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Die Protagonisten dieser vier Erzählungen, »kleine Leute« im dänisch-jüdischen Milieu des ausgehenden 19. Jahrhunderts und vom Autor mit freundlicher Ironie bedacht, sind auf ihre Art Außenseiter, die Tragikgrotesken erleiden und durchleben, ohne ihre menschliche Würde zu verlieren. »Mein gesamtes Lebensschicksal ist geprägt von zwei Faktoren, die sich um das Bürgerrecht streiten: meiner dänischen Geburt und meinem jüdischen Blut«, schrieb Meïr Aron Goldschmidt 1877 in seinen »Lebenserinnerungen«. Immer streitbar und umstritten, häufig auf Reisen und umgetrieben, fand er seine eigentliche…mehr

Produktbeschreibung
Die Protagonisten dieser vier Erzählungen, »kleine Leute« im dänisch-jüdischen Milieu des ausgehenden 19. Jahrhunderts und vom Autor mit freundlicher Ironie bedacht, sind auf ihre Art Außenseiter, die Tragikgrotesken erleiden und durchleben, ohne ihre menschliche Würde zu verlieren. »Mein gesamtes Lebensschicksal ist geprägt von zwei Faktoren, die sich um das Bürgerrecht streiten: meiner dänischen Geburt und meinem jüdischen Blut«, schrieb Meïr Aron Goldschmidt 1877 in seinen »Lebenserinnerungen«. Immer streitbar und umstritten, häufig auf Reisen und umgetrieben, fand er seine eigentliche Ausdrucksmöglichkeit in der Literatur und stellte in seinen besten Prosawerken vor allem Probleme jüdischen Lebens in einer christlich-dänischen Umwelt dar.Im Mittelpunkt der Novelle »Maser« steht der bucklige Jude Simon Levi, dem als unerhörte Begebenheit eine unerwartete Erbschaft widerfährt. Sein Kampf mit sich und dem Herrgott um das Bezahlen des Armenzehnts wird mit Ironie und Sympathie geschildert und endet mit einer Aussöhnung der Religionen. Avrohmche Nachtigall, der kleine Abraham, wurde von einem starrsinnigen Vater um Jugend und Zukunftstraum gebracht, seine späte Liebe zu einem christlichen Mädchen gerät ähnlich unglücklich wie seine frühe zur Gesangskunst. Auch der Sonderling Mendel Hertz, ein dichtender Schuhmacher und Amateur-Philosoph, wird in der gleichnamigen Miniatur-Novelle von seiner Angebeteten abgewiesen. In »Levi und Ibald« taucht noch einmal der älter gewordene Simon Levi auf, zusammen mit dem windigen Poeten Ibald, wieder in einem tragikomischen Geschehen, in das der Autor die geistigen Strömungen und Auseinandersetzungen der Zeit einbezieht.
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Autorenporträt
Meïr Aron Goldschmidt (1819-1887) war dänischer Schriftsteller, Journalist und Herausgeber des respektlosen Satireblatts »Corsaren«, das etwa vierzigmal von der Zensur beschlagnahmt wurde. Nach seinem Tod sprach ihm der Kritiker und Essayist Georg Brandes von allen Zeitgenossen das größte Verdienst um die »moderne dänische Kunstprosa« und einen »weltbürgerlichen Blick« auf dänische Zustände zu.

Gisela Perlet (1942-2010) studierte Germanistik und Nordistik. Von 1966-1979 war sie Verlagslektorin, seit 1979 freiberuflich als Übersetzerin, Herausgeberin und Autorin tätig. 2002 wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.2003

Ein Grauen von alters her
Welttheater im Kleinformat: Meïr Aron Goldschmidts Erzählungen

