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Es geht um Luisa. Sie ist wie die anderen Kinder, aber aufmerksamer. In ihrer Welt muss man Acht geben. Manches klingt wie ein Märchen, aber es ist kein lustiges Märchen. Die Jahre vergehen: Erst ist Luisa ein kleines Mädchen, dann ist sie ein Mädchen und dann, ja, was ist sie dann? Dann ist sie älter geworden, eine junge Frau, sie lebt in Wien, hat eine Freundin, die Valerie heißt, und sie hat Frank kennengelernt. Frank verschafft Luisa das, was er Annehmlichkeiten nennt, aber Luisa begreift, dass es gut ist, auch bei Frank Acht zu geben. Luisa kannte Bernhard, Nik und Ziegler und auch ihren…mehr

Produktbeschreibung
Es geht um Luisa. Sie ist wie die anderen Kinder, aber aufmerksamer. In ihrer Welt muss man Acht geben. Manches klingt wie ein Märchen, aber es ist kein lustiges Märchen. Die Jahre vergehen: Erst ist Luisa ein kleines Mädchen, dann ist sie ein Mädchen und dann, ja, was ist sie dann? Dann ist sie älter geworden, eine junge Frau, sie lebt in Wien, hat eine Freundin, die Valerie heißt, und sie hat Frank kennengelernt. Frank verschafft Luisa das, was er Annehmlichkeiten nennt, aber Luisa begreift, dass es gut ist, auch bei Frank Acht zu geben. Luisa kannte Bernhard, Nik und Ziegler und auch ihren Vater und Herrn Fotti, und in ihrem Kopf reden alle mit und mischen sich ein, aber dann überrascht Frank sie doch. Man kann eben nicht genug Acht geben im Leben. Erst findet sie seltsame Fotos, dann eine Waffe, und dann findet sie heraus, dass Valerie Frank kennt und Frank Valerie. Was Luisa gelernt hat, am Ende? Noch lange nicht genug: "Ich trage die falschen Schuhe, sagte Luisa, überall lag Schnee." Melinda Nadj Abonji erzählt eine Geschichte vom allmählichen Erwachsenwerden mit eindringlichen Szenen und vielen Taktwechseln. Es ist eine Geschichte der Überraschungen, Verletzungen und einer Ahnung vom Glück. Für ihren zweiten Roman erhielt Melinda Nadj Abonji den Deutschen und den Schweizer Buchpreis. Hiermit wird ihr erster Roman noch einmal ins Schaufenster gestellt.
Autorenporträt
Melinda Nadj Abonji, geboren 1968 in Becsej, Serbien, lebt als Schriftstellerin und Musikerin in der Schweiz. Für ihren zweiten Roman 'Tauben fliegen auf' erhielt sie 2010 den Deutschen und den Schweizer Buchpreis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.05.2011

Im Schatten junger
Mädchennöte
Neu aufgelegt: Der Debütroman
von Melinda Nadj Abonji
Vorsicht ist geboten, wenn eine junge Frau ihr Haar „absichtlich in Fetzen“ trägt, wenn sie ihre geschminkten Lippen als „geschminkte Lippen“ bezeichnet und ihr Frühstück vorzugsweise im Klo runterspült. Denn mit dem Selbstbild einer jungen Frau, die ihre Weiblichkeit negiert oder provozierend ins Puppenhafte, also Willenlose abtönt und die unter einer Essstörung leidet, stimmt etwas nicht.
Größere Vorsicht ist allerdings geboten, wenn eine schreibende junge Frau mit genau jenen Attributen zeigen möchte, dass mit der jungen Frau, von der ihr erster Roman erzählt, etwas nicht stimmt. Denn mit der Literatur, die dabei herauskommt, stimmt selbst etwas nicht. Durch seine versatzstückhafte Stereotypie hat Melinda Nadj Abonjis Buch „Im Schaufenster im Frühling“ genauso Teil an der autoaggressiven Gewaltsamkeit, von der es handelt, wie durch die harten Schnitte und Wiederholungsschleifen, die den Textkörper bewusst verletzen.
Die junge Frau, um die es geht, heißt Luisa Amrein. Sie ist 25 Jahre alt, lebt in Wien und ist die Geliebte des Unternehmensberaters Frank, unter dessen Bett sie eines Tages eine Pistole findet. Wollte Frank damit sie erschießen oder seine Frau? Als Luisa ihm mit vorgehaltener Waffe diese Frage stellt, scheint es, als wäre sie durchaus bereit zu diesem tödlichen Quidproquo. Warum sonst hat sie für ihren melodramatischen Auftritt ein Kleid von Franks Frau angezogen? Oder ist alles noch komplizierter, und Frank wollte stellvertretend an Luisa wiedergutmachen, was sein Vater einst deren Freundin Valérie antat?
Dieser überkonstruierte Schlüsselmoment beschwört Erinnerungen an eine Kindheit herauf, die von männlicher Gewalt geprägt war und davon, wie deren Opfer diese Gewalt durch Selbstbestrafungen verdoppeln. All das erzählt Melinda Nadj Abonji im Ton eines Anti-Märchens, das den Leser umso mehr erschrecken lassen soll, als es jede Larmoyanz unterläuft. Doch dabei läuft es auch bald leer. Zu monoton und als rhetorisches Mittel durchsichtig ist diese fast nur aus Hauptsätzen bestehende Jugendbuch-Prosa („Im Bahnhof ist viel Luft und das Gegenteil von Bahnhof ist Friedhof“) und ihre pseudokindliche Apodiktik.
Mit ihrem zweiten Romans „Tauben fliegen auf“ gewann die 1968 in der Vojvodina geborenen Schweizer Autorin im vergangenen Jahr sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis. Dieser Doppelerfolg hat den Verlag Jung und Jung ermutigt, Abonjis erstmals 2004 bei Amman erschienenen Erstling „noch einmal ins Schaufenster“ zu stellen, wie es im Klappentext heißt. Die Formulierung spielt an auf den Friseursalon des netten Herrn Zamboni, der im Roman Luisas Beschützer ist und in dessen Schaufenster meist sein Hund schläft. Man hätte den schlafenden Hund mit dieser Neuausgabe nicht unbedingt wecken müssen. CHRISTOPHER SCHMIDT
MELINDA NADJ ABONJI: Im Schaufenster im Frühling. Roman. Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien 2011. 144 Seiten, 17,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Manches Debüt sollte besser verborgen bleiben. Keinen Gefallen tut der Verlag der Autorin und ihrem Publikum mit dieser Neuausgabe, beschreibt Christopher Schmidt recht gnadenlos seine Empfindung nach der Lektüre von Melinda Nadj Abonjis Erstlingsroman über eine Frau, mit der etwas nicht stimmt, die zudem eines Tages einen Revolver unterm Bett ihres Geliebten entdeckt. Die versatzstückhaften Stereotypen und harten Schnitte im Text weisen für Schmidt etwas zu ostentativ auf den psychischen Zustand der Protagonistin hin. Und der streng parataktische Aufbau ruft bei Schmidt allenfalls Erinnerungen an Jugendbuchprosa wach.

© Perlentaucher Medien GmbH