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Frazier first traveled to Flint in 2016, as part of a magazine commission to create a photo essay about the water crisis. During that trip she met Shea Cobb, a Flint poet, activist and mother who became Frazier's collaborator in what would evolve into a five-year body of work. Divided into three acts, Flint is Family follows Cobb as she fights for her family's and community's health and wellbeing. Act I introduces Cobb, her family and The Sister Tour, a collective of women artists. Cobb lives with her mother and her daughter, Zion. She works as a school bus driver and hairstylist, while…mehr

Produktbeschreibung
Frazier first traveled to Flint in 2016, as part of a magazine commission to create a photo essay about the water crisis. During that trip she met Shea Cobb, a Flint poet, activist and mother who became Frazier's collaborator in what would evolve into a five-year body of work. Divided into three acts, Flint is Family follows Cobb as she fights for her family's and community's health and wellbeing.
Act I introduces Cobb, her family and The Sister Tour, a collective of women artists. Cobb lives with her mother and her daughter, Zion. She works as a school bus driver and hairstylist, while launching her career as a poet, writer and singer. To protect her daughter's health, Cobb makes the critical decision to leave her mother and friends behind and make the reverse migration to Mississippi, where her father resides on family-owned land. Act II follows Cobb and Zion to Newton, Mississippi, where they move in with Cobb's father, Douglas R. Smiley. There they learn how to take care of their Tennessee Walking Horses, as well as the land and fresh water springs they will one day inherit. Due to segregation and discrimination in the Newton County school system, Cobb and Zion eventually return to Flint. Act III documents the arrival of a 26,000-pound atmospheric water generator to Flint in 2019 that Frazier, Cobb and her best friend Amber Hasan-a hip-hop artist, herbalist and community organizer- helped set up and operate in their neighborhood.
Spurred by the lack of mass-media interest in the impact of this ongoing crisis and inspired by the collaborative work of Gordon Parks and Ralph Ellison in 1940s Harlem, Frazier's approach ensures that the lives and voices of Flint's residents are seen and heard and that their collective creative endeavors provide a solution to this man-made water crisis. Flint is Family in Three Acts is a twenty-first- century survey of the American landscape that reveals the persistent segregation and racism which haunts it. It is also a story of a community's strength, pride, and resilience in the face of a crisis that is still ongoing.
Co-published with The Gordon Parks Foundation
Autorenporträt
LaToya Ruby Frazier was born in 1982 in Braddock, Pennsylvania. Her artistic practice spans a range of media, including photography, video and performance, and centers on the nexus of social justice, cultural change and commentary on the American experience. In various interconnected bodies of work, Frazier uses collaborative storytelling with the people who appear in her artwork to address industrialism, Rust Belt revitalization, environmental justice, access to healthcare, family, and communal history. Her work is held in numerous national and international museum collections. Frazier has received the prestigious Guggenheim Fellowship (2014) and MacArthur Fellowship (2015), among other honors. Her first book, The Notion of Family (2014), received the International Center for Photography Infinity Award. Frazier is an associate professor of photography at the School of the Art Institute of Chicago where she currently lives and works
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Andrian Kreye geht der Fotoband von LaToya Ruby Frazier über die Wasserkrise in Flint, Michigan an die Substanz. Die Bilder der von Trinkwasserverunreiningung betroffenen Menschen, vor allem armer Afroamerikaner, erinnern ihn an diejenigen des Fotoreporters W. Eugene Smith von der Meeresvergiftung vorm japanischen Minamata in den frühen 1970ern. Wie auf den Fotos das Drama in kleinen Gesten offenbar wird (etwa beim Zähneputzen mit abgepacktem Wasser), scheint Kreye die Meisterschaft der Fotografin zu belegen. In den Bildern von der Umweltkatastrophe spiegelt sich nicht zuletzt ein neuer Klassenkampf, meint der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.08.2022

Die durstige Stadt
Vorschau auf einen gesellschaftlichen Verteilungskampf:
die Fotos von LaToya Ruby Jackson aus Flint, Michigan
Als LaToya Ruby Frazier begann, die Wasserkrise in der Stadt Flint in Michigan zu dokumentieren, fand sie ein Symbol, das sie einfach nicht fotografieren konnte. In der örtlichen Grundschule waren die Trinkwasserbrunnen mit Schildern versiegelt, auf denen stand „Contaminated – Do Not Drink“. Vergiftet – nicht trinken. Als Afroamerikanerin erinnerte sie das Bild viel zu schmerzhaft an die ikonischen Bilder aus der Zeit der Rassentrennung, als solche Schulbrunnen für „White“ und „Colored“ ausgewiesen waren. Die Fotografin war wie gelähmt.
