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100 Jahre Farbfotografie - Roberts, Pamela
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Im Juni 2007 jährt sich die Erfindung der Farbfotografie zum 100. Mal. Mit dem sogenannten Autochrom brachten die Brüder Lumiere das erste Verfahren für Farbfotografien auf den Markt, das sogleich für Profis wie Amateure zugänglich war - ein neues Zeitalter für die Ablichtung der Wirklichkeit konnte beginnen.
In über 350 - naturgemäß farbigen - Abbildungen entfaltet die renommierte Fotografie-Kuratorin Pam Roberts ein Kaleidoskop aus Ikonen der Fotografie und gibt damit einen spektakulären Überblick über dieses Zeitalter. Gleichzeitig stellt sie die verschiedenen Techniken vor, die in der
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Produktbeschreibung
Im Juni 2007 jährt sich die Erfindung der Farbfotografie zum 100. Mal. Mit dem sogenannten Autochrom brachten die Brüder Lumiere das erste Verfahren für Farbfotografien auf den Markt, das sogleich für Profis wie Amateure zugänglich war - ein neues Zeitalter für die Ablichtung der Wirklichkeit konnte beginnen.

In über 350 - naturgemäß farbigen - Abbildungen entfaltet die renommierte Fotografie-Kuratorin Pam Roberts ein Kaleidoskop aus Ikonen der Fotografie und gibt damit einen spektakulären Überblick über dieses Zeitalter. Gleichzeitig stellt sie die verschiedenen Techniken vor, die in der Farbfotografie Anwendung fanden - vom Autochrom über das Ektachrom und die Polaroid-Technik bis zur Digitalfotografie von heute. Sie versammelt in diesem Band die berühmtesten, originellsten und wichtigsten Wegmarken aus 100 Jahren Farbfotografie - darunter Werke von Edward Steichen, Man Ray, Laszlo Moholy-Nagy, Gisele Freund, Cecil Beaton, William Eggleston, Martin Parr, Cindy Sherman, RobertPolidori, Annie Leibovitz und anderen Stars hinter der Kamera.

