Marktplatzangebote
9 Angebote ab € 2,00 €
  • Gebundenes Buch

Dieter Richter erzählt das Leben Jean Pauls im Spiegel seiner Reisen. Von der ersten Wanderung des kleinen Fritz Richter von Joditz zu den Großeltern nach Hof bis zur letzten Reise des Dichters, der zwei Monate vor seinem Tod in Nürnberg Heilung für sein Augenleiden sucht. Dazwischen spannen sich die Stationen eines intensiven Reiselebens (Jean Paul), das den Dichter auf etwa 75 kleineren oder größeren Reisen über viele Tausende von Kilometern durch Deutschland führt. Ewige Wanderratte hat er sich einmal genannt, in seiner Jugend legt er enorme Strecken zu Fuß zurück, später reist er in…mehr

Produktbeschreibung
Dieter Richter erzählt das Leben Jean Pauls im Spiegel seiner Reisen. Von der ersten Wanderung des kleinen Fritz Richter von Joditz zu den Großeltern nach Hof bis zur letzten Reise des Dichters, der zwei Monate vor seinem Tod in Nürnberg Heilung für sein Augenleiden sucht. Dazwischen spannen sich die Stationen eines intensiven Reiselebens (Jean Paul), das den Dichter auf etwa 75 kleineren oder größeren Reisen über viele Tausende von Kilometern durch Deutschland führt. Ewige Wanderratte hat er sich einmal genannt, in seiner Jugend legt er enorme Strecken zu Fuß zurück, später reist er in Kutscheneinsamkeit, begleitet nur von seinem Hund. Dabei ist Reisen für ihn rauschhaft genossenes Glück, ist die Sucht des Fernsuchens, die unter seinen vielen Süchten vielleicht die leidenschaftlichste war. Jean Paul und Dieter Richter besuchen:Aalen · Altenburg · Amberg · Ansbach · Arzberg · Asch · Aschaffenburg · Auma · Bad Lauchstädt · Bad Steben Bamberg · Bayreuth · Belgershain · Berlin · Berneck · Bingen · Birkenau · Coburg · Dessau · Dinkelsbühl · Dresden · Eisenach · Erfurt · Erlangen · Förbau · Forchheim · Frankfurt · Franzensbad · Freiberg · Freising · Gera · Giebichenstein · Gotha · Halberstadt · Halle · Heidelberg · Helmbrechts · Hildburghausen · Hof · Hohenberg/Eger · Ilmenau · Ingolstadt · Jena · Joditz · Kassel · Köditz · Königsbrück · Landshut · Leipzig · Leupoldsgrün · Liebenstein · Lindenau · Löbichau · Mainz · Mannheim · Meiningen · Meissen · Münchberg · München · Nauen · Naumburg · Neuhaus · Neustadt/Aisch · Nürnberg · Oßmannstedt · Pfaffenhofen · Pichelswerder · Potsdam · Regensburg · Rehau · Rudolstadt · Ruhla · Schleiz · Schwandorf · Schwarzburg· Schwarzenbach · Schwetzingen · Seidingstadt · Seifersdorf · Sonneberg · Sparneck · Starnberger See · Stetten · Stuttgart · Tannenfeld · Tiefurth · Töpen · Venzka · Wangen · Weimar · Weinheim · Weissenfels · Wiesbaden Wirsberg · Wörlitz · Worms · Wunsiedel · Würzburg · Zedtwitz · Zwickau
Autorenporträt
Dieter Richter, geboren 1938 in Hof, bis 2004 Professor für Kritische Literaturgeschichte an der Universität Bremen. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a.: 'Der Süden', Berlin (Wagenbach) 2009 und 'Goethe in Neapel', Berlin (Wagenbach) 2012. 'Von Hof nach Rom. Johann Christian Reinhart, ein deutscher Maler in Italien. Eine Biographie', Berlin (Transit) 2010. 'Jean Paul und Italien', Joditz (Jean Paul Edition) 2002.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2012

