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Geschichte einer Pilgerfahrt
Mekka: die heilige Stadt des Islam, die Stadt, die für Nicht-Muslime verboten ist. Wer dort war, kehrt als ein anderer Mensch zurück. Fromme Berichte aus allen Jahrhunderten legen Zeugnis davon ab. Aber was geht in Mekka wirklich vor? Und wie ist es, wenn ein in den USA lebender Professor, der sich seiner muslimischen Frömmigkeit gar nicht so sicher ist, nach Mekka pilgert? Abdellah Hammoudi ist das Wagnis eingegangen. Mit ethnologischem Blick nimmt er nicht nur die traditionellen Rituale zur Kenntnis, sondern auch die profanen Begleitumstände: von der…mehr

Produktbeschreibung
Geschichte einer Pilgerfahrt

Mekka: die heilige Stadt des Islam, die Stadt, die für Nicht-Muslime verboten ist. Wer dort war, kehrt als ein anderer Mensch zurück. Fromme Berichte aus allen Jahrhunderten legen Zeugnis davon ab. Aber was geht in Mekka wirklich vor? Und wie ist es, wenn ein in den USA lebender Professor, der sich seiner muslimischen Frömmigkeit gar nicht so sicher ist, nach Mekka pilgert? Abdellah Hammoudi ist das Wagnis eingegangen. Mit ethnologischem Blick nimmt er nicht nur die traditionellen Rituale zur Kenntnis, sondern auch die profanen Begleitumstände: von der komplizierten Reiseplanung über den Flug, die Übernachtung im überfüllten Lager bis hin zu der Schwierigkeit, Mekka überhaupt wieder zu verlassen. Aber das Buch ist mehr als eine erstklassige Reportage. Sein Charme besteht darin, daß die Pilgerfahrt für Hammoudi zur Selbsterkundung wird. Um überhaupt zugelassen zu werden, muß er sein Heimatdorf in Marokko aufsuchen. Wie steht es mit dem eigenen Glauben? Verändert man sich, wenn man das weiße Pilgergewand anzieht? Und wie erlebt man die vielbeschworene islamische Gemeinschaft? Hammoudi vergleicht seine Pilgerfahrt mit einem Roman, in den man eintaucht und dessen Ende man nicht kennt - und wie ein Roman liest sich sein faszinierender Bericht.

"Brillant! Das Buch von Abdellah Hammoudi ist ganz einfach brillant."
Le Monde
Autorenporträt
Abdellah Hammoudi, geb. 1945 in Marokko, ist Professor für Ethnologie an der Princeton University. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen wie "Le Monde".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.02.2007

Sachbücher des Monats März
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. CHRISTOPHER CLARK: Preußen. Aufstieg und Niedergang. 1600 – 1947. Aus dem Englischen von Richard Barth, Norbert Juraschitz und Thomas Pfeiffer. Deutsche Verlags-Anstalt, 896 S., 39,95 Euro.
2. ABDELLAH HAMMOUDI:Saison in Mekka. Geschichte einer Pilgerfahrt. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. C. H. Beck, 313 S., 24,90 Euro.
3. UKI GONI:Odessa. Die wahre Geschichte. Fluchthilfe für NS-Kriegsverbrecher. Aus dem Englischen von Theo Bruns und Stefanie Graefe. Assoziation A, 400 S., 22 Euro.
4. ARMATAYA SEN: Die Identitätsfalle. Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt. Aus dem Englischen von Friedrich Griese. C. H. Beck, 208 Seiten, 19,90 Euro.
5. GERHARD HENSCHEL: Gossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung. Edition Tiamat, 192 S., 14 Euro.
6. HELMUT DUBIEL: Tief im Hirn. Antje Kunstmann Verlag, 144 Seiten, 14,90 Euro.
7. HERMANN A. SCHLÖGEL: Das alte Ägypten. Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra. C. H. Beck, 512 S., 34,90 Euro.
8. NICCOLO MACHIAVELLI: Gesammelte Werke. Aus dem Italienischen von Johann Ziegler und Franz Nicolaus Baur. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Alexander Ulfig. Zweitausendeins, 1088 Seiten, 7,99 Euro.
9-10. WOLFGANG ULLRICH: Haben wollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? S. Fischer Verlag, 224 Seiten, 17,90 Euro.
WOLFGANG KRAUSHAAR (Hrsg.): Die RAF und der linke Terrorismus. Hamburger Edition, 2 Bände, zus. 1415 Seiten, 78 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats März 2007 von Hans Martin Lohmann: DONELLA MEADOWS/ JORGEN RANDERS/ DENNIS MEADOWS: Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update Signal zum Kurswechsel. Aus dem Englischen von Andreas Held. S. Hirzel Verlag, 323 Seiten, 29 Euro.
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Dr. Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 31. März.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2007

