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Eine junge Frau verschwindet spurlos an einer Autobahnraststätte. Eine großflächige Suchaktion der Polizei bleibt erfolglos. Ist sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Ein psychologischer Spannungsroman, der menschliche Abgründe auslotet.

Produktbeschreibung
Eine junge Frau verschwindet spurlos an einer Autobahnraststätte. Eine großflächige Suchaktion der Polizei bleibt erfolglos. Ist sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Ein psychologischer Spannungsroman, der menschliche Abgründe auslotet.
Autorenporträt
Tim Krabbé, geboren 1943 in Amsterdam, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der Niederlande. Er veröffentlichte Romane, Kurzgeschichten, Schachbücher und Artikel in renommierten Zeitungen und Magazinen.
Rezensionen
"Die Autoroute du Soleil, von Paris nach Lyon führend, verheißt für Urlauber wie für Romanleser die Passage in eine mythische Welt. Auf dieser schnurgeraden Autobahn entfaltet der poetische Komplex des Südens seine ganze Kraft, und selbst die Rastplätze erscheinen noch wie Tempel eines geheimnisvollen Sonnenkults. Auch Tim Krabbés Roman 'Das goldene Ei' von 1984 - in den Niederlanden längst ein Klassiker und nun beim Verlag Reclam Leipzig endlich in deutscher Übersetzung erschienen - steuert das Zentralgestirn schon auf der ersten Seite an. Hier brennt dieselbe Sonne, die auch den gnadenlosen Existentialismus eines Albert Camus oder den glamourösen Weltschmerz eines Patrick Modiano ausleuchtet.

Doch auf den Sehnsuchtsorten des Südens liegt beim Nordwesteuropäer Krabbé von Anfang an ein Schatten, und die Sonne seines Romans schwebt im luftleeren Raum: 'Gleichmäßig wie Raumschiffe bewegten sich die Kabinen mit Touristen auf der langen, breiten Straße nach Süden. Der Abend begann die hügeligen Landschaften an der Autoroute du Soleil violett zu färben, das Band der Autos lichtete sich.' Mit diesen lakonischen Sätzen beginnt ein Buch, das zwar aufgrund seiner Kürze und seiner hypnotisierenden Erzählweise durchaus als ideale Urlaubslektüre taugen würde, dessen lähmende Grundstimmung dem Leser aber jede Ferienleichtigkeit austreibt.

Denn was das nur vom üblichen Beifahrergezänk getrübte Glück des holländischen Urlauberpärchens Rex und Saskia im Sommer 1975 auf einer Tankstelle zerstört, entstammt dem Albtraumbuch der urbanen Legenden. Saskia verschwindet beim Kaffeeholen ohne jede Spur - und Rex bleibt nur ein verschwiegenes Polaroidbild der 'Total'-Station, ohne Hintergedanken fürs heimische Fotoalbum geschossen. Schon die minutiöse Schilderung der endlosen Minuten des Wartens, welche die Welt des jungen Wissenschaftsjournalisten für immer verwandeln, offenbart Tim Krabbés größte Stärke: die Zeitlupenaufnahme jener toten Punkte des Lebens, die trotz äußerer Ereignislosigkeit wie magische Momente wirken. (...)

Krabbés Roman handelt eben trotz seiner geradewegs auf die Breitwand im Kopf des Lesers geworfenen Bilder vor allem von der unsichtbaren Macht der Gedanken - und das macht vielleicht den wahren Grund für das Scheitern der Hollywood-Fassung namens 'The Vanishing' aus, die im Jahr 1993 (nach einer beklemmenden niederländischen Verfilmung von 1988) trotz Starbesetzung mit Sandra Bullock, Jeff Bridges und Kiefer Sutherland floppte. Der unhandliche Titel 'Das goldene Ei' greift einen Traum von Saskia auf, der vom Dasein in einer in völliger Einsamkeit durchs Nichts schwebenden Kugel handelt. Diese undurchdringliche Schwärze bildet beim Tim Krabbé den Gegenpol zum Licht des Südens. In Deutschland ist sein Werk noch zu entdecken - ein düsterer Roman, der zur Sonne strebt, um im Dunkel zu enden."
Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Tim Krabbés schlauer Psycho-Roman hat erstens einen - zugegeben - merkwürdigen Titel, ist zweitens ein Meisterwerk, drittens in den Niederlanden längst ein moderner Klassiker, und wurde viertens, gleich zweimal unter dem Titel Spurlos (in einer Version mit Kiefer Sutherland und Jeff Bridges) verfilmt."
Stern

