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Volker Reinhardt legt mit diesem Buch die erste Biographie über Machiavelli seit Jahrzehnten vor. Er beschreibt dessen Kindheit und Jugend im Florenz der Renaissance, den Aufstieg zum Politiker und Diplomaten sowie sein Leben als Literat und von den Mächtigen verfolgter Provokateur. Das Ergebnis ist ein neues Bild von Machiavelli als einem Theoretiker der Macht, der in seinem eigenen Leben und Werk auf Macht und Täuschung verzichtete.
Machiavellis Lehre, wie man Macht erlangt, ist bis heute eine kalte Dusche: Moral, Recht und Religion soll der Fürst als Fassade einsetzen, um seine Gegner in
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Produktbeschreibung
Volker Reinhardt legt mit diesem Buch die erste Biographie über Machiavelli seit Jahrzehnten vor. Er beschreibt dessen Kindheit und Jugend im Florenz der Renaissance, den Aufstieg zum Politiker und Diplomaten sowie sein Leben als Literat und von den Mächtigen verfolgter Provokateur. Das Ergebnis ist ein neues Bild von Machiavelli als einem Theoretiker der Macht, der in seinem eigenen Leben und Werk auf Macht und Täuschung verzichtete.

Machiavellis Lehre, wie man Macht erlangt, ist bis heute eine kalte Dusche: Moral, Recht und Religion soll der Fürst als Fassade einsetzen, um seine Gegner in falscher Sicherheit zu wiegen. Keinesfalls darf er selbst daran glauben. Viele haben sich voller Abscheu von Machiavelli abgewandt, aber es gibt auch eine Reihe von Bewunderern, die von Friedrich Nietzsche über Hannah Arendt bis zu heutigen populären Nutzanwendungen für den Alltag reicht. Wie lebt jemand, der die Techniken der Macht durchschaut, aber selbst keine Macht hat? Volker Reinhardt zeigt, dass sich hinter dem illusionslosen Zyniker Machiavelli ein Idealist verbirgt, der an die perfekte Republik und das gute Leben glaubt. Gerade dieser Machiavelli hat uns bis heute etwas zu sagen.
Autorenporträt
Volker Reinhardt, geboren 1954, lehrt allgemeine und Schweizer Geschichte an der Universität Fribourg/Schweiz. Er ist einer der renommiertesten Kenner der neuzeitlichen Geschichte Italiens und Roms.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2012

Erst die Praxis, dann die Theorie

Leitmotiv Scheitern: Volker Reinhardt zeichnet in seiner Biographie des Niccolò Machiavelli das Bild eines verbitterten Denkers.

Das Studium der Geschichte bringt keinen Idealisten hervor - zumal, wenn sich ein Kenner der römischen Republik einer kritischen Betrachtung seiner eigenen Zeit zuwendet. Niccolò Machiavelli hatte sich diesen beiden Unterfangen verschrieben: einer Rekonstruktion derjenigen Ereignisse der antiken, vor allem römischen Geschichte, aus denen er allgemeine Lehren zu ziehen für möglich hielt, und einer Analyse der Politik seiner Zeit mittels dieser Lehren.

Dieses Ansinnen war kein Selbstzweck. Machiavelli war ein Praktiker der Politik, seine Erkenntnisse waren zum Gebrauch gedacht. Nach dem Sturz des Dominikaners Girolamo Savonarola, der mittels das Ende der Welt beschwörender Predigten und fanatisierter Anhänger die Republik Florenz beherrscht hatte, erhielt Machiavelli seine Chance. 1498 wählte ihn der Rat der Achtzig zum Sekretär der Florentiner Regierung und Chef der Zweiten Kanzlei. Der Zweite Kanzler war im Gefüge der Regierung für Fragen der Innen- und Außenpolitik zuständig: von der Organisation des Militärwesens bis zur Diplomatie. Als Sekretär der Stadtregierung leitete er Vorverhandlungen mit auswärtigen Mächten und führte Erkundungsmissionen durch. Diese Aufgaben oblagen nun Machiavelli.

