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Franz Kromka, Soziologie-Professor an der Universität Hohenheim, erklärt, warum wir uns jetzt auf die Konzepte unserer marktwirtschaftlichen Gründungsväter um Ludwig Erhard rückbesinnen sollten. Und er erklärt, warum Eigentum, Arbeit, Selbständigkeit, Familie, Heimatbindung, Naturschutz, Moral und Marktwirtschaft nur im Zusammenhang hochgehalten werden können.

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Produktbeschreibung
Franz Kromka, Soziologie-Professor an der Universität Hohenheim, erklärt, warum wir uns jetzt auf die Konzepte unserer marktwirtschaftlichen Gründungsväter um Ludwig Erhard rückbesinnen sollten. Und er erklärt, warum Eigentum, Arbeit, Selbständigkeit, Familie, Heimatbindung, Naturschutz, Moral und Marktwirtschaft nur im Zusammenhang hochgehalten werden können.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2009

Markt braucht Moral
Die Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft neu gelesen

Gelegentlich hört man, die Finanzkrise sei auch eine moralische Krise. Dem würde Franz Kromka sofort zustimmen. In seinem Buch "Markt und Moral" ruft der Hohenheimer Soziologieprofessor in Erinnerung, dass eine funktionierende Marktwirtschaft auch auf außerökonomischen Fundamenten ruht, wie die Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft stets betont haben. Zu den Gründervätern zählt er die ordoliberalen Vordenker Wilhelm Röpke, Alexander Rüstow, Alfred Müller-Armack, Walter Eucken, Ludwig Erhard und Franz Böhm. Was diese in den vierziger bis sechziger Jahren über die Themen Eigentum, Arbeit, Selbständigkeit, Familie, Heimat, Natur und Ethik geschrieben haben, hat Kromka in einem sehr lesbaren Buch zusammengefasst und fortgeschrieben. Manche Gedanken und Ideale erscheinen altmodisch, vieles ist brennend aktuell geblieben.

Eine wichtige, verstörende These von Röpke lautete, dass der Markt und der Wettbewerb moralisch-sittliche Reserven (ver-)brauchen. Die freiheitliche marktwirtschaftliche Ordnung beruhe auf Voraussetzungen, die sie selbst nicht erzeugen könne, warnte Röpke in den vierziger Jahren (in abgewandelter Form hat diese These später Ernst-Wolfgang Böckenförde auf den freiheitlichen, säkularen Staat insgesamt bezogen). Der Markt sei ein "Moralzehrer", meinte Röpke. Er ist aber auch ein Moralgenerierer, weil ja nur der Unternehmer dauerhaft im Wettbewerb um die Gunst der Kunden bestehen kann, der diese nicht betrügt und belügt. Kromka betont beide Sichtweisen. Noch stärker und eindeutig schädlicher erscheint ihm aber der Einfluss, den ein überbordender Steuer- und Versorgungsstaat auf die bürgerliche Moral hat.

Letztlich zerstört der Sozialstaat seine eigene ökonomisch-soziale Grundlage. Er wird mit der Zeit unbezahlbar, weil er die ethischen Fundamente untergräbt, schreibt Kromka, auf denen eine leistungsfähige Wirtschaft und eine bürgerliche Gesellschaft ruhen. In ähnlich kulturpessimistischer Weise wie Röpke beklagt er eine Erosion der bürgerlichen Gesellschaft, eine kulturelle Zerrüttung und Auflösung, die den Willen und die Fähigkeit zu einem Leben in Freiheit, Eigenverantwortung und Selbständigkeit gefährden. Der Versorgungsstaat bediene die Bürger mit Sozialleistungen, zugleich aber entmündige er sie.

Durch eine übermäßige, konfiskatorische Besteuerung schwäche er zudem den zentralen Pfeiler der bürgerlich-liberalen Gesellschaft: das Eigentumsrecht. Daraus ergebe sich eine Schwächung der ursprünglichen Sozialgebilde, vor allem der Familie. Je mehr die traditionellen Solidargemeinschaften verfallen, desto breiter wurde der Sozialstaat und verdrängte die originären Formen der Solidarität - eine dialektische Entwicklung, die Röpke, Rüstow und Müller-Armack früh erkannten und beklagten.

Die Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft, das betont Kromka, argumentierten nicht ökonomistisch verengt, rein auf die höhere Effizienz und Produktivität von Marktwirtschaften bedacht, sondern hatten die Gesellschaft als Ganzes im Blick. Ihre soziologischen Ansichten waren dabei durchaus konservativ gefärbt: Sie propagierten einerseits eine dynamische, offene Marktgesellschaft, standen manchen Aspekten der Moderne, der Technik und des gesellschaftlichen Wandels durchaus skeptisch gegenüber. Sie forderten individuelle Selbstbestimmung, hofften aber auf moralische Selbstbindung.

In ähnlicher Weise warnt Kromka, dass schrankenlose Freiheit sich selbst aufhebt. Das klingt paradox, zeigt sich aber immer wieder. In der Marktwirtschaft gehören individuelle Freiheit, Verantwortung und Haftung untrennbar zusammen. Und wer für den Markt wirbt, das betont Kromka völlig zu Recht, sollte die außerökonomischen Voraussetzungen nicht vergessen.

PHILIP PLICKERT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dem Autor möchte Philip Plickert gerne beipflichten. Wenn der Soziologe Franz Kromka mit ordoliberalen Gewährsmännern wie Wilhelm Röpke oder Franz Böhm die Untrennbarkeit von Markt und Moral propagiert, spitzt der Rezensent die Ohren. Die konservativen, kulturpessimistischen Momente der zusammengefassten Texte zu Themen wie Eigentum, Arbeit, Familie und Ethik fallen für ihn angesichts der Aktualität der präsentierten soziologischen Sichtweisen weniger ins Gewicht. Die Fährnisse und Auswirkungen des Steuer- und Sozialstaates verdichten sich für ihn in diesem Buch zu einem gesamtgesellschaftlichen Panorama.

© Perlentaucher Medien GmbH