Kompliziertes Wesen

Während Forster die Welt umsegelt, Seume zu Fuß von Sachsen bis Sizilien wandert oder Casanova in der Kutsche kreuz und quer durch Europa fährt, kommt der oberfränkische Dichter Jean Paul aus der Gegend von Hof und Bayreuth kaum heraus. Berlin im Norden und München im Süden markieren schon die fernsten Punkte seines Reise-Universums; in Leipzig, Weimar, Berlin, Meiningen oder Coburg lebt er einige Zeit. Am liebsten reist er aber beim heimischen Bier durch die Phantasie, sei es mit dem Luftschiffer Giannozzo über das Meer oder mit Albano im "Titan" zur Isola bella. Wer wie Jean Paul aus der Provinz kommt und noch dazu arm ist, mag auch aus Eindrücken der ferneren Heimat ein funkelndes Innenleben entfalten. Dieter Richter trägt in seiner "Reise-Biographie" aus Briefen und Aufzeichnungen von und über Jean Paul die markantesten Beobachtungen und Erlebnisse von unterwegs zusammen und verknüpft sie durch geschickte Überleitungen. Auch so kann man ein Leben kurzweilig erzählen und hübsch illustrieren, bevor demnächst drei große Biographien zum 250. Geburtstag auf den Markt kommen. Darauf darf man gespannt sein, denn ein "so kompliziertes Wesen" lässt sich, so Goethe, nicht auf die Schnelle erfassen. Richters Buch ist dafür aber eine schöne Vorbereitung. (Dieter Richter: "Jean Paul. Eine Reise-Biographie". Transit Verlag Berlin 2012. geb., 144 S., geb., 16,80 [Euro].) kos

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einmal mehr drückt sich Rezensent Burkhard Müller um die ganze Lektüre des "Titan" herum. Einen guten Grund findet er in Dieter Richters Reisebiografie, die ihm immerhin den halben Jean Paul offeriert, indem sie sich auf des Autors geografische Bewegungen konzentriert. So schmal der Band ist, so gut führt er den Rezensenten zu allen wichtigen Lebens- und Schaffensstationen Pauls. Der Clou ist für Müller allerdings die Anlage des Buches. Der gut dosierte Wechsel von Zitat und Kommentar ermöglicht laut Müller nicht nur die fröhlich springende, kongeniale Zwischendurchlektüre, sondern, da Richter offenbar auch stilistisch auf der Höhe seines Gegenstands ist, eine gut klingende dazu.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.12.2013

