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Armin Mueller-Stahl erzählt eine tief berührende Geschichte über verlorene Illusionen, die Liebe zur Musik und eine lebenslange Freundschaft - voll poetischer Spannung und Melancholie.
Nach dem Tod der jungen Geigerin Hannah treffen sich ihr Vater, der erfolgreiche Schriftsteller Hermann Krämer, und sein Jugendfreund Arnold in der Suite eines Luxushotels. Ihr Gespräch wird für Hermann zur Konfession, zur Lebensbeichte, an deren Ende er das Geheimnis aufdeckt, das beider Leben seit langem überschattet. Und es ist ein Requiem für Hannah. Sie hat mit vier Jahren begonnen, Geige zu spielen, und…mehr

Produktbeschreibung
Armin Mueller-Stahl erzählt eine tief berührende Geschichte über verlorene Illusionen, die Liebe zur Musik und eine lebenslange Freundschaft - voll poetischer Spannung und Melancholie.

Nach dem Tod der jungen Geigerin Hannah treffen sich ihr Vater, der erfolgreiche Schriftsteller Hermann Krämer, und sein Jugendfreund Arnold in der Suite eines Luxushotels. Ihr Gespräch wird für Hermann zur Konfession, zur Lebensbeichte, an deren Ende er das Geheimnis aufdeckt, das beider Leben seit langem überschattet. Und es ist ein Requiem für Hannah. Sie hat mit vier Jahren begonnen, Geige zu spielen, und es darin zu großer Meisterschaft gebracht. Für Hermann ist sie das Zentrum seines Seins, bewundert, gehütet, über alles geliebt. Doch sie ahnt nichts von dem Geheimnis ihrer Herkunft.

Als Hannah die Wahrheit erfährt, flieht sie entsetzt und verunglückt wenig später tödlich. Hermann steht vor den Trümmern seines Lebens, Hannah ist tot, seine Ehe zerbrochen. Doch er hat auch einen Freund wiedergefunden.
Autorenporträt
Armin Mueller-Stahl, geb. 1930, ist nicht nur einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler überhaupt, sondern auch ein begnadeter Geiger, Maler und Erzähler. Bevor er zum Schauspielberuf wechselte, absolvierte er ein Geigen- und Musikwissenschaftsstudium, das er 1949 mit dem Examen zum Musiklehrer abschloß. Seit 1952 avancierte er mit unzähligen Theater- und Filmrollen zu den bekanntesten und beliebtesten Schauspielern der DDR. Als Mitunterzeichner der Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns erhielt er ab 1976 keine Engagements mehr, verließ 1980 die DDR und setzte seine Karriere nicht nur in Westdeutschland, sondern auch international erfolgreich fort. Seit langem ist Armin Mueller-Stahl auch als Erzähler bekannt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2005

Wenn der Himmel weint
Künstlerexistenzen: Eine Erzählung von Armin Mueller-Stahl

In Heinrich Breloers Dreiteiler "Die Manns" ließ Armin Mueller-Stahl hinter der förmlichen Würde und Reserviertheit des Großschriftstellers eine gedämpfte Wärme durchschimmern. Die Maske Thomas Manns, des bürgerlichen Romanciers, mit so viel verhaltener Noblesse getragen, stand ihm gut. Bei dieser Konstellation traf Schauspieler auf Schauspieler: Thomas Mann hatte sich das Repräsentieren zur Lebensaufgabe gemacht, liebte seine kunstvolle Selbstinszenierung und erwies sich dabei als brillanter Akteur. Armin Mueller-Stahl strebt ebenfalls nach der Doppelrolle. Nach Drehschluß widmet er sich der filigranen Kunst des Schreibens.

Die Erzählung "Hannah" läßt sich durchaus als Epilog zu seiner Rolle in Breloers "Jahrhundertroman" lesen. Denn wieder leuchtet Armin Mueller-Stahl eine Künstlerexistenz aus, diesmal mit den Werkzeugen des Literaten. Sein Ich-Erzähler Hermann Krämer, durch seinen Vornamen mit einer autobiographischen Schattierung ausgestattet, ist Schriftsteller und wird sogar als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur gehandelt. In der Suite eines Kölner Luxushotels wartet er auf seinen Schulfreund Arnold. Die beiden Männer in fortgeschrittenem Alter, zwei ineinander verflochtene Existenzen, sind verbunden durch die Liebe zu Helen, die Hermanns Ehefrau wurde, und durch einen lange zurückliegenden, von Hermann arrangierten Betrug. Hermann bereitet sich auf den Monolog, den er Arnold präsentieren möchte, Anklage, Bekenntnis und Rechtfertigungsrede zugleich, vor wie auf einen Auftritt im Theater. Er ist ein kalkulierender Artist; durch ihn zitiert Armin Mueller-Stahl jenen für sein Werk blutenden, vom Menschlichen abgeschnittenen Künstler herbei, als der sich Thomas Mann ins Gedächtnis der Literaturgeschichte eingeschrieben hat. Auf Mueller-Stahls Bühne darf er noch einmal auftreten, und in Zitaten wird eines seiner literarischen Urbilder beschworen: Dr. Aschenbach heißt der gefürchtete alte Klassenlehrer, an den sich der Schriftsteller im Gespräch mit seinem Jugendfreund erinnert.

