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Produktdetails
  • AttacBasis Texte 21
  • Verlag: VSA
  • Seitenzahl: 93
  • Erscheinungstermin: 4. Quartal 2006
  • Deutsch
  • Abmessung: 180mm
  • Gewicht: 102g
  • ISBN-13: 9783899651805
  • ISBN-10: 3899651804
  • Artikelnr.: 20784718
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.05.2009

Wirtschaftsbuch
Zum Thema
Enge Bande
Hartmut Soell: Helmut Schmidt. 1969 bis heute. Macht und Verantwortung. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008, 1082 Seiten, 12,70 Euro.
Diese Schmidt-Biografie widmet den Weltwirtschaftsgipfeln mehrere Abschnitte. Soell betont die Zusammenarbeit zwischen Schmidt und dem französischen Präsidenten Giscard d’Estaing.
Alles bloß eine Schau
Peter Wahl: G8: PR-Show oder Weltregierung? Weltwirtschaftsgipfel und Globalisierung, VSA Verlag, Hamburg 2006, 94 Seiten, 12,90 Euro.
Der Verfasser ist Mitglied der Nichtregierungsorganisation „Attac”, die eine neoliberale Globalisierung bekämpft. Entsprechend kritisch fällt die Bilanz aus.
Helmut Schmidts Antwort auf Krisen
Wir leben in einem universalen System wechselseitiger Abhängigkeiten der Nationen” und „totaler Interdependenz der politischen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen”. Was nach dem Zitat eines Politikers aus der gegenwärtigen Wirtschaftkrise klingt, stammt aus einer Rede von Helmut Schmidt aus 1975. Johannes von Karczewski zitiert sie in seinem Buch Weltwirtschaft ist unser Schicksal. Dort beschreibt er, wie der ehemalige Bundeskanzler maßgeblich man der Entstehung der Weltwirtschaftsgipfel von 1975 bis 1978 mitwirkte.
Sechs Staats- und Regierungschefs, begleitet von ihren Außen- und Finanzministern und wenigen Mitarbeitern, trafen im November 1975 erstmals zusammen. Sie berieten darüber, wie sich die damalige Krise überwinden ließ. Eine Krise, die durch den Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods und die drastische Erhöhung des Ölpreises ausgelöst worden war. Schmidts Bilanz nach dem ersten von vier Gipfeltreffen fiel positiv aus: Ohne diese Zusammenkunft „wäre möglicherweise die Weltwirtschaft in eine ähnlich tiefe Krise geraten wie Anfang der dreißiger Jahre”, sagte er ein paar Jahre später. Dies war keineswegs eine schönfärberische Sicht – auch der Historiker Karczewski pflichtet Schmidts Urteil bei.
Karczewski hat gründlich recherchiert. Sein Buch stützt sich auf unveröffentlichte persönliche Unterlagen des Bundeskanzlers und dessen engen Mitarbeiters Horst Schulmann. Dazu gehören Vermerke, Vorlagen, Protokolle und Korrespondenzen sowie Akten des Parteivorstands und der Bundestagsfraktion der SPD aus dem Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Das Buch beschreibt die ökonomische Lage der damaligen Zeit. Dann wendet sich der Autor der Jugend und den politischen Anfängen von Helmut Schmidt zu. Doch davon ist vieles bekannt aus der mehr als zweitausend Seiten starken Biografie Schmidts aus der Feder Hartmut Soells. Auch die Biografie von Schmidts Parteifreund und Rivalen Karl Schiller, dem er 1972 als Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen nachfolgte, hatte schon viel über Schmidt verraten. Die Leistung von Karczewski liegt vor allem in der minutiösen Analyse der vier Gipfeltreffen von Rambouillet, Puerto Rico, London und Bonn.
Die dort diskutierten Themen sind vielfältig: Sie reichen von der Abwehr protektionistischer Tendenzen über das Problem fester oder freier Wechselkurse, Energie- und Rohstoffpolitik, die Bekämpfung inflationärer Entwicklungen, Handels- und Entwicklungspolitik bis zum Zusammenhang von Währungspolitik und politischer Stabilität. Blieb es anfangs bei Lippenbekenntnissen, bemühten sich die Regierungschefs gegen Ende der Gipfelrunden immer mehr um konkrete Resultate.
Worin bestand das Erfolgsgeheimnis dieser ersten vier Weltwirtschaftsgipfel? Für Helmut Schmidt lag der Vorteil solcher Treffen – anders als bei den personell überbesetzten Konferenzen unter dem Dach der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – darin, „dass die Staats- und Regierungschefs sich gegenseitig zuhören müssen und antworten müssen auf Fragen, die ihnen der Nachbar stellt”. Darin, so Schmidt, ließ sich leichter erkennen, „welche Qualität und welche Zuverlässigkeit in dem Gegenüber steckt oder nicht drinsteckt”.
Ob so ein intensiver Austausch bei den heute üblichen Gipfeltreffen der Superlative möglich ist, darf bezweifelt werden. Die Chancen zur Lösung komplexer Probleme dürften nicht mit der Größe eines Wirtschaftsgipfels zunehmen – hier hätte eine Rückbesinnung auf kleinere Formate durchaus Charme. Werner Bührer
Johannes von Karczewski: Weltwirtschaft ist unser Schicksal. Helmut Schmidt und die Schaffung der Weltwirtschaftsgipfel.
Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Bonn 2008, 467 Seiten, 42,00 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rundum gelungen findet Rezensent Felix Lee diesen Sammelband des Attac-Mitbegründer Peter Wahl. Das Buch bietet seines Erachtens einen "hervorragenden Katalog an Argumenten für den G-8-Protest". Er attestiert dem Autor, sich ausführlich mit der "Institution G8" auseinander zu setzen. Bei der Lektüre hat er vieles gelernt über die Vorgeschichte dieser Institution, ihre elitäre und undemokratische Struktur, über ihren Wandel von einer anfangs eher keynesianisch zu einer strikt neoliberalen geprägten Weltwirtschaftspolitik. Zudem lobt er das Buch als "übersichtlich und verständlich geschrieben". Sein Fazit: "ein Standardwerk, weit über Heiligendamm hinaus".

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