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Wie starb Konrad Adenauer 1967? Er war damals 91 Jahre alt und seit vier Jahren nicht mehr Bundeskanzler. 1970 erschienen Anneliese Poppingas Erinnerungen an Adenauer, in denen der letzte Monat fehlte, was immer wieder zu Fragen führte. Tatsächlich hat sie seinerzeit auch die Tage vom 17. März bis zum 19. April 1967 beschrieben, den Text aber pietätvoll für sich behalten. Nun, fast vierzig Jahre danach, hat sie ihn nach Rücksprache mit der Familie Adenauer freigegeben ein seltenes Dokument, das auch nach so langer Zeit den Leser noch tief berührt.

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Produktbeschreibung
Wie starb Konrad Adenauer 1967? Er war damals 91 Jahre alt und seit vier Jahren nicht mehr Bundeskanzler. 1970 erschienen Anneliese Poppingas Erinnerungen an Adenauer, in denen der letzte Monat fehlte, was immer wieder zu Fragen führte. Tatsächlich hat sie seinerzeit auch die Tage vom 17. März bis zum 19. April 1967 beschrieben, den Text aber pietätvoll für sich behalten.
Nun, fast vierzig Jahre danach, hat sie ihn nach Rücksprache mit der Familie Adenauer freigegeben ein seltenes Dokument, das auch nach so langer Zeit den Leser noch tief berührt.
Autorenporträt
Dr. phil. Anneliese Poppinga, geboren 1928 in Lübeck, war nach ihrem Abitur für das Auswärtige Amt tätig, u. a. an den deutschen Botschaften in London und Tokio. 1958 wurde sie Sekretärin von Konrad Adenauer, dessen Mitarbeiterin sie bis zu dessen Tode im Jahre 1967 blieb. 1969 nahm sie ihr 1954 unterbrochenes Studium wieder auf, das sie in München mit einer Dissertation über "Das Grundsätzliche in der Politik Konrad Adenauers in seinem Selbstverständnis" abschloß. Bis 1990 war sie Geschäftsführerin der "Stiftung Bundeskanzler-Adenauer- Haus" in Rhöndorf bei Bonn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2009

Der Tod und der Kanzler
Konrad Adenauers letzte Lebenswochen im Frühjahr 1967

Im Jahr 1970 erschienen "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", die eine Gesamtauflage von 160 000 Exemplaren erreichten. Anneliese Poppinga schilderte die Zeit von 1958 bis 1967. Lediglich die letzten Wochen des Rhöndorfers, der am 19. April 1967 starb, ließ die einstige Sekretärin im Kanzleramt und spätere enge Mitarbeiterin bei der Memoirenfron pietätvoll beiseite, wenn sie auch als Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus (1974 bis 1990) ausgewählten Gästen beim Rundgang im Wohnhaus das ein oder andere erzählte. Natürlich hatte die sensible Chronistin die Aktivitäten und Äußerungen aus der Phase unmittelbar vor dem Lebensende schriftlich festgehalten. Zu Adenauers 40. Todestag gewährte sie den Lesern dieser Zeitung einen kleinen Einblick.

Mittlerweile sei sie, so schreibt die 80 Jahre alte begehrte Zeitzeugin in ihrem sechsten Buch über Adenauer, von vielen Seiten bedrängt worden, ihr Wissen zu publizieren; ermutigt habe sie dabei die Familie Adenauer. Nun reichert Frau Poppinga bisher Unbekanntes aus dem Frühjahr 1967 an durch die Israel-Reise vom Mai 1966, den Spanien-Aufenthalt vom Februar 1967 und die Kurzvisite bei Staatspräsident de Gaulle - durchaus informative Teile aus "Meine Erinnerungen", die wiederveröffentlicht werden.

