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Sie war die First Lady der DDR, die Frau an Ulbrichts Seite. Und kaum einer kannte sie wirklich. Ihr Nachlaß lüftet das Geheimnis. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Protokolle, Gesprächsnotizen, Bilder und Dokumente geben ein Bild vom Leben der Lotte Ulbricht. Am 19. April wäre sie 100 Jahre alt geworden. Neben ihrem Nachlass, aus dem hier große Teile zur Publikation kommen, enthält das Buch auch exklusive Erinnerungen von Zeitgenossen. Durchweg erscheint sie als eine emanzipierte, vielseitig interessierte und sympathische Persönlichkeit. Zugleich erfährt man Neues aus dem inneren Macht-Zirkel…mehr

Produktbeschreibung
Sie war die First Lady der DDR, die Frau an Ulbrichts Seite. Und kaum einer kannte sie wirklich. Ihr Nachlaß lüftet das Geheimnis. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Protokolle, Gesprächsnotizen, Bilder und Dokumente geben ein Bild vom Leben der Lotte Ulbricht. Am 19. April wäre sie 100 Jahre alt geworden. Neben ihrem Nachlass, aus dem hier große Teile zur Publikation kommen, enthält das Buch auch exklusive Erinnerungen von Zeitgenossen.
Durchweg erscheint sie als eine emanzipierte, vielseitig interessierte und sympathische Persönlichkeit. Zugleich erfährt man Neues aus dem inneren Macht-Zirkel der DDR und nicht zuletzt werden zahlreiche Aspekte des Privatlebens von Lotte Ulbricht in diesem Buch beleuchtet.
Autorenporträt
Frank Schumann, geboren 1951, arbeitet als Publizist und Verleger in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Aus dem Privatleben der SED-Funktionäre ist bisher nur sehr wenig bekannt. Einen Einblick verschafft uns nun das vorliegende Buch aus dem Leben der Ulbrichts. "Ein interessantes Buch", meint Christoph Diekmann, beschreibe es doch mehr als eine Ehe. Es lasse einen "deutlich spüren, mit welchem Horizont die Führenden der DDR ihren Arbeiterstaat entwarfen". Dass Ulbricht länger als Adenauer an der deutschen Einheit festhalten habe, Moskau widersprach und eine Wirtschaftspolitik wollte, die Honeckers Bankrott vermieden hätte, wird in dem Buch nur flüchtig angerissen, so Dieckmann. Es biete einem im Gegenzug aber eine Fülle von Fotos, Briefen, Anekdötchen und DDR-Schmeichelprosa. Und so resümiert der Rezensent: "Das ist Glück, besonders für den Leser."

© Perlentaucher Medien GmbH
literaturtest.de
Es begann auf der Eisbahn
"Mein Eheleben mit Walter Ulbricht begann 1935 in Moskau und kam aufgrund eines Zufalls zustande – auf der Eisbahn." Dort nämlich lernte Lotte Kühn ihren späteren Mann kennen, der als Kandidat des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale zur Vorbereitung des VII. Weltkongresses gerade in der Hauptstadt der Sowjetunion weilte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Lottes politische Karriere längst begonnen. Ihr Lebenslauf notiert: "Politisch organisiert seit Maerz 1919." Damals war Lotte Kühn noch nicht einmal 16 Jahre alt.
Realsozialistisches Familienalbum
2002 verstarb sie als Lotte Ulbricht und Witwe des ehemaligen Staats- und Parteichefs der DDR im Alter von 98 Jahren. Sie selbst hat, so Herausgeber Frank Schumann, "keine Memoiren geschrieben, weil sie sich nicht für bedeutend hielt." Dennoch gewinnt man den Eindruck, dass der vorliegende Band ihren Wünschen entsprechen müsste. Er präsentiert ausschließlich Dokumente, die sie selbst den beiden Archivarinnen Inge Pardon und Elisabeth Ittershagen in den letzten Monaten ihres Lebens übergeben hat. Entstanden ist so, auch dank der 200 Fotos, eine Art realsozialistisches Familienalbum, das als solches dem Geistes- und Gefühlsleben der ehemaligen "First Lady" der DDR gerecht zu werden scheint.
Auch Mika Häkkinen ist dabei
Privatleben und Parteiräson waren in der Person Lotte Ulbricht untrennbar miteinander verbunden. Für sie und ihren Mann war nach eigenem Bekunden "der Kampf um eine kommunistische Gesellschaft Lebensinhalt, wobei die persönlichen Interessen eine untergeordnete Rolle spielten". So lesen sich Briefe an Freunde wie Parteidokumente und Berichte von offiziellen Treffen wie Protokolle von Familienfeiern. Wer diesen Band nicht als Devotionalie genießen, sondern als historisches und psychologisches Dokument lesen möchte, darf sich neben Erwartbarem auf manche Überraschung freuen – so etwa auf ein Autogrammfoto von Formel 1-Weltmeister Mika Häkkinen!
(Roland Große Holtforth)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2003

