Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 8,00 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Deutsche Unternehmer melden sich in der Regel selten öffentlich zu Wort. Noch seltener formulieren sie selbst, was sie sagen oder schreiben. Hans L. Merkle, einer der großen deutschen Unternehmer des letzten halben Jahrhunderts, gehörte zu den Ausnahmen von dieser Regel. Vielleicht ist seine Stimme deshalb weit über die Kreise der Wirtschaft hinaus vernommen worden. Durch seine Vorträge und Aufsätze, von denen hier eine Auswahl vorgelegt wird, zieht sich wie ein roter Faden die These, daß, umfassend verstanden, auch Wirtschaft ein Element unserer Kultur ist. Dazu gehört das Begriffspaar Dienen…mehr

Produktbeschreibung
Deutsche Unternehmer melden sich in der Regel selten öffentlich zu Wort. Noch seltener formulieren sie selbst, was sie sagen oder schreiben. Hans L. Merkle, einer der großen deutschen Unternehmer des letzten halben Jahrhunderts, gehörte zu den Ausnahmen von dieser Regel. Vielleicht ist seine Stimme deshalb weit über die Kreise der Wirtschaft hinaus vernommen worden. Durch seine Vorträge und Aufsätze, von denen hier eine Auswahl vorgelegt wird, zieht sich wie ein roter Faden die These, daß, umfassend verstanden, auch Wirtschaft ein Element unserer Kultur ist. Dazu gehört das Begriffspaar Dienen und Führen - im Sinne der Bereitschaft, eine Idee zu verfolgen und sie durchzusetzen.
Autorenporträt
Professor Dr. h. c. Hans L. Merkle, geboren 1913 in Pforzheim und gestorben 2000 in Stuttgart, ist nach einer kaufmännischen Lehre bis 1958 in der Textilindustrie tätig gewesen. Danach war er zunächst Mitglied, dann Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH und geschäftsführender Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand KG.
1984 wurde er Vorsitzender des Bosch-Aufsichtsrats und 1988 Ehrenvorsitzender der Bosch-Gruppe. Er gehörte auch mehreren Aufsichtsräten anderer Unternehmen im In- und Ausland an und war unter anderem Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft und Vorsitzender der Fritz-Thyssen-Stiftung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2002

Kulturträger unter Managern
Eine Sammlung von Reden und Aufsätzen von Hans Merkle

Hans L. Merkle: Dienen und Führen. Erkenntnisse eines Unternehmers. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2001, 351 Seiten, 22 Euro.

Der vor zwei Jahren verstorbene langjährige Bosch-Chef Hans Merkle gehörte zu den überragenden Managern Deutschlands. Er machte nicht nur den Automobilzulieferer zu einem internationalen Spitzenunternehmen, sondern äußerte sich immer wieder zu aktuellen Fragen in Wirtschaft und Politik.  Wer Zugang zu Merkles Persönlichkeit gewinnen will, sollte jedoch statt dessen Reden und Aufsätze zunächst jene Würdigung von Henry Kissinger lesen, die der frühere amerikanische Außenminister im Oktober vergangenen Jahres auf einem Symposion zu Ehren Merkles vorgenommen hat. Sie bildet zu Recht die Einleitung der wichtigsten Gedanken des Unternehmers zwischen 1972 und 1999, die jetzt in einer neuen Sammlung vorliegen.

"Hans Merkle war ein Mann der scheinbaren Widersprüche", bemerkt Kissinger. Emotionales Engagement paare sich mit einer gewissen Unnahbarkeit, Charisma mit einem Horror gegen alle Formen der Selbstvermarktung. Man könnte die Linie weiterziehen. "Gottvater" - der Name, der Merkle im Laufe der Jahre zuwuchs - offenbart wohl am besten die Spannung zwischen sensibler Integrationskraft und ungeteiltem Führungsanspruch, die Umstehende bei ihm bemerkten. Daß dies im Gleichgewicht blieb, erklärt sich aus zwei Leitlinien des Managers: die Unterordnung seines Tuns unter eine sittliche Idee und das Verständnis von Führung als Erfüllung einer Pflicht gegenüber der Gemeinschaft.

Beide Handlungskategorien liefern den Schlüssel zum Wirken von Hans Merkle in der Wirtschaft, der sich selbst nicht ohne Selbstbewußtsein als "angestellten Unternehmer" sah. Immer wieder versuchte er, sich über sein Tun Rechenschaft abzulegen. Viele seiner Gedanken sind von den Zeitläuften überholt worden, zum Beispiel die Furcht vor einer "Wirtschaftsdemokratie" anonymer Massen, die er Ende der siebziger Jahre äußerte. Aber der Mann, der statt der Börsenkurse lieber klassische Philosophen studierte (und eine außergewöhnliche Bibliothek sein eigen nannte), liefert ein Kontrastprogramm zu zahlreichen modernen Managementlehren.

Seine vielleicht beste Zusammenfassung bildet eine Bemerkung in seinem autobiographischen Vortrag "Beruf als Erfahrung" von 1988. Es ist die Überzeugung, "daß sich wirtschaftliche Kräfte nicht autonom entwickeln können und dürfen, sondern eingebunden werden müssen in den kulturellen Bezug". Es ist der Unternehmer, dessen Erfolg für die Gemeinschaft sich nicht in Steuerzahlungen erschöpft, sondern der eigenständig die Gesellschaft in Bildung und Forschung voranzubringen versucht und für Völkerverständigung wirbt. Dies hat Merkle angetrieben, wohl wissend, daß nur als Kulturträger einer Nation deren Unternehmen langfristig auf festem Grund stehen. Der Unternehmer als Vorbild für die Gesellschaft: Manch ein Manager in heutiger Zeit sollte dies mit seinen eigenen Zielen vergleichen.

JÜRGEN DUNSCH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Band versammelt Reden und Aufsätze von Hans Merkle, dem vor zwei Jahren verstorbenen langjährigen Chef des Autozulieferunternehmens Bosch. Merkle, so Jürgen Dunsch, war ein Manager der ungewöhnlichen Art. Humanistisch gebildet und der entschiedenen Ansicht, dass der Unternehmer in der Pflicht der Gesellschaft stehe und "Bildung und Forschung" unterstützen müsse. Treffend findet der Rezensent das Bild Merkles, das Henry Kissinger in der Einleitung entwirft, als das eines Menschen, der "Integrationskraft" und "Führungsanspruch" zu verbinden wusste. Auf die einzelnen Aufsätze geht Dunsch kaum näher ein, er kann sich jedoch die Bemerkung nicht verkneifen, dass manchem Manager von heute die Lektüre keinesfalls schaden dürfte.

© Perlentaucher Medien GmbH