Diplomatische Missionen führten den Geschäftsträger der Republik - den Rang eines Gesandten erhielt Machiavelli nur einmal bei einer unbedeutenden Mission - zu den wichtigsten politischen Entscheidungsträgern seiner Zeit: Er verhandelte mit den Fürsten Italiens, der Kurie, war am Hofe des französischen Königs und des römischen Kaisers und beobachtete den Aufstieg Cesare Borgias zum Herrn der Romagna und dessen tiefen Sturz nach dem Tod von Papst Alexander VI., seinem Vater.

Schon sein Wirken als Diplomat im Zeitalter des Niedergangs der florentinischen Republik, seine literarische Leistung als Autor von Gedichten und Komödien und als stilsicherer Briefeschreiber rechtfertigt eine Biographie. Umso mehr sein Fortwirken als politischer Denker, zu dem sich - mit Bewunderung für den Republikaner und Analytiker oder mit Verachtung für einen Umwerter aller Werte - fast jeder nachfolgende politische Denker äußerte. Volker Reinhardt, ein ausgewiesener Kenner der Renaissance, der seit 1992 an der Universität Fribourg Geschichte lehrt, hat nun eine umfassende Biographie Machiavellis vorgelegt: seit langem die erste wissenschaftlichen Anforderungen genügende Darstellung und ein rundum gelungenes Buch.

Als sich Florenz 1511 auf die Seite des Gegenpapstes Ludwig XII. stellte, verhängte Julius II. schwere Kirchenstrafen gegen die Stadt. Da diese sich uneinsichtig zeigte, ging der Papst militärisch gegen die Republik vor. Im August 1512 erzwang ein spanisch-päpstliches Heer die Kapitulation der Republik und die Rückkehr der Medici. Auch Machiavelli, entschiedener Parteigänger der republikanischen Ordnung, verlor noch im November sein Amt, im Februar des folgenden Jahres wurde er verhaftet, gefoltert, aber schließlich anlässlich der Wahl des Kardinals Giovanni de' Medici zum Papst (Leo X.) amnestiert. Jeglichen politischen Einfluss hatte er verloren, und nur das Exil gewährte ihm Sicherheit.

In seinem Gut bei San Casciano, nahe Florenz, verfasste Machiavelli nun seine berühmten staatstheoretischen Schriften, "Der Fürst" und die "Discorsi", außerdem drei Komödien und eine Vielzahl von Gedichten, politische und militärische Abhandlungen - darunter die "Kunst des Krieges" und eine "Geschichte der Stadt Florenz". Die Schriften sind Resümee seiner politischen Tätigkeit und der immer wieder aufgenommenen Lektüre der römischen Geschichtsschreibung, teilweise aber auch der Versuch, sich wieder einen Weg in den Dienst des Staates zu verschaffen. Obwohl er mit kleinen Missionen betraut wurde und einige Schriften Auftragsarbeiten waren, blieb ihm die Rückkehr jedoch versagt.

Das politische Denken Machiavellis, wie wir es aus diesen Schriften kennen, war über Jahrhunderte ein Skandal - noch 1958 nannte ihn der Philosoph Leo Strauss einen "Lehrer des Bösen". Nicht wegen seiner rücksichtslosen Ratschläge oder seines Verständnisses von Politik, sondern weil er diese den Menschen - die unfähig sind, solche Wahrheit zu ertragen - in ungeschminkter Direktheit sagte. Niemand hat bis dahin mehr als Machiavelli die moralische Verworfenheit des Menschen, aber auch seine Unfähigkeit zum rationalen Handeln präziser und genauer beschrieben. Machiavelli sah genau hin. Er analysierte die Triebkräfte der Politik: die Zufälligkeit der Umstände, die er Fortuna nannte, die Unfähigkeit der Menge, überlegt zu handeln - aber auch die Fähigkeit, angesichts dessen zu herrschen, ohne Rücksicht auf Glaubensvorschriften oder Ethik. Angesichts der Maßlosigkeit des Menschen wollte Machiavelli wenigstens Stabilität der Herrschaft eines Fürsten, besser noch das Institutionsgefüge einer Republik.

