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Zwischen 1974 und 1989 besuchten etwa dreieinhalbtausendmal Vertreter Bonns in der DDR inhaftierte Landsleute. Peter Pfütze, zuletzt Abteilungsleiter in der Hauptabteilung IX des MfS, war dafür zuständig. Er nahm selbst an tausenden solcher Gespräche teil. Er kann einiges erzählen. Und er meint dies nun tun zu müssen, weil die etwa 140 Personen der Ständigen Vertretung der BRD, die in dieser Mission tätig wurden, sich unverändert darüber ausschweigen. Also erzählt Pfütze: sachlich, detailliert, emotionslos. So professionell und unaufgeregt, wie damals die Westdiplomaten und MfS-Mitarbeiter…mehr

Produktbeschreibung
Zwischen 1974 und 1989 besuchten etwa dreieinhalbtausendmal Vertreter Bonns in der DDR inhaftierte Landsleute. Peter Pfütze, zuletzt Abteilungsleiter in der Hauptabteilung IX des MfS, war dafür zuständig. Er nahm selbst an tausenden solcher Gespräche teil. Er kann einiges erzählen. Und er meint dies nun tun zu müssen, weil die etwa 140 Personen der Ständigen Vertretung der BRD, die in dieser Mission tätig wurden, sich unverändert darüber ausschweigen. Also erzählt Pfütze: sachlich, detailliert, emotionslos. So professionell und unaufgeregt, wie damals die Westdiplomaten und MfS-Mitarbeiter eben miteinander umgingen. Erstmals wird dieses bislang verschwiegene Kapitel deutsch-deutscher Zusammenarbeit damit öffentlich gemacht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.09.2006

Kaltblütigkeit
Stasi-Oberst Pfütze berichtet

Ehemalige hauptamtliche Mitarbeiter des "Ministeriums für Staatssicherheit" (MfS) organisieren sich nicht nur, sondern sind auch immer stärker bereit, in Veröffentlichungen die DDR-Diktatur und ihre Rolle als Vollstrecker zu rechtfertigen. Das zeigt der Lebensbericht des ehemaligen Stasi-Obersten Peter Pfütze. Seine Karriere im MfS ist ein Beispiel für ein im Grunde gedankenloses und deprimierendes Subalterndasein. Den Anlaß für seinen Bericht bietet die Tatsache, daß er von 1974 bis 1989 als Vertreter der "Hauptabteilung Untersuchung" des MfS häufig dabei war, wenn Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin westdeutsche Häftlinge in den DDR-Gefängnissen aufsuchten. Die Besuche waren möglich geworden, nachdem der Grundlagenvertrag zu einer Normalisierung des Verhältnisses zwischen Bonn und Ost-Berlin geführt hatte. Dennoch waren die Regelungen bürokratisch bis schikanös. Zunächst mußte ein Antrag bei der Hauptabteilung Konsularische Angelegenheiten des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten gestellt werden, denn die Bundesrepublik war für die DDR "Ausland". Schon 1974 kam es im Schnitt zu 20 wöchentlichen Besuchen von Vertretern der Ständigen Vertretung. Insgesamt fanden bis zum Fall der Mauer etwa 3500 solcher Besuche statt. In der Regel bemühte sich Bonn, die westdeutschen Gefangenen - zumeist Fluchthelfer - zügig freizukaufen.

Mehr impressionistisch als systematisch reiht der Verfasser seine Erlebnisse bei diesen Begegnungen in einer umgebauten Baracke der Haftanstalt im Areal der MfS-Zentrale in der Ost-Berliner Magdalenenstraße aneinander: Fluchthelfer erscheinen selbstverständlich wahlweise als "Gangster" oder als "kriminelle Menschenhändlerbanden". Eingestreut finden sich immer wieder Bemerkungen zur weltpolitischen Lage im Kalten Krieg, die an Einfältigkeit kaum zu überbieten sind. Den westdeutschen Gefangenen wirft der Verfasser rückblickend "Überdramatisierung und Selbsterhöhung" vor. Es fehlt auch nur der Anflug eines Unrechtsbewußtseins. Es sei nun einmal "völlig unerheblich, welche Fahne auf den Gefängniszinnen weht: Knast ist Knast." Verstörend ist die Kaltblütigkeit dieser Rechtfertigungsschrift: Einem Menschen wie Pfütze, so lautet das Fazit nach einer bedrückenden Lektüre, möchte man niemals in die Hände fallen.

JOACHIM SCHOLTYSECK

Peter Pfütze: Besuchszeit. Westdiplomaten in besonderer Mission. Edition Ost, Berlin 2006. 221 S., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Etwas unübersichtlich fällt das Urteil von Rezensent Dietmar Jochum zu diesem Buch des ehemaligen Stasi-Offiziers Peter Pfütze. Dieser berichtet darin von seiner Tätigkeit, die darin bestand, zwischen 1974 und 1989 Begegnungen westlicher Diplomaten mit Häftlingen der DDR-Staatssicherheit zu beaufsichtigen. Laut Hauptmann Pfütze lief dabei alles korrekt ab. Die Begegnungen hätten stets in einem Besuchszimmer mit Teppich und Couchgarnitur stattgefunden. Doch seien die Begegnungen trotzdem nicht immer ganz durch die Stasi kontrollierbar gewesen zu sein. Der Rezensent hält sich mit Meinung sehr zurück. Nur zwischen den Zeilen meint man mitunter ein gewisses Misstrauen dem Autor und seinen Schilderungen gegenüber zu spüren. Freilich hätte er auch nichts gegen Besucherräume mit Couch einzuwenden, in dem das Wachpersonal Kaffee für die Häftlinge kocht.

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