An Spitzbarts Seite
Lotte Ulbrichts gesammelte Belanglosigkeiten: Bösartigkeiten des Herausgebers über die Bundesrepublik

Lotte Ulbricht: Mein Leben. Selbstzeugnisse, Briefe und Dokumente. Herausgegeben von Frank Schumann. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2003. 288 Seiten, 17,50 [Euro].

Lotte Ulbricht starb vor einem Jahr kurz vor ihrem 99. Geburtstag. Sie hielt sich nicht für bedeutend. Sie war es auch nicht. Es sei denn, man unterstellt, bedeutend sei sie, weil sie die Ehefrau von Walter Ulbricht war. Charlotte Kühn, wie sie zunächst hieß, wurde in Berlin geboren und kam schon als junges Mädchen zur kommunistischen Bewegung. Ihr Bruder Bruno Kühn war Fallschirmspringer und Kundschafter für die Sowjetunion. Er starb bei einem der Einsätze in Deutschland. Lotte kam durch die KPD-Parteiarbeit nach Paris und Moskau, wo sie Walter Ulbricht kennenlernte. Sie heirateten 1950, nachdem Ulbrichts erste Ehe offiziell gelöst worden war. Lotte war zehn Jahre jünger als Walter. Nach seiner Entmachtung und seinem Tod 1973 mußte sie die Politbürosiedlung in Wandlitz verlassen und zog in den Majakowskiring nach Pankow, wo die Ulbrichts schon einmal gewohnt hatten - im sogenannten Städtchen, der ersten Funktionärssiedlung nach 1945. Dort lebte Lotte Ulbricht zurückgezogen bis zu ihrem Tod. Sie war eine kluge Frau. Sie konnte mehrere Fremdsprachen und war eine Zeitlang auch offiziell persönliche Mitarbeiterin von Ulbricht. Sie war sich ihrer Sache stets vollkommen sicher und duldete keinen Widerspruch. Sie fühlte in sich eine pädagogische Begabung. Jeden hat sie belehrt. Gefürchtet waren ihre Pausengymnastiken bei geöffneten Fenstern. Ebenso gefürchtet waren ihre lauten Zwischenrufe oder ihre Zischeleien in das Ohr Ulbrichts, etwa bei der Vorstellung von Damenunterwäsche, deren Schwärze zum vorgeblichen Optimismus im Sozialismus nicht paßte.