Ich bin dann mal in Mekka
Abdellah Hammoudis Buch über seine Pilgerreise ist eine Sensation / Von Thomas Hauschild

Auch wenn wir in letzter Zeit viel über den Islam gelesen haben, auch wenn wir auf Reisen mal ein islamisches Heiligtum betreten durften, wo man noch ein bisschen von der Ruhe ahnt, die die Erfahrung kollektiven Gebets ausstrahlt und die wir Mitteleuropäer uns nur zu hohen Feiertagen oder Beerdigungen gönnen, haben wir Mühe, den Islam zu verstehen. Das gilt selbst dann, wenn wir bei Veranstaltungen oder in Vereinen argumentierende, sprechende Muslime und Musliminnen treffen, denn eine Debatte über den Kern ihrer Religion wird auch dann selten sein, eher gibt es ein von beiden Seiten angestrengt geführtes Gespräch über deutschen Rassismus und Kulturalismus, über Badezeiten für muslimische Schülerinnen oder über die politische Botschaft der Verschleierung von Frauen. Auch politisch und kulturell gebildete Durchschnittseuropäer haben, um es klipp und klar zu sagen, keine Ahnung vom Islam.

Doch auf einmal tut sich eine wunderbare publizistische, wissenschaftliche und literarische Brücke in die Welt des Islams auf, gerade auch für deutschsprachige, nichtmuslimische Leser. Es ist Abdellah Hammoudis soeben auf Deutsch erschienenes Buch "Saison in Mekka", in dem der renommierte Ethnologieprofessor aus Princeton beschreibt, wie er, der eher lauwarme Muslim, sich anschickt, am Haddsch teilzunehmen. Dieses Buch ist, wie einst von Montaigne gewünscht, wie ein Freund, ein Begleiter, der uns zu seinem Mitreisenden macht.

Abdellah Hammoudi ist als Marokkaner und Nordamerikaner, als Muslim und als Ethnologe in vielerlei Hinsicht geeignet, eine Mittler- und Freundesrolle auszufüllen. Vielleicht gelingt es ihm besonders gut, weil er dieser Rolle und sich selbst als Übersetzer misstraut. Schon lange hat der Professor aus Princeton jener "falschen Legitimität" widersprochen, aus der heraus ein wohlmeinender westlicher Relativismus vor allem diejenigen über fremde Kulturen sprechen lässt, die ihnen selbst entstammen.

Ohne dass man den Grund dafür auf Anhieb benennen könnte, Abdellah Hammoudi vermag es wirklich, für Christen, Juden, Polytheisten und vor allem auch für areligiöse Menschen eine Brücke zum Islam zu bauen. Sein Erfahrungsbericht über den Haddsch, die als Glaubensgrundsatz vorgeschriebene beschwerliche Pilgerschaft nach Mekka, ist ein ernsthaftes Spiel von Ellipsen der Abfahrt, Ankunft und Weiterreise, das aber nicht postmodern unverbindlich Sphären aufsteigen und wieder vergehen lässt, sondern den fremden Beobachter, den in dieser Sache ungebildeten Europäer, in die Bewegung des Wiedersehens und des Dialogs einbezieht, um ihn nicht unberührt daraus hervorgehen zu lassen.

Atemlos schleppt man sich am Rockzipfel von Hammoudis weißem Pilgergewand durch die riesigen Moscheen, fiebernd strudelt man mit ihm am Allerheiligsten der Kaaba vorbei, lässt sich von seinen Freunden über die Märkte von Medina und Mekka zerren, auf der ständigen Suche nach den Mitbringseln und Koffern zum Tragen der Mitbringsel, aus denen das große, beliebte Rückkehrfest bestritten werden wird, obwohl es in der dogmatischen Überlieferung nirgends vorgesehen ist - um schließlich nach kurzen Schlafphasen in überfüllten Quartieren wieder hochzuschrecken von schäbigen Schaumstoffmatratzen zu neuen Waschungen und Gebeten.

