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Tiere denken! Doch damit sind nicht die kleinen, oft verblüffenden Kunststückchen gemeint, an denen sich die Besitzer diverser Haustiere erfreuen. Tiere denken und fühlen in einem viel umfassenderen Sinne als bisher angenommen, und zumindest die höheren von ihnen besitzen eine eigene Wahrnehmungswelt, haben subjektive Erlebnisse und suchen ihr Verhalten danach auszurichten. Marc Hauser beschreibt in seinem originellen und gut verständlichen Buch das erstaunliche intellektuelle und emotionale Leben der Tiere, über das Psychologen, Sprachwissenschaftler und Biologen - basierend auf neuesten…mehr

Produktbeschreibung
Tiere denken! Doch damit sind nicht die kleinen, oft verblüffenden Kunststückchen gemeint, an denen sich die Besitzer diverser Haustiere erfreuen. Tiere denken und fühlen in einem viel umfassenderen Sinne als bisher angenommen, und zumindest die höheren von ihnen besitzen eine eigene Wahrnehmungswelt, haben subjektive Erlebnisse und suchen ihr Verhalten danach auszurichten. Marc Hauser beschreibt in seinem originellen und gut verständlichen Buch das erstaunliche intellektuelle und emotionale Leben der Tiere, über das Psychologen, Sprachwissenschaftler und Biologen - basierend auf neuesten Forschungen - sehr Nachdenkliches zu berichten haben. Dabei geht es nicht darum, uns in unserem romantischen Bild von der Natur zu bekräftigen. Dieses Buch berichtet vielmehr von einer kleinen Sensation mit weitreichenden Konsequenzen: von der zunehmenden Gewißheit, daß Tiere eine bislang unterschätzte Wahrnehmung der Welt besitzen und diese auch zu deuten wissen, weshalb nicht w enige Forscher bestimmten Tieren die intellektuellen Fähigkeiten von Kleinkindern zusprechen. Wir täten deshalb gut daran, in Tieren nicht nur Objekte, sondern auch Subjekte zu sehen.
Autorenporträt
Marc D. Hauser ist Professor für Psychologie und Neurowissenschaften an der Harvard University (USA) und Fellow des dortigen Mind, Brain and Behavior- Forschungsprogramms. Neben seiner Arbeit im Labor betreibt er Feldstudien in Kenia, Uganda und Puerto Rico.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Mit der spannenden Frage, ob Tiere denken können und ein Bewusstsein haben, hat sich Marc D. Hauser, Professor für Psychologie und Neurowissenschaften in Harvard, beschäftigt und darüber ein "ziemlich aufregendes, kluges und manchmal durchaus witziges" Buch geschrieben, meint Andreas Lehmann. Natürlich darf da die begeisterte Schilderung der eigenen Studien nicht fehlen, so der Rezensent, der sich von der Lektüre angenehm herausgefordert sieht. Denn Hauser gehe mit seinen Schlussfolgerungen äußerst vorsichtig um, vor allem scheue er sich davor, "menschenzentristisch" zu urteilen, freut sich Lehmann. So weiß der Leser am Ende zwar immer noch nicht, ob Tiere denken können, aber er hat jede Menge Stoff, darüber nachzudenken, kündigt der Rezensent an.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2001

Vogel und Vorstellung
Was denkt das Klammeraffenweibchen, wenn es gurrt?
Was denken Hund oder Katze über uns Menschen? Was mögen die Elefanten im Zoo von uns halten? Ist ihr riesiges Gehirn groß genug für einen wachen Geist? Sind sie bloß unfähig, sich uns mitzuteilen? Wer – wie viele Menschen – ein enges Verhältnis zu einem Hund hat, wird nicht nur überzeugt sein, dass sich dieser sehr wohl etwas denkt, sondern sich auch über manche Fragen und Probleme wundern, die von der biologischen Forschung künstlich aufgeworfen werden. Sollen sich doch die Forscher einfach einen Hund halten, der würde sie schon lehren, was sie zu ergründen suchen und wofür sie mehr oder weniger unsinnige und kostspielige Experimente machen.
Doch wie es genau ist, weiß auch der beste Hundehalter nicht. „Was Tiere wirklich denken” lautet der Untertitel dieses Buches. Der Verfasser ist ein bekannter Nervenpsychologe an der Harvard Universität. Man darf also das Beste erwarten. Marc D. Hauser „behandelt in diesem bedeutendem Buch eine der heikelsten Fragen der Verhaltenswissenschaft”, schreibt der weltbekannte Soziobiologe und Ameisenforscher Edward O. Wilson dazu. Hochrangige Auszeichnungen schmücken den Autor. Grund genug also, das Buch zu lesen, auch um etwas über uns selbst, über unser Denken zu erfahren. Worum aber geht es in diesem Buch und was „bringt” es?
Titel und Untertitel sind tatsächlich wörtlich aus dem amerikanischen Original übersetzt und damit auch vom Verfasser so gemeint. Wir dürfen ihn also beim Wort nehmen. Ein Ereignis scheint für ihn eine Art von Schlüsselerlebnis gewesen zu sein: Es geschah vor gut 20 Jahren in einem Affenzoo in Florida. „Etwa um die Mitte des Sommers fiel mir auf, dass ein Klammeraffenweibchen mich intensiv beäugte. Ich ging näher an den Käfig heran, das Weibchen näherte sich mir ebenfalls. Es saß direkt vor mir und neigte seinen Kopf zuerst auf die eine, dann auf die andere Seite, dann langte es durch das Gitter und schlang mir beide Arme um den Hals. Es sah mir in die Augen und gurrte mehrmals. Was mochte es denken? Was mochte es fühlen? Als Nächstes geschah etwas Bemerkenswertes: Der Käfiggenosse des Weibchens kam angelegentlich näher. Das Weibchen sah sich um, ließ mich los und schlug dem Männchen auf den Kopf ... darauf streckte das Weibchen die Arme wieder durchs Gitter und nahm die vorherige Haltung ein.”
Solche Erlebnisse rühren. Ob sie auch zu den richtigen Schlussfolgerungen führen? Marc Hauser stellt einige solcher „Tierlegenden” zusammen. Dann beginnt Teil I mit drei Kapiteln über „die materielle Welt”, über „Zahlenjongleure” und „Reisende im Raum”. Zusammengefasst nennt er die Inhalte „Universalwissen”. Dabei geht es darum, wie Tiere Gegenstände unterscheiden, ob und wie weit sie (unbenannt) zählen können und wie sie sich in ihrem Lebensraum zurecht finden. Teil II handelt von Selbsterkenntnis, vom Lernen und von der Täuschung. Welche Tierart erkennt sich zum Beispiel im Spiegel? Sind es neben dem Menschen nur die uns sehr nahe stehenden Menschenaffen? Und wer kann lügen? „Natürliche Psychologen” nennt Hauser solche Tiere, die mit – genügend Lernfähigkeit ausgestattet – strategisch und andere täuschend vorgehen können oder vorab erahnen, was der Partner tun wird.
Im dritten Teil geht es schließlich um vorsprachliche und sprachliche Kommunikation sowie um die Entstehung von „moralischem” Verhalten. Konrad Lorenz, dessen Werk Hauser nur höchst unzureichend bekannt ist, hat das „moralanaloges Verhalten” genannt. Vieles, worüber sich Marc Hauser wundert oder was er in zahllosen Kurzbeispielen ausführt, hätte er in den Werken der Lorenzschen Vergleichenden Verhaltensforschung längst finden können.