Am Anfang standen Kierkegaard und Andersen, am Ende Georg Brandes. Zwischen den epochalen Riesen der dänischen Literatur behauptete sich ein Schriftsteller, der von ihnen allen bewundert und angefeindet wurde - als Mitstreiter wie als Gegner und immer auf Augenhöhe. Meyer Aron Goldschmidt, der seinen Vornamen um des hebräischen Wortes für "Licht" willen in "Meïr" geändert hatte, besaß ein bemerkenswertes Talent, sich Freunde zu Feinden zu machen und umgekehrt. Auf seine Weise wollte er die Fackel der Aufklärung hochhalten gegen die Allianz von Zensur und Repression mit einem neuartigen Antisemitismus; das brachte ihn in Allianzen des demokratischen Fortschritts. Daß aber der Aufklärer auch von seinem Judentum nicht lassen wollte, daß er gar offensiv und mit selbstbewußtem Witz dafür eintrat, das machte ihn zu einem oft einsamen Kämpfer und trug ihm zeitweise gar den Vorwurf der Gegenaufklärung ein. Unbeirrt aber hat er bis zu seinem Tode 1887 an dem Versuch gearbeitet, jüdische Überlieferung mit der anbrechenden Moderne zusammenzudenken, im Zeichen einer zugleich richtenden und versöhnenden "Nemesis".

Dieser vaterlandsliebende Weltbürger, fromme Spötter und ironische Menschenfreund saß nicht bloß zwischen den Stühlen - er stand zwischen den Fronten. Das galt nicht nur für die literarischen und weltanschaulichen, sondern in einem zuweilen sehr wörtlichen Sinn auch für die politischen Fehden. Den nationalen Konfrontationen etwa, die den dänisch-deutschen "Gesamtstaat" mit den Herzogtümern Schleswig und Holstein zerrissen und auf beiden Seiten einen hitzigen Nationalismus anfeuerten, stellte er das so vernünftige wie aussichtslose Modell einer mehrsprachigen Föderation entgegen. Den rebellischen norwegischen Dichter Henrik Wergeland unterstützte er in seinem Kampf für die Gleichberechtigung der Juden - und machte sich damit zur Zielscheibe auch für dessen zahlreiche Feinde. Der Pariser Kommune hat er zugejubelt und ihre fanatisierten Ausschreitungen doch zugleich gefürchtet; als er dann endlich die ersehnte Reise zum revolutionären Schauplatz unternehmen konnte, fand er nur noch die Trümmer des Aufstands und sah in Compiègne deutschen Soldaten beim Exerzieren zu.

Nicht nur seinen Landsleuten galt der Weltläufige lebenslang als Verkörperung dessen, was der Titel seiner nach Pariser Vorbild gegründeten satirischen Zeitschrift verheißen hatte: ein "Corsar" im biedermeierlichen Ententeich. Auch manche Protagonisten des deutschen Vormärz orientierten sich am Kurs des Kopenhagener Piraten, Karl Gutzkow etwa, Arnold Ruge und die Gründer des "Kladderadatsch". Daß Goldschmidt dennoch niemals ganz auf einer Seite stehen konnte, daß um ihn immer etwas Agonales war: das lag außer an seiner immer wieder beargwöhnten Herkunft auch an der Schärfe seiner Beobachtungen, die allenfalls durch die seiner Formulierungen übertroffen wurde (nach einer Reise notiert er, das Kneipenleben sei das einzig "demokratische Element in Deutschland"). Vor allem aber ergab es sich aus seiner dauernden Weigerung, in einem Strom mitzuschwimmen, auf dessen Verlauf er keinen Einfluß haben sollte.

Anders als seine epochalen Sparringspartner ist Goldschmidt in Deutschland in Vergessenheit geraten. Seinen großen Romanen eilte schon zu Lebzeiten und zu Recht der Ruf voraus, sie ähnelten denjenigen der jungdeutschen Freunde auch darin, daß sie das Programm über die Poesie stellten und sich ins Weitläufige verlören. Aber diese dickleibigen Panoramen bildeten doch nur den umfangreichsten, nicht den wichtigsten Teil seines Werks. Goldschmidts wirklich produktives Lebensthema blieb, sooft er sich aus dieser nicht freiwillig gewählten Bindung lösen wollte, jene Außenseiterposition, in die er sich hineingeboren fand, die seinen Blick schmerzhaft geschärft und ihn mit einem unerschöpflichen Erlebensvorrat versehen hatte.

