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Die Sprache, die Liebe, die Einsamkeit - und der Tod, vor dem alles fragwürdig wird und der sich zu oft schon im Leben eingenistet hat, die deutsche Sprache, die nicht die Muttersprache ist, aber zur Heimat wurde, die Liebe der Körper und die Sprache, in der sie sagbar ist, die Einsamkeit, die gefüllt sein kann oder eine Niederlage, wenn der Tod recht behält: Das sind die Motive, um die SAID?s neue Gedichte kreisen. Die Lyrik SAID?s wird immer konzentrierter, lakonischer, einfacher und gerade dadurch schillernder, noch assoziationsreicher, als würde das Schweigen zwischen den Liebenden, den…mehr

Produktbeschreibung
Die Sprache, die Liebe, die Einsamkeit - und der Tod, vor dem alles fragwürdig wird und der sich zu oft schon im Leben eingenistet hat, die deutsche Sprache, die nicht die Muttersprache ist, aber zur Heimat wurde, die Liebe der Körper und die Sprache, in der sie sagbar ist, die Einsamkeit, die gefüllt sein kann oder eine Niederlage, wenn der Tod recht behält: Das sind die Motive, um die SAID?s neue Gedichte kreisen. Die Lyrik SAID?s wird immer konzentrierter, lakonischer, einfacher und gerade dadurch schillernder, noch assoziationsreicher, als würde das Schweigen zwischen den Liebenden, den Körpern, über das, was sie verbindet und was sie trennt, nachhaltiger werden, im Guten wie im Bösen. SAID schreibt eine "ungekünstelte, lebensnahe und doch sehr vielschichtige Sprache"(Stefan Weidner) und nicht zufällig ist das erste Gedicht seines neuen Bandes ein Gedicht für Erich Fried. Und gleichzeitig, das macht die Bücher von SAID zusätzlich so lesenswert, trägt dieser exil-iranische Autor, der ein ganz reines Deutsch schreibt, in die deutsche Lyrik eine Bilderwelt und Erfahrungsweise herein, die nicht nur aus unserem, sondern eben, was die Liebe und die Körper anbelangt, aus dem persischen Traditionsraum stammt. So wird die deutsche Literatur bereichert, um einzigartige Gedichte über Liebe und Tod.
Autorenporträt
Said, geb. 1947 in Teheran, hat mit 17 Jahren seine Heimat verlassen. Seit 1965 lebt er als freier Autor in München. Sein literarisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen, darunter der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (1991) sowie die Aufnahme auf die Ehrenliste zum österreichischen Jugendbuchpreis (1999), ausgezeichnet. Für sein politisches Engagement und seinen persönlichen Einsatz für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller wurde SAID 1997 die Hermann-Kesten-Medaille verliehen. Im gleichen Jahr war er Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles. Im Mai 2000 wurde er zum Präsidenten des deutschen Pen-Zentrums gewählt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

In ihrer Besprechung vergleicht die Rezensentin Angela Schader, "Sei Nacht zu mir", einen Gedichtband, den der Autor 1998 veröffentlichte, mit dem neuen Band "Aussenhaut Binnenträume. Der Duktus des neuen Bandes, verrät die Rezensentin, sei der selbe, den der Leser schon von dem früheren Band kenne: Zwischen den Gedichten ließen sich Bezüge erahnen, "die einen quas erzählerischen Zusammenhang nahe legen". Allerdings sei der neue Band kompakter und zugänglicher, was vielleicht am größeren Umfang liege, "vielleicht aber auch an der noch intensiveren Intimität, der stets mit äußerster Knappheit formulierten Texte". Sie lobt Saids Texte, die "ins Ohr der Geliebten gesprochen, "wohl genossen und verstanden" werden - die sich aber auch " gelegentlich zu einer Zeugenschaft genötigt fühlen, die ihnen eigentlich nicht zusteht".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2003

Gehölz des Schweigens
Saids Lyrikband „Außenhaut Binnenträume”
Auf der Haut der Geliebten sammeln sich die Träume, dort ruhen die Schatten für einen Moment, und die Zeit hinterlässt ihre „gedächtnissteine”. Vielleicht will uns der Einband von Saids neuem Gedichtbuch genau davon erzählen. Ein zartblauer Himmel voll traumverlorener Wolken, und am unteren Rand ragt der Kopf der Angebeteten ins Bild. Doch seltsam, nicht das Gesicht, nicht der Hals, es ist allein ihre Stirn, die wir dort sehen, fleckig, isoliert, ein Bruchstück aus einer anderen Welt. Wo mögen ihre Wangen geblieben sein, wo die Lippen und die Augen, das Versprechen auf ein wenig Sinnlichkeit?
Der Dichter Said ist ein Sänger der Liebe, zweifellos. Dieser Autor versammelt in seinen Versen all die Schlüsselwörter, die wir von einem poetischen Erotomanen erwarten dürfen. Mit seiner kargen Sprache heftet er sich an die Haut der Geliebten, träumt von ihrem Fleisch und von den Küssen, immer darauf bedacht, am Ende jenen Punkt zu markieren, der die bloße Körperlichkeit transzendiert: den „grenzort / zwischen sperma und stille”.
Hier wird die Liebe brüchig, hier schleichen sich Verrat und „mutterängste” ins Spiel der Körper ein, vor allem aber ist hier das Schweigen nahe, vor dem „gleichmäßigen hintergrund des todes”.
An dieser Nahtstelle allerdings nisten auch die großen Probleme, mit welchen Saids Gedichte zu kämpfen haben. Sie sollen ja immer mehr sein, die Verse und Bilder, als nur der Sinnlichkeit verpflichtet. Ein Schelm, wer dies der Literatur zum Vorwurf machen wollte! Im Falle von Said indes führt die Suche nach den großen Themen dazu, dass er sich gar nicht erst auf die erotischen Valeurs der Wörter einlässt.
Litaneiartig beschwört er immer wieder dieselben Reizvokabeln, die „zunge”, die „augen”, die „lippen”, die „nacht”. Dazu verliert er sich ein ums andere Mal in scheußlichen Genitivmetaphern – „die besiegte sprache der liebenden”, „das gehölz des schweigens”. Die Haut, heißt es einmal, „verschluckt müll / verschluckt trauer / dein mund meidet die ränder”. Es sind die lustvollen, riskanten Ränder der Sprache, welchen sich der Dichter Said verweigert. Was bleibt, sagt er selber, im letzten Gedicht: „getrocknete wortfetzen / ohne wiederkehr”.
NICO BLEUTGE
SAID: Außenhaut Binnenträume. Gedichte. Verlag C.H. Beck, München 2002. 98 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2003

