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Lew Tolstoi (1828-1910) hat mit Krieg und Frieden (1868) und Anna Karenina (1875) den russischen Gesellschaftsroman in die Weltliteratur eingeführt. In seiner Schreibweise verwendete er radikal neue Techniken. Diese Kurzbiographie zeichnet nach, wie Tolstoi mit den Lebensentwürfen seiner literarischen Figuren experimentiert und sie auf seine eigene Lebenspraxis anwendet, die sich zunehmend radikalisierte. Tolstoi war am Ende seines Lebens der berühmteste Russe, exkommuniziert, den zaristischen Obrigkeiten ein Dorn im Auge und seine Ehekonflikte ein offenes Geheimnis.

Produktbeschreibung
Lew Tolstoi (1828-1910) hat mit Krieg und Frieden (1868) und Anna Karenina (1875) den russischen Gesellschaftsroman in die Weltliteratur eingeführt. In seiner Schreibweise verwendete er radikal neue Techniken. Diese Kurzbiographie zeichnet nach, wie Tolstoi mit den Lebensentwürfen seiner literarischen Figuren experimentiert und sie auf seine eigene Lebenspraxis anwendet, die sich zunehmend radikalisierte. Tolstoi war am Ende seines Lebens der berühmteste Russe, exkommuniziert, den zaristischen Obrigkeiten ein Dorn im Auge und seine Ehekonflikte ein offenes Geheimnis.
Autorenporträt
Ulrich Schmid ist Professor für Kultur und Gesellschaft Russlands an der Universität St. Gallen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2010

Wann pflügte
Graf Tolstoi?
Selbst seine „Anna Karenina“ hielt Lew Tolstoi später für „abgeschmackt“. Am 20. November feiert man den 100. Todestag des großen russischen Schriftstellers und jedem, der einen Einstieg in sein Leben und Werk bekommen möchte, sei die Kurzbiografie von Ulrich Schmid empfohlen. Schmid erzählt nicht chronologisch, sondern thematisch. Die Kapitel beschäftigen sich mit Tolstois Verherrlichung des Volkes. Mit seinem Kampf gegen die Sexualität. Sichtbar wird ein widersprüchlicher Charakter. „Ambivalent“ ist daher eines der meist gebrauchten Adjektive der Biografie – schon Rilke sprach von Tolstois „moralischen und religiösen Naivitäten“. Unter den Zeitgenossen kursierte ein Witz: „Zwei Reisende fahren im Zug an Jasnaja Poljana vorbei. Fragt der eine: Wo ist denn jetzt der pflügende Graf? Antwortet der andere: Er pflügt nur, wenn der Luxuszug 1. Klasse vorbeifährt.“
Florian Welle
Ulrich Schmid:
Lew Tolstoi. Verlag C. H. Beck, München 2010. 126 Seiten, 8,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

In seiner Rezension zu drei deutschsprachigen im Jahre 2010 erschienenen Werken über Leo Tolstoi hebt Felix Philipp Ingold Ulrich Schmids Tolstoi-Biografie lobend hervor. Der Schweizer Kultur- und Sozialhistoriker verdeutliche in seinem "eleganten", auch auf ein breiteres Publikum ausgerichteten Essay Tolstois in Leben und Werk sichtbare Zerrissenheit zwischen Trivialität und Genialität. Von Einblicken in Ehekrieg und Sexualnot des Schriftstellers über Sinnsuche, Kulturverachtung und Selbsthass bis zu seiner ideologischen Inanspruchnahme durch gegensätzliche Interessen wie die des Kremls oder Hollywoods - Schmid lege "plausibel" dar, mit welchem Eigensinn Tolstoi sowohl in seinem Leben als auch in seinen Schriften immer wieder neue Lebensentwürfe teste, ohne jedoch zu einer endgültigen Problemlösung zu gelangen. Ein wenig bedauert Ingold, dass der Autor eine so interessante These wie etwa jene, dass Tolstoi als "Pionier des stream of consciousness" gelten könne, nicht mit weiteren Argumenten und Beispielen unterlegt habe.

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