24,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Eine Frau zwischen zwei Männern - das war einmal große Oper. Früher duellierte man sich da, nach allen Regeln der Kunst. Heute ist das nicht zu erwarten. Aber wenn das Unerwartete geschieht, was dann?Als der Psychiater Oskar B. Markov auf der Wache am Alexanderplatz Anzeige erstatten will, weil er zum Duell gefordert wurde, hält die Polizei das für einen schlechten Scherz. In Berlin habe es seit hundert Jahren kein Duell mehr gegeben, die Kulturtechnik des zivilisierten gegenseitigen Totschießens sei ausgestorben. Aber Markov lässt sich nicht abwimmeln, er besteht auf einer Ermittlung. So…mehr

Produktbeschreibung
Eine Frau zwischen zwei Männern - das war einmal große Oper. Früher duellierte man sich da, nach allen Regeln der Kunst. Heute ist das nicht zu erwarten. Aber wenn das Unerwartete geschieht, was dann?Als der Psychiater Oskar B. Markov auf der Wache am Alexanderplatz Anzeige erstatten will, weil er zum Duell gefordert wurde, hält die Polizei das für einen schlechten Scherz. In Berlin habe es seit hundert Jahren kein Duell mehr gegeben, die Kulturtechnik des zivilisierten gegenseitigen Totschießens sei ausgestorben. Aber Markov lässt sich nicht abwimmeln, er besteht auf einer Ermittlung. So beginnt eine abenteuerliche Groteske, die zu einem Antiquar führt, der über der Lektüre alter Duellbücher ganz offensichtlich den Realitätsbezug verloren hat und die Tatsache, dass seine Ex-Freundin mit dem Psychiater eine Beziehung angefangen hat, als eine Beleidigung dritten Grades empfindet. Für ihn ist klar: Ein Duell muss stattfinden. Nur, wie kann das gehen? Und wie ist es früher gewesen?Rayk Wieland verbindet in diesem rasanten Roman eine aberwitzige, ganz und gar gegenwärtige Geschichte mit derErzählung des letzten Duells in Deutschland und schafft so eine Spannung, die bis zur letzten Seite anhält.
Autorenporträt
Rayk Wieland, 1965 in Leipzig geboren, Studium der Philosophie, Zeitungs-, Funk- und Fernsehredakteur. Herausgeber des mehrbändigen Standardwerks Öde Orte (zus. mit Jürgen Roth), Bd. 1 - 3, 2005. Von 1998 bis 2009 veranstaltete er mit Gerhard Henschel den Toten Salon in Hamburg. Im Verlag Antje Kunstmann erschienen die Romane Ich schlage vor, dass wir uns küssen, 2009, und Kein Feuer, das nicht brennt, 2012. Er lebt als Autor und Redakteur in Leipzig und Mecklenburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Carsten Otte wünscht sich nach der Lektüre von Rayk Wielands Roman mehr Duelle in der Literatur - schließlich waren sie einst prominenter Teil der Weltliteratur. Das erörtert Wieland anhand des Protagonisten Alexander Schill, der sich nach einer unschönen Trennung in seiner Ehre verletzt sieht. Per Depesche fordert er den neuen Lover seiner alten Liebe zum Duell heraus. So ein überdrehtes Thema braucht eine überdrehte Sprache, meint Otte, die der Autor perfekt absurd hinbekomme. In die Duell-Handlung verwebt ist noch ein weiteren Erzählstrang, der ein historisches Duell beleuchtet, lesen wir. Wieland kennt dabei alle Details und Fragen, die sich auch Leser stellen könnten. Und das alles mit fränkischem Zungenschlag! Herrlich bekloppt, findet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.09.2022

Letztes Gespräch,
ohne Worte
Rayk Wielands Roman über die
seltsame Obsession des Duells
Kaum zu glauben, wer alles sich einst mit mehr, weniger oder gar keinem Glück duelliert hat, Bismarck oder der unglückliche Arbeiterführer Ferdinand Lassalle, Leo Tolstoi oder Alexander Puschkin, und viele mehr. Dabei hielten weder Puschkin noch Lassalle das Duell für etwas anderes als eine Art Mordversuch aus gekränkter Ehre. Ehre dieser Art, die mit angeblicher Beleidigung geschmälert werden kann, ist schon eine besondere Marotte übersteigerten Männlichkeitswahns, der aus den Händeln des mittelalterlichen Adels erwuchs.