Mit Auge, Mund und Zunge
Der eigene Körper liest sich am besten: Saids lyrische Schicksale

Said ist von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Er bedichtet Haut und Haar, Augen, Mund und Zunge, die Brüste und die Brustwarzen, die Hüfte und die Taille, den Rücken, die (geöffneten) Beine und den Schoß, die Schenkel, die Füße und die Zehen der Geliebten. So leibhaftig und so leidenschaftlich schreibt in Deutschland nur Said über die Liebe. Allerdings: Der Tod, "diese fröstelnde laufhure", bleibt - bei aller Liebe - stets gegenwärtig; er, "der immerzu lauscht", "hausiert zwischen den zeilen". Diese gleichzeitige Gegenwärtigkeit von Liebe und Tod gehört zum unverkennbaren Sound Saids: "jeder von uns geht seinem tod entgegen und wartet. / nichts haben wir gelernt / von den vorbeiziehenden liebenden."

Das klingt fast vorwurfsvoll; so, als gäbe es etwas zu lernen von dieser Ars amatoria des aus Persien stammenden Said, die zugleich eine Ars moriendi ist. Kein ausgelassen-nachdenklicher Divan-Ton will sich hier einstellen; die Sinnlichkeit ist von anderer Art: Sie ist einerseits direkter, zupackender (im Hinblick auf die Geliebte) und andererseits schwarzgallig-melancholischer (im Hinblick auf den Liebenden). Die Person der Geliebten bleibt trotz (oder wegen?) ihrer Körperlichkeit merkwürdig unvollständig: Sie besitzt in diesen Texten keine eigene Erfahrung, keine Meinung, keinen Geist, vielleicht mit der Ausnahme eines einzigen erzählenden Gedichtes, das zugleich mit zehn Zeilen das längste des ganzen Bandes ist: "sie behielt den engel bei sich / und zog ihm die zähne. / tagsüber warf sie ihm / stroh vor die füße; / zur nacht / stopfte sie sein maul / mit heißen küssen. / das licht verkauften sie dann / an jeden, / der genug zahlte."

Ob man dieses Gedicht als Domestizierungsgeschichte des Mannes lesen möchte oder als Dokument einer Solidargemeinschaft zwischen Frau und Mann - in beiden Fällen kann sicherlich nicht davon gesprochen werden, daß sich hier dem Leser eine spezifisch persische Bilder- und Erfahrungswelt öffnet, was dem Autor oft und gern nachgesagt wird. Persisch-Exotisches findet sich kaum in seinen Gedichten. Ein Maulbeerbaum ist, sieht man von einem Hinweis auf seine Exilsituation in Deutschland ab, schon das äußerste Requisit des Fremdartigen, das in seinen Gedichten begegnet.

Nein: Said ist ein durch und durch deutscher Dichter. Er schreibt ein gepflegtes, gelegentlich geradezu gewähltes Deutsch, er liebt die guten alten geheimnisvollen Genitivmetaphern der fünfziger und sechziger Jahre - "die mundlose ungeduld der straßen", "der gekrümmte schlaf des todes", "die geplünderte hauptstadt meiner hände" - und er hat sogar einen gewissen Hang zum deutschen Raunen, zum Vergeheimnissen des Offenbaren: "als sie ging / nahm sie alle wasser mit". Sehr deutsch auch die Konzentration auf den eigenen After ("ich lebe in eintracht mit meinem after"), das Sperma und die nassen Bettlaken. Kein Wunder, daß die deutschen Schriftsteller ihn, der 1957 im Alter von achtzehn Jahren nach Deutschland kam, im Jahr 2000 zu ihrem Obmann wählten, zum Präsidenten des deutschen Pen-Clubs West: Er ist in der Tat einer von ihnen.

WULF SEGEBRECHT

Said: "Außenhaut Binnenträume". Neue Gedichte. Verlag C.H. Beck, München 2002. 98 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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