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Wer lesen will, daß Sex allein glücklich macht, liegt mit diesem Buch genauso richtig wie die zarten Seelen, die an die große Liebe glauben, sie aber noch nicht gefunden haben. Und diejenigen, die über allem stehen, dürfen sich über die Schwierigkeiten anderer amüsieren...

Produktbeschreibung
Wer lesen will, daß Sex allein glücklich macht, liegt mit diesem Buch genauso richtig wie die zarten Seelen, die an die große Liebe glauben, sie aber noch nicht gefunden haben. Und diejenigen, die über allem stehen, dürfen sich über die Schwierigkeiten anderer amüsieren...
Autorenporträt
Marek von der Jagt wurde als Sohn eines niederländischen Vaters und einer deutschsprachigen Mutter 1967 in Wien geboren. Dort studierte er Philosophie, doch widmet er sich jetzt ausschließlich dem Schreiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2003

Ich werde nie mehr alleine sein
Frauen anlocken wie Fliegen: Marek van der Jagt mag's misogyn

Das Spiel ist ein wenig pubertär: Ein Autor, den ein Erfolgsroman empfohlen hat, schreibt das nächste Buch unter einem Pseudonym. Nachdem auch dieser Roman das Interesse der literarischen Öffentlichkeit wecken konnte, gibt sich Marek van der Jagt als Arnon Grünberg und damit der Verfasser von "Amour fou" als der Autor von "Blauer Montag" zu erkennen. Bingo. Der Beweis seiner Begabung scheint durch das doppelt gelungene Debüt ein für alle Mal erbracht.

Doch sein unbeirrbares Publikum hat den niederländischen Romancier übermütig gemacht. Unter seinem "nom de plume" hat der Entschleierte jetzt die Erzählung "Monogam" veröffentlicht. Sie liest sich wie ein weggeschnittener Seitentrieb zu "Amour Fou", der in Wien spielenden Geschichte eines jungen Mannes, der von seiner mondänen Mutter dominiert wird. Der komische Adoleszenzroman imponiert durch genaue Beobachtungen und Slapstick-Pointen. Auch der Protagonist von "Monogam" lebt in Wien, doch seine Welt ist von Persönlichkeiten entleert, auf eitle Reflexionen heruntergebrannt. Nachdem er sich gegenüber seiner - wiederum herrlich exzentrischen - Mutter nicht durchsetzen kann, beschließt er, ein Don Juan zu werden und, wenn schon nicht am Familientisch, so doch in der Liebe zu dominieren.

Leider bleiben die Abenteuer des Ich-Erzählers abstrakt, zu den Zahlen gesellen sich keine Gesichter. Streckenweise scheint der misogyne Liebeszyniker Michel Houellebecq den Tiraden des Autors Pate gestanden zu haben, doch bei van der Jagt regiert die Bitterkeit ohne das Fleisch der Erfahrung: "Wer nicht weggeworfen werden will, so lernte ich, muß selbst wegwerfen. Ich nannte dieses Gesetz: ,das Grundprinzip des Herrschers'." Auf dieser quasi animistischen, die Weiblichkeit als unbekanntes Wesen beschwörenden Ebene bewegt das Buch sich weiter: "Es schien mir im Interesse der Menschheit zu sein, wenn ein solcher Herrscher alle Frauen befruchtete." Stendhal-Zitate mischen sich mit abgestandenen Weisheiten zur Geschlechterökonomie: "Dies ist eine Entwicklung, die fast jede Leidenschaft durchläuft. Es beginnt mit Begehren und endet im Ekel."

Oder: "Der Charme des Verführers ist ein Spiel, in dem das Gegenüber unterliegen muß." Daß der Erzähler Frauen "wie Fliegen" anlockt, läßt sich dann nur noch als Größenphantasie einordnen. Unter diesem Vorzeichen fehlt dann allerdings jeder Hinweis auf die komplementäre Frustration des Träumers, die episch durchaus interessant sein könnte. So verbleibt alles in einem vagen, präpotenten Leerlauf, bis der Held auf eine Faustina trifft, die ihm an Eroberungen überlegen scheint. Ein Detektiv findet heraus, daß ihr Männerpark erlogen ist. Daraufhin versetzt der Erzähler seine Geliebte in eine "No win"-Situation: Er besteht darauf, sie für sich allein haben zu wollen, wohl wissend, daß sie darauf unter der Maske eines weiblichen Don Juans nicht eingehen darf. Hier ereignet sich der einzige bewegende Moment des Textes: Sie läßt ihn gehen - und die Liebe siegt als ein prekäres Gespinst der Phantasmen.