Vor allem die Methode der Darstellung in Reinhardts Biographie ist klug gewählt: Aus der Lektüre, dem Studium der großen römischen Historiker, aus seiner Beobachtung der Politik, Verhandlungen und Interessen - niedergeschrieben in ausführlichen Gesandtschaftsberichten und zahllosen umfangreichen Briefen - gewinnt Machiavelli seine Ansichten über die Funktionsweise der Politik. Sie nehmen in Reinhardts Buch zu Recht einen großen Raum ein. Und aus diesen Tätigkeiten und Schriften leitet Reinhardt die Idee von Machiavellis wichtigsten Werken ab. Solchermaßen wird das Denken Machiavellis, die Erarbeitung der Theorie aus der Praxis, deutlich. Auch die tiefe Verbitterung und Enttäuschung des Florentiners, die seine Schriften kolorierten. Dieser sarkastische, oft bittere Ton (vor allem in den späten Briefen) erklärt sich durch die Erfahrungen am eigenen Leibe.

Das Scheitern ist ein Leitmotiv seines Lebens. 1526 betraut Florenz Machiavelli zum letzten Mal mit einer diplomatischen Mission. Seit 1523 herrschte dort mit Clemens VII. erneut ein weiterer Medici als Papst. Machiavelli beobachtete und kommentierte das Vorrücken des spanisch-päpstlichen Heeres auf den Kirchenstaat. Deutsche und spanische Söldner eroberten und plünderten die Heilige Stadt, der berühmte Sacco di Roma. Als die Medici nach der Niederlage des Papstes Florenz verlassen müssen, kommt es noch einmal zu einer Volksherrschaft. Sie aber bedarf des Denkers und Diplomaten Machiavelli nicht. Die Nachricht, dass er kein Amt erhalten werde, erreicht ihn elf Tage vor seinem Tod.

Reinhardt arbeitet überzeugend heraus, wie Machiavellis pessimistische Erkenntnisse über die Natur des Menschen und das Wesen der Politik diesem auch sein eigenes Scheitern erklärten. Es ist der mangelhaften menschlichen Erkenntnisfähigkeit gemäß, dass Florenz auf seinen besten Denker verzichtet. Eine bittere Wahrheit für den "Historiker, Komiker und Tragiker", als den er sich selbst sah. Eine "ideale" oder wenigstens eine am Guten ausgerichtete Ordnung sah Machiavelli, angesichts des Tobens von Fortuna, des ewigen Kreislaufes von Aufstieg und Verfall, als nicht erreichbar an. Aber eine besser regierte Republik wäre im Interesse aller ihrer Bürger. Er war überzeugt, den Weg dahin zu kennen.

DIETMAR HERZ

Volker Reinhardt: "Machiavelli oder die Kunst der Macht". Eine Biographie. Verlag C. H. Beck, München 2012. 400 S., Abb., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mutig nennt Hans-Albrecht Koch diese Machiavelli-Biografie des mit Monografien zur Geschichte Italiens bekannt gewordenen Freiburger Historikers Volker Reinhardt. Mutig angesichts der vielen Widersprüche, die der Florentiner auf sich vereint. Mit Reinhardt nun gelingt es dem Rezensenten zu erkennen, wie Machiavelli wirkungsmächtiger Diplomat und politischer Denker zugleich sein konnte. Dass der Autor Distanz zu seinem Thema wahrt, ohne es an Teilnahme fehlen zu lassen, dass er mittels Quellen Anschaulichkeit herstellt und auch noch zu unterhalten vermag, lässt Koch den Band als "großen Wurf" titulieren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.03.2012