Zunächst ist dieser populäre, kommerzielle und betriebsame Aspekt des Haddsch das Überraschende, das Neue. "Mein Medina" findet Hammoudi nur noch jenseits der Autobahnbrücke auf einem altmodischen Dattelmarkt. Palmen und Datteln werden neben den Himmelsfarben der Wüstenlandschaft, der Kaaba und dem eigenen Körper zu Orientierungspunkten dieser Reise, die ein "Wiedersehen" mit jener Landschaft sein soll, von der Muslime seit ihrer frühen Kindheit sprechen hören.

Die Saudis haben das alte Medina zerstört und diese Landschaft zu einer amerikanischen Highway- und Mall-Strecke schrumpfen lassen, allerdings mit vielen Staus und Fehlfunktionen, Korruption und Kontrollverlusten, die uns einiges über die Schwächen an realer Technologie verraten, aus denen fanatische Gruppen mit ihren Perfektionsphantasien Spannung gewinnen. Der alte, der aufgeregte und dennoch entspannte Islam ist im Konsumismus aufgegangen, wo die Furcht vor dem Abgrund des eigenen Lebens und Sterbens gleichberechtigt neben Sorgen um die Verpflegung steht, um die termingerechte An- und Abreise oder um die peinlichsten Details einer obsessiven, zwangsneurotischen Vermeidung von nackter Haut und von Frauen im Allgemeinen.

Dieser antihedonistische und zugleich zwangsneurotische Aspekt der alten Händlerreligion wird jedoch noch übertroffen von dem viel weitergehenden dämonischen Eindruck jenes Regimes, das bis heute, vom Westen opportunistisch und daher umso massiver unterstützt, mit Ausschließlichkeit eine sehr düstere Version der Weltreligion predigt. Selbsternannte und staatlich finanzierte Prediger texten die Seufzer und den Jubel der Gläubigen zu, gerade so wie in großen Fußballstadien heute die Begeisterungsschreie der Masse von elektrifizierter Werbung und banalen Ansagen übertönt werden. Wie einst im Nationalsozialismus hat sich auch in Saudi-Arabien die Medienmaschinerie das zum Thema gemacht, was die Menschen für ihre Seele, für die Stimme ihres Innern halten. Minutiös notiert Hammoudi, wie das Ritual der Pilgerfahrt in ihm den unter Marxismus, Strukturalismus, Anthropologie, Phänomenologie und Common Sense ruhenden Muslim freilegt und wie Prediger und Bürokraten sogleich versuchen, diese jenseits des Politischen gemachte Erfahrung wieder zu politisieren.

Doch worin besteht dieser Prozess der Freilegung, wie vollzieht sich das, was man heute nicht mehr einfach "den Glauben" nennen mag, weil ja wirklich alles Diskurs oder Performanz zu sein scheint und so gar nicht essentiell wirkt? Es vollzieht sich auf einer banalen und auf einer transzendenten Ebene, die, so scheint es mir als Leser des Buches, untrennbar miteinander verbunden sind.

Ein Leitfaden des Buches ist der Mangel, vor allem auf der materiellen und räumlichen Ebene, der andere sind der Überfluss und eine ewige Wiederholbarkeit auf der geistigen und zeitlichen Ebene - und wiederum auf der Ebene des konsumistischen abstrakten Begehrens.

Muslime, auch flaue Muslime wie Hammoudi, erleben beim Haddsch noch einmal die ganze Kargheit des erregten und mühsamen "Wallens". Zu dieser Mühe der in Weihegewänder oder Schutzkleider gegürteten, von der Menge mitgerissenen, immer und immer wieder sich waschenden und mit Gebeten reinigenden Pilger kommt aber völlig gleichberechtigt die Mühe, die sie mit den betroffenen Staaten und ihren Lebensbedingungen haben. Zur Aufhebung der Zeit in den Rundgängen um die Kaaba kommt die Aufhebung der Zeit durch das ewige Warten: bei den Anmeldebüros in Marokko, im Bus zwischen Medina und Mekka, an den Schlangen vor schlechten Restaurants, die fettige Halal-Burger zu bieten haben, vor Telefonzellen und stinkenden Bädern. Nichts funktioniert außer den allgegenwärtigen Sittenwächtern und Sicherheitsbeamten.

