Produktdetails
  • Edition Libroskop Bd.2
  • Verlag: Hainholz
  • 2000.
  • Seitenzahl: 144
  • Deutsch
  • Abmessung: 215mm
  • Gewicht: 252g
  • ISBN-13: 9783932622625
  • ISBN-10: 3932622626
  • Artikelnr.: 22909048
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.04.2000

Aus dem Takt
Susanne Schedel debütiert
mit sechs Erzählungen
In diesem Jahr wird sie beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis dabei sein. In diesem Jahr wird sie 27 Jahre alt. Über Ulm, die Geburtsstadt, hinaus fanden ihre Gedichte und Geschichten kaum Echo. Sie selbst hat sich drinnen und draußen umgesehen: im naturwissenschaftlichen und musischen Gymnasium, in Italien (ein Stipendium), in Antwerpen und Bamberg (Studium), in Düsseldorf (Volontariat in einer Werbeagentur) und in Perspektiven: Geige, Piano, Journalistik. „Das war eine gute Schule”, sagt sie über ihre Zeitungsarbeit. „Ich versuchte beispielsweise, direkte Gefühlsschilderungen, Innensicht zu umgehen, ich . . . beobachte (meine Figuren) beim Handeln. ”
Die sechs Erzählungen ihres Debüt-Bandes halten eher Bewegungen denn Handlungen fest, Zustände, die die Figuren aus dem Takt bringen. Nach dem Tod des Großvaters macht sich der Vater mit bald wunden Fingern daran, den ewig abgeschlossenen Schrank aufzubrechen, während die Großmutter, auf die Suche nach dem Schlüssel geschickt, gar keine Eile an den Tag legt. „Schmal und verloren steht sie und sucht, das Mittagslicht fällt durch ihr gewelltes Haar und dadurch ähnelt es dem flusigen, melierten Gefieder eines halbwüchsigen Vogels. Ihre Hände durchpflügen die Laden . . .” („Der verschlossene Schrank”). Dora, die junge, aufs Festland übergesiedelte Schiffsingenieurin, besucht ihre Eltern auf der Insel – Helgoland zeichnet sich deutlich ab –, um sich zurückzuverkriechen und verkriecht sich gleich wieder nach Hamburg, denn der blonde Jörn heiratet eine aus Frankfurt, eine mit „möwenlosen Gedanken”, und die eine Nacht, die Dora und Jörn kurz zusammenführt, rät zur Flucht („Die Insel”). Herrn Rabe, den Architekten des viel gerühmten aus Schiefer, Glas und Marmor in Kuben und Quadern gebauten Hauses, befällt Unruhe. Er beginnt Räume zuzumauern, Blätter und Insekten zu sammeln, zu analysieren und Gebäude zu entwerfen, deren Dächer er den Vorgaben der Natur, dem Flügel einer Libelle oder dem Goldgrün eines Rosenkäferrückens abgeschaut hat („Herr Rabe und sein Haus”).
Gelegentlich, so in der längsten Erzählung, „Schattenräume”, verläuft sich Susanne Schedel in kunstvollen Ambitionen. Doch die vielen schönen Bilder und die lang nachklingenden Sätze, mit denen sie ihre Beobachtungen über gefährdeten Seelenfrieden (ihr Wort) schmückt, machen alle Anfängerfehler wett.
AGNES HÜFNER
SUSANNE SCHEDEL: Schattenräume. Erzählungen. Hainholz Verlag, Göttingen/London 2000. 144 Seiten, 32 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dass die aus Ulm stammende Autorin in diesem Jahr 27 Jahre alt wird und zum Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis geladen, ist der Rezensentin Agnes Hüfner gleich den ersten Satz wert. Ein junges Talent also. Aber um einen nicht kopfscheu zu machen, betont die Rezensentin alles, was die junge Schriftstellerin an Leben schon so erlebt hat: zwei verschiedene Gymnasien besucht, in Italien, Antwerpen und Bamberg studiert, in einer Düsseldorfer Werbeagentur volontiert... Und wen das noch nicht beeindruckt lockt Hüfner mit den "vielen schönen Bildern", die sie in diesem Erzählungsband gefunden hat: wenn die Haare der Großmutter beispielsweise aussehen wie `flusig meliertes Gefieder eines halbwüchsigen Vogels`, oder wenn von `möwenlosen Gedanken` einer Rivalin die Rede ist, die einem von Helgoland stammenden Mädchen vorgezogen wird. Zwar verläuft sich die junge Schriftstellerin manchmal noch in allzu "kunstvollen Ambitionen", meint Agnes Hüfner, aber man spürt, dass sie prinzipiell ihre Stimme schon jetzt hat.

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