Lotte Ulbricht hätte es verdient, eine Biographie zu bekommen, wie sie Ed Stuhler gerade über Margot Honecker vorgelegt hat - kurz und bündig. Es war aber offenbar zuwenig Zeit zwischen Lotte Ulbrichts Tod, der Sichtung des Nachlasses und ihrem hundertsten Geburtstag im April dieses Jahres. Deshalb wurde ihr Letzter Wille erfüllt - in Form eines Sammelbandes unter dem Titel "Mein Leben". Am Anfang stehen Notizen, die sie mit 95 Jahren über ihr Zusammenleben mit Ulbricht gemacht hatte. Niemand glaubt ihr, daß sie so wenig Einfluß auf Ulbricht, den seinerzeit mächtigsten Mann der DDR, gehabt hatte, wie sie schreibt. Aber wenigstens hat sie sich hier einmal geäußert, denn sonst schwieg sie seit Ulbrichts Entmachtung 1971 eisern. Nach der kurzen Selbstauskunft folgen seitenweise Fragebögen, die Lotte Ulbricht irgendwann einmal in ihrem Leben hatte ausfüllen müssen. Ebenso langweilig ist der größte Teil des abgedruckten Briefwechsels. Da gibt es belanglose Grußkarten von dem ehemaligen Rennfahrer Manfred von Brauchitsch, den Lotte Ulbricht mochte, wohl weil er als Adliger in der DDR geblieben war. Öde Grußadressen der SED-Führung zu den Geburtstagen von Lotte Ulbricht folgen und ein Grußwort des einstigen sowjetischen Botschafters in Ost-Berlin Abrassimow zum 31. Jahrestag der DDR, das ohne jeden Inhalt ist. Die Geschichte von der Adoptivtochter der Ulbrichts war bereits bekannt. Beate war dem Druck nicht gewachsen. Sie begann zu trinken und wurde in den neunziger Jahren von Mittrinkern erschlagen. Weniger bekannt war, daß Lotte Ulbricht auch zwei Nichten in Amerika hat.

Seitenweise sind deren Briefe referiert, etwa in dieser Art: "Zeitweise lebten drei Hunde im Haus, der Ehemann Lee ging auf die Jagd, Annelie hatte mit der Verarbeitung des Wildbrets zu tun." Das Buch endet mit dem Abdruck der Reden, die an Lotte Ulbrichts Grab gehalten wurden, unter anderen von Egon Krenz, der zu diesem Zweck Hafturlaub bekommen hatte. Herausgeber Frank Schumann, einst Chefredakteur der FDJ-Zeitung "Junge Welt", hält Lotte Ulbricht für eine "vielschichtige und vielseitige Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts". Keiner der folgenden Texte belegt das. Interessant war an ihr nur ein vermutlich von Honecker gestreutes Gerücht: daß sie seit 1973 in der Schweiz lebe.

Schumann macht schon im Vorwort klar, daß er nicht nur Lotte Ulbricht verteidigen will, sondern ihren Mann, die DDR und den Sozialismus gleich mit. Seine Bösartigkeiten über die Bundesrepublik baut er wie Fallen in den Text ein. So schreibt er etwa: "Ansonsten hatte Lotte Ulbricht wie jeder andere Mensch Rechnungen zu begleichen, die sich unablässig vermehrten." Die Erklärung des Begriffs "Nationale Front" wird kritiklos aus der SED-Sprache übernommen: "1947 von der SED initiierte Volksbewegung, hervorgegangen aus der Volkskongreßbewegung gegen die drohende Spaltung Deutschlands." Auf Seite 119 ärgert sich Schumann, daß er Ende 1989 nicht Lotte Ulbricht interviewt habe, sondern "lieber Rainer Eppelmann (,Wir Linken müssen jetzt zusammenhalten'), Vera Wollenberger, Konrad Weiß, Wolfgang Thierse und einen jungen Umweltbewegten namens Matthias Platzeck", die sich "schrecklich bedeutend" vorgekommen seien. Schumann findet es unfaßbar, daß Lotte Ulbricht in Meyers Großem Taschenlexikon nicht vorkommt. Der Leser seines Buches indes fragt sich nach knapp dreihundert Seiten: Warum sollte sie?

FRANK PERGANDE

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