"Der in Amsterdam geborene Autor versteht es mit wissenschaftlicher Präzision, das perfide Gedankenexperiment eines Chemielehrer in eine Kriminalhandlung von beklemmender Dichte und Spannung zu überführen."
Focus

"Dem niederländischen Autor Tim Krabbé ist mit Das goldene Ei ein minimalistisches Meisterwerk gelungen. Jeder Satz sitzt. Krabbé konstruiert Plot und Psychologie brillant, er hantiert souverän mit Zeit- und Tempowechseln. Faszinierend vor allem: Krabbé schildert das Böse schlechthin. Den bösen Mensche, der handelt, ohne zu empfinden oder gar mitzufühlen. Der eben macht, was er machen muss, und sei es nur aus eiskalter 'Experimentierfreude'. Ein geniales Buch, das frösteln macht."
Frankfurter Rundschau

"Irgendwie erinnert Krabbé an Patricia Highsmith. Wie ihr gelingt es ihm, den Helden - der auch abstoßende Züge hat - dennoch so darzustellen, dass man mit ihm liebt und bangt, ihm eine ganz eigenartige Sympathie entgegen bringt. Der Autor arbeitet auch genial mit dem Absurden, er erzählt einem Dinge, die man dann - nach der Lektüre, beim darüber Nachdenken - für ganz und gar unwahrscheinlich halten muss. Hat man sich vom finalen Schock erholt, kann man lustvoll feststellen, wie kunstfertig dieser Roman konstruiert ist."
Buchkultur

"Dieser Thriller-Klassiker aus den Niederlanden stellt auf beunruhigende Weise Normalität und Wahnsinn nebeneinander. Man kann nicht anders, als die 140 Seiten in einem Rutsch zu lesen - und denkt noch lange darüber nach."
woman

"Tim Krabbé lotet die menschlichen Abgründe meisterlich aus. Bis zum grausamen Ende."
Journal für die Frau

"Der kleine Psychothriller bietet Grusel pur; der Schluss lässt dem Leser das Blut gefrieren. Wer da vorblättert ist selber schuld."
Hörzu

"Ein faszinierendes Buch über die Urängste, -wünsche und Visionen aus der Tiefe der menschlichen Seele."
Text Art

"'Das goldene Ei' ist so packend, weil Krabbé den Ausnahmezustand, die Übernahme des Lebens durch eine Leerstelle und den Wunsch nach Aufklärung, knapp und ohne emotionalen Pomp beschreibt. Zweimal ist das Buch schon verfilmt worden - aber an das erst jetzt ins Deutsche übersetzte Buch mit seiner gruseligen Beobachtung einer sehr symbolischen Ohnmacht kommen beide Filme nicht heran."
Stuttgarter Zeitung

"Wer Georges Simenons Sozialstudien schätzt, der wird auch Tim Krabbés Roman nicht missen wollen!"
Karlsruher Kurier

"Tim Krabbés Roman 'Das goldene Ei' ist ein kompaktes Meisterwerk. Hat man dieses Buch erst einmal gelesen, dann erinnert man sich an jeder Tankstelle wieder daran."
SonntagsBlick

Die Abgründe der Liebe

"Tim Krabbés Roman Das Goldene Ei ist ein düsteres Werk. Menschliche Verlorenheit, Ängste, Sehnsüchte und abgrundtiefe Bosheit bestimmen die Geschichte um den jungen Man Rex, dessen Freundin Saskia während einer Urlaubsreise spurlos verschwindet. Unfähig sich von dem traumatischen Ereignis zu lösen, wird der Protagonist immer wieder von Albträumen geplagt. Auch seine neue Liebesbeziehung vermag ihm keinen Halt zu geben. Jahre nach dem erschütternden Ereignis versucht er ein letztes Mal, Saskia zu finden - und erfährt die grausame Wahrheit.

(...)

