Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 17,90 €
  • Gebundenes Buch

Anläßlich des 100. Geburtstages von Helene Waigel am 12. Mai 2000 erscheint dieser wunderbare Bildband mit zum Teil noch nie veröffentlichten Fotos der Künstlerin. Die beigefügte CD-ROM liefert seltenes Ton- und Filmaterial.
Helene Weigel (1900 - 1971) war Anfang zwanzig, als sie den fast gleichaltrigen Autor, Dramaturgen und Theaterregisseur Bertolt Brecht kennen lernte. 1923 heirateten sie. Brecht war, wie Helene Weigel selbst berichtet, anfangs von ihrem schauspielerischen Talent nicht wirklich überzeugt. Doch die beiden arbeiteten zusammen, und Helene Weigel entwickelte unter dem…mehr

Produktbeschreibung
Anläßlich des 100. Geburtstages von Helene Waigel am 12. Mai 2000 erscheint dieser wunderbare Bildband mit zum Teil noch nie veröffentlichten Fotos der Künstlerin. Die beigefügte CD-ROM liefert seltenes Ton- und Filmaterial.

Helene Weigel (1900 - 1971) war Anfang zwanzig, als sie den fast gleichaltrigen Autor, Dramaturgen und Theaterregisseur Bertolt Brecht kennen lernte. 1923 heirateten sie. Brecht war, wie Helene Weigel selbst berichtet, anfangs von ihrem schauspielerischen Talent nicht wirklich überzeugt. Doch die beiden arbeiteten zusammen, und Helene Weigel entwickelte unter dem kritischen Blick des Regisseurs und Gefährten ihre große Ausdrucksfähigkeit und Gestaltungskraft. 1949, nach der Rückkehr aus dem Exil, gründete Brecht mit Helene Weigel das Berliner Ensemble und machte die Weigel zur Intendantin. Nach Brechts Tod, 1956, führte sie das Haus allein weiter. Unter ihrer Leitung gelangte es zu Weltruhm. Schon zu Lebzeiten genoss Helene Weigel einen legendären Ruf als Schauspielerin und Theaterleiterin. Unvergessen sind ihre Auftritte als Mutter Courage in "Mutter Courage und ihre Kinder" von Brecht, als Frau Flinz in Helmut Baierls gleichnamigem Stück, als Mutter in Brechts "Die Mutter" o der als Volumnia in Brechts / Shakespeares "Coriolan". Als Helene Weigel 1968 während einer Tournee in Moskau das ehemalige Wohnhaus Stanislawskis besichtigte, zog die Künstlerin ihre junge Fotografin und Freundin Vera Tenschert beiseite und sagte fast ängstlich zu ihr: "Ich möchte nie, dass die Leute ... Fotos von mir sehen, wie ich nicht war... Später einmal wirst du vielleicht ein Buch machen. Sicher wirst du mal eins machen. Wenn dem so ist, dann bitte ich dich wirklich: Mach ein menschliches Buch von mir." Vera Tenschert hat diese Bitte mit dem vorliegenden Buch in schönster Weise erfüllt. Es dokumentiert nicht nur die Arbeit der Künstlerin Helene Weigel, sondern es zeigt die Weigel auch ganz privat. Vera Tenschert porträtierte die Weigel einfühlsam und mit liebevollem Respekt. Die CD-ROM zeigt in seltenen Filmdokumenten und Tonaufnahmen Helene Weigel, wie sie spielt, singt und spricht. Die CD-ROM kann auch als reines Tondukument auf einem CD-Player abgespielt werden. Buch un d CD-ROM ergänzen sich zu einem einmaligen audiovisuellen Dokument.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2000

Fortdauerndes Wechselverhältnis
Vier Bücher zum hundertsten Geburtstag von Helene Weigel