Was als Auftrag begann, für die Zeitschrift Elle eine Umweltkrise mit einer Reportage über die Betroffenen zu illustrieren, ist inzwischen ein wuchtiger Bildband und eine bedrückende Ausstellung. Unterstützt wurde das Projekt von der Gordon Parks Foundation, also der Nachlassstiftung des legendären Fotografen und Filmemachers, der James Baldwins Essays illustrierte und die radikalen Flügel der Bürgerrechtsbewegung begleitete, der als erster afroamerikanischer Regisseur in Hollywood erfolgreich war und mit „Shaft“ das Blaxploitation-Genre begründete. Viel historische Wucht, die die Stiftung da mit auf den Weg gibt.
Zwei Frauen begleitete Frazier über die Jahre in ihrem alltäglichen Kampf mit der Wasserkrise: die Schulbusfahrerin Shea Cobb und die Lyrikerin Amber Hasan. Eine ganze Menge Nebenfiguren tauchen in dem Buch auf. Familien, Bekannte, Freunde. Sie leben in einem Ort, in dem das Wasser seit Jahren verseucht ist. Mit Industriechemikalien, Blei, Fäkalien, Legionellen. Grund dafür war, dass die bankrotte Stadt erst dem Bundesstaat unterstellt wurde. 2014 hängten die neuen Verwalter Flint aus Kostengründen vom Trinkwassernetz der nahen Metropole Detroit ab und begannen, die Wasserversorgung aus dem Flint River zu pumpen. Der aber war jahrzehntelang von den Auto- und Zulieferfabriken der Gegend als Abwasserkanal genutzt worden. Die stinkende, trübe Brühe, die in Flint seither aus den Wasserleitungen fließt, verursachte zunächst Ausschläge, Juckreiz und Haarausfall. Ausbrüche der Legionärskrankheit folgten. Leute starben. Kinder litten an Bleivergiftung.
Fraziers Bilder erinnern streckenweise an das letzte Essay des legendären Fotoreporters W. Eugene Smith, der Anfang der Siebzigerjahre die Folgen der Vergiftung des Meeres vor dem japanischen Fischerdorf Minamata dokumentierte. Das Foto, auf dem Schulbusfahrerin Shea Cobb ihrer Tochter Zion die Zähne mit abgepacktem Wasser putzt, wirkt da wie ein bitteres Zitat. Aber auch die stoischen Mienen der Freiwilligen, die Wasserkanister für Senioren in einen Pick-up-Truck gepackt haben, sind eine direkte Linie zu den versteinerten Gesichtern der Fischer von Minamata. Selbst in kleinen Gesten hält Frazier das große Drama fest: Wenn sich Shea und Zion zum Beispiel in den Ferien auf der Farm von Sheas Vater in Mississippi hinhocken, um frisch aus der Quelle zu trinken, die zwar verschlammt ist, aber eben nicht giftig.
Wasserkonflikte waren für die Bewohner der Industrieländer bisher ein Problem, das sich weit weg in Wüsten- und Armutsstaaten abspielte. Flint war – zumindest im Blick der Weltöffentlichkeit
– der erste Fall, bei dem sich so ein Drama in der sogenannten Ersten Welt vollzog. Sicher gab und gibt es noch andere solche Probleme mit dem Wasser. Der hundertjährige Streit um die Wasserrechte des Colorado River ist legendär, von dem Fluss hängen auf seinem Weg von den Rocky Mountains nach Mexiko fünf Staaten des amerikanischen Südwestens ab. Ungarn und die Slowakei streiten um den Gabčíkovo-Nagymaros-Staudamm, Ägypten und Äthiopien über den Grand Ethiopian Renaissance Dam. Doch nirgendwo zeigen sich die zerstörerischen Kräfte des freien Marktes so deutlich wie in Flint.
Schon vor dem Aufstieg der Autoindustrie hieß die Stadt „Vehicle City“, weil hier Kutschen und Gespanne gebaut wurden. 1908 wurde hier General Motors gegründet. Mehr als zweihunderttausend Menschen lebten dort rund um die Fabriken und fanden jenes mittelständische Auskommen, das mit der Verlagerung der Arbeitsplätze in Billiglohnländer ein Ende fand. Auch in Flint schlossen die Fabriken. Der Dokumentarfilmemacher Michael Moore ist von dort. Er begann seine Laufbahn 1989 mit dem Film „Roger & Me“, in dem er dem damaligen GM-Chef Roger Smith nachstellte.
Heute leben nur noch 81 000 Menschen in Flint. Mehr als die Hälfte sind Afroamerikaner. Vom bürgerlichen Wohlstand ist fast nichts mehr zu sehen. Fraziers Bilder zeigen eine Welt, in der die Armut durch die Ritzen der einst schmucken Häuser kriecht. Sie zeigen aber vor allem den Kampf einer Bürgerschaft, der der Staat nicht einmal mehr das lebenswichtigste Menschenrecht garantiert. Denn Wasser ist ein Grundrecht, auch wenn Konzerne wie Nestlé das Element als Rohstoff behandeln, den man ausbeuten und vermarkten muss.