"Ein Jude" hieß sein noch immer lesenswertes, autobiographisches Romandebüt. 1867 erschien dann, im Roman "Der Rabe", zum ersten Mal jener arme, fromme Simon Levi, der fortan zu seiner populärsten Gestalt werden sollte. Diesem wunderlichen Helden, seinen Freunden und Feinden kann man nun endlich wiederbegegnen: in jenen kleinen Novellen, mit denen dem Autor seine größten Kunstwerke gelangen. Vier Texte hat Gisela Perlet ausgewählt, makellos übersetzt und mit einem klugen und liebevollen Nachwort versehen.

Diese Geschichten zeigen einen großen Erzähler von seiner aufregendsten Seite: ein dänisch-jüdisches Welttheater in jenem kleinen Format, das mit den Lebensformen seiner Protagonisten nicht nur die Bescheidenheit teilt, sondern auch die Menschenfreundlichkeit und einen sehr eigensinnigen Humor. Ihr Grundmuster bildet die gerade noch abgewendete Tragödie, die niemals ganz überwunden werden kann und die dennoch ihrerseits nicht triumphieren kann über die Tapferkeit und den Witz ihrer Opfer. Von Armut und plötzlichem Reichtum erzählt Goldschmidt, von den Aufschwüngen einer großen Liebe, dem elenden Scheitern und dem Weiterleben, von Außenseitern und Querköpfen, die sich gegen Spott und Schande behaupten, von den alltäglichen jüdischen Lebensformen und den vielen Schattierungen zwischen Assimilation und Orthodoxie. Es gibt hier sehr rührende Passagen, es gibt erstaunlich viel zu lachen, und zeitweise möchte man beinahe glauben, es könnte alles ein gutes Ende nehmen.

Bis auf der letzten Seite der alte Simon Levi stirbt, unter den Augen zweier christlicher Pfarrer, deren Anblick ihn an "Anklage, peinliches Verhör, Verfolgung" erinnert, an "all jenes Grauen, das sein Geschlecht seit altersher kennt". Mit diesem Präsens endet das Buch; in dieser Angst, die mit ihm nicht endet, stirbt Goldschmidts liebster und liebenswürdigster Held. Daß er literarisch weiterlebt, ist diesmal mehr als eine Metapher. In ihrem berühmtesten Buch wird Tania Blixen eines Nachts den alten Simon Levi in ihrem Lehnstuhl sitzen sehen, ganz gegenwärtig und sehr weit "jenseits von Afrika".

HEINRICH DETERING

Meïr Aron Goldschmidt: "Avrohmche Nachtigall". Erzählungen. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Gisela Perlet. Wallstein Verlag, Göttingen, 2003. 144 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.02.2004

