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Wer waren die Wilderer? Wo lebten sie, wovon lebten sie? Wie wurde gewildert und welche Rolle spielten die staatlichen Jäger, die ebenso entschiedene Verfolger wie häufig genug Mittäter waren? Das Buch präsentiert eine Sozialgeschichte der alpinen Wilderei jenseits der folkloristischen Legenden und Verharmlosungen. Es führt in dichten Aktionsbeschreibungen mitten hinein in die dramatischen Umbrüche des Revolutionszeitalters, an denen die traditionellen bäuerlichen Sozialrebellen ihren - von der Geschichtsschreibung notorisch unterschätzten - politischen Anteil hatten.
Norbert Schindler
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Produktbeschreibung
Wer waren die Wilderer? Wo lebten sie, wovon lebten sie? Wie wurde gewildert und welche Rolle spielten die staatlichen Jäger, die ebenso entschiedene Verfolger wie häufig genug Mittäter waren? Das Buch präsentiert eine Sozialgeschichte der alpinen Wilderei jenseits der folkloristischen Legenden und Verharmlosungen. Es führt in dichten Aktionsbeschreibungen mitten hinein in die dramatischen Umbrüche des Revolutionszeitalters, an denen die traditionellen bäuerlichen Sozialrebellen ihren - von der Geschichtsschreibung notorisch unterschätzten - politischen Anteil hatten.

Norbert Schindler beschreibt Wilderer und Wildereikonflikte im Erzstift Salzburg, einem der größten geistlichen Territorien des Alten Reiches, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er nutzt die Spuren, die dieses weithin ohne Unrechtsbewußtsein verübte Massendelikt in den Gerichts- und Regierungsakten hinterließ, als Sonde, um in die tieferen Schichten des gesellschaftlichen Umbruchs im Zeitalter der Französischen Revolution vorzudringen. Gerade für die bäuerliche Kultur wurde die Wilderei, über ihr traditionelles Zuerwerbs- und Selbstbehauptungspotential hinaus, in dieser Epoche zu einem wichtigen Instrument, um dem wachsenden politischen Dissens mit der spätfeudalen Obrigkeit Ausdruck zu verleihen.

Das Buch entwirft ein neues Bild vom Ende des Ancien Régime auf dem Land, und es sucht dessen Bevölkerung in ihre historische Rolle wieder einzusetzen, die ihr von obrigkeitsfrommen Chronisten wohl etwas zu voreilig aberkannt wurde.
Autorenporträt
Prof. Norbert Schindler ist Dozent für Neuere und Österreichische Geschichte an der Universität Salzburg und Mitherausgeber der Historischen Anthropologie. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Populärkultur, Kulturgeschichte und -theorie, Kriminalitätsgeschichte, Bürgertumsforschung im 18. Jahrhundert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Ein neues und überraschendes Bild der Wilderer am Vorabend der Französischen Revolution zeichnet nach Ansicht eines mit "rrs" zeichnenden Rezensenten diese Buch, von dem man sich fragt, weshalb es auf der Reise- statt auf der Sachbuchseite besprochen wird. Wilderer, fasst der Rezensent die These des Buches zusammen, seien in erster Linie Sozialrevolutionäre gewesen, die sich gegen absolutistischen Landesherren aufgelehnt hätten. Einige Historiker, meint "rrs" auch, würden hier vielleicht widersprechen. Was man eben gern von einem Vertreter dieses Faches selbst erläutert gelesen hätte. Der Rezensent selbst jedoch klingt, als halte er Schindlers Auffassungen, die Wilderer seien die "Speerspitze der bäuerlichen Kultur" gewesen, für ziemlich plausibel.

© Perlentaucher Medien GmbH"

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.2001

Berge

"Wilderer im Zeitalter der Französischen Revolution - Ein Kapitel alpiner Sozialgeschichte" von Norbert Schindler. Verlag C.H.Beck, München 2001. 428 Seiten, 23 Abbildungen. Gebunden, 68,50 Mark. ISBN 3-406-47478-0.

Gräber von Wilderern in den bayerischen und österreichischen Alpen sind bis heute Wallfahrts- und Pilgerstätten gleichermaßen für Einheimische wie Touristen. Alles bloß Folklore, wie es populärwissenschaftliche Literatur, Bauerntheater und einschlägiges Liedgut suggerieren? Keineswegs, wie Norbert Schindler beweist, dessen Sachgebiete vor allem Volkskultur der Frühen Neuzeit, Kriminalitätsgeschichte, Bürgertum und Aufklärung sind. Am Beispiel des Erzbistums Salzburg und einer Fülle erhalten gebliebener Akten des Pflegegerichts Golling zeichnet Schindler ein neues und überraschendes Bild der Wilderer und deren Einfluß auf das politische Ende des Erzstiftes am Vorabend und Abend der Französischen Revolution. Verfechtern staatstragender Lehren und Verehrern des Götzen Staat um jeden Preis wird der Schluß, zu dem Schindler kommt, ein Greuel sein, denn der Autor weist nach, daß die Wilderer in erster Linie Sozialrevolutionäre waren, die sich gegen ihre absolutistischen Landesherren vehement auflehnten, ja gegen sie Krieg führten. Im Erzstift Salzburg, resümiert Schindler, "hatten sich die Wildereitradition und der allgemeine Rebellionsgeist der Gebirgsprovinzen gekreuzt und ihn (den Fürstbischof) für jedermann ersichtlich . . . demütigend Schritt für Schritt der innenpolitischen Grundlagen seiner Herrschaft beraubt." Einige Historiker werden wohl widersprechen. Schindler betrachtet die Wilderer als "Speerspitze der bäuerlichen Kultur", die um 1800 durchaus auf der Höhe der Zeit gewesen sei und dem bildungsbürgerlichen Vorurteil des Hinterwäldlertums keineswegs entsprochen habe. Die Rolle der revolutionären Bauern, aus deren Mitte ja die Wilderer kamen, sollte in den Tiroler Freiheitskriegen noch deutlicher hervortreten. Schindlers Buch ist eine Pflichtlektüre, wenn man in den Alpen am Grabe berühmter Wildschützen steht und nur der Romantik eines freien Wildschützlebens huldigt. Das gilt vor allem für die letzte Ruhestätte des bekanntesten aller alpenländischen Wildschützen, des bayerischen Wilderers Jennerwein, den allerdings das knüppelversige Lied "Es war ein Schütz in seinen besten Jahren" berühmt gemacht hat - und kein revolutionäres Feuer. (rrs)

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