Während Armin Mueller-Stahl seinen Thomas Mann in einem milden Halbdunkel weichzeichnete, setzt er seinen Ich-Erzähler einem harten und allzu grellen Licht aus. Vieles ist zu laut, zu plakativ, die Kontrasteffekte plump, so daß man stets die Absicht dahinter bemerkt. Hermann Krämer, der unter der schweren Bronze des Großschriftstellers zu ersticken droht, sehnt sich, wie könnte es anders sein, nach Leichtigkeit und Mühelosigkeit. Dieses Ideal sah er verkörpert in seiner verstorbenen Tochter Hannah, einem musikalischen Wunderkind von überirdischer Schönheit. Das Spiel dieser "göttlichen Geigerin" sei so "leicht, leicht, leicht" gewesen, als würde "der Himmel selbst" musizieren. Sie steht doch tatsächlich "da, wo Anne-Sophie Mutter steht"! Als Hermann ihr auf einer Reise nach Marokko die Wahrheit über ihre Herkunft offenbarte, war das tragische Ende unvermeidlich. Sie verschwand einfach, wie das solche Zauberwesen zu tun pflegen, und ging auf merkwürdige Weise zugrunde.

Hermanns Enthüllungen sind allzu früh allzu absehbar. Im Verschwommenen verlieren sich dagegen die Motive für seine Feindseligkeit dem großherzigen Arnold gegenüber. Genau scheint er sie selbst nicht zu kennen. Für einen hochreizbaren Künstler ist er aus zu grobem Holz geschnitzt. Seine Eigenschaften ergeben kein Ganzes: Dieser beherrschte, kaltherzige Regisseur seines eigenen Lebens, der seinen Freund in ein abgekartetes Spiel verwickelte, "ein Narziß, ein Übervater, ein selbsternannter Gott und ein Mephisto", soll eine Handschrift haben, der "jede Gefühlsböe" anzusehen ist? Hermann Krämer hat etwas Übertriebenes und Halbfertiges, und man möchte ihn, wie einen überspannten Mimen im Theater, ausbuhen.

Der hohe Ton kippt leicht ins Belanglose. Angestrengt wirkt der Dreiklang von Tod, Musik und Ewigkeit, der sich als wehmütige Begleitmelodie durch den Text zieht. "Wenn ich Bach spiele, weiß ich, was Unendlichkeit ist. Er ist die Unendlichkeit selbst. Bach ist die Brücke ins Jenseits": Um diese bedeutungsschweren Worte der Tochter kreisen Hermanns Gedanken. Solche Kunstandacht kommt angesichts der Erzählung nicht auf.

ANDREA NEUHAUS

Armin Mueller-Stahl: "Hannah". Erzählung. Aufbau-Verlag, Berlin 2004. 134 S., geb., 16,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.08.2004