Rastlosigkeit und häusliches Behagen
Noch einmal unterwegs mit Jean Paul – eine kongeniale Reise-Biographie und ein Abecedarium
Jean Paul dürfte nun doch, nach langer Inkubationszeit, endlich die Anerkennung gefunden haben, die ihm gebührt. Eine andere Frage ist es, wer ihn lesen mag oder überhaupt zu lesen vermag. Der Rezensent gesteht, zweimal an der Komplett-Lektüre des „Titan“ gescheitert zu sein. Jean Pauls Œuvre gleicht einem riesigen Bottich voll der köstlichsten und nahrhaftesten Suppe, vor dem sich jedes Besteck, mit dem man ihm naht, als zu klein erweist – und so droht sie ungenossen zu bleiben, wenn nicht von außen Hilfe kommt.
  Dieser bekannte Sachverhalt begünstigt Anthologien und Komprimierungs-versuche, die Jean Paul dem Leser mundgerecht machen wollen. Jean Paul für Leute, die für Jean Paul keine Zeit oder Geduld haben: so ließe sich ihr Programm zusammenfassen. Von einem werkpuristischen Standpunkt muss man sie allesamt verwerfen; aber dies ist eben nicht der Standpunkt des freien Lesers. So hat man an die Breviere, die aus Anlass seines 250. Geburtstags gediehen sind, vor allem die Frage zu richten, wie viel Jean Paul in ihnen jeweils noch kenntlich und übrig ist. Das wiederum hängt davon ab, welchen Zugang ein solches Buch zu Jean Paul findet.
  Dieter Richter, der mehrere Bücher über das Italien deutscher Bildungsreisender und den wunderbaren Band „Der Süden – Geschichte einer Himmelsrichtung“ verfasst hat, optiert für eine „Reise-Biographie“. Damit kommt man mindestens an den halben Jean Paul heran, den es zerriss zwischen physischer Rastlosigkeit und häuslichem Behagen. (Am besten vertrugen sich die beiden Dispositionen dann, wenn er vom geliebten Schreib-Kanapee aus seine Helden auf Wanderschaft gehen ließ.) Jean Paul tendiert ja sehr zum Breiten; die Konzentration auf seine geografischen Bewegungen ermöglicht es Richter indessen, über ihn einen vergleichsweise schmalen Band zu liefern, der dennoch keine der wichtigen Lebens- und Schreibstationen auslässt. Optisch abwechslungsreich zwischen (nie zu kurzen) Zitaten und (nie zu langen) Kommentaren, empfiehlt er sich der herumspringenden Zwischendurch-Lektüre, etwa auf Bahnfahrten, und bietet sich damit als seinem Gegenstand kongenial dar.
  Richterweiß genau die Grenze zwischen Jean Paul und eigener Zutat zu wahren. Für seinen Text wählt er, im Gegensatz zu den zitierten Passagen, eine serifenlose Schrift, aus der gewissermaßen selbsttätig ein knapper Duktus erwächst. „Auch Goethe (um ein letztes Mal diesen Vergleich zu bemühen) war ein leidenschaftlicher Wetterbeobachter. Aber sein Verhältnis zum Wetter ist genetisch – er interessiert sich für die meteorologischen Erscheinungen. Jean Pauls Einstellung ist hingegen prophetisch, er möchte prognostizieren, macht nicht selten auch Reiseplanungen von seinen Prognosen abhängig.“ Solche Sätze müssen weder im Stil noch in ihrem Gedanken die Nachbarschaft zu Jean Paul scheuen und unterscheiden sich doch in ihrer Schnörkellosigkeit von dem, was dieser draus gemacht hätte.
  Bernhard Setzwein wählt einen anderen Weg. Er hat sich von Jean Pauls Zettelkasten- und Exzerptenwesen anregen lassen, seinem Autor in Stichworten zu Leibe zu rücken, die „Von Adam bis Zucker“ (so der Titel) reichen. Es versammeln sich hier so unterschiedliche Lemmata wie „Blitzstrahl“, „Bruderherz“, „Druckfehler“ und „Erfindungen“, auch „Quirl“, „Xylograph“ und „Yüdenkirschen“, denn kein Buchstabe des Alphabets soll leer ausgehen. Doch markiert Setzwein dabei keine formale Grenze zwischen dem, was er selbst, und dem, was Jean Paul schreibt; er lässt sich von ihm anstecken, mit dem Ergebnis, dass die launig schweifende Plauderei sehr ins Kraut schießt. Da man aber Setzwein unablässig mit Jean Paul vergleichen und dann feststellen muss, dass hier doch ein erheblicher qualitativer Unterschied besteht, fasst man zu dem Buch keine rechte Neigung. Unter dem Stichwort „Erotische Akademie“ (sie ist von Jean Paul tatsächlich gegründet worden) heißt es etwa: „Nun fällt einem aber die Frauen zu verstehen nicht einfach so in den Schoß. Ich würde beinahe sagen: Das ist harte Arbeit. Beziehungsarbeit sagte man dazu wohl vor noch nicht allzu langer Zeit. Jean Paul hat sich ihr gestellt.“ Jean Paul hätte sich nicht mit der Distanzierung vom Wort „Beziehungsarbeit“ zufrieden gegeben, sondern sich ohne Rücksicht auf Befremdlichkeit selbst ein zusammengesetztes Substantiv ausgedacht. Setzweins Buch beweist (wieder einmal), dass sich von den großen Dichtern immer was lernen lässt, doch gelernt wird so gut wie immer das Falsche – das, was Nachahmung am wenigsten verträgt und auch am wenigsten verdient.
  Leichter hatte es da Christian Thanhäuser mit seinen Illustrationen. Er arbeitet in einem anderen Medium als der Dichter, aber doch insofern geistesverwandt, als auch er eine in Tusche getauchte Feder übers Papier führt und sich überraschen lässt, wohin die vielen nervösen Striche wohl fahren; der Eindruck des Filigranen verstärkt sich durch die Sprühwirkung kleiner Tintentröpfchen, sooft die Feder sich sträubt. So entstehen schwer deutbare Gebilde, die den Leser nach der ersten noch unentschiedenen Anmutung zwingen, ihnen ins Einzelne hinterherzudenken. Insofern funktionieren sie ähnlich wie Sätze von Jean Paul.
BURKHARD MÜLLER
Bernhard Setzwein: Jean Paul von Adam bis Zucker. Ein Abecedarium. Mit Holzschnitten und Federzeichnungen von Christian Thanhäuser. Haymon Verlag, Innsbruck und Wien 2013. 260 Seiten, 19,90 Euro.
Dieter Richter: Jean Paul. Eine Reise-Biographie. Transit Verlag, Berlin 2012. 144 Seiten, 16,80 Euro.
Eine der Stationen in Jean Pauls Leben: Kassel Wilhelmshöhe, 1800, von Johann Erdmann Hummel (aus dem besprochenen Band von Dieter Richter).
Foto: Transit Verlag
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr