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Fritz Streitberger hat alles aufgezeichnet. Die Geschichte seiner Eltern, Großeltern und vor allem seine eigene: Als Sohn eines evangelischen Pfarrers erlebte er eine behütete Kinder- und Jugendzeit, die auch durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zunächst nicht belastet wurde. Bewegend erinnert er sich, wie er die Jahre des Hitlerregimes, seine Einberufung als Luftwaffenhelfer und Funker bei der damaligen Wehrmacht durch- und überlebte, und wie er die unmittelbare Nachkriegszeit als Student der evangelischen Theologie und als Vikar verbrachte. Dieses Buch ist nicht nur eine Autobiografie…mehr

Produktbeschreibung
Fritz Streitberger hat alles aufgezeichnet. Die Geschichte seiner Eltern, Großeltern und vor allem seine eigene: Als Sohn eines evangelischen Pfarrers erlebte er eine behütete Kinder- und Jugendzeit, die auch durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zunächst nicht belastet wurde. Bewegend erinnert er sich, wie er die Jahre des Hitlerregimes, seine Einberufung als Luftwaffenhelfer und Funker bei der damaligen Wehrmacht durch- und überlebte, und wie er die unmittelbare Nachkriegszeit als Student der evangelischen Theologie und als Vikar verbrachte.
Dieses Buch ist nicht nur eine Autobiografie und auch keineswegs allein ein Geschichtsbuch, sondern eine gelungene Mischung aus beidem und nicht zuletzt ein Bekenntnis, das dem Autor am Herzen liegt: Es wird regiert!
Autorenporträt
Der 1926 in Pfedelbach geborene, in Reutlingen aufgewachsene Autor war 33 Jahre lang Pfarrer der Evangelischen Landeskirche Württembergs in Freudenstein, Neenstetten und Ersingen. Seit 1990 lebt er im Ruhestand in Lichtenstein-Unterhausen am Fuß der Schwäbischen Alb.
2001 publizierte Fritz Streitberger die Lebensbeschreibung seines Vorfahren Christian Friedrich Daniel Schubart unter dem Titel "Der Freiheit eine Gasse". Außerdem schrieb er in seiner Freizeit Balladen über Gestalten und Geschichten des Alten Testaments, die ebenfalls veröffentlicht wurden (Und alle Löwen waren friedlich, Er war kein Freund von halben Sachen und Zwei Eselinnen sind entlaufen).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2009

Die weit entfernte Hitler-Zeit
Zwei Angehörige der Flakhelfergeneration erinnern sich

Hat schon einmal jemand untersucht, wie viele Angehörige der sogenannten Flakhelfergeneration meinten, sie müssten unbedingt darüber berichten, was sie in der Endphase des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus erlebt hätten? Kaum noch zu überblicken ist die Fülle solcher Schilderungen. Was davon lohnt es sich zu lesen? Wenn man das vorher wüsste! Viele Autoren nehmen sich und ihre Erlebnisse offensichtlich zu wichtig, rechtfertigen aber ihr Mitteilungsbedürfnis mit der Behauptung, sie würden immer wieder von jungen Leuten gefragt: Wie habt ihr die Jahre von 1933 bis 1945 erlebt? Und wie konnte es geschehen, dass sich so viele junge Leute eurer Jahrgänge damals von den Nazi-Parolen verführen ließen? Könnt ihr es nicht einmal für uns aufschreiben? Ob das immer so stimmt, ist ungewiss. Jedenfalls müssen nicht wenige derjenigen, die sich schließlich daranmachen, ihre Lebensbeichten abzulegen, die Kosten für den Druck ihrer Schilderungen selbst tragen, weil sich die großen Verlage nicht in der Lage sehen, der Flut der ihnen angebotenen Darstellungen dieser Art Herr zu werden. Wahrscheinlich entgeht ihnen dadurch der eine oder andere Edelstein. Aufs Ganze gesehen, scheint das Gros der Erzählungen dieses Genres jedoch eine Menge Entbehrliches zu enthalten.

Dass die Verhältnisse im "Dritten Reich" nicht über einen Kamm zu scheren waren, weil es mindestens regionale und unterschiedliche familiäre Herkunft zu berücksichtigen gilt, braucht einem eigentlich nicht immer aufs Neue gesagt zu werden. In den beiden hier angezeigten Texten wird das abermals deutlich. Wer in einem evangelischen Pfarrhaus aufwächst und vom Vater mit der richtigen Mischung aus Milde und Strenge erzogen wird, wie zum Beispiel der Autor des im Triga-Verlag erschienenen Buches, der konnte trotz mancher wohl unumgänglicher Konzessionen an das, was das Regime von jedem "Volksgenossen" verlangte, wenn er nicht im KZ landen wollte, einigermaßen unbefleckt das Ende des "Tausendjährigen Reiches" überstehen. Davon legt jedenfalls Fritz Streitberger hier beredt Zeugnis ab und widerlegt dabei auch die Legende, dass evangelische Christen vielfach anfälliger für die nationalsozialistische Indoktrination waren als ihre katholischen Glaubensbrüder und -schwestern. Nach dem obligatorischen "Dienst" beim Jungvolk oder der HJ trafen sich jedenfalls die jungen Leute in ihren jeweiligen evangelischen Arbeitskreisen in althergebrachter Weise und blieben dabei unbehelligt. So etwas gab es also auch.

