Mit dem ganzen Wissen seines Jahrhunderts, das er fast zurGänze selbst durchschritten hatte, schrieb der große Historiker,der in seinen letzten Jahren zum Ratgeber der Mächtigen wurde,diese beeindruckende Reflexion über das Böse in der Weltgeschichte. Dabei führt ihn seine Betrachtung vom Teufel der Juden über Erasmus von Rotterdam und Machiavelli zum 20. Jahrhundert mit seinen extremen Formen der Gewalt. Ein brillanter, weiserEssay, der die Zusammenhänge von Religion, Moral und Politik elegant und klar vor Augen führt.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Jahrelang hat François Fejtö an diesem Großessay gearbeitet, informiert Marko Martin zu Beginn seiner Kritik, in der er Fejtö als antitotalitären Denker und Historiker Osteuropas vorstellt - und überdies als "einen an Jesus Christus glaubenden Juden und antikommunistischen Sozialdemokraten". Ob der Teufel eine Art Auslagerung des Bösen, ein moralisch bequemes Outsourcing, sei, um Gott als ausschließlich gut erschienen zu lassen, scheint die Frage des Buches zu sein. Martin zeigt, wie Fejtö bibelkundig die Figur des Bösen von den Propheten der jüdischen Bibel bis hin zu den totalitären Ersatzreligionen des 20. Jahrhunderts verfolgt. Von den Religionen übernahmen diese Ideologien "Techniken der Verteufelung". Für Martin erwächst daraus der Appell, sich totalitären Ideologien entgegenzustellen, ohne selbst ideologisch aufzutrumpfen. Ob Religionskritik bei diesem Vorhaben eine Rolle spielt, lässt er offen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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