Das zweitschwerste der vier Bücher, die zum heutigen hundertsten Geburtstag von Helene Weigel erschienen sind, stammt von Werner Hecht, mit einem Vorwort von Siegfried Unseld. Es wiegt 1060 g, enthält schöne, seltene Fotos. Werner Hecht als Brecht-Editor mit Vollmacht der Weigel und Siegfried Unseld als Brecht-Verleger dank der von der Weigel aufrechterhaltenden Suhrkamp-Prävalenz haben guten Grund, der Prinzipalin des Berliner Ensembles ein Denkmal zu setzen. Nach Brechts Tod hat sie, in Absprache mit den drei Miterben, Brechts Kindern, und begünstigt durch ihre österreichische Staatsbürgerschaft, alle Kontrollambitionen der SED auf Brechts schriftstellerischen Nachlass abgewehrt und den Universalvertrag ihres Mannes mit Peter Suhrkamps Verlag erst bestätigt, dann erneuert. Das Buch enthält eine Lebenschronik, den rezensorischen Widerhall ihrer Rollen von 1919 (damals debütierte sie in Frankfurt am Main als Woyzecks Marie) bis zu ihrem letzten Auftreten 1971 in Nanterre, und den Text eines Gesprächs, das Hecht, enger Mitarbeiter gerade in der Zeit des Ensemblezerfalls Ende der sechziger Jahre, mit ihr geführt hat; das Datum (November 1969) muss sich der Leser selbst erschließen. Helene Weigel hat kaum Einzelinterviews gegeben, nur wenige ihrer Privatbriefe sind erhalten; um so bedeutsamer ist dieses Gespräch.

Von der Fotografin Vera Tenschert stammt ein 1400 Gramm schwerer Bildband, in dessen Aufnahmen - sie stammen aus der Zeit nach dem Riss, der 1961 durch das Berliner Ensemble zog - viele Facetten des Matriarchats aufscheinen, das die Weigel nach Brechts Tod über das ihr zugefallene Theater ausübte. Die Huldigung gibt Einblicke in die Privatsphäre; man sieht die Weigel nicht nur "Die Mutter" spielen, sondern auch Pilze sammeln und theaterinteressierte Armeeangehörige bewirten. Beiläufig erfährt man, dass Herman Budzislawski, Weltbühnen-Chef im Prag der dreißiger Jahre und amerikanische Exilgenosse, im Ost-Berlin der sechziger Jahre ihr engster Berater wurde. Hechts Buch wie das von Vera Tenschert zeigen Interieurs: schöne, alte Möbelstücke kombiniert vor neutralen Hintergründen. Eine ganze Intellektuellen-Generation hat so gewohnt.

Ist das schwerste dieser Bücher nicht das gewichtigste, so ist das leichteste von ihnen leicht in einem sehr respektablen Sinn. Es stammt von Carola Stern und wiegt 380 Gramm. Die Geschichte eines Künstlerpaars, das in bemeisterter Schwierigkeit und fortdauernder Ergiebigkeit des Wechselverhältnisses kaum seinesgleichen hat, wird hier von einer außerordentlich erzählbegabten und politisch engagierten Lehrerin einer Schulklasse von heute erzählt. Sie setzt Befremden über die kommunistischen Anschauungen des Künstlerpaars und die Belastbarkeit einer Ehefrau voraus, die Mutter, Hausfrau, Lebensorganisatorin, Hauptschauspielerin, Intendantin war.

Carola Stern erzählt diese Geschichte mit einer Mischung aus Bekümmert- und Unbekümmertheit, die gleich den rechten Ton trifft, mit einem dem Buch vorangesetzten Ehegedicht aus der Zeit des amerikanischen Exils: einem titellosen Wechselgesang zwischen Mann und Frau, dessen intensive Resignation der Ausdruck unauflöslicher Bezogenheit ist. Carola Sterns Bericht will, im Blick auf Brecht, keine Werkerzählung sein; wo er nicht umhinkann, diese Sphäre zu streifen, macht die Erzählerin es sich manchmal etwas leicht. Genau aber ist ihr Sinn für die psychischen und sozialen Voraussetzungen dieser lebensschwierigen Gemeinschaft; sie erkennt die androgyne Anziehung, die die Weigel auf Brecht ausübte, und beschreibt die Parallelität der Herkunft. Beider Väter waren Kleinbürger, denen der Aufstieg geglückt war. Der antibürgerliche Affront ihrer Künstlerkinder hatte die gleiche soziale Wurzel.