- Ein Standardwerk zur Fotografie-Geschichte
- Über 350 farbige Abbildungen, darunter zahlreiche Ikonen der Fotografie-Geschichte
- Das Buch zum Jubiläum"100 Jahre Farbfotografie"im Juni 2007
- Eine Geschichte der Ästhetik, aber auch der Technik der Farbfotografie
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Der Kaiser hat doch tatsächlich eine rote Weste an
Pamela Roberts legt mit einem faszinierenden Bildband die bislang beste Einführung in die Geschichte der Farbfotografie vor
Als unlängst eine Ausstellung bemalter Repliken antiker Skulpturen die Runde machte, war das Befremden groß, die vermeintlich weißen Marmorgestalten auf einmal in knallbunten Gewändern zu sehen. Die archäologische Rekonstruktion bewirkte den Einbruch der Farbe in eine Welt, die man sich immer monochrom vorgestellt hatte. Eine ähnliche Erfahrung lässt sich auch im Bereich der Fotografie machen. Man stelle sich den deutschen Kaiser Wilhelm II. vor – mit gezwirbeltem Schnauzbart, Pickelhaube, in hochdekorierter Uniform. Vermutlich wird bei dieser Übung eine Gestalt in Schwarz-Weiß vor dem geistigen Auge erscheinen. Denn in solcher Farblosigkeit kennt man den Kaiser von historischen Fotografien, und aus deren Anblick hatte man unbewusst geschlossen, dass auch der Kaiser selbst in einer fernen Welt aus Schwarz und Weiß zu Hause war.
Tatsächlich aber betrat der Kaiser 1908 ein Berliner Fotoatelier in durchaus farbenfroher Aufmachung: grüne Weste, orangefarbene Schärpe und eine rosafarbene Blüte im Knopfloch. In dieser Montur ließ er sich ablichten, wenige Minuten später folgte eine zweite Aufnahme in roter Weste. Der Zweck dieser Veranstaltung war die Herstellung einiger Musterbilder, mit der das Berliner Atelier für ein von ihm entwickeltes Verfahren der Farbfotografie werben wollte.
Bunte Nazis, sind die echt?
Im schwarz-weißen Kosmos der frühen Fotografie erscheinen diese Aufnahmen wie künstliche Gewächse. Seltsamerweise bringt ihre Farbigkeit das Vergangene nicht näher, sondern lässt es im Gegenteil weitaus unwirklicher erscheinen als auf den gewohnten Überlieferungen in Schwarz-Weiß. Eine ähnliche Irritation rufen die Farbfotografien aus den dreißiger und vierziger Jahren hervor, die seit einigen Jahren allmählich in das allgemeine Bildgedächtnis zurückkehren. Die mit knallroten Hakenkreuzfahnen dekorierten Städte, der unwirklich blaue Himmel über einem Frontabschnitt in der Ukraine oder ein farbiger Blumenstand im Warschauer Ghetto erinnern eher an die Künstlichkeit einer Filmkulisse als an die Aufzeichnung eines historischen Geschehens. Umso erstaunlicher ist es, dass die Eigenarten und Wirkungen der Farbfotografie bislang erst in Ansätzen thematisiert worden sind. Zwar widmen alle klassischen Darstellungen der Fotografiegeschichte dem Auftreten der farbigen Bilder ein eigenes Kapitel. Eine systematische Betrachtung ihrer Geschichte und Ästhetik steht aber noch aus.
Einen Schritt in diese Richtung leistet nun die englische Fotografiehistorikerin Pamela Roberts in ihrer Monographie „100 Jahre Farbfotografie”. Die Verfasserin war lange Jahre Kuratorin der Royal Photographic Society im englischen Bath. Vor allem die frühen Farbaufnahmen des Bandes bestechen durch ihre scheinbare Unzeitigkeit. Die erste Farbfotografie, das Bildnis einer karierten Schleife, wurde 1861 von dem Physiker James Clerk Maxwell auf die Wand des Auditoriums der Royal Institution in London projiziert. In den Jahrzehnten darauf folgten ein giftgrüner Papagei, Stadtansichten und Stillleben. Die Farbigkeit dieser Bilder entstand oftmals erst durch den nachträglichen Einsatz farbiger Filter.
Wenig später gelang aber auch die direkte Übertragung natürlicher Farben. Eine erste Blütezeit erlebte die Farbfotografie von 1907 an mit dem Verfahren der Brüder Lumière. Unter den Zuschauern der feierlichen Präsentation der Bilder war auch Edward Steichen, der dann gemeinsam mit Alfred Stieglitz zu den ersten Künstlern gehörte, die den gestalterischen Möglichkeiten des Verfahrens nachspürten.
Farbfotografien, so bekennt Pamela Roberts, seien ihr immer lieber gewesen als Aufnahmen in Schwarz-Weiß. Dieser Vorliebe verdanken sich die wohl einmalige Materialkenntnis und das historische Wissen, die diesem Band zugrunde liegen. Die Bevorzugung der Farbe hat allerdings auch zu einer Reihe von Einseitigkeiten geführt. Denn die frühe Zeit der Schwarz-Weiß-Fotografie droht in dieser Perspektive zu einem bloßen Vorspiel der glanzvollen Ära der Farbigkeit zu werden.
Die Autorin folgt hier dem Muster vieler fotografiehistorischer Darstellungen: Technische Neuerungen werden als unerlässlicher Fortschritt deklariert, sodass eine Zeit, die diesen Fortschritt noch nicht kannte, unversehens den Makel des Unvollständigen erhält. So bescheinigt Roberts der frühen Fotografie ein „Farbdefizit”, sieht einen „Wettlauf um die Farbe” am Werk und unterstellt, die Fotografen seien seit je „innerlich getragen von dem Wunsch nach farbigen Abbildungen”. Diese Sichtweise verkennt die künstlerischen Leistungen, die seit Beginn der Fotografie gerade durch die Konzentration der Aufnahmen auf Hell- und Dunkelwerte oder die monochrome Tönung der Bilder in Braun, Blau und Violett möglich waren. Fotografen wie Gustave Le Gray oder Adolphe Braun haben die Welt der natürlichen Farben in ihren Bildern keineswegs vermisst, sondern der Monochromie ganz im Gegenteil eine genuine Ästhetik abgewonnen. Diesen Bildern „fehlt” nichts. Wie anders wäre es sonst zu erklären, dass die Mehrzahl der Kunstfotografien nach der Einführung des Farbfilms weiterhin bei Schwarz, Weiß und Grau blieben?
Sieht eher nach Reklame aus
Die Darstellung hätte gewonnen, wenn Roberts die Konjunkturen und Funktionen der Farbfotografie stärker in den Gesamtzusammenhang der jeweiligen visuellen Kultur einbezogen hätte. Als William Eggleston 1976 im New Yorker Museum of Modern Art seine Farbaufnahmen zeigte, stellte deren Erscheinen in den Sphären der Hochkunst für viele Kritiker noch eine Provokation dar – man fühlte sich unangenehm an die Bildsprache der Werbung erinnert. Später wandten sich Fotografen wie Thomas Ruff ausdrücklich der Farbe zu, weil ihnen das klassische Schwarz-Weiß „zu künstlerisch” erschien. Heute ist die Farbfotografie ihrerseits zum künstlerischen Normalfall geworden, regelmäßig brechen Farbaufnahmen die Preisrekorde des Kunstmarkts. Hinter solchen Konjunkturen steht vermutlich ein komplexer Wandel von Sehgewohnheiten, für dessen Verständnis der Band nur erste Ansätze liefert. Es fragt sich, ob man die Ästhetik der Farbfotografie in den Blick bekommt, wenn man ihre Geschichte als lineare und isolierte Erzählung darstellt, statt auch ihr spannungsreiches Wechselspiel mit dem schwarz-weißen Bild, aber auch mit der viel älteren Farbigkeit der Malerei zu betrachten.
Gleichwohl ist Roberts’ Monographie die bislang wohl beste Einführung in die Geschichte der Farbfotografie. Kaum bekannte Fotografen werden erstmals gewürdigt, die verschiedenen Techniken werden sorgfältig dargestellt, und mit seinen mehr als zweihundert durchwegs farbigen Abbildungen ermöglicht der Band nicht zuletzt auch die visuelle Erkundung des Themas. Am Ende steht eine ausführliche Bibliographie. Dort können jene weiterlesen, die es mit der Skepsis von Roland Barthes, dem immer noch wichtigsten Theoretiker der Fotografie, aufnehmen wollen. Barthes mochte die farbigen Bilder nicht. Einzig die „Wahrheit des Schwarz-Weiß” entspreche dem Wesen der Fotografie, die Farbe sei nichts als eine künstliche Schminke. Die Autorin streift diese Zumutung mit wenigen Worten. Sie antwortet darauf nicht mit einer theoretisch fundierten Gegenthese, sondern mit einer ausführlichen historischen Darstellung. PETER GEIMER
PAMELA ROBERTS: 100 Jahre Farbfotografie. Nicolai’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 2007. 256 S., 39,90 Euro.
„100 Jahre Farbfotografie”, so heißt das Buch, doch das ist noch untertrieben. Das Foto, das einen ausgestopften Hahn und einen Wellensittich zeigt, schuf der Franzose Louis Docus du Hauron, und es ist in die Zeit zwischen 1869 und 1879 datierbar. Das Bild setzt sich aus drei Schichten pigmentgefärbter Gelatine auf einem Schellackträger zusammen. In der darauf folgenden Technik des Autochroms, welche die Brüder Lumière erfanden, fotografierte um das Jahr 1910 Marcel Meys den links abgebildeten Akt, dem er den Titel „Die Nereide und der Spiegel” gab. Abbildungen aus dem besprochenen Band
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Bücher