Nimm alles nicht so ernst, Niccolò!
Propagandist der Entscheidung: Volker Reinhardt erzählt das Leben des Außenseiters und Provokateurs Macchiavelli
In der politischen und kulturellen Elite von Florenz, so das prägnante Resümee des Schweizer Historikers Volker Reinhardt, war Niccolò Machiavelli ein Außenseiter, der immer wieder durch intellektuelle Provokationen auf sich aufmerksam zu machen suchte. Weil das aber wenig fruchtete und ihm weder die angestrebten Posten noch die gewünschte Anerkennung einbrachte, polemisierte Machiavelli noch schärfer gegen den politischen und kulturellen Mainstream im Italien des frühen 16. Jahrhunderts.
Dabei habe er sich, schreibt Reinhardt in seiner neuen Machiavelli-Biographie, in so manches Hirngespinst verliebt, etwa in die Idee der Wiederherstellung der römischen Republik, die auf die Ablösung des damals in Italien vorherrschenden Söldnerwesens durch eine im Lande rekrutierte Miliz zielte. Aber überall, wo ein Krieg zu führen war, entschieden sich die Regierenden lieber für die kampferprobten Condottieri und ihre Krieger. Und als die Florentiner Signoria doch einmal den Ratschlägen Machiavellis folgte, endete das in einem militärischen Desaster. War der prominente politische Ratgeber Machiavelli in der politischen Praxis ein Versager?
Diese Sichtweise Machiavellis ist nicht unbedingt neu, die Soziologen Alfred von Martin und René König haben sie in den 1930er und 1940er Jahren mit großer Entschiedenheit gegen das damals vorherrschende Bild Machiavellis als das eines unerbittlichen Realisten und schonungslosen Analytikers der Politik vertreten: Machiavelli sei ein Utopist gewesen, der die von ihm in die Welt gesetzten Seifenblasen für politische Realität gehalten habe. Wer seinen Ratschlägen folgte, beschritt den sicheren Weg des Scheiterns.
Machiavelli war damals zwischen die politischen Fronten der Intellektuellen geraten, und nachdem ihn die politische Rechte zum Gewährsmann ihrer Weltsicht gemacht hatte, war es nicht der schlechteste Schachzug der Liberalen, ihnen den geistigen Stammvater madig zu machen.
Aber das ist lange her, und Volker Reinhardt will nicht die Rezeption der Machiavelli’schen Theorie, sondern Machiavellis Leben darstellen. Dabei spielen auch dessen Werke, der „Principe“, die „Discorsi“ und die „Geschichte von Florenz“ eine Rolle, sind sie doch der Grund, warum sich Historiker und Politiktheoretiker, Philosophen und Soziologen bis heute für Machiavelli interessieren. Aber nicht diese Schriften stehen im Zentrum der Biographie Machiavellis, sondern die Reisen, die er als Gesandter der Florentiner Republik zu den Großen seiner Zeit unternommen hat, dazu seine vierzehnjährige Tätigkeit als Politiker, der es zwar nie in die erste Reihe schaffte, auf dessen Beobachtungs- und Analysefähigkeiten aber alle setzten, wenn die Lage wieder einmal brenzlig wurde.
Volker Reinhardt, sicherlich einer der besten Kenner der italienischen Geschichte in der Zeit der Renaissance, hat das mit großer Akribie dargestellt. Er beschreibt das Florentiner Klientelwesen, das Machiavelli zutiefst zuwider war, stellt die politischen Strömungen dar, die in Florenz eine Rolle spielten und arbeitet die notorische Entscheidungsschwäche der politischen Akteure heraus. In Machiavellis Augen hatten die Florentiner Politiker weder einen Plan noch eine Strategie, wie sie den immer größeren Herausforderungen der politischen Lage in Italien begegnen wollten. Sie retteten sich von Krise zu Krise und wurstelten sich von Tag zu Tag durch. Für Reinhardt ist es vor allem diese Erfahrung der Entschlussschwäche, die Machiavelli zum Propagandisten der Entscheidung werden ließ. Die Humanisten mit ihrem intellektuellen Gestus des Sowohl-als-auch waren für ihn die geistigen Repräsentanten dieser politischen Krise. Ihnen stellte Machiavelli sein trotziges Entweder-oder entgegen.
Hierin kann man Reinhardt gut folgen: Machiavelli verzweifelte an den politischen Konstellationen, in denen er agieren sollte. Die 1512 mit dem Sturz der Republik erfolgte Verwandlung des politischen Akteurs Machiavelli in den politischen Theoretiker musste für diesen, folgt man der Darstellung Reinhardts, in vieler Hinsicht eine Erlösung gewesen sein. Jetzt nämlich erst konnte er sich dem Vergnügen an der analysierenden Beobachtung und der scharfen Kritik voll hingeben.