Nicht-englische oder amerikanische Fachliteratur ist so gut wie nicht ausgewertet worden. Den deutschsprachigen Lesern wird daher das Me iste wohl bekannt sein, auch wenn es in anderen oder neueren Beispielen verpackt geboten wird. Diese Beispiele sind die andere Schwäche des Buches: Sie sind so heterogen, so chaotisch aneinander gereiht, dass sich schwerlich ein System darin finden lässt, um die Argumentation zu stützen.Marc Hauser ist eben doch kein Zoologe und als Neuropsychologe viel zu wenig vertraut mit den unterschiedlichen Fähigkeiten und Lebensstilen der verschiedenen Arten. Das wesentliche, von Konrad Lorenz und seiner Schule so überzeugend ausgearbeitete Konzept des stammesgeschichtlichen Vergleichens fehlt. Daher treten auch merkwürdige, mitunter befremdliche Experimente auf, mit deren Hilfe Fragen geklärt werden sollen, die im natürlichen Leben der betreffenden Arten keine Rolle spielen. Was zum Beispiel sollen all die Spiegel-Experimente bringen, bei denen Tiere getestet werden, ob sie ihr eigenes Spiegelbild erkennen?
Fragwürdige Experimente
Das Buch ist voll von Beispielen „aus der Tierwelt”, obwohl Marc Hauser einleitend klarstellt, dass er sich „im Unterschied zu den meisten Büchern über das Denken und die Gefühle von Tieren... entscheidend auf die jüngsten Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und der Erforschung frühkindlicher Entwicklung stützt”. Wie fragwürdig Experimente zu Bewusstsein und Emotionen in der frühkindlichen Entwicklung sein können, illustriert das Experiment von David und Ann Premack, die einjährigen Kleinkindern „mit einer genialen Versuchsanordnung” Computertrickfilme zeigten, und dabei „von vier Grundprinzipien ausgingen”. „Erstens: Lebende Objekte bewegen sich von alleine... Zweitens: Objekte, die über eine Psyche verfügen, haben Ziele und bewegen sich in angemessener Weise... Drittens: Wenn ein Gegenstand sich von selbst und zielgerichtet bewegt, wird der Betrachter diesem Gegenstand automatisch Gedanken und Gefühle zuschreiben... Viertens: Wenn zwei oder mehr Gegenstände mit den oben aufgeführten Eigenschaften interagieren, werden die Betrachter dieser Interaktion ebenfalls eine emotionale Wertung zuschreiben.”
Kein Wunder, wenn die Leser nach 321 Seiten erfahren: „Ich glaube nicht, dass wir je genau wissen werden, wie es sich wirklich anfühlt, eine Fledermaus, ein Vogel oder ein Bonobo (Schimpanse) zu sein. Wir werden nie genau wissen, was jenes Klammeraffenweibchen fühlte, als es seine Arme um mich legte, mir in die Augen sah und gurrte.” Der Autor vollendet also den im Untertitel begonnenen Satz: „Was Tiere wirklich denken” eindeutig mit: „werden wir nie genau wissen”. Aber höchst überraschend nach diesem klaren Abschluss lesen wir nur eine halbe Seite weiter: „Die einzige Möglichkeit zu verstehen, was Tiere denken und fühlen, besteht darin, herauszufinden, wie ihr Geist im Laufe der Evolution dahin gelangt ist, bestimmte soziale und ökologische Probleme lösen zu können. Dasselbe gilt für den menschlichen Geist”. Fasse es, wer kann.
Marc Hausers Buch liest sich nicht schlecht. Es steckt voller interessanter Beispiele und witziger Wendungen; manche allerdings von unfreiwilliger Komik, wenn etwa von „Elefantenküken” die Rede ist. Sprachliche Schwierigkeiten, meist wohl der Übersetzung geschuldet, bereiten das Vergnügen, herauszufinden, was mit diesem oder jenem Satz gemeint sein könnte. Und manche Hunde- oder Katzenhalter werden nach der Lektüre des Buches ratlos auf ihre Lieblinge blicken, die verständnisvoll zurückschauen: Es ist doch besser, sich auf die eigenen Eindrücke zu verlassen als auf komische Experimente, wird ihr Fazit sein. Uns sie mögen damit gar nicht so unrecht haben, würde ihnen Konrad Lorenz beipflichten.
JOSEF H. REICHHOLF
MARC D. HAUSER: Wilde Intelligenz. Was Tiere wirklich denken. Aus dem Englischen von Susanne Kuhlmann-Krieg. C.H. Beck Verlag München 2001. 379 Seiten, 48 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Grau sind die Zellen des Graupapageis
Aber viel holt er aus ihnen nicht heraus, findet Marc D. Hauser / Von Joachim Müller-Jung