100 Jahre Farbfotografie. Von Pamela Roberts. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin, 256 Seiten, 260 Abbildungen, 39,50 Euro. Ein Prachtband, der die Geschichte der Farbfotografie in voller Schönheit aufblättert. Roberts belegt beinahe jede Weiterentwicklung der Versuche, Farbe in die anfangs nur schwarzweißen Bilder zu gießen, mit sorgfältig ausgewählten und überwältigend reproduzierten Abbildungen - Trouvaillen oftmals, bei denen die ehemalige Kuratorin der Royal Photographic Society aus dem Vollen zu schöpfen scheint. Besonders interessiert sie, wie bestimmte Farbverfahren mit ihren Tonverschiebungen und technischen Unzulänglichkeiten Ausdruck ihrer jeweiligen Epoche sind. Fred Judge etwa setzt die Unzulänglichkeiten des Materials um 1918 zu Traumbildern ("parapsychologisches Ektoplasma") ein, von denen nun mit Photoshop leicht realisierbare Anregungen ausgehen könnten. Zum Teil wurde den Vorlagen digital aufgeholfen, wodurch etwa der 1912 in Samarkand aufgenommene Teppichhändler uns wie aus dem Heute anschaut. Gern jedoch hätten wir noch etwas mehr über Physik und Chemie der einzelnen Verfahren, die Technik der Apparate erfahren, zumal Brian Coes autoritative Bestandsaufnahme "Farbfotographie und ihre Verfahren, 1840 bis 1940" von 1979 nurmehr antiquarisch um wohlfeile zehn Euro greifbar ist und überdies einer Fortschreibung harrt. Fortzuschreiben auch - und das ist nicht das kleinste Verdienst von Pamela Roberts teils anekdotisch, immer aber penibel kommentiertem Bilderreigen - ist die Ausdrucksform früher Farbverfahren mit digitaler Bildverarbeitung. Ihre Veröffentlichung bietet dafür mehr Anregungen, als ein Chip Pixel hat. (sci.)

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Peter Geimer kommt zu einem gemischten Fazit rüber diese Geschichte der Farbfotografie der Fotografieprofessorin Pamela Roberts. Einerseits freut sich der Rezensent darüber, dass die auf ihrem Gebiet sehr kenntnisreiche Autorin mit ihrer "ausführlichen historischen Darstellung" eine große Forschungslücke schließt. Andererseits stört ihn, dass Roberts Fortschrittsgläubigkeit, "sodass eine Zeit, die diesen Fortschritt noch nicht kannte, unversehens den Makel des Unvollständigen erhält". Der Band ist deshalb Geimers Meinung nach ein bisschen theorieschwach und beschreibt die Entwicklung der Farbfotografie statt sie zu kontextualisieren.

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