DAS HÖRBUCH
Kellertreppe hinunter
Armin Mueller-Stahl liest seine eigene Erzählung „Hannah”
Die Rahmenhandlung von Armin Mueller-Stahls jetzt als Buch und Hörbuch erschienener Erzählung „Hannah” erinnert stark an Sándor Márais „Die Glut”: Zwei alte Männer, einst Freunde, die dieselbe Frau liebten, kommen zu einem letzten Gespräch zusammen, dass dann doch nur von einem der beiden bestritten wird. Hier lautet sein Name Hermann. Er ist Schriftsteller und nach eigenem Bekunden „Anwärter auf den Nobelpreis”.
Arnold dagegen, sein Gegenüber, ist, genau wie Hermanns Tochter Hannah, eher musisch veranlagt. Ein Indiz, dass auf die unerhörte Begebenheit dieser Geschichte hindeutet: Hannah ist das Kind eines Betrugs, gezeugt nicht von dem Mann, der sie aufzog, sondern von seinem besten Freund. Damit aber nicht genug, stellt sich im Laufe des Erzählung heraus, dass dieser Betrug vom zeugungsunfähigen Hermann eingefädelt wurde. So verwandelt sich der Betrüger plötzlich in den Betrogenen. Als Hermann mit seinem Monolog geschlossen hat, darf sich Arnold noch kurz über solche Hinterlist empören.
Die beiden Männer sitzen in einem Hotelzimmer und hören, während Hermann redet, Kassetten (!) mit Aufnahmen Hannahs. Die 19-jährige ist Geigerin und, wie gesagt wird, mindestens so begabt wie Anne-Sophie Mutter. Aber Hallo, denkt man, von Mittelmaß will der Autor wirklich nichts wissen. Selbst aber liefert er nur Gefälliges, keineswegs Nobelpreisverdächtiges (wenngleich sein Erzähler den Vornamen mit einem tatsächlichen Nobelpreisträgers gemein hat, dessen Werke ebenfalls im Ruch einer gewissen Seichtigkeit, wenn nicht gar Seifigkeit stehen).
Die Enthüllungen, mit denen für Erschütterung gesorgt werden soll - auch der Touch des Inzestuösen, ohne den „Hannah” nicht auskommen will - wirken allzu kalkuliert. In leeren Phrasen („was für eine göttliche Geigerin!”) erschöpft sich das Gerede über Musik. Hier wird etwas psychologisiert, da ein wenig philosophiert und am Ende gibt es eine dicke Umarmung der beiden übrig Gebliebenen. Denn Hannah und ihre Mutter sind, wie man schließlich erfährt, einige Jahre vor diesem Treffen gestorben. So klärt sich denn der Hauch des Tragischen, von dem die Erzählung umwölkt und auch die Lesung des Autors durchzogen ist. Es ist eine nebelhafte Melancholie, eine Schwermut, die tiefe Empfindung signalisiert und von gelebtem und gelittenem Leben kündet. Leider gerät Mueller-Stahl dadurch in einen recht schwerfälligen Duktus, der ihm die Sätze zuweilen aus dem Mund purzeln lässt als stolperten sie „eine Kellertreppe hinunter”, wie er, für einmal treffend, über ungeschickte Oktavsprünge auf der Geige schreibt.
Für Humor scheint kein Platz. Mueller-Stahls Lesung ist von einem angestrengten und anstrengenden Ernst getragen. Manchmal droht seine Stimme in erschöpftes Seufzen abzufallen. Die Artikulation ist beileibe nicht frei von Verschleifern. Dabei müht sich der Autor sichtlich, seine Lesung, vor allem durch Tempowechsel, lebendig zu gestalten. Das gelingt ihm allerdings seltenst. Seine Figuren sprechen derart korrekt, dass es hölzern und unnatürlich wirkt. Aufgesetzter erscheint nur noch des Erzählers Empörung über den Kosovo-Krieg und Hannahs vermeintlich undemokratische „Gesinnung”, der es zu begegnen gälte. Mit der eigentlichen Geschichte aber haben weder Krieg noch politische Einstellung etwas zu tun. Und so lässt der Autor diese Probleme irgendwann unter den Tisch fallen. Am Ende hat man sie glatt vergessen. Und ein paar Minuten später das ganze Buch.
TOBIAS LEHMKUHL
ARMIN MUELLER-STAHL: Hannah. Gelesen vom Autor. Der Audio Verlag, Berlin 2004. 3 CD, 195 Minuten, 22,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tobias Lehmkuhl ist alles andere als begeistert. In der Rahmenhandlung, die den Rezensenten stark an Sandor Marais "Die Glut" erinnert, treffen sich zwei alte Freunde und sprechen über ihre Liebe zur gleichen Frau und deren Tochter Hannah. Diese Enthüllungen schockieren Lehmkuhl aber nicht, sondern wirken auf ihn "allzu kalkuliert". Auch können die Inhalte der Gespräche den Rezensenten nicht begeistern: "Hier wird etwas psychologisiert, da ein wenig philosophiert und am Ende gibt es eine dicke Umarmung der beiden übrig gebliebenen". Dabei sprechen ihm die Figuren zu korrekt, so dass sie "hölzern und unnatürlich" wirken. Besonders stört Lehmkuhl der "Hauch des Tragischen", der die Erzählung ständig begleite und der Lesung einen "angestrengten und anstrengenden Ernst" verleihe, der nur "seltenst" durch Tempowechsel durchbrochen wird. Der Rezensent weiß deshalb bedauernd, dass er ein paar Minuten später das ganze Buch wieder vergessen werde.

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