Die Trauer der zweitbesten Lösung
Da war Deutsch noch die Sprache der Versöhnung: Meir Aron Goldschmidts „Avrohmche Nachtigall”
Es gibt eine gar nicht so seltene Art von literarischen Figuren, die zu ihrer Zeit im öffentlichen Leben eine herausragende und kontroverse Rolle spielen, um dann, eben weil sie mit Haut und Haaren dieser überwundenen Epoche angehören, der Vergessenheit anheimzufallen – und irgendwann, wenn jemand sie wieder ausgräbt, wundern sich alle, wie ein so witziger Geist und lebendiger Autor je aus dem Blick hat verschwinden können. Da sie nie kanonisch werden, werden sie auch nie langweilig. Und so oft es wieder auftaucht, geht von ihrem Werk eine erhellende und erfrischende Wirkung aus. Einer davon ist Meir Aron Goldschmidt.
1819 in einer dänischen Kleinstadt geboren, erfährt er in seiner Jugend harte Zurücksetzung als Jude, erkämpft sich seine Emanzipation, gründet mit noch nicht zwanzig Jahren die bald wichtigste Zeitung Dänemarks, den liberal-satirischen Corsaren, dessen wichtigster Beiträger er selber ist, und findet daneben Zeit zum Verfassen von Romanen und Novellen. Diesen heute hierzulande fast unbekannten Schriftsteller präsentieren der Wallstein-Verlag und Gisela Perlet, die ihn übersetzt und kommentiert hat, jetzt in einer liebevollen Edition und geschickter Auswahl.
Vier Erzählungen sind in „Avrohmche Nachtigall” versammelt; alle haben sie es mit der schwierigen Stellung der Juden im Dänemark vor hundertfünfzig Jahren zu tun. Zwar bietet sich ihnen inzwischen die Chance der Assimilation; aber es drohen auch neue Verwirrungen, und eine neue Feindschaft wächst gegen sie heran. Mit großem Schmerz sieht es der alte Simon Levi, dass sein Neffe Fredrik am Sabbat eine Zigarre raucht – wo doch das Gesetz Mose an diesem Tag das Feuermachen ausdrücklich verbietet. Zwar versucht Fredrik, das Corpus delicti unauffällig unter seinem Rockschoß verschwinden zu lassen, doch der Onkel hat scharfe Augen. Wie davon sprechen, ohne sich eine Autorität anzumaßen, die dem bloßen Onkel nicht zukommt; ohne Trotz zu erwecken, aber doch so, dass sich der Beschämung eine Pforte öffnet?
„Simon sagte: ,Gut Schabbas, Fredrik, wie geht es dir?‘ ,Danke, Onkel, gut.‘ ,Und wie geht es deiner Frau?‘ ,Ja, danke, gut. Du kommst doch mit nach oben, Onkel?‘ ,Und wie geht es dem Jungen?‘ ,Danke, sehr gut, Onkel Simon.‘ ,Und wie geht es deinem Vater?‘ ,Danke, gut.‘ ,Und wie geht es deiner Mutter?‘ ,Ja danke, sehr gut.‘ ,Und wie geht es deiner Zigarre? Glaubst du, sie brennt noch?‘ Fredrik ließ die Zigarre fallen, stellte den Fuß darauf und sagte lächelnd: ,Da liegt sie, Onkel, ist es gut so?‘” Nein, natürlich ist es nicht gut so. Simon setzt Fredrik auseinander, wie es einem alten Juden einen Stich ins Herz geben muss und einem jungen Juden ein schlechtes Beispiel. „Und triffst du einen Christen, dann denkt der Christ: Da geht ein Jude, der kein Jude sein will, und doch ist er ein Jude!”
Simon Levi, von Goldschmidt als Romanfigur erfunden, ist Protagonist der beiden längsten Geschichten. Schon mehr alt als jung und mit einem Buckel geschlagen, führt er mit seiner Schwester Gidel ein zurückgezogenes, bescheidenes Leben – als ihn die Nachricht einer riesigen Erbschaft erreicht. Das ist für einen Erzähler ein so verlockendes wie gefährliches Motiv, und wenn er hier nicht sehr aufpasst, hat ihn die Sentimentalität am Wickel. Tatsächlich hatte Sören Kierkegaard den noch ganz jungen Autor vor der Gefahr der „süßen Milchsuppe” gewarnt. Davon jedoch haben sich diese Erzählungen frei gemacht. Simon erwägt sehr genau, wie viel ihm der Reichtum noch nützen kann, dass er ihm nicht Jugend und Wohlgestalt verschafft und nicht einmal das respektgebietende Auftreten des reichen Mannes, das er bei so spätem Segen einfach nicht mehr erlernen wird. Ja es verursacht ihm große Beunruhigung, was damit zu tun wäre; und Ruhe findet er erst, als er sich entschließt, seinem Bruder von seinem Reichtum abzugeben.
Frisch, gesund, meschugge
Dem traditionellen Judentum steht der assimilierte Jude Goldschmidt mit großer Sympathie gegenüber; und manchmal klingt es vielleicht allzusehr nach „Schuster, bleib bei deinem Leisten”. Das darf man in der Welt dieser Kleingewerbetreibenden ganz wörtlich verstehen: Der arme Flickschuster Mendel Hertz, wie viele Juden in Goldschmidts Universum körperlich ein wenig verkümmert, bekommt auf den Antrag, den er seiner Cousine stellt, einfach zu hören: „Frisch und gesund und meschugge! Mendel, bist du ein Mann zum Heiraten?” Und mit dem Anschein des Salomonischen endet die tragische Verliebtheit eines weiteren alten Junggesellen, des titelgebenden Avrohmche Nachtigall, der sich in ein hübsches christliches Dienstmädchen verguckt, stattdessen aber die Vernunftehe mit einer vierzigjährigen Jüdin wählt, die ihn vor zwanzig Jahren verschmäht hat, jetzt aber offenbar reif ist für zweitbeste Lösungen. Das ist alles ein wenig traurig und von jener humoristischen Entsagung gefärbt, die einem auch bei der Lektüre Gottfried Kellers so beklemmende Gefühle bereiten kann; hierin bleibt es seiner Epoche am tiefsten verhaftet.
Das dänische 19. Jahrhundert weist noch eine Besonderheit auf, an die heute, spätestens seit Beate Uhse gestorben ist, kaum noch jemand zurückdenkt: Es ist kulturell, politisch, ökonomisch völlig auf Deutschland hin orientiert, an dem es wie ein kleines nordisches Schwänzlein hängt. Von hier dringt der aufklärerische Geist Lessings und Moses Mendelssohns herein, von hier schwappen die ersten Judenpogrome herüber. Heute schauen beide Nationen aneinander vorbei in den angelsächsischen Raum. Wenn aber damals in Kopenhagen ein hitziger Christ und ein empfindlicher Jude sich auf heikle Weise zu nahe kommen, beschwichtigen sie einander auf Deutsch: „Darum keine Feindschaft nicht!” Auch weil es an solche vergangenen Konstellationen erinnert, handelt es sich um einen sehr lesenswerten kleinen Band.
BURKHARD MÜLLER
MEIR ARON GOLDSCHMIDT: Avrohmche Nachtigall. Erzählungen. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Gisela Perlet. Wallstein Verlag, Göttingen 2003. 141 Seiten, 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Heinrich Detering nutzt die Besprechung des Erzählbandes von Meir Aron Goldschmidt, diesen 1885 gestorbenen dänisch-jüdischen Schriftsteller vorzustellen, der zu seinem Bedauern hierzulande in Vergessenheit geraten ist. Während die Romane Goldschmidts "zu Recht" den Ruf haben, sich allzu sehr am deutschen Vormärz zu orientieren und dabei das "Programm über die Poesie" stellen, legt Detering den Lesern die Erzählungen dieses Schriftstellers uneingeschränkt ans Herz. Für den vorliegenden Band hat die Herausgeberin und Übersetzerin Gisela Perlet vier Erzählungen ausgewählt und, wie der Rezensent findet, nicht nur "makellos übersetzt", sondern auch mit einem "klugen und liebevollen Nachwort" ergänzt. Das wiederkehrende Muster der Geschichten, in denen der aus dem Roman "Der Rabe" bekannte "liebste und liebenswürdigste Held" aus dem Goldschmidtschen Oeuvre, Simon Levi", zum ersten Mal erscheint, ist die "gerade noch abgewendete Tragödie", meint der Rezensent, der darin die alltägliche jüdische Lebenswelt genauso dargestellt sieht wie die vielen Facetten von "Assimilation und Orthodoxie". In diesen Texten zeigt sich der Autor als "großer Erzähler", schwärmt Detering, den viele Passagen dieser Geschichten gerührt, aber auch "erstaunlich" oft zum Lachen gebracht haben.

© Perlentaucher Medien GmbH
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