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Bericht des Klemens von Rom an Jakobus, den Bruder Jesu, über seine Reisen mit Petrus, dem Apostel Christi und Bischof von Rom. Eines der wenigen Werke des frühen Christentums, das bis heute nicht vollständig in deutscher Sprache verfügbar ist.

Produktbeschreibung
Bericht des Klemens von Rom an Jakobus, den Bruder Jesu, über seine Reisen mit Petrus, dem Apostel Christi und Bischof von Rom. Eines der wenigen Werke des frühen Christentums, das bis heute nicht vollständig in deutscher Sprache verfügbar ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.06.2022

Statt Paulus
Anwärter auf den Kanon? Zur Edition eines antik-christlichen Texts

"Die Reisen des Petrus", erzählt von seinem Begleiter Klemens, sind ein faszinierender antik-christlicher Roman, dessen Ursprünge im judenchristlich-ebionitischen Milieu des zweiten Jahrhunderts liegen, aber hinter einer komplizierten Überlieferungsgeschichte verborgen sind. Nur noch in einer retuschierten lateinischen Übersetzung des ursprünglichen griechischen Textes ist er erhalten. Bald galt er als unorthodox, weil in ihm von Jesus nicht als Gottessohn, sondern nur als wahrer Prophet die Rede ist. Hingegen hat der Radikalpietist und Freund aller Ketzer, Gottfried Arnold, ihn schon 1702 in einer deutschen Übersetzung zugänglich gemacht.

Der Held des Romans ist Petrus. Paulus gilt dagegen als ein "feindlicher Mensch", von dem allerlei Gräueltaten erzählt werden. Die Ablehnung des Paulus ist aus den Kreisen der judenchristlichen Ebioniten bekannt. Ihr Held war vor allem Jakobus der Gerechte, der Bruder Jesu, der im Jahr 62 das Martyrium erlitt. Petrus ist hier ebenfalls Vertreter judenchristlich gesetzestreuer Praxis. Auf seinen Reisen tritt er in spektakulären Szenen dem Magier Simon entgegen, daneben finden sich philosophisch-theologische Gespräche über Gott und die Welt, den freien Willen und das Schicksal. Und im Verlauf der Reise mit Petrus findet der junge Römer Klemens nicht nur zum Glauben an Jesus, sondern auch seine verschollene Familie wieder. Das ist der rote Faden des Texts.

Deshalb nennt die Wissenschaft ihn heute wenig ansprechend "pseudo-klementinische Rekognitionen". Kontrovers wird seine literarische Vorgeschichte und Entwicklung diskutiert, aber eine moderne deutsche Übersetzung fehlte bisher. Nun liegt eine solche vor, aus der Feder eines "unabhängigen", also nicht an eine Universität angebundenen Gelehrten und in einer durchaus ansprechenden Ausgabe.

Die Übertragung ist gut zu lesen, die Einführung des Übersetzers nimmt auf neueste Fachliteratur Bezug, positioniert sich allerdings im Blick auf den historischen und religionsgeschichtlichen Hintergrund der Texte allzu sehr im Windschatten von Thesen des neunzehnten Jahrhunderts. Was dabei über Paulus und Petrus und deren Verhältnis gesagt wird, ist nicht auf dem Stand der heutigen Diskussion. Im Vorwort des Verlegers begegnen einem weitere Merkwürdigkeiten hinsichtlich der altkirchlichen Kanongeschichte. Die römische Reichskirche hätte sich "gegen die Aufnahme des Werks in die Bibel entschieden" - als ob das für diesen erbaulichen Roman, so umfangreich wie das Neue Testament, zur Debatte gestanden hätte. Hier wird mit einem Klischee der römischen Kirche gearbeitet und für die nicht in den Kanon gelangten Schriften einfach postuliert, sie hätten dorthin, also in die gottesdienstliche Lesung, gelangen wollen - was für einen Text wie diesen absurd ist.

Sieht man sich den Verlag an, in dem diese Edition erscheint, erklärt sich manches. Er ist auf islamische Literatur fokussiert, und der Übersetzer der "Reisen" hat dort bereits das mittelalterliche, muslimisch beeinflusste Barnabas-Evangelium herausgegeben - verbunden mit der These, dass darin ebenfalls alte, judenchristliche Tradition enthalten sei. Ein "alternatives" Bild der christlichen Anfänge wird so gegen das etablierte, in der Tat "pauluslastige" Bild der Apostelgeschichte gesetzt. Wie alt das in den "Reisen des Petrus" romanhaft ausgestaltete Bild ist, bleibt allerdings fraglich. Und wenn der Verleger in seinem Vorwort die Absicht bekundet, das "paulus-lastige" Bild dadurch zu korrigieren, dass dieses frühchristliche Werk nun "dem Gläubigen (. . .) zugänglich" gemacht wird, dann zeigt sich darin ein religiöses Sendungsbewusstsein, das den wissenschaftlichen Rahmen sprengt.

Übersetzung und Publikation sind gewiss verdienstvoll, und der Text ist eine vergnügliche Lektüre. Doch ist es nicht unwichtig zu fragen, wer was mit welchem Interesse herausgibt. Das vorliegende Buch ist nicht die einzige publizistische Initiative, die aus islamischer Perspektive die frühchristliche Überlieferung in Zweifel ziehen will. Nicht wenige Websites bieten in dieser Absicht Informationen: etwa zur Vielfalt der neutestamentlichen Handschriften, denen dann der vermeintlich einmütig überlieferte Koran als die besser bezeugte Wahrheit gegenübersteht.

Liest man die "Reisen des Petrus" als das, was sie sind, nämlich ein unterhaltsamer Roman und ein Steinbruch von schwer einzuordnenden judenchristlichen Traditionen aus dem zweiten Jahrhundert, dann ist das in dieser Publikation mit dem Text verknüpfte "aufklärerische" oder gar missionarische Interesse obsolet. JÖRG FREY

"Die Reisen des Petrus" (Recognitiones Clementis).

Bericht des Klemens von Rom an Jakobus über seine Reisen mit Petrus.

Aus dem Lateinischen von Daniel A. Erhorn.

Spohr Publishers, Zypern 2021. 464 S., geb., 64,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Jörg Frey hat ohne Frage Spaß mit diesem "antik-christlichen" Petrus-Roman über Gott und die Welt mit Wurzeln im zweiten Jahrhundert. Die Herausgabe in einer "unabhängigen" gelehrten Übersetzung findet er verdienstvoll und gut lesbar. An der Einführung und am Verleger-Vorwort hat Frey allerdings einiges auszusetzen. Erstere erscheint ihm nicht auf dem neuesten Forschungsstand, letzteres zeichnet ein "alternatives Bild der christlichen Anfänge", das Frey fragwürdig erscheint, weil es über den "wissenschaftlichen Rahmen" hinausgeht. Solcherart "religiöses Sendungsbewusstsein" findet der Rezensent fehl am Platz.

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