Der Kriminalassistent Sandler erklärt seiner Oberkommissarin Tannenschmidt die drei Grade des Beleidigtseins: „Ersten Grades, das ist einfach nur eine Unhöflichkeit, eine Verletzung der Umgangsformen... Der zweite ist eine Beschimpfung. Kraftausdrücke. Unterstellungen. Falsche Behauptungen.“ Die Kollegin wundert sich: „Dann hätten wir in Berlin jeden Tag tausend Duelle, wenn diese Regeln noch in Kraft wären…“ So ist es, und dann gibt es ja noch den dritten Grad: „Schlag. Wobei auch die Berührung als Schlag gewertet werden kann. Ansonsten alles: Ohrfeigen, Stöße, Rempeleien. Und… Verführung einer Frau, Ehefrau, Geliebten, Schwester!“
Rayk Wieland, 1965 in Leipzig geboren, vielfach erprobt als Redakteur und Schriftsteller, gerät sein Roman „Beleidigung dritten Grades“ zur Beschwörung einer Obsession: Der Antiquar Alexander Schill fühlt sich durch den Psychiater und Schlafcoach Oskar Markov, den erotischen Nachfolger bei seiner Ex-Geliebten, so herausgefordert, dass er keine Lösung sieht als ein Duell. Markov zeigt diese wahrlich unzeitgemäße Forderung bei der Polizei an. Oberkommissarin Tannenschmidt und ihr Assistent Sandler versuchen in diese Groteske nachvollziehbaren Sinn zu bringen.
Schill hingegen hat sich tief in die Geschichte des Duellwesens versenkt, um daraus immer neue Motive für sein aberwitziges Unterfangen zu gewinnen: „Ein Duell, so wie er es verstand, war nichts anderes als ein kurzes, letztes Gespräch zwischen zwei Leuten, die sich nichts zu sagen haben.“ Wieland und sein Antiquar begeben sich, um es zu rekonstruieren, akribisch auch auf die Spuren des letzten Duells auf deutschem Boden, das 1937 in Hohenlychen stattfand zwischen dem Sonderberichterstatter des Völkischen Beobachter, Roland Strunk, der auch SS-Hauptsturmführer und Hitlers Lieblingsjournalist war, und dem persönlichen Adjutanten Baldur von Schirachs, Horst Krutschinna, auch Obergebietsführer.
Hohenlychen, etwa 50 Kilometer von Berlin entfernt, war ein weidlich von den Nazis kontaminierter Ort: Hier hatte in den Heilstätten der furchtbare SS-Arzt Karl Franz Gebhardt das Sagen. Viele SS-Größen nahmen Hohenlychen als eine Art Kurort wahr, während Gebhardt nebenbei mit KZ-Häftlingen etwa aus Ravensbrück und später auch in Auschwitz grausigste medizinische Versuche anstellte. Unter anderem dafür wurde er 1946 in Nürnberg beim Ärzteprozess zum Tode verurteilt und 1948 hingerichtet. Heinrich Himmler, enger Freund von Gebhardt, und Rudolf Heß, Leni Riefenstahl und den NS-Kulturfunktionär Ernst Schulte Strathaus und etliche andere NS-Chargen lässt Wieland bei Gesellschaftsabenden jener pervers mörderischen NS-Unterhaltsamkeit auftreten, wie es diverse Dokumente belegen. Die Männer mit anzüglichem Schmiss, die Damen von fataler Kessheit. Nachdem alle Vorbereitungen für den korrekten Ablauf dieses Ehrenhändels vorschriftsmäßig getätigt waren, kam es zum Duell, bei dem der als Hallodri verschriene Krutschinna den Hitler-Liebling Strunk erschoss. Der darüber empörte Hitler verbot daraufhin dergleichen Aberwitz grundsätzlich.
Wie Wieland nun das echte Duell, die Umstände, die zu ihm führten, und seine Protagonisten mit erhellendem Sarkasmus erzählt und mit dem fiktiven Wahn des monomanischen Antiquars Schill verknüpft, ja, beide Ebenen raffiniert ineinanderschiebt, macht den hohen Reiz dieses Buches aus. Mag man anfangs etwas schwer einsteigen, weil einem der Gedanke an Duelle tief in der Vergangenheit verschwunden zu sein erscheint, so fesselt der Roman umso mehr, wenn die idée fixe dieses Erzählwerks, beim Leser zu wirken beginnt: Duellieren als konsequenteste Form eines ultimativen Gesprächs.
Während die Kommissare das Gefühl nicht loswerden, im Unwahrscheinlichen zu ermitteln, forscht Schill nach den Originalwaffen des Strunk-Krutschinna-Zweikampfes. Markov versucht geradezu tragikomisch die Absurdität des dennoch immer bedrohlicher näher kommenden möglichen Duells abzuwenden. Doch irgendwann, trotz der Arbeit der Kommissare, stehen sich Schill und Markov nächtens in einem Tunnel gegenüber und heben ebenjene ominösen Waffen von 1937.
HARALD EGGEBRECHT
Als ein Hallodri Hitlers
Liebling erschoss, war es mit
dieser Form des Streits vorbei
Rayk Wieland:
Beleidigung dritten
Grades. Roman.
Kunstmann,
München 2022.
365 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr