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Wie die beiden 2014 und 2016 erschienenen Bände über die Frankfurter Architektur der 1950er und 1960er Jahre stellt FRANKFURT 1970-1979 zehn sehenswerte Bauten von außergewöhnlicher Qualität vor - als Bonus ergänzt durch zwei weitere Highlights der Dekade und einen Nachruf auf die ehemalige Deutsche Bank Zentrale. Neben den die Frankfurter Skyline prägenden Hochhäusern werden luxuriöse Wohnanlagen, Privathäuser und das streng bewachte Verwaltungsgebäude der Deutschen Bundesbank vorgestellt. Zu den Bauten gehören außerdem eine - nur den aus der Luft Anreisenden bekannte - gigantische Halle der…mehr

Produktbeschreibung
Wie die beiden 2014 und 2016 erschienenen Bände über die Frankfurter Architektur der 1950er und 1960er Jahre stellt FRANKFURT 1970-1979 zehn sehenswerte Bauten von außergewöhnlicher Qualität vor - als Bonus ergänzt durch zwei weitere Highlights der Dekade und einen Nachruf auf die ehemalige Deutsche Bank Zentrale. Neben den die Frankfurter Skyline prägenden Hochhäusern werden luxuriöse Wohnanlagen, Privathäuser und das streng bewachte Verwaltungsgebäude der Deutschen Bundesbank vorgestellt. Zu den Bauten gehören außerdem eine - nur den aus der Luft Anreisenden bekannte - gigantische Halle der Deutschen Lufthansa, das von Egon Eiermann entworfene heimliche Wahrzeichen der Stadt und ein frühes Beispiel des derzeit so beliebten "Green Building".
Bekannte Architekten, Kunsthistoriker, Musikjournalisten und Designtheoretiker erweitern mit ihren Essays den Blick auf das Jahrzehnt nach dem Nachkriegsboom. Eingeleitet mit einem Vorwort der Architekturkritikerin Ingeborg Flagge, wird die Zeitreise weiterhin von dem Frankfurter Fotografen Georg Dörr begleitet, der den Nahblick auf die raue, brutalistische und doch häufig sehr elegante Architektur des dritten Nachkriegsjahrzehnt richtet.
Autorenporträt
Opatz, Wilhelm E.
Wilhelm E. Opatz, geb. 1962, Architekturkenner und studierter Innenarchitekt, ist Inhaber einer Kommunikationsagentur in Frankfurt am Main. Neben den mit diesem Band fortgesetzten Führern zur Frankfurter Architektur der Nachkriegsjahrzehnte hat er ein Buch über moderne Frankfurter Sakralbauten veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2019

In Schlaghosen gegen die Betonburgen

In den Siebzigern sind die Frankfurter gegen eine rücksichtslose Stadtplanung auf die Straße gegangen. Ein Bildband zeigt die Stadt von einer ebenso faszinierenden wie abstoßenden Seite.

Von Rainer Schulze

Wer erst in den späten siebziger Jahren geboren wurde, kennt die Zeit nur von Fotoaufnahmen aus der Kindheit. Schlaghosen, psychedelische Muster, bunte Strickware - auf den Seiten des Familienalbums fällt vor allem die schrille Mode auf. Die Eltern steckten ihre Kinder in bunte Strampelanzüge und trugen selbst Farben und Formen, in denen sie sich heute nicht mehr aus dem Haus trauen würden. Vielleicht weil die Umgebung damals schon grau und trist genug war?

Wer immer einst Frankfurt seinen - inzwischen berechtigterweise wieder abgelegten - Beinamen "Krankfurt" gegeben hat, es muss in den siebziger Jahren geschehen sein. Für die Leistungen des Frankfurter Planungsdezernats, aber auch vieler Architekturbüros ist dieses Jahrzehnt nicht schmeichelhaft. Sicher: Einige Bürotürme dieser Epoche sind zu echten Stilikonen geworden. Aber vielen Projekten fehlte doch das menschliche Maß. In einigen Stadtteilen entstanden Siedlungen mit Wohnhochhäusern, die eher Betonsilos ähneln. Ins Westend einsickernde Bürohäuser verdrängten stilvolle Altbauten. Und auf Pfeilern geführte Hochstraßen wie die Rosa-Luxemburg-Straße, ebenfalls ein Kind der Siebziger, zerschnitten ganze Stadtteile. Es war die Zeit, in der sich die Menschen fragten: Wie gesund ist es, in dieser Stadt zu leben?