In vielen holländischen Schulen steht Het Goulden Ei auf dem Lehrplan, der Verlag Prometheus verkaufte bis heute mehr als 185 000 Exemplare. Krabbé gehört inzwischen zu den erfolgreichsten zeitgenössischen Autoren seines Landes - und den wenigen, die auch international Beachtung finden. Seine Romane wurden bisher in 15 Sprachen übersetzt.

(...)

Die spannende Geschichte, die ein dunkles Bild von der menschlichen Seele zeichnet, ist der fünfte Roman von Krabbé. Der 1943 in Amsterdam geborene Autor schrieb als freier Journalist für verschiedene renommierte niederländische Zeitschriften und veröffentlichte seit 1967 auch zahlreiche Erzählungen, Kurzgeschichten und Gedichte.

(...)

Zu seinem eigenen Thema meint Krabbé: 'Es geht eigentlich immer um Liebe.' Trennungen, Einsamkeit und Liebende, die erst im Tod wieder vereint sind, stehen beim ihm meist im Mittelpunkt.

(...)

Die Geschichte um Rex und Saskia ist aus einem eigenen Albtraum, der Idee vom Lebendig-begraben-sein und einer Zeitungsmeldung über ein vermisstes Mädchen entstanden. Letztendlich entwickelt sich jede Romanidee spontan. Denn: 'Die meisten Geschichten existieren bereits, manche wählen mich als ihren Autor.'"
buchreport.magazin
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Kaum zu glauben, schreibt die Rezensentin Marion Lühe, dass beide hier besprochenen Romane ("Das goldene Ei" und "Kathys Tochter") vom selben Autor stammen. Denn im Gegensatz zum "ausschweifend und bisweilen geradezu geschwätzig" anmutenden Roman "Kathys Tochter" besteche "Das goldene Ei" durch seine "Wortkargheit" und seine "strenge Komposition". Eine Frau verschwindet spurlos bei einem Halt an einer Autobahnraststätte, und ihr Freund bleibt allein zurück. "Mit wenigen Strichen", so die Rezensentin, zeichnet Tim Krabbe "das Psychogramm eines von Schuldgefühlen geplagten Mannes", dessen anfänglicher Ärger in Verzweiflung und Resignation umschlägt. Jahre später, auf den Hinweis eines Unbekannten hin, werde besagter Freund wieder von den Ereignissen eingeholt: Nach und nach eröffne sich ihm das schreckliche Verbrechen und mache ihn selbst in gewisser Weise zum Opfer. Sowohl die bedrückend "nüchterne und emotionslose" Darstellung des Bösen als auch die unerträglich spannende "lähmende Langsamkeit" dieses "kurzen und sprachlich aufs Äußerste komprimierten Psychokrimis" haben die Rezensentin eindeutig fasziniert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.2004

Die Sonne war Zeuge
Lebensrätsel: Tim Krabbés Roman "Das goldene Ei"

Die Autoroute du Soleil, von Paris nach Lyon führend, verheißt für Urlauber wie für Romanleser die Passage in eine mythische Welt. Auf dieser schnurgeraden Autobahn entfaltet der poetische Komplex des Südens seine ganze Kraft, und selbst die Rastplätze erscheinen noch wie Tempel eines geheimnisvollen Sonnenkults. Auch Tim Krabbés Roman "Das goldene Ei" von 1984 - in den Niederlanden längst ein Klassiker und nun beim Verlag Reclam Leipzig endlich in deutscher Übersetzung erschienen - steuert das Zentralgestirn schon auf der ersten Seite an. Hier brennt dieselbe Sonne, die auch den gnadenlosen Existentialismus eines Albert Camus oder den glamourösen Weltschmerz eines Patrick Modiano ausleuchtet.

Doch auf den Sehnsuchtsorten des Südens liegt beim Nordwesteuropäer Krabbé von Anfang ein Schatten, und die Sonne seines Romans schwebt im luftleeren Raum: "Gleichmäßig wie Raumschiffe bewegten sich die Kabinen mit Touristen auf der langen, breiten Straße nach Süden. Der Abend begann die hügeligen Landschaften an der Autoroute du Soleil violett zu färben, das Band der Autos lichtete sich." Mit diesen lakonischen Sätzen beginnt ein Buch, das zwar aufgrund seiner Kürze und seiner hypnotisierenden Erzählweise durchaus als ideale Urlaubslektüre taugen würde, dessen lähmende Grundstimmung dem Leser aber jede Ferienleichtigkeit austreibt.