Was beschäftigte Adenauer nach der Rückkehr aus Madrid und Paris? Beispielsweise der Atomwaffensperrvertrag, den er völlig übertrieben als "Morgenthau-Plan im Quadrat" bezeichnete; dann das durch Hitler diskreditierte Nationalgefühl, das "wieder heranwachsen" müsse als "Verpflichtung" der Menschen zu einer Gemeinschaft; nicht zu vergessen der günstige Preis für ein halbes Brathähnchen. Ende März 1967 erkrankte er schwer: Herzinfarkt. Doch er sträubte sich "auf das Energischste" gegen einen Krankenhausaufenthalt. Als es ihm vorübergehend besser ging, wünschte er sich "Brathendl". Die Hausärztin stimmte zu, die Haushälterin bereitete es zu und der Chauffeur holte aus Bonn die Originalverpackung aus einer "Wienerwald"-Filiale: "Konrad Adenauer sollte den Eindruck haben, dass das ,Brathendl' wirklich echt war. ,Das kann nun ein jeder für nur DM 3,50 kaufen. Das ist doch etwas!', sagte er glücklich, als er sein Brathendl mit großem Appetit aß. ,Da sieht man doch einmal ein praktisches Ergebnis der Politik seit 1949!'"

Anfang April hoffte Frau Poppinga, dass er die Krankheit "überwinden", die Arbeit an den Memoiren doch noch fortsetzen könnte. Die Einigung Europas sei sein größtes Anliegen gewesen, auch am 3. April, als Kurt Georg Kiesinger nach Rhöndorf kam. Die Hausärztin fürchtete schon, ihr 91 Jahre alter Patient "könne jede Minute" bei dem Gespräch sterben: "Aber es schien, als lebe Konrad Adenauer während der Unterredung sichtlich auf. Er hatte eine kräftige Stimme, redete energisch auf Bundeskanzler Kiesinger ein, und der bekannte Zeigefinger war in voller Aktion." Noch wechselte er Telegramme mit dem bewunderten General de Gaulle, alles für "unser Europa".

Ab 7. April quälten den Altkanzler schwere Träume; er kämpfte "gegen das Eis, gegen den Schnee", wie er meinte; er wollte Schuberts "Die schöne Müllerin" hören, kündigte im Anschluss an seine Memoiren ein Buch "über das Böse im Menschen" an, verlangte nach der Schallplatte von Haydns Es-Dur-Streichquartett. Am 11. April ließ er sich immer wieder einen Artikel aus der "Bonner Rundschau" vorlesen mit der Überschrift: "De-Gaulle-Vorstoß nach Europa - Erste Schritte zu einer politischen Einigung". Der Wunsch nach einer Politischen Union habe ihn bis in den Tod begleitet.

Öfter und öfter versank er in Bewusstlosigkeit, bis zum Mittag des 19. April 1967: "Vom Kirchturm Rhöndorfs begannen die Glocken zu läuten, es waren die Sterbeglocken. Ein Polizist setzte vor dem Haus Konrad Adenauers die Fahne auf Halbmast. Ich brach vom Aprikosenbaum, den Konrad Adenauer sehr liebte, Blütenzweige und stellte sie in das Sterbezimmer. Das Eis, der Schnee, Konrad Adenauer hatte davon in seinen Fieberträumen gesprochen. Sie schlugen ihm nicht mehr ins Gesicht." Anneliese Poppingas atmosphärisch dichte und sehr berührende Schilderung der letzten Lebenswochen verdient einen breiten Leserkreis - und zwar weit über die Adenauer-Fan-Gemeinde hinaus.

RAINER BLASIUS

Anneliese Poppinga: Adenauers letzte Tage. Die Erinnerungen seiner engsten Mitarbeiterin. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2009. 176 S., 15,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Rainer Blasius begrüßt Anneliese Poppingas Erinnerungen an Adenauers letzte Lebenswochen im Frühjahr 1967. Wie er berichtet, hatte die Autorin, engste Mitarbeiterin von Adenauer, in ihrem Buch "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer" von 1970 diesen Zeitabschnitt ausgelassen. Um so erfreuter ist Blasius, dass Poppinga ihre Erinnerungen an die letzten Wochen des Altkanzlers nun doch noch veröffentlicht. Er schildert, was Adenauer kurz vor seinem Tod beschäftigte: der Atomwaffensperrvertrag, das diskreditierte Nationalgefühl, die europäische Einigung, der günstige Preis für ein halbes Brathähnchen. Poppingas Erinnerungen lobt er als "atmosphärisch dichte und sehr berührende Schilderung" von Adenauers letzten Lebenswochen, der er nur viele Leser wünschen kann - und zwar über den Kreis der Adenauer-Fan-Gemeinde hinaus.

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