Es ist einem Verhaltensforscher hoch anzurechnen, wenn er die Beobachtungen, die er bei seiner Arbeit mit Tieren macht oder die ihm zugetragen werden, kritisch hinterfragt. Denn nicht nur bei Hundenarren und Katzenliebhabern werden den Lieblingen geradezu menschliche Züge zugeschrieben. Auch unter Biologen und Psychologen wird fleißig gemenschelt. Tatsächlich ist die Versuchung gewaltig, wie folgende eindrucksvolle Szene verdeutlicht, die uns der amerikanische Zoologe Marc D. Hauser in seinem Buch dankenswerterweise nicht vorenthält.

Die Elefantenforscherin Cynthia Moss schildert dabei den Todeskampf der Elefantenkuh "Tina": "Teresia und Trista", zwei weitere Elefanten, "waren außer sich. Sie knieten nieder und versuchten, sie aufzurichten. Sie schoben ihr die Stoßzähne unter den Leib und Kopf. Irgendwann gelang es ihnen, sie in eine sitzende Position zu manövrieren, doch ihr Körper sank zurück. Ihre Familie versuchte mit allen Mitteln, sie aufzuwecken, sie schubsten sie, sie stießen sie mit den Stoßzähnen, Tallulah ging sogar ein Büschel Gras holen, das er ihr ins Maul zu stopfen versuchte." Als Tina tot war, kamen alle Tiere der Herde herbei, bedeckten den Leichnam mit Gras und Zweigen und berührten ihn immer wieder mit dem Rüssel und dem Fuß. Besitzen Elefanten also ein tieferes Verständnis vom Tod, empfinden sie Mitgefühl mit dem dahinsiechenden Herdenmitglied?

Eine solche Deutung wäre keineswegs abwegig. Wer sich die anrührende Szene nur plastisch genug vorstellt - und wir Menschen verfügen unbestreitbar (und glücklicherweise) über diese Fähigkeit -, der kann sich anthropogenen Deutungen kaum verschließen. Und doch bestreitet Hauser gerade die Zulässigkeit solcher Analogien. Nicht nur, daß Tieren jede Vorstellung vom Tod fehle, sie könnten solche Ideen über das, was beim Sterben - zumal dem eigenen - geschieht, grundsätzlich gar nicht entwickeln. Hauser begründet dies mit einem gewichtigen, aber keineswegs unumstrittenen Argument, nämlich "in Anbetracht der mangelnden Beweise für das Vorhandensein eines Bewußtseins", das Tiere von sich selbst hätten, und ihrer Unfähigkeit, "anderen einen mentalen Zustand zuzuschreiben". Hauser seziert gnadenlos das kognitive Potential der Tiere, reduziert den Interpretationsspielraum des Beobachters und Deuters auf ein Minimum. Anekdoten wie die geschilderte Elefantenszene sollen zu Experimenten "inspirieren". Als Ausweis für die geistigen Fähigkeiten der Tiere läßt er solche Einzelbeobachtungen nicht gelten.

Hauser ist ein scharfsinniger Beobachter. Er ist konsequent in der Art, wie er den Schein der "Selbsterkenntnis" von Delphinen, Makaken oder Hunden nimmt, wie er die vorgeblichen "Zahlenjongleure" entzaubert und die manchmal wundersame Fähigkeit von Affen zu moralischem Handeln oder ihre "Sprachgewandtheit" als das zu entlarven versucht, was es seiner Meinung nach ist: bestenfalls ein Artefakt. Seine Überzeugung gipfelt in der Aussage: "Wenn der Begriff Intelligenz im Zusammenhang mit der Untersuchung der geistigen Fähigkeiten von Tieren überhaupt etwas zu suchen hat, dann im Hinblick darauf, inwieweit sie jede Art das Problem lösen läßt, ihren Unterhalt zu sichern." Tiere sind demzufolge also nicht mit Grips ausgestattet, um den Menschen zu gefallen oder gar nachzueifern, sondern um im rauhen Alltag zu überleben.