Denn was das nur vom üblichen Beifahrergezänk getrübte Glück des holländischen Urlauberpärchens Rex und Saskia im Sommer 1975 auf einer Tankstelle zerstört, entstammt dem Albtraumbuch der urbanen Legenden. Saskia verschwindet beim Kaffeeholen ohne jede Spur - und Rex bleibt nur ein verschwiegenes Polaroidbild der "Total"-Station, ohne Hintergedanken fürs heimische Fotoalbum geschossen. Schon die minutiöse Schilderung der endlosen Minuten des Wartens, welche die Welt des jungen Wissenschaftsjournalisten für immer verwandeln, offenbart Tim Krabbés größte Stärke: die Zeitlupenaufnahme jener toten Punkte des Lebens, die trotz äußerer Ereignislosigkeit wie magische Momente wirken.

Als Rex acht Jahre später mit seiner neuen Freundin Lieneke tatsächlich in den sagenhaften Steinbuchten des Mittelmeers urlaubt, beschreibt Krabbé erneut solch einen Umschlagpunkt: Während eines Badmintonspiels beschließt Rex insgeheim, die mondäne Lieneke im Falle eines Siegs zu heiraten - und beschwört mit diesem Gedankenexperiment die Erinnerung an die verschwundene Saskia wieder herauf. Nach der Heimkehr nach Amsterdam schaltet Rex eine teure Anzeigenkampagne. Was mit dem veröffentlichten Foto aus einem Pariser Straßencafé als zweckfreie "Hommage" an die Vermißte beginnt, bringt ihn schließlich mit jenem südfranzösischen Chemielehrer in Kontakt, der die Auflösung zu seinem Lebensrätsel besitzt.

Die im Rückblick skizzierte Lebensgeschichte dieses Doppelgängers, der ganz wie Rex akribisch Notizbuch führt und seine Innenwelt vollständig gegen die Umgebung abkapselt, bildet den unheimlichsten Teil des Romans. Raymond Lermone, ein gewinnender Familienvater, plant über mehrere Jahre hinweg ein grauenhaftes Verbrechen - dem, gleichsam ein abartiger Gottesdienst am Gedanken, als einziges Motiv die Vorstellung eines Verbrechens zugrunde liegt. Als Lermone am Ende mit Rex auf dem Beifahrersitz auf der Autobahn nach Süden unterwegs ist, um ihn an den Tatort zurückzubringen und ihn dort - Preis für die Offenbarung - das Schicksal seiner Freundin nacherleben zu lassen, vergleicht Rex die Kekspackung seines Fahrers mit jenem Lunchpaket, das dieser ihm für die letzte Fahrt ins Handschuhfach gestellt hat: "Wie krank mußte das Gehirn sein, das imstande war, so ein Lunchpaket für eine solche Reise zusammenzustellen? Und wie krank war sein eigenes Gehirn, daß sich eine leichte, aber nicht auszuräumende Verärgerung darüber einschlich, daß Lermone diese Waffeln hatte und er nicht?"

Krabbés Roman handelt eben trotz seiner geradewegs auf die Breitwand im Kopf des Lesers geworfenen Bilder vor allem von der unsichtbaren Macht der Gedanken - und das macht vielleicht den wahren Grund für das Scheitern der Hollywood-Fassung namens "The Vanishing" aus, die im Jahr 1993 (nach einer beklemmenden niederländischen Verfilmung von 1988) trotz Starbesetzung mit Sandra Bullock, Jeff Bridges und Kiefer Sutherland floppte. Der unhandliche Titel "Das goldene Ei" greift einen Traum von Saskia auf, der vom Dasein in einer in völliger Einsamkeit durchs Nichts schwebenden Kugel handelt. Diese undurchdringliche Schwärze bildet bei Tim Krabbé den Gegenpol zum Licht des Südens. In Deutschland ist sein Werk noch zu entdecken - ein düsterer Roman, der zur Sonne strebt, um im Dunkel zu enden.

Tim Krabbé: "Das goldene Ei". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Susanne George. Reclam Verlag, Leipzig 2004. 141 S., geb., 14,90 [Euro].

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