Es sind solche kleinen Mosaiksteinchen, die Schriften wie die von Streitberger auch für Historiker interessant machen könnten. Ihre Quellen sind allerdings bisweilen fragwürdig. In dem Bericht von Dietrich Urbanski heißt es dazu im Prolog lapidar: "Dies sind meine authentischen Erlebnisse, aus der Erinnerung aufgeschrieben. Alle Ereignisse haben sich so zugetragen und sind damals so passiert." Das kann man glauben oder auch nicht. Gelegentliche Zweifel sind unausbleiblich, wenn es um alle möglichen Einzelheiten bis hin zu wörtlicher Rede mitten im Kampfgeschehen oder in Diskussionen unter Kameraden und mit Vorgesetzten geht. Der Chronist muss über ein phänomenales Gedächtnis verfügen, wenn er allein "aus der Erinnerung" ausführliche Schlachtendarstellungen zu Papier bringen kann, die so klingen, als seien die Kämpfe gerade erst gestern zu Ende gegangen.

An Gefechtsberichten, wie sie Urbanski über viele Seiten dem Leser zumutet, besteht übrigens in der einschlägigen Literatur kein Mangel. Viel interessanter ist für den Leser zum Beispiel, was der Autor darüber zu erzählen hat, wie vor seiner Einberufung zum Militär ein SS-Scharführer in seine Schulklasse von Fünfzehn- bis Sechzehnjährigen kommt und dort (im Jahre 1941) sich "mit wahrer großtuerischer Wollust" darüber äußert, wie er während des gerade begonnenen Ostfeldzugs Juden "aufstöbert" und umbringt. Für Urbanski war dies ein Ereignis, das ihm die Augen geöffnet, ihn abgestoßen und dazu bewogen hat, sich mit allen Mitteln gegen die Rekrutierung für die Waffen-SS zu wehren, was ihm - im Gegensatz zu Günter Grass etwa - schließlich auch gelungen ist.

Möglich war es also, wenn auch schwierig, sich dem starken Druck der SS-Werber zu entziehen. Den Mut, ihre Zurückhaltung gegenüber dem Regime in offenen Widerstand zu verwandeln, haben allerdings die wenigsten aufgebracht, auch unsere beiden Autoren nicht. Aber sie haben sich wenigstens nicht von ihren religiösen Überzeugungen abbringen lassen. Beide sind übrigens nach dem Krieg Theologen geworden, der eine Pastor in seiner baden-württembergischen Heimat, der andere als Prediger in einer in der DDR geduldeten Christengemeinschaft. Besonders über den Werdegang und das Wirken des im Osten tätigen Gemeinschaftspredigers hätte man gern mehr erfahren. Doch endet sein von seinem Sohn betreuter Bericht mit dem Ende des Krieges und einigen kurzen Bemerkungen des Sohnes über das weitere Schicksal seines Vaters. Der andere Autor dagegen lässt seinem Vorkriegsund Kriegsbericht noch eine ausführliche Schilderung seiner Nachkriegserlebnisse folgen, in der er sich als eifriger Schüler des renommierten evangelischen Theologen Karl Barth eine solide Grundlage für seine spätere Tätigkeit als Seelsorger und eigenständiger Theologe verschaffte.

Doch wie vielen jungen Leuten wird es jemals gelingen, sich in die Zeitumstände von damals zu versetzen, und wie viele sind dazu überhaupt noch bereit? Sind sie wirklich daran interessiert, sich auch jetzt noch intensiv mit einer für sie unendlich weit entfernten Epoche zu befassen? Wie viele Leser können Bücher wie die von Streitberger und Urbanski erreichen?

KLAUS NATORP.

Fritz Streitberger: Es wird regiert. 1926 bis 1951. Triga - Der Verlag, Gelnhausen 2007. 252 S., 13,80 [Euro].

Dietrich Urbanski: "Wenn ich nicht zurückkehre ..." Die dramatische Geschichte eines jungen Soldaten. Verlag cap-books, Haiterbach-Beihingen 2008. 266 S., 14,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Klaus Natorp hat die Erlebnisberichte der Flakhelfergeneration ein bisschen dicke. Zwar weiß Natorp um den Wert, den solche Schilderungen mitunter für den Historiker haben können, und die Unverwechselbarkeit jedes Einschicksals ist ihm auch bewusst. Wer sich, aus der jüngeren Generation zumal, außerdem dafür interessieren soll, weiß er jedoch nicht so genau. Den Band des aus einem evangelischen Pfarrhaus stammenden Fritz Streitberger liest Natorp also mit gemischten Gefühlen. Immerhin sieht er die Legende vom nationalsozialistisch leicht indoktrinierbaren evangelischen Christen durch Streitbergers Geschichte widerlegt und erkennt, dass es möglich war, "unbefleckt" durch das Dritte Reich zu kommen. Skeptisch bleibt Natorp dennoch. Die Faktentreue von Darstellungen wie der vorliegenden sei "bisweilen fragwürdig".

© Perlentaucher Medien GmbH