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Nach den beiden Bestsellern affengeil (über 45000 verkaufte Exemplare) und oberaffengeil legt Hermann Ehmann nun mit voll konkret die Fortsetzung seines Lexikons zur Jugendsprache mit über 500 neu zusammengetragenen Wörtern vor. Wieder ist der Autor in die Jungszene abgetaucht und hat tapfer mitnotiert, was der'generation' den lieben langen Tag so über die Lippen kommt. Ihr Wortschatz reicht dabei von abducken über Gripsräver und Saugnaffel bis wamsrammeln und zuföhnen und ist dabei so sprachkreativ und fantasievoll, dass selbst so mancher altgediente Nullchecker auf den Geschmack kommt. Ob…mehr

Produktbeschreibung
Nach den beiden Bestsellern affengeil (über 45000 verkaufte Exemplare) und oberaffengeil legt Hermann Ehmann nun mit voll konkret die Fortsetzung seines Lexikons zur Jugendsprache mit über 500 neu zusammengetragenen Wörtern vor. Wieder ist der Autor in die Jungszene abgetaucht und hat tapfer mitnotiert, was der'generation' den lieben langen Tag so über die Lippen kommt. Ihr Wortschatz reicht dabei von abducken über Gripsräver und Saugnaffel bis wamsrammeln und zuföhnen und ist dabei so sprachkreativ und fantasievoll, dass selbst so mancher altgediente Nullchecker auf den Geschmack kommt. Ob Jung oder Alt, Tekkno-Bonsai oder Kohlenkeller-Ötzi - wer mitquarken will, kommt an diesem ebenso kenntnisreichen wie vergnüglich zu lesenden Lexikon nicht vorbei. Na dann lass mal raus, Alter! Hermann Ehmann hat zum Thema "Jugend-sprache und Dialekt" promoviert und lebt als freier Autor und Redakteur bei München. Neben seinen Lexika zur Jugendsprache sind u.a. von ihm erschienen: Ist mein Kind Legastheniker? (2000) und Billiger leben. Spartips, die Spaß machen, von A bis Z (2000).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2002

Eltern, hört euch eure Kinder doch erst einmal an
Vorhang auf für den jungen Leser: Hermann Ehmann stellt voll konkret der Jugendsprache nach

Auf die Eigenschaft von Lesern, zur Leidenschaft fähig zu sein, konnten Autoren zu allen Zeiten rechnen. Männer leiden an Frauen - und lesen darum den Werther -, Frauen an Männern, was sie die "Gefährlichen Liebschaften" studieren läßt. Geht in der Wirklichkeit alles gut aus, wächst solche Leserschaft nicht selten in eine andere Zielgruppe hinein. Spätestens wenn aus Liebesleuten Eltern geworden sind, lernen sie das Leiden - mit ihren Kindern. Wirklich heikel werden Fragen der Erziehung, wenn die Sprache ins Spiel kommt. Das erste Nein wird noch freudig als Zeichen der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes begrüßt. Doch schneller als geglaubt ist aus der kleinen Persönlichkeit eine Person geworden. Und gleichsam über Nacht ist aus dem Leiden mit dem Kind - zahnt es, will es Milch, es kann ja noch nicht sagen, wie ihm zumute ist! - ein hundertsiebzig Zentimeter großes hermeneutisches Problem geworden. Der Jugendliche, das unbekannte Wesen, kann immer besser sprechen, gleichzeitig sinkt sein Interesse, sich Erwachsenen verständlich zu machen. Wie aber soll man erziehen, wen man nicht versteht?

Welche Frage! Schon faul, schon verdächtig: Sollte nicht jeder elterliche Versuch, Jugendsprache zu verstehen, als Attacke auf die Autonomie des Kindes angesehen werden - als Eindringen zu Zwecken der Einflußnahme? Das neueste Buch zur These, daß sich für jeden, der nach Herrschaftswissen dürstet, auch einer findet, der es ihm verkauft, liegt Eltern jetzt vor. "Voll konkret. Das neueste Lexikon der Jugendsprache" verspricht all jenen Hilfe, die aufgrund erzieherischer Pflichten mit der Jugend kommunizieren müssen. Hermann Ehmann heißt sein Autor, ein Verräter, der seine erschlichenen Kenntnisse schamlos mit allen zu teilen verspricht, die für Empirie löhnen mögen. Doch zur Psychologie des Verrats gehört, daß, wer sich verkauft, dies kompensiert, indem er die Bedürftigkeit des Geheimniskäufers zu dessen Demütigung wendet.

"Voll konkret" fängt damit auf dem Umschlag an. Da werden die möglichen Leser, Eltern, Pädagogen und Psychologen, zur Begrüßung mit jugendsprachlichen Beleidigungen tituliert und zutraulich als Erzeuger, Kohlenklempner, Lern- oder Psycho-Heini belöffelt. Sieht es so aus, wenn Wissenschaftler sprachliche Brücken zwischen Jung und Alt bauen? Oder steht hier einer auf der Generationenmauer und wirft jene Steine, die er als verdeckter Ermittler bei den Jugendlichen aufgesammelt hat, auf die Kürbisse der Alten? Muß also einen Hang zur Selbsterniedrigung ausgeprägt haben, wer dieses Buch kauft? Solche Überlegungen mag anstellen, wer mit Personen im Jugendsprachealter selten in Berührung kommt. Alle anderen, insbesondere die Supporter (auch: Ötzis), wissen, daß der Umgang mit Dreizehn- bis Achtzehnjährigen eine gewisse Neigung zur Selbstquälerei voraussetzt. Warum also nicht deren unverständliche Bemerkungen mit höflichem Lächeln quittieren und schnell ans Bücherregal eilen, um bei Ehmann nachzuschlagen, was jetzt wieder gemeint sein könnte? Auch die Idee, das Lexikon wie ein Vokabelheft auswendig zu lernen, um die heranwachsenden Personen durch verständnissinniges Nicken und jugendsprachliche Antworten für sich einzunehmen, liegt verzweifelten Betreuern vielleicht nahe. Ehmanns Buch macht dazu Mut, denn es umfaßt nicht mehr als überschaubare einhundertfünfzig Seiten.

