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Boris Zabarko, selbst Überlebender der Ghettos von Schargorod hat 86 ergreifende und erschütternde Berichte von Überlebenden der Ghettos in der Ukarine gesammelt. In jedem der Berichte schwingt die Trauer mit: "Nur wir haben überlebt". Als Kinder oder Jugendliche wurden sie Zeugen, wie ihre Eltern, Geschwister und alle Familienangehörigen ermordet wurden. In ihren Berichten sagen sie: "Vielleicht erscheint dem einen oder anderen mein Bericht wie eine Aufzählung trockener Tatsachen, aber für mich sind das die Meilensteine meiner hungrigen, zertretenen Kindheit." "Als ich ein Kind war, habe ich…mehr

Produktbeschreibung
Boris Zabarko, selbst Überlebender der Ghettos von Schargorod hat 86 ergreifende und erschütternde Berichte von Überlebenden der Ghettos in der Ukarine gesammelt. In jedem der Berichte schwingt die Trauer mit: "Nur wir haben überlebt".
Als Kinder oder Jugendliche wurden sie Zeugen, wie ihre Eltern, Geschwister und alle Familienangehörigen ermordet wurden. In ihren Berichten sagen sie: "Vielleicht erscheint dem einen oder anderen mein Bericht wie eine Aufzählung trockener Tatsachen, aber für mich sind das die Meilensteine meiner hungrigen, zertretenen Kindheit." "Als ich ein Kind war, habe ich von einen Stück Brot und von der Freiheit geträumt. Ich träumte davon, eine echte Puppe im Arm zu halten. Aber mein Traum wurde nicht wahr."Die Berichte enthalten Schilderungen der grausamen Morde. Sie zeugen aber auch vom übermächtigen Überlebenswillen der Kinder. "Mutter hielt mich ganz fest, drückte mich an sich und sagte: 'Wenn wir sterben, dann zusammen, damit du nicht leiden musst.' Aber ich riss mich los, sprang durch das Fenster in den Garten und entkam."
Der Leser enthält Informationen über die Schwierigkeiten der Flucht, des Untertauchens und der Rettung duuch Menschen, die ihr Leben und das Leben ihrer Familien riskierten, um diese gejagten, gequälten und verzweifelten Juden zu retten, und sei es nur für eine Nacht. Die mahnende Erinnerung ist die Triebfeder für diese Zeitzeugenberichte.
"Möge meine Erzählung dem ewigen und leuchtenden Andenken an die unschuldigen Opfer dienen, die in den Gräbern ruhen. Natürlich lässt sich damit die tiefe Traurigkeit nicht heilen, die für immer in unserem Gedächtnis, in unserem Herzen wohnen wird."
Autorenporträt
Boris Zabarko, Dr. phil., geboren 1935, lebt in Kiew, ehemaliger Häftling des Ghettos von Schargorod, Studium an der Universität von Czernowitz, Doktorand am Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaft der Ukraine (Kiew), 1971 Promotion, 1969 - 1988 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, 1971 - 1991 Mitglied der sowjetisch-deutschen (DDR) Historikerkommission, 1989 - 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, seit 1998 Direktor des Instituts für Sozialarbeiter und Gemeindehelfer, seit 2004 Präsident der ukrainischen Vereinigung jüdischer ehemaliger Häftlinge der Ghettos und nationalsozialistischer Konzentrationslager.Autor von mehr als 200 Büchern und Artikeln, veröffentlicht u.a. in Deutschland, Israel, Österreich, Russland, der Tschechoslowakei, der Ukraine und Ungarn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Gräben als Gräber

