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Nachdem sein letzter Auftraggeber, ein wohlhabender Urologe, ermordet aufgefunden wird, gelingt es dem Hauptverdächtigen, dem ein längerer Aufenthalt im Tiefkühler droht, Metcalf von seiner Unschuld zu überzeugen und dessen Schnüfflerinstinkte zu wecken. Dabei hat Conrad Metcalf selbst genug Sorgen: Seit seine Ex-Freundin samt seiner männlichen Nervenenden verschwunden ist, kann er Sexualität nur noch wie eine Frau empfinden. Zudem läuft er ständig Gefahr, daß sein Karmakonto im Zuge seiner Nachforschungen auf Null sinkt und er ebenfalls im Froster landet. Und dann ist da noch dieses…mehr

Produktbeschreibung
Nachdem sein letzter Auftraggeber, ein wohlhabender Urologe, ermordet aufgefunden wird, gelingt es dem Hauptverdächtigen, dem ein längerer Aufenthalt im Tiefkühler droht, Metcalf von seiner Unschuld zu überzeugen und dessen Schnüfflerinstinkte zu wecken.
Dabei hat Conrad Metcalf selbst genug Sorgen: Seit seine Ex-Freundin samt seiner männlichen Nervenenden verschwunden ist, kann er Sexualität nur noch wie eine Frau empfinden. Zudem läuft er ständig Gefahr, daß sein Karmakonto im Zuge seiner Nachforschungen auf Null sinkt und er ebenfalls im Froster landet. Und dann ist da noch dieses rauflustige Känguruh im Dinnerjacket, das Metcalf auf den Fersen ist.
Jonathan Lethems erster Roman ist eine rasante Detektivgeschichte in der Tradition Raymond Chandlers, die in einer nahezu postmodernen Landschaft spielt. Bizarre, evolutionstechnisch manipulierte Gestalten bevölkern eine Szenerie, in der Nachrichten ganz durch Musik ersetzt wurden und legale Drogen wie Forgettol und Akzeptol ein sorgenfreies Leben ermöglichen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2004

Gute Bücher sind selten bleifrei

Es passiert immer wieder. Man freut sich auf eine Einladung, einen Geburtstag, eine Feier, man hat sie auch gar nicht vergessen; hat eben nur vergessen, daß man ein Geschenk mitbringen wollte. Sitzt also abends geschenklos im Auto oder steht im eisigen Wind auf der Straße, und weil, zum Beispiel, Heiligabend ist, haben alle Läden zu und nur noch ein paar Tankstellen auf. Keine Chance mehr also, noch ein anständiges Geschenk zu kaufen. Denkt man. Gut: Es gab Zeiten, in denen man an der Tankstelle nur das kaufen konnte, wofür Tankstellen bekannt sind, nämlich Benzin, Benzinkanister, Dosenbier und Entfroster fürs Türschloß, und aus alledem ließ sich kein wirklich gutes Weihnachtsgeschenk basteln (es sei denn, man besuchte jemanden, der sich über einen Benzinkanister voll Bier freute; Entfroster aber war unter keinen Umständen ein gutes Geschenk, wurde vom Beschenkten zwangsweise als persönliche Beleidigung empfunden und provozierte entsprechend frostige Reaktionen). Aber neuerdings, seit die Tankstellen, zumal die in den Vororten, die Rolle des wichtigsten nächtlichen sozialen Treffpunkts übernommen haben, an dem es nicht nur Butter, frische Brötchen, verschiedene Champagnermarken und Feuerholz gibt, sondern auch alle erdenklichen Kulturprodukte - spätestens seitdem ist die Tankstelle der ideale Ort, um im letzten Moment doch noch ein anständiges Weihnachtsgeschenk zu finden.

Dabei gibt es auch bei Tankstellen Qualitätsunterschiede: Am besten sind Autobahntankstellen, am schlechtesten kleine innerstädtische Zapfstationen, deren kulturelles Angebot jenseits von Bier und Automagazinen sich meistens auf die Videokassette "Shrek II" beschränkt. In Tankstellen wie der "Elf"-Station in Prenzlauer Berg bekommt man zwischen den besten "Kampftrinkerhymnen" (darauf die Band "Die Saftsäcke" mit dem Lied "Fressen und Saufen") immerhin ein paar CDs, zum Beispiel die Kompilation "Rock - the 60s and 70s", auf der sich das nette Animals-Lied "When I was young" befindet. Wer vor drei Jahren, im Jahr 2001, etwas Schönes mit dem Beschenkten erlebt hat, etwa gemeinsam, während im Autoradio Gigi d'Agostinos "La Passion" lief, den San Bernardino in Richtung Lugano heruntergefahren ist, kann die "Big Hits 2001" für 7,99 Euro als persönliche Hommage an das gemeinsame Glück der Vergangenheit verschenken.

