In einem Husarenstreich entführt eine Einheit unter Patrick Leigh Fermor 1944 den deutschen Generalmajor Kreipe im besetzten Kreta. Mit dieser Entführung soll die Moral der feindlichen Truppen unterminiert werden. Es gelingt Fermor, Kreipe über das Idagebirge auf die andere Seite der Insel zu verschleppen, wo sie von einem britischen Boot aufgenommen und nach Kairo gebracht werden. Packend erzählt Patrick Leigh Fermor von der abenteuerlichen Entführung des Generalmajors. Immer wieder können Fermor und seine Männer mithilfe der griechischen Partisanen und vor allem dank der unerschöpflichen Gastfreundschaft den deutschen Verfolgern entkommen. Fermor äußerte sich zu Lebzeiten nie ausführlich zu den Ereignissen auf Kreta, und so erstaunt es umso mehr, dass sich in seinem Nachlass dieses Manuskript fand, in dem er spannungsreich die Entführung auf seine eigene unnachahmliche Weise beschreibt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Bevor Patrick Leigh Fermor ein anerkannter Reiseschriftsteller wurde, war er Major in der britischen Armee und als solcher 1944 in Griechenland eingesetzt, wo er die Partisanen gegen die deutschen Besatzer unterstützte. Im April 1944 entführte Fermor zusammen mit Partisanen in einer waghalsigen Aktion den deutschen Oberbefehlshaber in Griechenland, Generalmajor Karl Heinrich Kreipe. Fermor schrieb über diese Geschichte erstmals 1966 für ein Magazin. Dort wurde der lange Text jedoch nur drastisch gekürzt abgedruckt. Das Original erschien erstmals postum letztes Jahr, berichtet Rezensent Michael Schmitt, und jetzt auch erstmals auf Deutsch. Schmitt hat das Buch gelesen wie einen spannenden Abenteuerbericht. Zwei Einwände hat er allerdings: So schreibt Fermor, der sich in Griechenland sehr gut auskannte, nichts über die politischen Fraktionen der Partisanenbewegung, die sich nach dem Abzug der Deutschen sofort einen ersten Bürgerkrieg lieferten. Und etwas unzulänglich findet der Rezensent auch Fermors Erklärungen für die ganze Aktion, die eigentlich völlig überflüssig war, weil sich bereits abzeichnete, dass die Deutschen den Krieg verlieren würden, der aber noch etwa 450 Griechen in Vergeltungsaktionen der Deutschen zum Opfer fielen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.07.2015Ein hinreißendes
Husarenstück
Patrick Leigh Fermor gilt als einer der besten Reiseschriftsteller Großbritanniens. Aber „Die Entführung des Generals“, sein interessantestes Buch, ist kein Reisebuch, sondern eine abenteuerliche Erzählung, die sich im Nachlass des Autors gefunden hat. Es ist eine wahre Geschichte, ein hinreißender Text über ein Husarenstück, das der Autor einst selbst inszeniert hat. Damals, im Zweiten Weltkrieg, war Fermor Major und der Führer einer kleinen Truppe britischer Soldaten und kretischer Widerstandskämpfer, die 1944 den deutschen Befehlshaber auf Kreta entführt hat, um so die Moral der deutschen Truppe zu drücken. Das Buch ist kein politisches Buch, aber nebenbei lernt man auch, warum die Deutschen in Griechenland nicht den allerbesten Ruf haben. Fermor schreibt nüchtern, präzise, hochspannend. Und das Verrückte ist: Alles hat sich genau so abgespielt. Der Autor wirft sich nicht in Heldenpose, er schreibt mit Understatement. Dieses Buch wird auch diejenigen begeistern, die Kriegsliteratur eigentlich nicht leiden können. HERIBERT PRANTL
Patrick Leigh Fermor: Die Entführung des
Generals. A. dem Engl. von Manfred Allié, Gabriele Kempf Allié. Dörlemann, Zürich
2015, 304 Seiten,
25 Euro, E-Book
18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Husarenstück
Patrick Leigh Fermor gilt als einer der besten Reiseschriftsteller Großbritanniens. Aber „Die Entführung des Generals“, sein interessantestes Buch, ist kein Reisebuch, sondern eine abenteuerliche Erzählung, die sich im Nachlass des Autors gefunden hat. Es ist eine wahre Geschichte, ein hinreißender Text über ein Husarenstück, das der Autor einst selbst inszeniert hat. Damals, im Zweiten Weltkrieg, war Fermor Major und der Führer einer kleinen Truppe britischer Soldaten und kretischer Widerstandskämpfer, die 1944 den deutschen Befehlshaber auf Kreta entführt hat, um so die Moral der deutschen Truppe zu drücken. Das Buch ist kein politisches Buch, aber nebenbei lernt man auch, warum die Deutschen in Griechenland nicht den allerbesten Ruf haben. Fermor schreibt nüchtern, präzise, hochspannend. Und das Verrückte ist: Alles hat sich genau so abgespielt. Der Autor wirft sich nicht in Heldenpose, er schreibt mit Understatement. Dieses Buch wird auch diejenigen begeistern, die Kriegsliteratur eigentlich nicht leiden können. HERIBERT PRANTL
Patrick Leigh Fermor: Die Entführung des
Generals. A. dem Engl. von Manfred Allié, Gabriele Kempf Allié. Dörlemann, Zürich
2015, 304 Seiten,
25 Euro, E-Book
18,99 Euro.
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