park von Ermenonville einen jungen Bewunderer. Es ist Maximilien de Robespierre, der spätere Revolutionär, der in dem alten Philosophen den „Größten unter den Lebenden” sieht und sein „Freund sein will”. Rousseau schickt ihn fort, er leidet unter Verfolgungswahn und meint, jeder wolle ihm Böses; er fühlt sich ausgestoßen und kann nicht ertragen, dass ihm Begeisterung, ja Liebe entgegengebracht wird. Zwar pflegt ihn seine Lebensgefährtin Thérèse, sein Gönner, der Marquis de Girardin, ernährt ihn, Freunde besuchen ihn - und doch wehrt Rousseau Zuneigung ab, wo sie ihm begegnet, sie würde sein Selbstbild zerstören. Die kleine Begegnung mit Robespierre zeigt den hochkomplexen, heute würde man sagen: neurotischen Charakter des berühmten Franzosen, dem Monika Pelz in ihrer Monografie ein brüchiges Denkmal setzt.
Die Autorin ist selbst Philosophin, und sie hat zum Subjekt ihrer Berichterstattung ein durchaus distanziertes Verhältnis. Der Autor des Emile, des Contrat social, der Nouvelle Héloïse und der Confessions, den sie in ihrem Buch für Jugendliche und Erwachsene auferstehen lässt, ist ein seltsamer, ungehobelter Geselle, sprunghaft und irrational, egozentrisch und selbstmitleidig, naiv und brillant zugleich. Sein Leben: eine ewige Wanderschaft auf der Suche nach dem eigenen Vorteil. Seine Ausbildung: ein Zufallsprodukt, gespeist aus kurzen Phasen der Begeisterung sowie der permanenten Selbstüberschätzung. Seine Beziehungsfähigkeit: armselig. Er nutzt Menschen aus, spannt sie für sich ein, gibt wenig und nimmt viel, rennt den Falschen hinterher, übersieht die wahren Freunde.
Berühmt wird der Sohn eines calvinistischen Uhrmachers, als er einen Text bei der Akademie von Dijon einreicht, in der er die Frage verneint, ob Wissenschaft und Künste dazu beigetragen hätten, „die Sitten zu reinigen”. Der unerwartete Erfolg beschert dem Herumtreiber, dem Heimatlosen endlich den Ruhm, auf den er schon lange wartet, schließlich hält er sich viel zugute auf seine diversen Talente, die er als Autodidakt ausgebildet und gepflegt hat.
Monika Pelz beschreibt den Moment, den Rousseau als wichtigsten in seinem Leben schildert - den Beschluss also, den Text bei der Akademie einzureichen und die gestellte Frage auf provokante Art zu verneinen -, als eine Art Schurkenstück: Rousseau, genialer Selbstdarsteller und Angeber, hatte immer behauptet, auf einem Spaziergang eine Vision gehabt zu haben, die ihm die Antwort eingab; tatsächlich, so Pelz, hatte wohl Rousseaus Kollege Diderot ihm den Tip gegeben, mit welcher These er Aufsehen erregen könne. Pelz entzaubert den Philosophen, den Urheber der Theorien vom menschlichen Naturzustand sowie vom Gesellschaftsvertrag und zeichnet im ersten Teil ihres Buches zugleich ein erstaunliches Bild jener Zeit des Aufbruchs, in der Jean-Jacques Rousseau lebte: Irgendwie schaffte es der mittellose Handwerker und Hochstapler scheinbar problemlos, sich durchzuschlagen, ohne zu hungern. Er kam unter bei alleinstehenden adeligen Damen, die ihn in ihre Dienste nahmen und ihm ihr Bett anboten, gab sich als Komponist und Hauslehrer aus, ohne von den Sujets viel mehr zu verstehen als seine Zöglinge. Er wurde in den Salons der feinen Leute herumgereicht, kam in Klöstern unter, wurde von Freunden ausgehalten. Leider wird Pelz im zweiten Teil des Buches zunehmend Opfer ihrer eigenen Expertise: Die philosophisch Gebildete schreibt über Ideen und Texte des Philosophen so kenntnisreich, dass sie weniger kenntnisreiche Leser auf der Strecke lässt; zumal jugendliche Leser dürften entmutigt sein, weil die Autorin sehr viel voraussetzt. Allerdings gebührt ihr das Verdienst, eine Charakterstudie vorgelegt zu haben, die als solche vergnüglich zu lesen und sehr informativ ist. Sie macht neugierig auf Rousseau.
CATHRIN KAHLWEIT
MONIKA PELZ: Der hellwache Träumer. Die Lebensgeschichte des Jean-Jacques Rousseau. Beltz & Gelberg 2005. 315 Seiten, 15,90 Euro.
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"Monika Pelz schafft es, neben einem faszinierenden Menschen und seinen Ideen zugleich das Porträt einer Zeit entstehen zu lassen. Spannende, informative Lektüre!" (kjl-online)

"Monika Pelz führt in sein Denken ein, erschließt neue Quellen und erzählt sein bewegtes Leben packend wie ein Roman." (Wochenkurier Heidelberg)