Wissenschaftlich-formal gesehen ist der an der Harvard-Universität lehrende und vornehmlich mit Primaten arbeitende Zoologe so konsequent wie wenige unter den vielen Ethologen, die sich nach Konrad Lorenz auf die Suche nach der animalischen "res cogitans" gemacht haben. Seine evolutionistische Auslegung des Verhaltens mag viele stören. Sie wirkt oft allzu nüchtern, fast reduktionistisch, und doch scheint sie im Lichte der jüngsten Entwicklungen auf seinem Gebiet ausgesprochen modern. Die Logik seiner Argumente und die Klarheit seiner Sprache sind über weite Strecken des Buches bewundernswert. Dutzende, ja Hunderte von Experimenten und Beobachtungen führt er an, und ebenso viele kritisiert er.

Dennoch freut sich der Leser immer wieder, wenn Hauser die geistigen Überflieger aus dem Tierreich für einen Moment auf dem Olymp der Erkenntnis verweilen läßt. Da ist zum Beispiel das Gorillaweibchen "Koko", das sich nicht nur als einziger der bisher getesteten Gorillas selbst im Spiegel erkennt (wofür Hauser dann doch keine plausible Erklärung parat hat), sondern darüber hinaus die amerikanische Gebärdensprache erlernte und ganz ohne Anleitung oder Training den Begriff "weißer Tiger" kreierte, als man ihm einmal ein Zebra als Plüschtier schenkte. Schließlich taucht in Hausers Darstellung auch der mathematisch begabte Graupapagei "Alex" auf, der es fertigbringt, die Zahl der schwarzen, weißen oder andersfarbigen Korken auf einem Tablett ohne Zögern zu benennen.

Natürlich erinnert man sich in diesem Zusammenhang an die für die Verhaltensforschung durchaus unrühmliche Episode mit dem deutschen Mathematiklehrer Wilhelm van Osten und seinem Pferd "Hans". Die akademische Welt war den beiden vor nun bald hundert Jahren gründlich auf den Leim gegangen. Van Osten hatte seinerzeit offenbar glaubhaft versichert, sein Pferd könne nicht nur zählen, indem es mit den Hufen scharrt, sondern auch mathematische Aufgaben lösen - addieren, subtrahieren und sogar bruchrechnen. "Hans" war eine echte Attraktion.

Allerdings flog der Schwindel dank der Hartnäckigkeit eines Forschers namens Pfungst doch noch auf. Denn Hans hatte keineswegs gerechnet, sondern er war darauf trainiert, das Publikum ganz genau zu beobachten und bei jeder Aufgabe jeweils so lange mit seinen Hufen zu scharren, bis jemand aus dem Publikum ihm ein "Zeichen" gab. Auch noch so kleine Reaktionen bei seinen Zuschauern wußte Hans richtig zu deuten. Ein Mathematik-Genie war der Gaul also mitnichten. Manchmal bekommt man bei Hausers Dekonstruktion des tierischen Geistes das Gefühl, daß er es sein möchte, der heute in die Detektivrolle des Enttarners Pfungst schlüpft. Ob er ebenso recht behält, ist aber noch lange nicht gesagt.

Marc D. Hauser: "Wilde Intelligenz". Was Tiere wirklich denken. Aus dem Englischen von Susanne Kuhlmann-Krieg. Verlag C.H. Beck, München 2001. 378 S., 15 Ill. von Ted Dewan, geb., 48,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"...zählt zu den beeindruckendsten Büchern des Jahres 2000" (Daniel Dennett, New York Times) "In diesem bedeutenden Buch wird eine der heikelsten Fragen der Verhaltenswissenschaft thematisiert ..." (Edward O. Wilson) "Hauser hat ... die Erforschung des Geistes der Tiere revolutioniert, und er erklärt diese Revolution glanzvoll, intelligent und mit viel Humor." (Steven Pinker) "Hausers immenses Wissen, sein klarer Stil und seine ansteckende Begeisterung ... lassen einen selbst komplizierteste biologische Zusammenhänge verstehen." (Nature)