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Mehr als zwanzig Jahre lang hat Frederic Brenner jüdische Gemeinden in über vierzig Ländern, von Äthiopien über Hong Kong bis Usbekistan, fotografiert. Entstanden ist ein Jahrhundertwerk, das das lebendige Judentum der Gegenwart dokumentiert. Es zeigt, auf welch vielfältige Weise sich jüdisches Brauchtum mit den Sitten der jeweiligen Umgebung vermischen kann und doch stets seine Eigenständigkeit bewahrt.
"Wir alle wissen mehr darüber, wie Juden starben als wie sie heute leben" (Frederic Brenner)
Mit diesem Leitsatz machte sich der französische Ethnologe auf den Weg, um jüdische
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Produktbeschreibung
Mehr als zwanzig Jahre lang hat Frederic Brenner jüdische Gemeinden in über vierzig Ländern, von Äthiopien über Hong Kong bis Usbekistan, fotografiert. Entstanden ist ein Jahrhundertwerk, das das lebendige Judentum der Gegenwart dokumentiert. Es zeigt, auf welch vielfältige Weise sich jüdisches Brauchtum mit den Sitten der jeweiligen Umgebung vermischen kann und doch stets seine Eigenständigkeit bewahrt.


"Wir alle wissen mehr darüber, wie Juden starben als wie sie heute leben" (Frederic Brenner)

Mit diesem Leitsatz machte sich der französische Ethnologe auf den Weg, um jüdische Lebensformen auf der ganzen Welt festzuhalten. Daraus wurden eine über zwei Jahrzehnte dauernde Reise durch mehr als vierzig Länder und ein zweibändiges Werk, dessen Entstehung von Steven Spielberg und Estee Lauder gefördert wurde. Die Aufnahmen sind von eindringlicher Intensität und zeugen von einer Vielfalt jüdischer Lebensformen, die stets zwischen Anpassung an die Umgebung und Sicherung der eigenen Identität schwanken. Frederic Brenners einzigartiges Bilddokument präsentiert im ersten Band 270 Fotos, die die Vielfalt jüdischer Tradition in der Diaspora zeigen.

Im zweiten Band kommen Intellektuelle wie Jacques Derrida oder Carlos Fuentes zu Wort, Juden aus der Diaspora nehmen Stellung zu den Bildern, und Frederic Brenner schildert seine Erfahrungen in den Gemeinden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.01.2004

Brenners Mischpoche: Lauter Einzelfälle
Bilder entfalten auch dann ihren Zauber, wenn sie etwas erzählen, was man schon weiß. Im Grunde ist die Pointe, auf die die Fotografien des Ethnologen Frédéric Brenner in „Diaspora – Heimat im Exil” hinauslaufen, ein alter Hut: Er hat sie zusammengetragen aus aller Welt, hat 1978 mit den Aufnahmen begonnen in Jerusalem und hat die letzten 2002 in New York gemacht. Er ist in die ehemalige Sowjetunion und in die USA und nach Kuba und quer durch Europa gereist auf der Suche nach jenem etwas, das die jüdische Identität ausmacht. Der Bildband, der dabei herausgekommen ist (erschienen zusammen mit einem Textband, der sich auf Brenners Arbeiten bezieht), zeigt dann doch eher eine Sammlung von Individuen – je mehr Juden er traf, schreibt Brenner im Vorwort, desto weniger wusste er, wie ein Jude aussieht.
Es sind äußerliche Gemeinsamkeiten, Brauchtum, die er gefunden hat, aber alle paar Kilometer ist das Brauchtum anders. Die meisten der Bilder haben einen melancholischen Beigeschmack, manche erzählen von Armut und Ausgrenzung, von Begräbnisfeiern und Familienfesten. Aber dazwischen tauchen immer wieder sehr witzige Bilder auf, und am besten sind jene, mit denen Brenner seine gescheiterte Suche auf die Schippe nimmt: Einmal hat er beispielsweise die „New York Psychoanalytic Society” fotografiert, einen urkomischen Psychotrupp aus einem Guss. Sie würden ihm vermutlich zustimmen, dass man mit seiner Identität nicht auf die Welt kommt, sondern sie im Laufe eines Lebens konstruiert. Die meisten Menschen, die Brenner zeigt, scheinen hin- und hergerissen zu sein: Wollen sie so sein wie alle anderen um sie herum, wie Belgier oder Jemeniten, oder beharren sie darauf, Teil einer anderen, eigenen Kultur zu sein? – Die Installation, die man hier sieht, ist 1996 in New York entstanden und wirkt wie ein ironischer Kommentar: Brenner hat vertraute Gesichter für diese Fotografie gewählt, allesamt Persönlichkeiten, mit denen man eine bestimmte Vorstellung oder Marke verbindet – nur sind die Assoziationen, die Ralph Lauren und Elie Wiesel und Lauren Bacall und Henry Kissinger und Barbra Streisand und Dr. Ruth Westheimer wecken, einander irgendwie nicht ähnlich. Wer würde es auch wagen, Lauren Bacall in eine Schublade stecken zu wollen? (Diaspora – Heimat im Exil. Knesebeck Verlag, München 2003. 2 Bände, 520 Seiten, 98 Euro.)
sus
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Viola Roggenkamp findet es dem Thema sehr angemessen, dass diese Anthologie der jüdischen Diaspora von Frederic Brenner in zwei Teile gegliedert ist, einen Band mit Fotos von Juden in aller Welt und einen Band, in dem Juden ihre verschiedenen Eindrücke und Gedanken zu den Fotos darlegen. Mit diesem zweibändigen Werk, das in über 25 Jahren in 5 Kontinenten entstanden ist, hat der Fotograf die erste "umfassende" Arbeit zur jüdischen Diaspora vorgelegt, so die Rezensentin beeindruckt. Sie beschreibt die Schwarz-Weiß-Aufnahmen als "metaphorisch" und sieht in ihnen ein "vergleichendes Abbild" zum "unsichtbaren Hintergrund" jüdischen Lebens in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Brenner inszeniert seine Bilder als "Deutung", die erst in der rückblickenden Distanz den "Moment des erlebten Lebens" erkennbar werden lässt, so Roggenkamp angetan. Für sie machen die Fotos darüber hinaus auch den "Traum der freiheitlichen Menschheit" sichtbar, überall heimisch werden zu können, ohne seine Identität zu verlieren.

© Perlentaucher Medien GmbH