Wilhelm Opatz, der den Architekturführer "Frankfurt 1970-1979" gemeinsam mit dem Verein Freunde Frankfurts herausgegeben hat, kennt diese Zweifel. Er hat in seinem Band nach eigenen Worten nicht nur "beste Entwurfsleistungen", sondern auch "harte und brutale Zeugen jener Zeit" versammelt. Außerdem hat er Aufsätze zusammengetragen, die das gesellschaftliche Klima dieser Jahre erfahrbar machen. In seinem Grußwort zitiert Opatz den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki: Frankfurt sei eine sachliche, nüchterne, unsentimentale, eine harte und wahrscheinlich auch brutale Stadt, urteilte er. "Kann man sich hier überhaupt wohl fühlen?", fragt Reich-Ranicki 1975. Wer sich Fotos und Filme dieser Zeit vor Augen führt, tendiert zu "nein".

Auch Ingeborg Flagge hat im Vorwort so ihre Probleme mit dem Frankfurt der Siebziger. Sie sei hin- und hergerissen zwischen der Ablehnung eines großen Teils der Architektur der siebziger Jahre und dem Bemühen, herausragende Beispiele guter Architektur dieser Zeit aufzuspüren, schreibt die ehemalige Direktorin des Deutschen Architekturmuseums. "Frankfurt avancierte zum hässlichen Symbol einer kapitalistischen Stadtentwicklung", erinnert sich Flagge an die Jahre, in denen Bürger aus Protest gegen eine rücksichtslose Stadtplanung und gegen die "Zerstörung der gewachsenen Stadt aus Profitinteressen" auf die Straße gingen. Mit Erfolg: Die Stadt änderte ihre Planungspolitik grundlegend und erfand schließlich Mitte des Jahrzehnts das Museumsufer. Doch nicht alles, was heute negativ mit den siebziger Jahren assoziiert wird, stammt auch aus dieser Zeit. Flagge benennt zutreffend als "Problemstau" den Überhang von Projekten aus den sechziger Jahren, die später realisiert wurden.

Viele Gebäude entstanden im damals angesagten "Brutalismus" mit seinem Faible für rohen Beton. Flagge weist auf die Probleme dieses Baustils hin: Das Material altert, die Gebäude sehen schnell gebraucht aus. Die monumentalen "Betonmonster" üben aber auch eine gewisse Faszination aus, wie das Architekturmuseum kürzlich mit einer eindrucksvollen Ausstellung zeigte. Einige der - teils aus guten Gründen - schon wieder abgerissenen Zeugnisse wurden leider nicht in das Buch aufgenommen. So vermisst der Leser das Technische Rathaus (1974) und das Historische Museum (1972).

Von dem Fotografen Georg Dörr erstklassig und detailliert in Szene gesetzt wurden aber einige Klassiker ihrer Zeit, die bis heute erhalten sind: Die Bundesbank (1972), jenes betont nüchterne, 217 Meter lange "liegende Hochhaus" von ABB Beckert + Becker ist ebenso dabei wie die berühmten Olivetti-Türme (1973) von Egon Eiermann in der Bürostadt Niederrad. Besonders produktive Büros wie ABB haben in dieser Zeit eine breite Wirkung entfaltet. Auch der spektakuläre und erstaunlich filigran wirkende Lufthansa-Hangar V (1970) stammt von ihnen, ebenso wie der 1978 von ABB entworfene Silberturm der Dresdner Bank.

