"Gegen jeden Sitzplatz im Gemütlichen", so charakterisiert Elfriede Jelinek in diesem Buch die Lebenshaltung von Rolf Dieter Brinkmann. Seine provozierende Denk- und Schreibweise, sein scharfer Blick sowohl auf die jeweils bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse als auch auf das alltägliche Leben sind heute so aktuell wie zu seinen Lebzeiten. Hier Setzt "Schnitte im Atemschutz" konzeptionell an, um den Diskurs über den Dichter zu fördern. Die literarische, kulturelle und politische Bedeutung Brinkmanns wird von 22 Autoren kontrovers behandelt. Unter dem Titel "Magie der Wunde - Schnitte zur Weltoperation" Setzt sich Bazon Brock mit der Ästhetik Brinkmanns auseinander, ein Beitrag von Dieter Wellershoff reflektiert dessen Konflikte im institutionalisierten Kulturbetrieb.Die innere Zerrissenheit Brinkmanns, seine subversive Kreativität und sein individueller Freiheitsdrang werden in der reich illustrierten, grafisch anspruchsvollen Publikation kongenial aufgegriffen. Der Band begleitet zugleich das Vorhaben, dem berühmtesten und gleichzeitig umstrittensten Sohn der Stadt Vechta eine Skulptur zu widmen als Zeichen für den Literaturrebellen. Die ästhetische Problematik der "Dichterplastik" (Marc Wellmann) wird daher ebenfalls in einem historischen Exkurs erörtert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Christopher Strunz bescheinigt dieser von Karl-Eckhard Carius herausgegebenen Anthologie "neues Licht" auf Rolf Dieter Brinkmann zu werfen. Die kulturwissenschaftlichen, literarischen und anekdotischen Beiträge beleuchten für ihn eine Vielzahl verschiedener Aspekte Brinkmanns. Als Autoren nennt er u.a. Peter Handke, Dieter Wellershoff und Elfriede Jelinek, Klaus Theweleit, Bazon Brock, Teresa Salema und Eckhard Schumacher, Marcel Reich-Ranicki. Insgesamt entsteht in Strunz' Augen ein uneinheitliches Bild dieses vielseitigen Autors. So erscheint ihm Brinkmann als "dichtender Schmerzensmann", als "Ausnahmepersönlichkeit im Literaturbetrieb", als "experimenteller Benutzer neuer Medientechniken" oder als "Kölner Kinogänger".
© Perlentaucher Medien GmbH
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