Aber natürlich sind das Notlösungen. Ein großartiges Angebot haben dagegen Autobahntankstellen. Einige befinden sich in direkter Stadtnähe, die Agip-Tankstelle "Stolper Heide" zum Beispiel, die nur 800 Meter von der Berliner Stadtgrenze entfernt an der Autobahn Richtung Hamburg liegt. Der italienische Benzinkonzern macht seinem hochkulturträchtigen Heimatland alle Ehre: Es gibt dort neben flauschigen Samtkrokodilen und Modellautos auch Bücher von dem großartigen Hunter S. Thompson, der in den fünfziger Jahren als Sportreporter und dann als Südamerika-Korrespondent unterwegs war, als Sheriff in Aspen, Colorado, kandidierte und unter anderem die berühmte Geschichte der "Hell's Angels" aufschrieb, eine Geschichte aus dem dunklen Herzen seiner Epoche; und dieses doch eher rare Buch "Hell's Angels" (Heyne, 9,95 Euro) gibt es tatsächlich an der Tankstelle zu kaufen. Außerdem im Tankstellensortiment: "Der kurze Schlaf" (Heyne, 8,95 Euro) von Jonathan Lethem, der in Brooklyn lebt und in Deutschland mit seinem Roman "Motherless Brooklyn" bekannt wurde, für den er in seiner Heimat schon den Book Critics Circle Award bekommen hatte.

"Der kurze Schlaf" ist ein Science-fiction-Roman, der in Kalifornien spielt, wo Tiere und Babys dank einer Evolutionstherapie sprechen und handeln können wie erwachsene Menschen. Eine Hauptrolle spielt ein wild um sich schießendes Känguruh, das ebenfalls Produkt einer "Evolutionstherapie" ist und einer weiteren Hauptfigur, dem misanthropischen Privatdetektiv Conrad Metcalf, das Leben schwermacht. Metcalf arbeitet für einen wohlhabenden Urologen, der leider bald ermordet aufgefunden wird; was zu Metcalfs Frustration beiträgt, ist die Tatsache, daß seine Ex-Freundin mitsamt seinen männlichen Nervenenden durchgebrannt ist, weswegen Metcalf Sexualität nur noch wie eine Frau empfinden kann.

So etwas entdeckt man nun bei Agip. Außerdem gibt es viele Klassiker wie Patricia Highsmith' "Ripley Under Ground" in einer schönen, neu übersetzten Diogenes-Ausgabe (11,90 Euro). Wer Weihnachten noch mal über Wolfowitz lachen und über Bush schimpfen möchte, kann sich bei Agip "Fahrenheit 9/11" als DVD kaufen, bei den Single-CDs sind Robbie Williams' "Radio" und Depeche Modes Neuinterpretation von "Enjoy the silence" die beste Wahl, für Surfer und Deutschmelancholiker gibt es "Die perfekte Welle" von Juli.

Aber auch, wenn all das zu Heiligabend ausverkauft sein sollte, läßt sich aus dem Bestand eines normalen Tankstellenangebots ein schönes Weihnachtsgeschenk zusammenstellen. Ein Sack Feuerholz, wie man ihn etwa in Berlin an der Aral-Tankstelle am Ernst-Reuter-Platz für neun Euro kaufen kann, ist immer ein schönes, nach Hüttenromantik und Winterglück aussehendes Geschenk. Eine Flasche Champagner ist nicht einfallsreich, aber immer nett; und ein Falk-Straßenatlas, in dem Seite E13, Quadrant AQ-12 die Gegend zwischen St. Tropez und Cannes angekreuzt ist, kann - in Verbindung mit einem Hotelgutschein für Silvester und zwei Flugtickets oder einem vollen Tank - eine erstklassige Einladung zum Abenteuer sein. Und wer für insgesamt rund 132 Euro den Falk-Atlas (8,95 Euro), das Feuerholz (9 Euro), den Champagner (36,99 Euro), die CD (7,99 Euro) und den vollen Tank (etwa 70 Euro) kombiniert, kann an der Tankstelle eine perfekte weihnachtliche Liebeserklärung, wenn nicht einen ganzen Lebensentwurf, zusammenkaufen.

NIKLAS MAAK

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"In seiner Hexenküche schmeißt Jonathan Lethem gern gleich ein halbes Dutzend Genres in den Schnellkochtopf, rührt gut durch und pfeffert mit Humor." (Wieland Freund, Die Welt).