Bei den Hochhäusern, die in den siebziger Jahren im Bankenviertel entstanden sind, fällt ein Maßstabssprung auf. Sie überschreiten die 140-Meter-Grenze. Für seine beiden Frankfurter Türme hat sich der Architekt Richard Heil an amerikanischen Vorbildern orientiert. Das Frankfurter Büro Center (1979) ist einer der elegantesten, strengsten Türme der Skyline. Seinen zweiten Büroturm, das nach dem Bauherrn Ali Selmi im Volksmund "Selmi-Hochhaus" genannte City-Haus, hat Heil gemeinsam mit Johannes Krahn entworfen. Der Büroturm fing kurz vor dem Richtfest Feuer. Demonstranten tanzten auf dem Gehweg und sangen "Jetzt verbrennen wir dem Selmi sein klein Häuschen". Heute erfreut sich das schlichte, klare Gebäude großer Wertschätzung, es wurde vor einigen Jahren von Christoph Mäckler behutsam saniert.

Auch weniger populäre Gebäude sind in den Architekturführer eingegangen. Selbst Kennern der Materie unbekannt dürfte das Haus Behrens (1971) sein, ein durchdachter Bungalow des Stadtplaners Till Behrens, der als Erfinder des Grüngürtels gilt. Der in orangefarbenes Leinen eingebundene Band folgt - wie schon seine beiden Vorgänger über die Fünfziger und Sechziger - dem Konzept, dass für jedes Baujahr nur ein Gebäude ausgewählt wird. Das gibt dem Buch eine gewisse Griffigkeit, ist aber auch ein wenig schade, weil in prominent besetzten Jahrgängen die Auswahl schwerfällt, während in mittelmäßigen Jahrgängen das Niveau sinkt.

Exkurse führen den Leser in die Geschichte der Popmusik und des Designs. In den siebziger Jahren gab sich die Deutsche Bank ein neues Firmenlogo. Der Zeichner Anton Stankowski erfand das heute etablierte Bildzeichen, und die "Bild"-Zeitung schrieb dazu 1974: "Maler verdient mit fünf Strichen 100 000 Mark." Frankfurt in den siebziger Jahren, das waren auch Boney M. und Frank Farian. Das war aber auch Michael Holm und sein 1971 eingespieltes Lied "Smog in Frankfurt". Mit einer hübschen Anekdote erinnert Opatz an diesen Nebenschauplatz, der das Bild erst komplett macht.

Auch ein problematisches Kapitel dieser Zeit wird nicht ausgespart: die Hochhaussiedlungen, die zu sozialen Brennpunkten wurden. Teile des Frankfurter Bergs und des Ben-Gurion-Rings stammen aus den Siebzigern. Am Beispiel des hochpreisigen, von Günther Balser entworfenen Sonnenrings (1977) in Sachsenhausen wird gezeigt, wie es anders geht.

Die begleitenden Texte sind bis auf wenige Ausnahmen anregend geschrieben, das Lesebändchen findet Verwendung. Der Herausgeber und die meisten Autoren wahren eine angenehme Distanz zum Thema. Sie haben sich mit ihrem Sujet schwergetan und es nicht lieben gelernt.

"Architekturführer Frankfurt 1970-1979", Wilhelm Opatz und Freunde Frankfurts (Hg.), Junius Verlag, Hamburg 2018. 208 Seiten, 44 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Kalt und grau" sind die Erinnerungen, die Rezensentin Laura Weißmüller an das Frankfurt der Siebziger hat. Dieser nun von dem Innenarchitekten und Grafikdesigners Wilhelm E. Opatz herausgegebene Architekturführer belehrt die Kritikerin indes eines Besseren, entdeckt sie hier doch prächtige Architekturbeispiele aus den Jahren 1970 - 1979 wie den Lufthansa Hangar V, die Olivetti-Türme von Egon Eiermann oder die Wohnanlage Sonnenring, die nicht zuletzt dank der Fotografien von Georg Dörr in diesem Band in neuem Glanz erstrahlen. Dass Weißmüller hier darüber hinaus etwas über Kulturpolitik und Werbung jener Jahre erfährt, macht den Band für sie zusätzlich empfehlenswert.

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