DIE "ENDLÖSUNG" hatte viele grausame Gesichter. Im Bewußtsein der Öffentlichkeit hat sich besonders der Massenmord in den Vernichtungslagern festgesetzt. Zielgerichtet und brutal gingen aber auch die Einsatzgruppen und Sonderkommandos der Sicherheitspolizei und des SD mit ihren einheimischen Helfern vor. Die jüdische Bevölkerung in den besetzten Gebieten wurde erschossen, erschlagen, in Gaswagen erstickt, zu Tode gequält oder dem Hungertod preisgegeben. Im Nürnberger Einsatzgruppenprozeß und weiteren bundesdeutschen Nachkriegsprozessen wurden diese Verbrechen aufgedeckt. In der Sowjetunion war es jedoch politisch unerwünscht, die Juden als eigenständige Opfergruppe anzusehen. Bereits geleistete Untersuchungen wurden Jahrzehnte zurückgehalten, historische Forschungen verhindert. Der Wissensstand über den Judenmord in der Ukraine ist darum heute noch gering. Als der deutsche Überfall auf die Sowjetunion begann, lebten auf dem Gebiet der heutigen Ukraine etwa 2,5 Millionen Juden - weit über die Hälfte wurden zwischen 1941 und 1944 ermordet. Der Historiker Boris Zabarko, selbst Überlebender, hat 86 "verspätete Zeugnisse" über die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung der Ukraine zusammengetragen. Die klare, einfache Sprache, in der diese Menschen ihre Erinnerungen wiedergeben, setzt die abstrakten Opferzahlen mit dem unendlichen menschlichen Leid in Verbindung. Wie ein Mosaik setzen sich die Schilderungen unterschiedlicher Aktionen in verschiedenen Gegenden zu einem Bild zusammen: "Die Razzia begann an einem Montag, und erst am Donnerstag, das heißt nach drei Tagen ohne Wasser und Nahrung wurden die Unglücklichen in Kolonnen zum Erschießungsort geführt." - "Während einer Rast unserer Kolonne kam ein deutscher Offizier auf uns zu, der einen intelligenten Eindruck machte. Ihm waren zwei Frauen aufgefallen, Mutter und Tochter, die in sehr schöne, gut gearbeitete Decken gehüllt waren. Er meinte, daß man sie schon sehr bald töten würde und es doch schade wäre, wenn so wertvolle Dinge verlorengingen. Daher werde er ihnen die Decken abnehmen und dafür ein Mittagessen schicken, damit sie sich vor dem Tod noch einmal sattessen könnten. Er hat sein Versprechen gehalten." - "Außerhalb von Rogatschow wurden die Kinder erschossen oder lebend in Gräben geworfen. Die Erde war hinterher noch tagelang in Bewegung."

Die Zeugen waren damals Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, ihr Überleben verdanken sie in der Regel glücklichen Umständen. Ohne Hilfe anderer wäre dies nicht möglich gewesen. Die Unterstützung kam meistens von Ukrainern, selten auch von Deutschen - letztlich blieben es Einzelfälle. Die Täter ließen die Opfer nie im Zweifel über ihre Absichten und führten ihre Verbrechen unter den Augen der übrigen ortsansässigen Bevölkerung durch, die durch die Möglichkeit, sich an den Habseligkeiten der Verfolgten zu bereichern, zu Komplizen gemacht wurden. "Lebt weiter, Juden, vergeßt mich nicht, erinnert euch, erinnert euch . . ." Dieses überlieferte Vermächtnis eines kurz darauf Ermordeten erfüllt Zabarko. Er bietet im Anhang seines Buches statistische Übersichten und schildert Motivation und Genese der eindrucksvollen Sammlung. Ein Blick ins Ortsregister zeigt jedoch, daß viele Orte mehrfach genannt sind. Eine Verknüpfung der einzelnen Schilderungen unterbleibt leider. (Boris Zabarko [Herausgeber]: "Nur wir haben überlebt". Holocaust in der Ukraine. Zeugnisse und Dokumente. Dittrich Verlag, Berlin 2004. 472 Seiten, 24,90 [Euro].)

KLAUS A. LANKHEIT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Eindrucksvoll" nennt Rezensent Klaus A. Lankheit diesen Band, der die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in der Ukraine dokumentiert. Wie er berichtet, hat der Historiker Boris Zabarko 86 Zeugnisse und Dokumente von Überlebenden zusammengetragen, die mosaikartig ein Bild des Vorgehens der Einsatzgruppen und Sonderkommandos der Sicherheitspolizei und des SD mit ihren einheimischen Helfern in verschiedenen Gegenden ergeben. Bemerkenswert erscheint ihm dabei die "klare, einfache Sprache", in der die Überlebenden ihre Erinnerungen wiedergeben. Sie setze die abstrakten Opferzahlen mit dem unendlichen menschlichen Leid in Verbindung. Lankheit hebt hervor, dass sich das Überleben der Zeugen, die damals Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene waren, zumeist glücklichen Umständen verdankt, helfende Ukrainer oder Deutsche blieben Einzelfälle. Im Anhang des Buches biete Zabarko statistische Übersichten und schildere Motivation und Genese der Sammlung. Etwas bedauerlich findet Lankheit nur, dass eine Verknüpfung der einzelnen Schilderungen unterbleibt.

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