Aber auch damit wurde Machiavelli nicht glücklich: Es drängte ihn zurück ins politische Geschäft, denn er wollte etwas Entscheidendes tun gegen das Verhängnis, das er auf Florenz und Italien zukommen sah. Um aber am politischen Spiel wieder teilnehmen zu können, musste er sich mit seiner Kritik an den Mächtigen, den Medici zumal, zurückhalten, und das war ihm immer wieder unmöglich. So stand der Schriftsteller Machiavelli dem Politiker Machiavelli im Weg, und der verhinderte Politiker Machiavelli bekam vom Analytiker Machiavelli immer wieder gesagt, wie wichtig es wäre, jetzt die politisch richtigen Schritte zu unternehmen.
Machiavellis Leben ist, von wenigen Situationen abgesehen, nicht glücklich gewesen. Das hat er selber so gesehen, sonst hätte er Fortuna nicht zu seiner Widersacherin und persönlichen Feindin erklärt. Reinhardt arbeitet diese Dimension in der Selbstwahrnehmung Machiavellis mit großer Sensibilität heraus. Auf so manche Passage im theoretischen Werk fällt dadurch ein anderes Licht. Reinhardt zeigt aber auch, wie sich Machiavelli dagegen geschützt hat, ein ums andere Mal zu den Opfern der launischen und mitunter bösartigen Fortuna zu gehören: Indem er sein eigenes Schicksal wie die politischen Geschicke seiner Vaterstadt mit Ironie und gelegentlichen Sarkasmen darstellte.
Machiavelli hat nur durchhalten können, indem er sich und alles andere dann doch nicht so ernst nahm. Indem er sich über andere lustig machte, machte er sich auch über sich selbst lustig, über seine Sorgen, seine Unruhe und seinen Wunsch, dem Schicksal doch noch in die Speichen greifen zu können, lustig. Nimm alles nicht so ernst, Niccolò! Aber dann war es ihm wieder bitterernst, und er setzte alles, was er hatte, in Bewegung, um ins Geschehen einzugreifen.
Reinhardt hat dieses Schwanken Machiavellis sehr klar in den Blick genommen, aber er hätte die damit verbundene intellektuelle Dynamik schärfer herausarbeiten können. Dass er das nicht getan hat, könnte mit seiner eigenen intellektuellen Biographie zusammenhängen, damit, dass er zuerst über Machiavellis Briefpartner und politische Kritiker Guicciardini und Vettori je eine Biographie geschrieben hat. So hat er Machiavelli immer schon mit deren politisch abgeklärtem Blick gesehen, aus der Sicht von Männern, die stets in wichtigen Positionen, von der Herkunft und vom Glück begünstigt waren, cool gegenüber dem intellektuellen Draufgänger Machiavelli, der einen Gedanken zu Ende denken wollte und ihn nicht für politische Opportunitäten aufzugeben bereit war.
Demgemäß hält sich Reinhardts Sympathie für Machiavelli in Grenzen. Das mag keine schlechte Voraussetzung für das Schreiben einer Biographie des Politikers Machiavelli sein. Aber es beengt den Zugang zur Biographie des Intellektuellen Machiavelli. Volker Reinhardt beobachtet Machiavelli sehr genau. Aber ihn zu verstehen, tut er sich schwer.
HERFRIED MÜNKLER
VOLKER REINHARDT: Machiavelli oder Die Kunst der Macht. Eine Biographie. C. H. Beck Verlag, München 2012. 400 Seiten, 24,95 Euro.
Immer wieder stand der
Schriftsteller Macchiavelli dem
Politiker Macchiavelli im Weg
Fortuna sah er als seine Widersacherin an: Der ehrgeizige Florentiner Staatsmann und kluge Analytiker der Macht Niccolò Machiavelli (1469- 1527), porträtiert von Santi di Tito. Abb.: Getty Images
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Endlich gibt es eine neue Biografie Machiavellis: Volker Reinhardt entdämonisiert den Philosophen der Macht. Robert Leicht, Die Zeit; Machiavellis Leben ist, von wenigen Situationen abgesehen, nicht glücklich gewesen Reinhardt arbeitet diese Dimension in der Selbstwahrnehmung Machiavellis mit großer Sensibilität heraus. Auf so manche Passage im theoretischen Werk fällt dadurch ein anderes Licht. (Herfried Münkler, Süddeutsche Zeitung).

Aus intimer Kenntnis der Briefe, Gesandtschaftsberichte und des facettenreichen Oeuvre von Machiavelli gelingt dem Verfasser ein höchst anschauliches Porträt vom Lebensweg und Werk. (Otfried Höffe, Zeitschrift für philosophische Forschung).