Vielleicht gibt Hammoudi uns damit auch einen Blick auf die Erfahrungen von Abhängigkeit frei, mit denen die Menschen in vielen Gesellschaften zu kämpfen haben, deren Mitglieder sich mehrheitlich zum Islam bekennen. Vielleicht sind das eine Armut und Abhängigkeit, die selbst das finanziell so gut gepolsterte Saudi-Arabien nicht wird überwinden können, eine strukturelle Schwäche der materiellen Verhältnisse, die dem Islam heute, als der vielleicht modernsten der monotheistischen Religionen, eine bestimmte altertümliche Heftigkeit abverlangt. Man lernt bei der Lektüre der "Saison in Mekka" aber auch, dass diese strukturelle Schwäche nicht vom Islam verursacht sein kann, sondern dass der Islam allenfalls zum Ausdruck politischer Beschwernisse wird, die tiefer liegende Ursachen haben.

An mangelnder existentieller Tiefe, Individualität, Rationalität und Vielschichtigkeit mangelt es auch dem postindustriellen Islam des dritten christlichen Jahrtausends nicht, das zeigt Hammoudis Buch. Denn auf der zeitlichen und spirituellen Achse enthüllt uns Hammoudi das Bild einer gewaltigen Ellipse, die den Einzelnen lehrt, seinen Tod vorwegzunehmen - "sterben lernen", wie es bei Platon heißt.

Schon im Vorfeld, irgendwo zwischen Princeton, Fes und Mekka, dreht sich auf einmal die Perspektive um. Hammoudi ist nicht mehr der Anthropologe, der in die Welt des Haddsch eindringt, sondern der Haddsch bewegt sich immer schneller auf ihn zu und lässt ihn die Pilgerschaft als Wiederbegegnung erleben, als Verkörperung des Schriftwissens, als "Ellipse" des "als ob", wie die kongenialen Übersetzer es zielbewusst unter Rückgriff auf phänomenologische Philosophie nennen.

Zwischen Erleben und Verstehen, als Nachvollzug der Vita eines toten Propheten und als Verlebendigung einer der aufregendsten Szenen von Bibel, Talmud und Koran, der Geschichte der wiedergefundenen Familie um Abraham, Hagar und Ismael, bewegt sich mit diesem Buch der Islam auch auf Leser zu, die nicht zu seinen Kennern gehören.

Aufklärerische Deutungen der Religion als performativer und diskursiver Ausdruck familiärer und staatlich gezüchteter Zwangsneurosen auf der einen Seite; und auf der anderen Seite die elliptische Botschaft des Glaubens, der Schriften, Reden und Praktiken, sie geraten in diesem Moment auf gemeinsamen Grund: Es ist die Erfahrung von Tod und Lebenswillen, von Beharrung auf der Herkunft und Bereitschaft zum Weitermachen, von kollektiver Evolution und täglicher Neuschöpfung des Lebens durch den Einzelnen und sein Netzwerk von Freunden, Verwandten und Widersachern.

Abdellah Hammoudi: "Saison in Mekka. Geschichte einer Pilgerfahrt". C. H. Beck 2007, 24,90 Euro, 310 Seiten

Der Autor ist Ethnologe und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rolf Wiggershaus ist von diesem Buch, in dem der in Princeton lehrende Autor marokkanischer Abstammung über seine Pilgerreise nach Mekka berichtet, tief beeindruckt. Abdellah Hammoudi treibt weder pure Heilssuche noch reines Forschungsbestreben an, sondern er bringt sein wissenschaftliches mit einem persönlichen Erkenntnisinteresse zusammen, erklärt der Rezensent. Deshalb könne sich der Autor zwar der spirituellen Eindrücke auf seiner Pilgerreise nicht entziehen, gleichzeitig wahre er aber eine kritische Distanz, die auch die rigide Planung der Reise durch saudiarabische Organisationen, die unumgängliche Korruption und die mechanisierten Abläufe, beispielsweise bei der traditionellen Opferung von Tieren, nicht übersehe, rühmt Wiggershaus.

© Perlentaucher Medien GmbH