Das vierte dieser Weigel-Bücher ist mit 590 g schwerer als das leichteste und gewichtiger als das schwerste. Es stammt von der Literaturhistorikerin und Politologin Sabine Kebir. So gründlich ihr Buch auf weiten Strecken gearbeitet ist, so fesselnd es seinen Stoff ausbreitet: es ist nicht frei von Einseitigkeiten, von Fehlstellen. Gleich zu Anfang tappt die Autorin in eine Falle, wenn sie die große Brecht-Schauspielerin Helene Weigel zur größten aller Brecht-Schauspielerinnen ihrer Zeit stilisiert und sich dabei in eine Phraseologie versteigt, in der die "jüdischen Züge" der Weigel und ihre "asiatische Körpersprache" dazu herhalten müssen, den "Universalismus" - die Sprachgrenzen übersteigende Wirkung - ihrer Schauspielkunst zu begründen. Die Vorstellung, dass sich "in den Konzepten des hochgebildeten Lukàcs das politisch unterentwickelte Niveau Osteuropas" gespiegelt habe, ist humoristisch, abwegig die Feststellung, dass Erich Mühsams Werk "in der DDR totgeschwiegen wurde", so dass es "eine Provokation" gewesen sei, wenn die Weigel (in einem niemals veröffentlichten Gespräch!) ein Mühsam-Stück als Quellpunkt ihrer Annäherung an die Arbeiterbewegung bezeichnet habe. Die Autorin wird fragwürdig auch, wenn sie die Beziehung der Weigel auf den seit 1925 von Stalins Katastrophenpolitik dominierten deutschen Partei-Kommunismus zu entschärfen sucht. Brecht als künstlerischer Vorreiter eines basisdemokratischen "Bewusstseins der großen Mehrheiten" ist eine wunderliche Vorstellung, wenn man bedenkt, dass des Dichters Demokratiebegriff ein auf die Revolutions-Avantgarde beschränkter war. Erst in späten, aus dem (durch Kebir exzentrisch missdeuteten) Juni-Schock von 1953 hervorgehenden Gedichten ermahnt der Dichter die kommunistische Führung, auf "die Weisheit des Volkes" zu hören; diese anhaltend bedeutsame Kategorie löst sich ihm aus dem Scheitern einer voluntaristischen Politik. Man tut weder Brecht noch der Weigel einen Dienst, wenn man den Lernprozess unterschlägt, den beide in drei katastrophenreichen Jahrzehnten durchliefen.

Ist Carola Stern an den Widersprüchen ihrer Heldin interessiert, so Sabine Kebir an den Übereinstimmungen. Doch schmälert der Hang zur Idealisierung, dem die Autorin nachgibt, nicht ie Bedeutung ihres Buches, dem eine Detailüberarbeitung guttäte. Zu seinen Verdiensten gehört es, die geistigen Grundlagen der Haltung zu verdeutlichen, die die Weigel an Brechts Seite zu einer überlegenen Rolle finden ließ. Sabine Kebir ziegt, dass Brecht in der Schauspielerin, die er 1924 in Berlin kennenlernte, eine souveräne Frau fand, die im Wiener Lyzeum der Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald auf der Höhe eines psychologisch avancierten Emanzipationsbewusstseins ausgebildet worden war.

FRIEDRICH DIECKMANN

Werner Hecht: "Helene Weigel. Eine große Frau des 20. Jahrhunderts". Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000. 343 S., geb., 58,- DM.

"Helene Weigel". Fotografien von Vera Tenschert. Henschel Verlag, Berlin 2000. 224 S., 230 Abb., geb., 128,- DM.

Carola Stern: "Männer lieben anders. Helene Weigel und Bertolt Brecht". Verlag Rowohlt Berlin, Berlin 2000. 224 S., Abb., geb., 36,- DM.

Sabine Kebir: "Abstieg in den Ruhm. Helene Weigel. Eine Biographie". Aufbau Verlag, Berlin 2000. 300 S., Abb., geb., 39,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kuriose Rezension. Man könnte Friedrich Dieckmanns Kritik der vier Bücher, die zu Helene Weigels 100. Geburtstag (12.5.00) erschienen sind, zu einem Rätsel zusammen fassen: Das zweitschwerste Buch wiegt 1060 g. Das schwerste (1400 g) ist nicht das gewichtigste, das leichteste (380 g) leicht auf respektable Weise. Das vierte Buch schließlich (590 g) ist schwerer als das leichteste und gewichtiger als das schwerste. Ordnen Sie den Gewichten die Titel zu, und benutzen Sie keine Waage!
1) Werner Hecht: "