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Die erste umfassende Monographie zu einem sowjetischen Speziallager auf dem Territorium des heutigen Polen.Im Gegensatz zu den Speziallagern auf dem Territorium der ehemaligen DDR, wo nach 1990 Gedenkstätten entstanden, ehemalige Häftlinge Interessenverbände gründeten und sich die Forschung des Themas annahm, blieben die auf dem Territorium des heutigen Polen liegenden Lager weitgehend unbeachtet. Eines dieser Lager befand sich in Landsberg an der Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski).Bereits unmittelbar nach dem Einrücken der Roten Armee am 30. Januar 1945 wurde auf dem Gelände der ehemaligen…mehr

Produktbeschreibung
Die erste umfassende Monographie zu einem sowjetischen Speziallager auf dem Territorium des heutigen Polen.Im Gegensatz zu den Speziallagern auf dem Territorium der ehemaligen DDR, wo nach 1990 Gedenkstätten entstanden, ehemalige Häftlinge Interessenverbände gründeten und sich die Forschung des Themas annahm, blieben die auf dem Territorium des heutigen Polen liegenden Lager weitgehend unbeachtet. Eines dieser Lager befand sich in Landsberg an der Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski).Bereits unmittelbar nach dem Einrücken der Roten Armee am 30. Januar 1945 wurde auf dem Gelände der ehemaligen General-von-Strantz-Kaserne ein Sammellager für sogenannte Mobilisierte eingerichtet, die größtenteils bis Ende März in die Sowjetunion weitertransportiert wurden. Im Mai 1945 entstand an gleicher Stelle das Speziallager Nr. 4 des NKWD, in dem sich zur Jahresmitte bereits über 6000 Internierte befanden. Bei den in Landsberg Internierten handelte es sich hauptsächlich um Personen, die unmittelbar nach Kriegsende in und um Berlin verhaftet worden waren. Bis zur Auflösung Anfang Januar 1946 durchliefen etwa 13000 Personen das Lager. Die verbliebenen Internierten wurden in das Speziallager Nr. 2 nach Buchenwald abtransportiert. Nach bisherigen Erkenntnissen verstarben in Landsberg ca. 2250 Personen.Die Darstellung wird ergänzt durch ausgewählte Häftlingsbiografien, einen rekonstruierten Plan des Lagers, Fotografien und Dokumente.Links: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Autorenporträt
Der AutorHolm Kirsten, geb. 1965, Studium der Neueren Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaft, seit September 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald.Publikation: Weimar im Banne des Führers. Die Besuche Adolf Hitlers 1925 bis 1940 (2001).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2005

Entsetzlich

SPEZIALLAGER LANDSBERG. Sowenig die sowjetischen Nachkriegslager auf dem Gebiet der späteren DDR im allgemeinen Bewußtsein sind, die Unkenntnis wird noch übertroffen, wenn es sich um die Lager östlich von Oder und Neiße handelt. Daher ist es verdienstvoll, daß jetzt über das Lager Landsberg an der Warthe berichtet wird, das von Kriegsende bis zum Januar 1946 bestanden hatte. Natürlich ist die Quellenlage schlecht, jedoch liegt das nur zum Teil daran, daß Quellen erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zugänglich geworden sind, denn das Thema war bis 1989 auch im Westen uninteressant gewesen - nicht mehr als 37 Überlebende von vielen Tausenden konnten ausfindig gemacht werden. Die Arbeit ist das Ergebnis sorgfältiger und gewissenhafter Forschung, und wenn der Text im Ton eher nüchtern-unterkühlt ist, so bieten die zahlreichen wörtlichen Zitate von Erlebnisberichten das emotionale Gegengewicht, das deshalb nötig ist, weil nur so Authentizität erreicht werden kann und weil nackte Tatsachenmitteilungen und bloße Zahlen nur einen Teil der historischen Wahrheit ausmachen. Der generelle Charakter des Lagers wird zu Beginn des Buches in den richtigen Kontext gestellt, indem auf die "lange Tradition" verwiesen wird, die Zwangsarbeiterlager in der Sowjetunion hatten. Nacheinander wird kurz über Landsberg selbst berichtet - das Lager befand sich in der General-von-Strantz-Kaserne, in der Gottfried Benn Dienst getan hatte, keine Erwähnung finden Christa Wolfs Kindheitserinnerungen -, über die Organisation des Lagers, über die Häftlinge nach Haftgründen, Alter, Frauen, Kindern und Jugendlichen (der Jüngste war 12 Jahre alt), schließlich über Haftbedingungen und den sogenannten Alltag. All das kann aus Platzgründen hier nicht wiedergegeben werden, überraschen tut keine einzige der entsetzlichen Mitteilungen. Statt dessen einige Angaben über die Todesrate: Wegen der chaotischen Verhältnisse sind heute nach einem halben Jahrhundert genaue Zahlen nicht mehr festzustellen. Nach Schätzungen von Fricke, Finn und des Autors sind von rund 10 000 Gefangenen zwischen 2000 und 3000 in Landsberg gestorben. Nach Buchenwald, wo dann besser gezählt wurde, kamen 5671 Landsberger Internierte, davon starben bis zum Jahre 1950, als Buchenwald aufgelöst wurde, 2158. (Holm Kirsten: Das sowjetische Speziallager Nr. 4 Landsberg/Warthe. Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2005. 159 Seiten, 18,- [Euro].)

WOLFGANG SCHULLER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "verdienstvoll" würdigt Rezensent Wolfgang Schuller diesen Sammelband über das sowjetische Speziallager Landsberg an der Warthe, das von Kriegsende bis Januar 1946 existierte. Der Band schildere Charakter des Lagers, seine Organisation, die Haftbedingungen und den Alltag. Das Lager-Geschehen beschreibt er schlicht als "entsetzlich". Den Band lobt Schuller als Ergebnis "sorgfältiger und gewissenhafter Forschung". Zum eher "nüchtern-unterkühlten" Ton des Textes bildeten die zahlreichen wörtlichen Zitate von Erlebnisberichten das "emotionale Gegengewicht". Er hält das für nötig, um Authentizität zu gewährleisten. "Und weil nackte Tatsachenmitteilungen und bloße Zahlen nur einen Teil der historischen Wahrheit ausmachen."

© Perlentaucher Medien GmbH