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Produktdetails
  • Verlag: Elfenbein
  • Originaltitel: Ta Oneipa
  • Seitenzahl: 180
  • Deutsch
  • Abmessung: 18mm x 166mm x 244mm
  • Gewicht: 448g
  • ISBN-13: 9783932245589
  • ISBN-10: 393224558X
  • Artikelnr.: 10683818
Autorenporträt
Odysseas Elytis (1911-1996) wurde auf Kreta geboren. Bereits als Gymnasiast in Athen begann er mit dem Schreiben von Gedichten. Später brach er sogar sein Jurastudium ab, um sich ganz seiner Dichtung und Kunst (Tempera, Collagen) zu widmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Elytis durch seine Dichtungen 'Helden- und Klagegesang auf den verlorenen Leutnant in Albanien' (1945) und 'Albaniade' (1946/50) als Lyriker und Résistance-Dichter bekannt. Das 1959 erschienene Werk 'To Axion Esti' verschaffte ihm dann offizielle Anerkennung und wurde sofort als sein Hauptwerk gefeiert. Spätestens seit ihm 1979 der Literaturnobelpreis verliehen wurde, gehört Elytis zu den bedeutendsten Vertretern der griechischen Lyrik.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.08.2004

Wortschäumerei
Der Dichter Odysseas Elytis in seinen Traumprotokollen
„All’ Dichtkunst und Poeterei / ist nichts als Wahrtraumdeuterei”, heißt es in Richard Wagners „Meistersingern”. Voreilig wäre indes der Umkehrschluss, Träume müssten als solche schon etwas Poetisches sein. Das mag auch der griechische Literaturnobelpreisträger Odysseas Elytis (1911 - 1996) geahnt haben, als er aus den Traumprotokollen, die er über drei Jahrzehnte lang gesammelt hatte, gerade einmal 21 Stück für die 1974 veröffentlichte Sammlung „Ta oneira” („Die Träume”) auswählte. Der verdienstvolle Elfenbein Verlag legt diese Sammlung nun in einer um allerhand Kommentare gestreckten deutschen Übertragung vor.
Elytis gilt das Reich der Träume als ein Eden bedingungsloser Freiheit: „Ohne Scham- und Schuldgefühl. Wir gehen mit offener Hose umher, urinieren vor den andern, wir benehmen uns unsittlich, wenn wir nicht sogar manchmal einen Mord begehen, allen Polizisten der Welt zum Trotz”. Trotz ist es, der dies im Traum entfesselte, so durchaus knäbische Ideal des Schaupinkelns treibt. Was die große Freiheit der Traumwelt vor Augen führen soll, erweist eher deren Abhängigkeit von der wachen: jene ist das negative Abziehbild dieser. Zuweilen auch bloß das Abziehbild.
Denn entgegen dem im Vorwort programmatisch verkündeten Wunschgedanken des Autors holt ihn die Moral auch in seinem Traumreich schnell ein: „Ich entdecke, dass die Hose, die ich trage, keine Knöpfe hat und auch keinen Gürtel, der sie zusammenhalten könnte. Blitzartig packe ich meinen Schlips und mache aus ihm einen Gürtel, binde einen Knoten und versuche ihn so vor der Hose zu arrangieren, dass sie sich nicht öffnet, wenn ich sitze.”
So entpuppt sich als ein Filmskript für Mr. Bean in den Tücken des Alltags, was Elytis als Offenbarung einer tieferen Wahrheit jenseits des Alltags ankündigte und der deutende Übersetzer zu Teilhabe an „einer höheren Reinheit der Dinge und des Herzens, einer höheren Lebensschau” aufquirlt. Dass Träume Schäume sind, bestätigt wider Willen, wer auch aus Worten vorwiegend letztere schlägt.
ANDREAS DORSCHEL
ODYSSEAS ELYTIS: Die Träume. Wörter - Menschen - Orte. Mit zwei Beiträgen von Ioulita Iliopoulou. Aus dem Griechischen übersetzt von Günter Dietz. Elfenbein Verlag, Berlin 2004. 180 Seiten, 18 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der griechische Literaturnobelpreisträger Odysseas Elytis (1911-1996) hat mehr als dreißig Jahre Traumprotokolle gesammelt, von denen er im Jahr 1974 "gerade einmal" einundzwanzig zur Veröffentlichung auswählte, berichtet Andreas Dorschel. Der "verdienstvolle" Elfenbein Verlag legt diese nun in einer durch "allerhand Kommentare gestreckte" deutschen Version vor. Für den Autor, erklärt der Rezensent, war das Reich der Träume ein Eden bedingungsloser Freiheit. Doch kommt Dorschel Widersprüchen im Text auf die Schliche, zum Beispiel dass die Traumwelt von der Realität abhänge: "Jene ist das negative Abziehbild dieser. Zuweilen auch bloß das Abziehbild". Auch die Moral hole das Wunschdenken des Autors- im Vorwort manifestiert- im Text selber ein. Abschließend notiert der skeptisch gebliebene Rezensent: "Dass Träume Schäume sind, bestätigt wider Willen, wer auch aus Worten vorwiegend letztere schlägt".

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