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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2002

Cicerone zur Wintersonne
Jeder, der einmal versucht hat, kulinarische Sensationen in Worte zu fassen, weiß, dass nichts schwieriger ist, als die Wonnen des Geschmackssinns mit verbalen Mitteln wieder- und weiterzugeben. Aus diesem Grund gehören Bücher, die den nicht vermittelbaren einsamen Genuss mit allgemein verwertbaren Fakten fundamentieren, bestätigen oder wenigstens ansatzweise erklären, zu den wahren Glücksbringern der Gourmets. Eine der schönsten Publikationen dieses Genres ist fraglos „Schumann’s Whisk(e)y Lexikon”, das Stefan Gabányi, einer der langjährigen Mitarbeiter von Charles Schumann, verfasst hat; Günter Mattei hat es in bewährter Manier mit graphisch reizvoll adaptierten Fund- und Erinnerungsstücken aus der wechselvollen Geschichte des Kult-Stoffs bebildert.
Schon nach dem ersten Anblättern der orangefarbenen Bibel hat man Lust, sich einen zu genehmigen und in aller Ruhe die historischen Entwicklungsstränge zu verfolgen, die von Irland aus nach Schottland, in die USA, nach Kanada und schließlich in den Rest der Welt geführt haben. Interessant sind auch die Informationen über die globalen Fusionen auf dem Whisky-Markt: Dass heute ein beträchtlicher Teil der bekannteren Marken unter dem Dach zweier internationaler Großkonzerne zusammengefasst ist, merkt man den meisten Produkten zum Glück noch nicht an.
Der Autor dieser Zeilen hat nach dem Empfang des Buches erst einmal seine halb vergessenen Trophäen aus der Duty-Free-Zeit abgestaubt und – mit dem gelben Cicerone in der Hand – eine schöne, ergiebige Entdeckungsreise begonnen. Wenn es eines Beweises bedürfte, dass Genuss auch etwas mit Wissen und Erfahrung zu tun haben kann, wäre Gabányis Whisky-Enzyklopädie eines der schönsten Demonstrationsobjekte.
GOTTFRIED KNAPP
STEFAN GABÁNY: Schumann’s Whisk(e)y Lexikon. 4. vollständig überarbeitete Neuausgabe, Wilhelm Heyne Verlag, München 2002. 445 Seiten, 35 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bereits nach der Lektüre der ersten Seiten dieser "orangefarbenen Bibel" über den Whiskey hat sich bei Gottfried Knapp ein großes Verlangen eingestellt, einen Whiskey zu trinken und in aller Gemütlichkeit die Geschichte dieses Getränks zu verfolgen, berichtet der begeisterte Rezensent. Denn Stefan Gabanyi, ein langjähriger Mitarbeiter von Charles Schumann, und der Grafiker Günter Mattei hätten, schwärmt Knapp, ein wahres Meisterwerk des Genres "kulinarisches Genussbuch" vorgelegt. Darin führen sie den Leser nach Irland, Schottland, in die USA, nach Kanada und in viele andere Winkel der Welt, in denen sich das Getränk als "Kultgetränk" durchsetzt hat, und geben dem Leser auch noch eine ganze Reihe interessanter wirtschaftlicher Informationen weiter, so der Rezensent. Denn sämtliche Whiskey-Marken gehörten heute, weiß Knapp, zwei großen Konzernen - was sich auf die Geschmacksrichtungen und die Qualität "zum Glück" noch nicht ausgewirkt habe, ist der Rezensent erleichtert. Das Buch jedenfalls, schließt Knapp, sei eine "schöne" und "ergiebige" Entdeckungsreise und eines der "schönsten Demonstrationsobjekte" dafür, dass Genuss und Wissen unbedingt zusammengehörten.

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