INGEBORG HARMS

Marek van der Jagt: "Monogam". Aus dem Niederländischen übersetzt von Rainer Kersten. Diogenes Verlag, Zürich 2003. 92 S., geb., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Liebe saukomisch und hochneurotisch: Marek van der Jagt ist die niederländische Antwort auf David Sedaris. Von diesem Autor möchten wir gern mehr lesen!« (Franziska Wolffheim / Brigitte, Hamburg)

»Grünberg festigt mit der Kreation des Marek van der Jagt seinen Ruf als origineller, unterhaltsamer und ernst zu nehmender Autor.« (Karen Roth-Krauthammer / Der Bund, Bern)

»"Wenn Stendhal die Liebe als jenen wahnsinnigen Vorgang beschreibt, der uns alle Schönheiten und Vollkommenheiten in der Frau entdecken lässt, die wir seit kurzem vergöttern", sinniert Jung-Marek, "so können wir ihm nicht widersprechen. Und dennoch... Warum verlässt der Wahnsinn uns wieder, wer heilt uns - und wovon?" Marek ist 20, neurotisch und hochbegabt, und er lebt in Wien, der Hauptstadt aller Neurosen. Mit der Liebe will er zu Rande kommen, und er denkt dabei nicht an die einzig wahre. Nein, Marek träumt den Traum des Don Juan. "Die Vorstellung, dass jeder Mann Anrecht auf eine Frau hat, kam mir unter dem Einfluss der Literatur die ich studierte, immer abstoßender vor." Weil die Wirklichkeit solchen Ansprüchen partout nicht genügen will (Frauen ignorierten mich - genau wie Männer"), verabschiedet Marek sich ins Reich fer Phantasie. Hier kriegt er sie alle, und alle, alle wollen ihn. Natürlich holt die bittere Wahrheit den Liebestrunkenen irgendwann ein, aber bis dahin schlängelt sich diese Irsinns-Prosa elegant an den abendländischen Gretchenfragen entlang: Macht Sex allein glücklich? War je jemand freiwillig monogam? Wo findet man sie nur, die alles verändernde Leidenschaft? Marek van der Jagt alias Arnon Grünberg ist Hollands jüngster Kult-Autor, ein frecher, gebildeter, selbstverliebter Artist, dabei mehr Essayist als Romancier, eher originell als schlüpfrig und, hinter all seinem klugen Geschnörkel, faszinierend gescheit.« (Hörzu)

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zweimal hat Marek van der Jagt (alias Arnon Grünberg) einen literarischen Coup gelandet, weiß Ingeborg Harms, und das auch noch unter verschiedenen Namen. Nun hat ihn der doppelte Erfolg übermütig gemacht, vermutet Harms. Denn van der Jagts neueste Erzählung kommt ihr wie ein "weggeschnittener Seitentrieb" seines Romans "Amour fou" vor: bloß entseelter, leerer, eine präpotente Größenphantasie, die sich in Don Juanismus gefällt, bemängelt Harms. Streckenweise fühlt sie sich bei van der Jagts Misogynie an den Liebeszyniker Houellebecq erinnert, bloß dass es dem holländischen Romancier an Authentizität zu mangeln scheint - "da regiert die Bitterkeit ohne das Fleisch der Erfahrung", stellt die enttäuschte Rezensentin fest. Abgestandene Männerweisheiten gesellen sich zu Stendhal-Zitaten, ereifert sich Harms weiter, die den einzigen bewegenden Moment der Erzählung an deren Ende erlebt hat: als van der Jagts Don Juan auf seine Faustina trifft, die ihn schließlich, um die Rolle durchzuhalten, ziehen lässt.

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