Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 52,25 €
  • Broschiertes Buch

Friedrich Wilhelm Grafs Studien zur protestantischen Universitätstheologie der Zwischenkriegszeit haben seit den 1980er Jahren mancherlei Kontroversen ausgelöst. Kritische Deutungen der antiliberalen Theologien Karl Barths, Friedrich Gogartens und Hans-Joachim Iwands fanden ebenso Widerspruch wie Studien zu dem antidemokratischen Autoritätskult eines konservativen Kulturlutheraners wie Reinhold Seeberg. Dieses Buch bietet eine repräsentative Auswahl aus den theologiehistorischen Studien Grafs zur Weimarer Republik und zu den Anfängen der nationalsozialistischen Diktatur. Am Beispiel des…mehr

Produktbeschreibung
Friedrich Wilhelm Grafs Studien zur protestantischen Universitätstheologie der Zwischenkriegszeit haben seit den 1980er Jahren mancherlei Kontroversen ausgelöst. Kritische Deutungen der antiliberalen Theologien Karl Barths, Friedrich Gogartens und Hans-Joachim Iwands fanden ebenso Widerspruch wie Studien zu dem antidemokratischen Autoritätskult eines konservativen Kulturlutheraners wie Reinhold Seeberg. Dieses Buch bietet eine repräsentative Auswahl aus den theologiehistorischen Studien Grafs zur Weimarer Republik und zu den Anfängen der nationalsozialistischen Diktatur. Am Beispiel des Kreises um Martin Rades "Die Christliche Welt" zeigt der Autor insbesondere die Resistenz einiger prominenter liberaler Protestanten im NS-Staat. Graf setzt für die Theologiegeschichte der Weimarer Republik auf konsequente Historisierung und, inspiriert auch durch moderne Ideengeschichte und Diskursgeschichte, auf die politische Kontextualisierung theologischer Wissensproduktion. So deutet er insbesondere die von den damals Jüngeren geübte Fundamentalkritik am bürgerlichen theologischen Liberalismus des Kaiserreichs als eine Absage auch an den politischen Liberalismus im Umfeld Friedrich Naumanns. Die "antihistoristische Revolution" in den frühen 1920er Jahren förderte einen radikal antibürgerlichen Gestus des Unbedingten. Glaubensernste Emphase und Hunger nach Ganzheit gingen vielfältige Verbindungen mit einem dezisinistischen Zeitgeist ein, der es kaum erlaubte, die Konsensbildungsmechanismen und den Kompromissbedarf einer parlamentarischen Demokratie zu erkennen und ernst zu nehmen.
Autorenporträt
Geboren 1948; Studium der Ev. Theologie, Philosophie und Geschichte in Wuppertal, Tübingen und München; 1978 Promotion; 1986 Habilitation; Prof. em. für Systematische Theologie und Ethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwigs-Maximilian-Universität München.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Friedrich Wilhelm Grafs Erkundungen des Zeitgeist und der evangelischen Theologie der Weimarer Republik stoßen bei Johann Hinrich Claussen auf ein sehr positives Echo. Es handelt sich bei diesem Band überwiegend um eine Sammlung von Aufsätzen aus den 80er Jahren, er bietet aber zugleich eine umfangreiche Einleitung, die für die Begriffsentwicklung und die Methodenklärung Überragendes leistet, wie der Rezensent preist. Die theologische Landschaft der Zeit stellt sich bei Graf als ein "Laboratorium der Moderne" dar, das die zeitgeistigen Debatten sehr eindrücklich zwischen Ängsten und neuen gedanklichen Wegen darstellt, wie Claussen eingenommen feststellt. Graf leistet auf vorbildliche Weise empirische Quellenarbeit und legt dabei einen Sinn für die "gedanklichen und existentiellen" Ambivalenzen der Zeit an den Tag, lobt der Rezensent nachdrücklich. Er nimmt die doppelte Erkenntnis aus der Lektüre mit, dass sich in der Zeit eine "erregende" Lebendigkeit der theologischen Auseinandersetzung genauso niedergeschlagen hat wie ein erschreckender "Hass", und attestiert dem Autor trotz des Alters der meisten Texte eine beeindruckende Frische.

© Perlentaucher Medien GmbH