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"Vielleicht halten meine Sätze den Gedanken wach von dem bemerkenswerten Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie, welcher mangels lebendiger Anschauung öfter übersehen oder aus durchschaubaren Gründen frech geleugnet wird." Die Verwischung dieses "bemerkenswerten Unterschieds" macht Hans Joachim Schädlich an zwei Beispielen deutlich:Enttäuscht ist er über Monika Maron, die aus Egoismus für die Stasi spioniert und später ihre Spitzeltätigkeit bagatellisiert habe. Als absurd empfindet Schädlich die Stilisierung Marons durch westdeutsche Feuilletons zum Opfer: "Opfer waren - und sind! -…mehr

Produktbeschreibung
"Vielleicht halten meine Sätze den Gedanken wach von dem bemerkenswerten Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie, welcher mangels lebendiger Anschauung öfter übersehen oder aus durchschaubaren Gründen frech geleugnet wird." Die Verwischung dieses "bemerkenswerten Unterschieds" macht Hans Joachim Schädlich an zwei Beispielen deutlich:Enttäuscht ist er über Monika Maron, die aus Egoismus für die Stasi spioniert und später ihre Spitzeltätigkeit bagatellisiert habe. Als absurd empfindet Schädlich die Stilisierung Marons durch westdeutsche Feuilletons zum Opfer: "Opfer waren - und sind! - diejenigen, die sie bespitzelt hat." Den Fall nimmt Schädlich zum Anlaß, sich kritisch mit der Aufgabe des Schriftstellers auseinanderzusetzen.Mit "Tallhover" (1986) hat Schädlich die fiktive Biographie eines deutschen Spitzels geschrieben. Der Roman hatte Günter Grass angeregt, die Figur des Tallhover in seinem Werk "Ein weites Feld" (1995) als Hoftaller weiterleben zu lassen. "Ich habe 1991 [.] nicht wissen können, daß Grass die Tallhover-Figur solcherart mißbrauchen würde", so Schädlich heute. Grass habe die Figur populistisch verkehrt und das Stasi-System verharmlost.Auch wehrt sich Schädlich vehement gegen Grass' Vorwurf der "Betonfraktion" im Zusammenhang mit der Debatte um die Vereinigung von West- und Ost-P.E.N. Vor diesem Hintergrund skizziert Schädlich dokumentarisch den Bruch einer Schriftstellerfreundschaft.Der Autor Die Erzähltexte Hans Joachim Schädlichs (geb. 1935) unterlagen in der DDR dem Publikationsverbot. Seit 1977 lebt und veröffentlicht er in West-Deutschland. Er ist Träger zahlreicher Literaturpreise (u.a. Rauriser Literaturpreis 1977, Marburger Literaturpreis 1986, Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln 1992, Kleist-Preis 1996).Im Wallstein Verlag erschien 1996 "Der Kuckuck und die Nachtigall. Märchen" (ISBN 3-89244-218-5) sowie 1997 in der Reihe der Göttinger Sudelblätter "Vertrauen und Verrat" (ISBN 3-89244-247-9).Pressestimmen: "Vor uns tut sich nicht nur eine literarische, sondern auch eine politische Kontroverse auf. In Zeiten der Verjährung und Verklärung wählt Schädlich den Säbel und nicht das Florett."(Jürgen Verdofsky, NDR Radio 3)"Als Gesamteindruck besticht eine eigenwillige Mischung von rigoroser und libertärer Haltung."(Martin Luchsinger, Frankfurter Rundschau)"Die grundsätzlichen Überlegungen Schädlichs zur Rolle des Schriftstellers machen dieses Buch lesenswert."(Darmstädter Echo)
Autorenporträt
Hans Joachim Schädlich, 1935 in Reichenbach im Vogtland geboren, arbeitete an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin, bevor er 1977 in die Bundesrepublik übersiedelte. Heute lebt er wieder in Berlin. Für sein Werk bekam er viele Auszeichnungen, u.a. den Heinrich-Böll-Preis, Hans-Sahl-Preis, Kleist-Preis, Schiller-Gedächtnispreis, Lessing-Preis, Bremer Literaturpreis und Joseph-Breitbach-Preis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Hans Joachim Schädlich nennt auch die unbequemen Dinge beim Namen, erklärt Rezensent Martin Luchsinger. Sehr erfreut zeigt er sich daher, dass der Wallstein Verlag nun weitere "verstreute Interventionen" des 1977 aus der DDR ausgereisten Schriftstellers veröffentlicht hat, die der Rezensent allesamt für umsichtig, klug, scharf, entschieden und differenziert hält, seien sie gegen Günter Grass, Robert Walser oder Monika Maron gerichtet. Und besonders beeindruckt hat ihn Schädlichs eigenwillige Mischung aus Rigorosität und liberalem Denken, hinter dem Luchsinger eine Utopie der Versöhnung zwischen Ost und West und zwischen ostdeutschen Autoren vermutet.

© Perlentaucher Medien GmbH