Der Konzern wusste die Wasserkrise in Flint zu nutzen. Die Stadt liegt ja keineswegs in einem Dürregebiet. Die gibt es auch in Amerika. Im Südwesten der USA herrscht seit 22 Jahren eine unvorstellbare Trockenheit. Aber dort gab es immer schon Wüsten. Flint dagegen liegt zwischen dem Lake Huron und dem Lake Michigan, zwei der fünf Großen Seen Amerikas. Nur rund hundert Kilometer entfernt pumpt Nestlé beispielsweise täglich 1,2 Millionen Liter Grundwasser, das der Konzern in Plastikflaschen füllt und mit dem Markennamen „Ice Water“ verkauft. Als die Krise 2016 die meiste Aufmerksamkeit bekam, spendete Nestlé 6,5 Millionen Flaschen davon an die Bürger von Flint. Ein PR-Coup für den Konzern, eine Demütigung für die Menschen. Die Wasserkrise von Flint ist eben nicht nur eine Umweltkatastrophe, sondern auch eine der vordersten Frontlinien in einem neuen Klassenkampf, der erst begonnen hat. Denn wenn die Grundlagen des Lebens zur Mangelware werden, sind es die Armen, die sie zuerst verlieren.
Im selben Jahr, 2016, begann auch LaToya Ruby Frazier mit ihrer Arbeit. Sie begleitete Bürger, die gratis Wasser verteilen, die gegen das Unrecht demonstrieren. Sie zeigt in ihrem bedrückend massiven Band, wie mühsam es ist, wenn man sich in einer urbanen Gegend das Wasser flaschen- und kanisterweise besorgen und dann auch verwenden muss.
Sie zeigt aber auch, wie sich eine Gemeinde zusammenrauft. Und wie sie einen Retter findet. Moses West aus Texas nahm sich der Sache an. Der ist der Erfinder einer Maschine, die Luftfeuchtigkeit in Trinkwasser verwandelt. Den ersten Einsatz hatte er damit nach dem Hurrikan Maria im Spätsommer 2017. Frazier sammelte Geld, um den Frachtcontainer mit dem Ungetüm nach Flint zu bringen. Dort steht die Maschine nun seit drei Jahren an einer Straße. Bürger können sich umsonst mit klarem, sauberem, keimfreiem Wasser versorgen. In Pick-up-Trucks kommen sie angefahren, füllen ihre Kanister. Der Sieg des Aktivismus über den Staat, der es nicht schafft, seine Bürger mit dem Allernötigsten zu versorgen. Und eine Vorschau auf die Kämpfe, die auf viele zukommen werden. 3,6 Milliarden Menschen – das sind 47 Prozent der Weltbevölkerung – haben mindestens einen Monat im Jahr unter Wasserknappheit zu leiden. Verschmutzung, Dürre und Klimawandel treiben diese lokalen Katastrophen in eine globale Krise. Die europäische Umweltbehörde (EEA) meldete im vergangenen Herbst, dass jetzt schon ein Drittel aller Europäer mit „Wasserstress“ zu tun haben. Dieser Sommer zeigt das sehr viel deutlicher als die Zahlen. In Italien wurde nach vier Monaten Trockenheit Wasser rationiert und das Auffüllen von Swimmingpools verboten. In Teilen Brandenburgs und in Osnabrück ist Wasser rationiert, in Frankreich spricht die Premierministerin Élisabeth Borne von „der schlimmsten Trockenheit, die in unserem Land jemals verzeichnet wurde“ – und richtete einen Krisenstab ein. Und der Pegel des Rheins lag diese Woche stellenweise nur noch bei vier Zentimetern.
Wegen der Debatte, ob angesichts der zunehmenden Trockenheit in Deutschland Wasser auch bundesweit rationiert werden sollte, meldeten sich schon Industrievertreter und pochten präventiv auf die Versorgung. Da geht es bei den Verteilungskämpfen der Gesellschaft nicht nur um ein paar Steuerpunkte. Da geht es um das Element des Lebens.
ANDRIAN KREYE
LaToya Ruby Frazier: „Flint Is Family in Three Acts“. Steidl Verlag, Göttingen, 2022. 324 Seiten, 75 Euro. Die gleichnamige Ausstellung ist noch bis zum 2. Oktober 2022 im Kunstverein in Hamburg zu sehen. Info: www.kunstverein.de.
In Flint gibt es kein Trinkwasser,
nicht weit von dort pumpt Nestlé
Grundwasser aus dem Boden
In Italien und Osnabrück
wurde Wasser in diesem Sommer
schon rationiert
Shea putzt ihrer Tochter Zion mit abgepacktem Wasser die Zähne.
Foto: LaToya Ruby Frazier, Co-published with The Gordon Parks Foundation
Shea und Zion trinken aus der Quelle auf der Farm von Sheas Vater in Mississippi.

Foto: LaToya Ruby Frazier, Co-published with The Gordon Parks Foundation
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