Was das Vergnügen an dem Lauschangriff trotz mancher nützlicher und amüsanter Protokolle indes trübt, ist, daß nicht selten die systematischen Vorbemerkungen den alphabetischen Einträgen widersprechen. Dies läßt sich bereits zwischen A und C beobachten. Wie eigentlich erwartbar, aber im Widerspruch zur Ankündigung des Autors, finden sich Anglizismen in hoher Zahl. Auf A wie absolutely und B wie beachen folgt C wie canceln. Nur sechs weitere Lemmata verzeichnet der Buchstabe C, bei denen es sich ausnahmslos um englische Anleihen handelt: Chippie, coachen, connecten, cool, Cop-Terrier und cruisen.

Und wenn das entscheidende Kriterium "neu" heißt, warum taucht dann chatten hier nicht auf, cool hingegen, das nicht einmal Erbtanten erschrecken dürfte, sehr wohl? Nicht wenige Wendungen in "Voll konkret" sind so alt, daß der Autor sich selbst als Grufti outet, wo er sie umständlich erklärt. Das Dilemma eines Jugendsprachlexikons besteht darin, daß sich der Slang gleichzeitig zu schnell und zu langsam ändert. Wortschöpfungen, die bei Drucklegung bereits veraltet sind, muß man ebensowenig übersetzen wie klassische Termini, die Generationen überdauert und nur schwache semantische Verschiebungen erfahren haben.

Mit fortschreitender Durchwanderung des Alphabets von "Voll konkret" wird man an die Paradoxien dieser Unternehmung herangeführt. Zum Beispiel bei D wie dinnern: Das englische Wort "dinner" bezeichnet nun gerade kein "(gehobenes, feines) Mittagessen", sondern die Abendmahlzeit, woran auch Jugendliche entgegen der empirischen Jugendsprachforschung festhalten dürften. Nun zeichnet Tischgespräche mit Jugendlichen unabhängig von der Tageszeit aus, daß Erwachsene diese leicht als einseitig empfinden können. Fragen sie ihre Ableger, wie der Tag war, machen die Personen "hmm" oder murmeln "ja, ganz gut". Sie kennen aber laut Ehmanns Sammlung allein dreißig Synonyme für reden oder sprechen. Es ist nun einmal Teil des Generationenvertrags, daß sich die Einsilbigkeit Jugendlicher gegenüber Erwachsenen umgekehrt proportional zur Redseligkeit unter ihresgleichen verhält.

Im semantischen Vordergrund der Jugendsprache Ehmanns steht die Abgrenzung. Aus den Seiten von "Voll konkret" fliegen dem Erwachsenen über die Sprachmauer hinweg die abwertenden Begriffe nur so um die Ohren. Ansabbeln, beniesen, zuschottern, bekeimen oder bekoffern werden wohl in der Hauptsache dazu benutzt, unverlangt abgesonderte Redebeiträge über Dreißigjährige zu disqualifizieren. Ehmanns Expeditionen ins Tierreich sind nicht wirklich lehrreicher. Fauna, aber auch Flora erscheinen als das eigentliche Paradies üppig wuchernder Sprachmutationen: Primelkopf, Sumpfnatter oder Trällerfisch klingen allerdings so exotisch, daß man sich fragt, in welchen subkulturellen Breitengraden sie wohl gebräuchlich sein mögen

Auf die Eigenschaft von Jugendlichen, zur Phantasie fähig zu sein, konnten Erzieher zu allen Zeiten rechnen. Die Grenzen ihrer Sprache und damit die Grenzen ihrer Welt erweitern sie ständig. Autoren von altklugen Jugendsprachlehrbüchern läßt das mitunter älter, Leser weniger klug aussehen, als es beiden Gruppen lieb sein kann.

WIEBKE HÜSTER

Hermann Ehmann: "Voll konkret". Das neueste Lexikon der Jugendsprache. Verlag C. H. Beck, München 2002. 150 S., br., 7,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wiebke Hüster bewertet den Versuch, mittels eines Lexikons die Jugendsprache für Erwachsene verständlich und beherrschbar zu machen, ohnehin als unlauteren "Lauschangriff". Trotzdem hat sie Verständnis für die Nöte von Eltern und Erziehern, die zu derartigen Hilfsmitteln greifen, um sich im semantischen Dickicht Heranwachsender zu orientieren. Allerdings kann sie das vorliegende Nachschlagewerk trotz "mancher nützlicher und amüsanter Protokolle" nicht so recht überzeugen. Sie bemängelt, dass einige Begriffe schon wieder so veraltet sind, dass sich der Autor lächerlich macht, wenn er sie umständlich erklärt. Andere, viel verwendete Wörter wie zum Beispiel "chatten" tauchen zur Verwunderung der Rezensentin überhaupt nicht auf. Außerdem hat sie Widersprüche zwischen den Vorbemerkungen des Lexikons und den tatsächlichen alphabetischen Eintragungen gefunden. Entgegen der Ankündigung wimmelt es nämlich wie zu erwarten von Anglizismen. Dass diese dann mitunter sogar völlig falsch übersetzt werden, kann das Vertrauen der Rezensentin in das Buch nicht stärken.

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