Produktdetails
- Verlag: Dhv Der Hörverlag
- Anzahl: 3 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 140 Min.
- Erscheinungstermin: 28. August 2003
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783899401868
- Artikelnr.: 11996882
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2003DAS HÖRBUCH
Gedudel, Gestöhne
Bei Anhören Mord: 1001 Nacht als Hörspiel
Tausendundeine Nacht lang erzählt Scheherazade dem König märchenhafte Geschichten. Sie kennt seine schlechte Angewohnheit, seinen Geliebten, nachdem sie einmal das Lager mit ihm geteilt haben, den Kopf abschlagen zu lassen. Ihr gelingt es, indem sie die Spannung beständig aufrecht erhält, diesem Schicksal zu entkommen. Ob den König allerdings auch die Hörspielversion Helma Sanders-Brahms vom Morden abgehalten hätte, ist fraglich.
Die Sprecher agieren mal überdreht, mal komatös, ihr Auftritt hört sich an wie mittelmäßiges Laientheater. Die Akustik klingt nach einem Unfall, Musik und Hintergrundgeräusche scheinen zufällig zusammengewürfelt, ein albernes Geklimper und Gedudel, dazu kommen noch peinliches Gestöhne und dämliche Ausrufe (ein fliegender Djin macht hier „Uiii!”). Allein in technischer Hinsicht ist dieses Hörspiel eine Katastrophe, man glaubt kaum, dass die Produktion vom erfahrenen Deutschlandradio stammt und der renommierte Hörverlag sich so tief unter sein Niveau wagt. Darüber kann auch eine luxuriöse Verpackung nicht hinwegtäuschen.
Am Schlimmsten aber ist der Versuch, aus der Geschichte von Nour-Eddin, Chams-Eddin und ihren Kindern, die Scheherazade von der achten bis zur zehnten Nacht erzählt, eine erotische Geschichte zu machen. Kaum je gelingt es, allein mit Mitteln der Akustik, Erotik zu erzeugen. In diesem Fall scheitert es nicht zuletzt an den flapsigen Dialogen, die wohl nur entfernt etwas mit dem Originaltext zu tun haben. „Ihr wollt Euren Schwanz in meinen Hintern stecken?” „Zum Beispiel.” „Ja, das mag ich eben nicht so gern, ehrlich gesagt. Ich nehme auch an, Ihr habt einen großen Schwanz?” „Ja, allerdings. Schließlich bin ich der Älteste eines großen und fruchtbaren Geschlechts.” Es ruhe in Frieden.
TOBIAS LEHMKUHL
TAUSENDUNDEINE NACHT: 8. und 10. Nacht. Hörspielbearbeitung: Helma Sanders-Brahms. Regie: Robert Matejka. Mit Eva Matthes, Jörg Gudzuhn, Christoph Eichhorn, Friedhelm Ptok, u.v.a.. Der Hörverlag, München 2003. 3 CD, 140 Minuten, 24,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Gedudel, Gestöhne
Bei Anhören Mord: 1001 Nacht als Hörspiel
Tausendundeine Nacht lang erzählt Scheherazade dem König märchenhafte Geschichten. Sie kennt seine schlechte Angewohnheit, seinen Geliebten, nachdem sie einmal das Lager mit ihm geteilt haben, den Kopf abschlagen zu lassen. Ihr gelingt es, indem sie die Spannung beständig aufrecht erhält, diesem Schicksal zu entkommen. Ob den König allerdings auch die Hörspielversion Helma Sanders-Brahms vom Morden abgehalten hätte, ist fraglich.
Die Sprecher agieren mal überdreht, mal komatös, ihr Auftritt hört sich an wie mittelmäßiges Laientheater. Die Akustik klingt nach einem Unfall, Musik und Hintergrundgeräusche scheinen zufällig zusammengewürfelt, ein albernes Geklimper und Gedudel, dazu kommen noch peinliches Gestöhne und dämliche Ausrufe (ein fliegender Djin macht hier „Uiii!”). Allein in technischer Hinsicht ist dieses Hörspiel eine Katastrophe, man glaubt kaum, dass die Produktion vom erfahrenen Deutschlandradio stammt und der renommierte Hörverlag sich so tief unter sein Niveau wagt. Darüber kann auch eine luxuriöse Verpackung nicht hinwegtäuschen.
Am Schlimmsten aber ist der Versuch, aus der Geschichte von Nour-Eddin, Chams-Eddin und ihren Kindern, die Scheherazade von der achten bis zur zehnten Nacht erzählt, eine erotische Geschichte zu machen. Kaum je gelingt es, allein mit Mitteln der Akustik, Erotik zu erzeugen. In diesem Fall scheitert es nicht zuletzt an den flapsigen Dialogen, die wohl nur entfernt etwas mit dem Originaltext zu tun haben. „Ihr wollt Euren Schwanz in meinen Hintern stecken?” „Zum Beispiel.” „Ja, das mag ich eben nicht so gern, ehrlich gesagt. Ich nehme auch an, Ihr habt einen großen Schwanz?” „Ja, allerdings. Schließlich bin ich der Älteste eines großen und fruchtbaren Geschlechts.” Es ruhe in Frieden.
TOBIAS LEHMKUHL
TAUSENDUNDEINE NACHT: 8. und 10. Nacht. Hörspielbearbeitung: Helma Sanders-Brahms. Regie: Robert Matejka. Mit Eva Matthes, Jörg Gudzuhn, Christoph Eichhorn, Friedhelm Ptok, u.v.a.. Der Hörverlag, München 2003. 3 CD, 140 Minuten, 24,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine "Katastrophe" sei die Hörspielversion der Märchen aus Tausenundeiner Nacht, schimpft ein ungehaltener Tobias Lehmkuhl, der gar nicht verstehen kann, wie mit Deutschlandradio und Hörverlag zwei erfahrene Institutionen eine solch unprofessionelle Produktion verantworten können. "Albernes Geklimper und Gedudel" lautet sein harsches Verdikt, das auch Regisseurin Helma Sanders-Brahm für ihren in Lehmkuhls Augen offenbar misslungenen Versuch trifft, aus der Erzählung von Nour-Eddin und Chams-Eddin eine erotische Geschichte zu machen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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