Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 2,40 €
  • Gebundenes Buch

Ein junger Motorsportjournalist entdeckt während einer Italienreise ein Museum über den Rennfahrer Tazzio Nuvolari und beschließt, ein Buch über die deutschen Silberpfeile der dreißiger Jahre zu schreiben. Auf den Fotos taucht immer wieder der Name eines österreichischen Ingenieurs auf: Paul Windisch. Seine Recherchen führen den Ich-Erzähler in ein Seniorenheim in Salzburg, wo der fünfundachtzigjährige Paul Windisch seit einigen Monaten lebt. Dieser wünscht sich, noch einmal in seinem eigenen Haus einen richtigen Kaffee zu trinken. Dort erinnert sich der Chefingenieur an seine Arbeit bei der…mehr

Produktbeschreibung
Ein junger Motorsportjournalist entdeckt während einer Italienreise ein Museum über den Rennfahrer Tazzio Nuvolari und beschließt, ein Buch über die deutschen Silberpfeile der dreißiger Jahre zu schreiben. Auf den Fotos taucht immer wieder der Name eines österreichischen Ingenieurs auf: Paul Windisch. Seine Recherchen führen den Ich-Erzähler in ein Seniorenheim in Salzburg, wo der fünfundachtzigjährige Paul Windisch seit einigen Monaten lebt. Dieser wünscht sich, noch einmal in seinem eigenen Haus einen richtigen Kaffee zu trinken. Dort erinnert sich der Chefingenieur an seine Arbeit bei der Auto-Union, die Weltrekordversuche und die letzte Fahrt von Bernd Rosemeyer, einem der berühmtesten Rennfahrer der Vorkriegsjahre.
Schließlich erzählt Windisch, wie er von der Automobilindustrie in das kriegsentscheidende Werk Schlier geriet, das neben einem Konzentrationslager in der Nachbarschaft der Brauerei Zipf lag. In unterirdischen Stollen wurden V2-Raketen entwickelt, bis eine Explosion 1944 die Versuchsreihen stoppte...

Während seiner unsentimental und unbeteiligt geschilderten Reise in die Vergangenheit wird klar, daß der Konstrukteur seine Rolle in der Kriegsindustrie ebenso zu verdrängen versucht wie die Bewohner des Orts. Doch auch für den Journalisten bleibt dieser Ausflug nicht ohne Folgen...
Autorenporträt
Kappacher, Walter
Walter Kappacher, geboren 1938 in Salzburg, verließ mit 15 Jahren die Schule und war in verschiedenen Berufen tätig, 1964 Beginn der literarischen Tätigkeit, seit 1967 Veröffentlichungen, seit 1978 freiberuflicher Schriftsteller. Lebt in Obertrum bei Salzburg. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, Hermann-Lenz-Preis 2004, Georg-Büchner-Preis 2009. Bei Deuticke erschienen zuletzt Selina (2005), Der lange Brief (überarbeitete Neuauflage 2007) und Rosina (Erzählung, Neuauflage 2010).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2009

Der da vorne ist Hitler, nicht wahr?
Ende Oktober wird der 1938 in Salzburg geborene Schriftsteller Walter Kappacher den Georg-Büchner-Preis entgegennehmen. Seinen Ruf als Autor der leisen Töne und verschwiegenen Katastrophen hat er mit seinem jüngsten Roman „Der Fliegenpalast” (2009) bestätigt, in dem der alternde, von einer Schreibkrise erfasste Dichter Hugo von Hofmannsthal im Mittelpunkt steht und kaum noch eine Zeile zuwege bringt.
Jetzt bringt im Vorfeld der Preisverleihung der deutsche Taschenbuchverlag neben Kappachers Erstling „Morgen” (1975) und dem in der Toskana angesiedelten Roman „Selina oder Das andere Leben” (2005) auch die „Silberpfeile” (2000) heraus. In diesem Roman zeigt Kappacher, dass er auch für den Motorenlärm und das metallische Wesen des Nationalsozialismus ein feines Ohr hat.
Ein Motorsportjournalist, Profi genug, um zu wissen, wie sich der Gedenkkalender bewirtschaften lässt, plant darin ein Buch über die Ära der deutschen Grand-Prix-Rennautomobile der 1930er Jahre, der von Mercedes und der Auto Union gebauten Silberpfeile. Der tödliche Unfall des deutschen Rennfahrers Bernd Rosemeyer im Januar 1938 ist sein Ausgangspunkt. Er recherchiert im Tschernobyl-Jahr 1986, zum 50. Jahrestag des Unfalls soll das Buch erscheinen.
Das entstehende Buch führt den Leser des Romans, nachdem der Journalist den ehemaligen Chef-Ingenieur der Auto Union bald in einem Seniorenheim aufgestöbert hat, schließlich hinaus über die Ära der Parallelprojekte Silberpfeil und Volkswagen, der Jagd nach Geschwindigkeitsrekorden und der deutsch-italienischen Rennfahrer-Rivalität der Heroen Rosemeyer und Nuvolari.
Aus Grand-Prix-Technikern werden nach 1939 Rüstungsingenieure, und so führt der Roman tief hinein in die Stollen des Werkes Schlier im österreichischen Zips, das zugleich ein Konzentrationslager ist. Zwangsarbeit und die Experimente mit dem Treibstoff und den Triebwerken der V 2-Rakete gehen hier Hand in Hand. Mehr und mehr wird der Roman zum Mahnmal dieser Unterwelt. Lothar Müller
Walter Kappacher: Silberpfeile. Roman. dtv, München 2009. 224 Seiten, 8,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr